Stiftshütte – Bibel-Lexikon

Die Stiftshütte wird verschiedentlich auch das Zelt der Zusammenkunft oder das Zelt des Zeugnisses genannt. Dies war der von Gott anerkannte Ort, wo er unter seinem Volk wohnte und ihm begegnen wollte, und wo in Absonderung von der Außenwelt sein Wille bekannt gegeben wurde. Die Stiftshütte sollte nach dem Muster gemacht werden, das Mose auf dem Berg gezeigt worden war. Als sie fertig gestellt war, bezeugte Mose, dass sie den Anweisungen des Herrn entsprechend gebaut sei. Es ist bemerkenswert, dass keines der Details Moses Einfallsreichtum überlassen wurde. Er brauchte nur die Anweisungen Gottes ausführen. Wir lesen im N.T., dass diese Dinge Abbilder von den Dingen in dem Himmeln sind, aber nicht ihnen völlig entsprechende Bilder, denn die himmlischen Dinge können nicht materialisiert werden.

Durch die Stiftshütte mit ihren Opfern offenbarte Gott zum einen sich selbst, und zeigte zum anderen, wie Menschen Zugang zu ihm haben konnten. Wer sich dem Zelt näherte, sah zunächst den Vorhof, ein Bereich, der durch an Pfosten aufgehängten Vorhängen eingezäunt war. Dieser Bereich war 100 Ellen lang und 50 Ellen breit. Trat man nun durch das Tor ein, kam man zuerst zum Brandopferaltar. Dieser Altar war der Zugang für das Volk. Das Brandopfer war die Grundlage der Annahme für ein Volk auf der Erde. Der Ort des Zugangs für die priesterliche Familie war der goldene Räucheraltar im Heiligtum; aber der Weg ins Allerheiligste war noch nicht geoffenbart worden (Heb 9,8).

Zwischen dem Brandopferaltar und dem Heiligtum stand das Waschbecken, an dem sich die Priester ihre Hände und Füße wuschen, wenn sie zum Dienst kamen. Drinnen im Heiligtum befand sich der Tisch mit den Schaubroten nach Norden hin, der goldenen Leuchter nach Süden, und der Räucheraltar in der Mitte „vor dem Vorhang”. Hier dienten die Priester täglich und räucherten Weihrauch - ein Bild von Christi Fürbitte und von der Vollkommenheit seiner Person und seines Werkes, das hier nicht als den Bedürfnissen des Menschen begegnend gesehen wird, sondern zur Freude seines Vaters. Die Lampen brannten beständig, wahrscheinlich aber nur nachts (2. Mo 30,7.8; 3. Mo 24,2.3; 2. Chr 13,11). Das Licht symbolisiert die Offenbarung Gottes durch den Heiligen Geist, die sieben Lampen stehen symbolisch für himmlische Vollständigkeit. Zwölf Schaubrote lagen immer auf dem Tisch, die bildlich von Israel in Verbindung mit Christus vor Gott und von Gottes Freigebigkeit reden, die er im 1000jährigen Reich durch Israel (zwölf Brote) der Erde erweisen wird. Das Heilige oder „die vordere (wörtlich: erste) Hütte" (Heb 9,2.6.8) bezieht sich auf Israel. Hinter dem zweiten Vorhang war das Allerheiligste, worin sich die Bundeslade mit den Cherubim befand, was bildlich für den Thron Gottes steht. Christen haben jetzt Zutritt zur Gegenwart Gottes, weil Christus durch sein Eintreten als ihr Hoherpriester einen neuen und lebendigen Weg für sie eingeweiht hat (Heb 10,20).

Das Zelt war rechteckig, zehn Ellen breit und dreißig Ellen lang. Von dieser Länge waren zehn Ellen für das Allerheiligste und zwanzig für das Heilige abgeteilt. Die Seitenwände bestanden aus vergoldeten Akazienholzbrettern (zehn Ellen in der Höhe), die durch Zapfen in silberne Fussplatten eingesetzt waren, wobei jedes Brett je zwei Sockel hatte. Diese Bretter wurden durch waagerechte Stangen zusammengehalten. Wenn die gesamte Stiftshütte als ein Bild Christi gesehen werden kann, dann mögen das Gold und das Holz auf seine Göttlichkeit und sein Menschsein hinweisen. Das Gold könnte auch für göttliche Gerechtigkeit stehen. Innen in der Stiftshütte sah man nur Gold und Stickwerk, von dem Holz war nichts zu sehen.

Der ganze Bau war mit vier Decken bedeckt. Zuerst ein reichlich bestickter Teppich aus verschiedenen Farben, als nächstes ein Teppich aus Ziegenhaar, dann eine Decke aus Widderfellen und schließlich eine aus Seekuhfellen. Die beiden inneren Decken waren von unterschiedlicher Weite, sodass die Nahtstellen der beiden Decken nicht aufeinander lagen. Bildlich kann man darin den völligen Schutz vor äußerlich Bösem sehen. Hinsichtlich der Bedeckung werden drei Teile voneinander unterschieden: Die Wohnung, das Zelt und ihre Decke (2. Mo 35,11). Die erste, bunt bestickte Decke bildete die Wohnung (mishkan); die zweite Decke aus Ziegenhaar war das Zelt (ohel) der Wohnung (siehe Zelt); und die Decken aus Widderfellen und Seekuhfellen bildeten die Decke (mikseh). Ein bestickter Vorhang diente als Tür oder erster Vorhang. 2. Mose 25–27 zeigt, wie Gott sich den Menschen nähert; 2. Mose 28–30 zeigt, wie die Menschen sich Gott nähern konnten und in 2. Mose 35–39 findet man die freiwilligen Gaben für die Baumaterialien und den Bau der Stiftshütte.

Die Stiftshütte als Gesamtes könnte Folgendes versinnbildlichen: 1. Gott zeigt sich in einem Menschen, nämlich seinem eigenen Sohn - und das auf der Grundlage der Erlösung. Er füllt das Universum mit dem Licht seiner Herrlichkeit. 2. Die Schaffung eines Weges, auf dem sich ein erlöstes Volk Gott nähern kann. Der Hebräerbrief erklärt die Bedeutung der Stiftshütte sehr ausführlich, allerdings eher durch das Aufzeigen von Gegensätzen, als durch direkte Vergleiche oder Parallelen.

Die Stiftshütte kann außerdem als das Haus Gottes angesehen werden und deshalb 3. ein Bild der Heiligen im gegenwärtigen Zustand sein. Der Tempel war für das spätere geordnete und aufgerichtete Königreich. In Offenbarung 21 geht der Geist, nachdem das Königreich und der ewige Zustand erwähnt worden ist, zurück zu dem Gedanken der Stiftshütte.

Während der 40 Jahre in der Wüste wurde die Stiftshütte umhergetragen (siehe Lager), und als die Israeliten das Land betraten, wurde sie offensichtlich zuerst in Gilgal aufgerichtet (Jos 9,6). Später stand sie in Silo (Jos 18,1). Während sie dort war, wurde die Stiftshütte von Gott auf Grund der Hurerei und Bosheit des Volkes verlassen (Ps 78,60; Jer 7,12.14; Jer 26,6.9). Die Bundeslade wurde schließlich von den Philistern weggenommen und nach ihrer Rückgabe nicht in die Stiftshütte zurückgebracht. Auch als David die Bundeslade holte, brachte er sie nicht zurück in die Stiftshütte, sondern stellte sie auf den Berg Zion. Wir lesen als nächstes, dass sich die Stiftshütte in Nob befand (1. Sam 21,1–6). Danach war sie in Gibeon (1. Chr 16,39; 1. Chr 21,29; 2. Chr 1,3–6). Als der Tempel gebaut wurde, wurde die Stiftshütte geholt, nun zusammen mit der Bundeslade und den heiligen Geräten. Die Stiftshütte machte dem Haus Platz, dessen letzte Herrlichkeit noch größer sein wird als je zuvor (2. Chr 5,4–9; Hag 2,9).

Mitten zwischen den kommenden Gerichten lesen wir, dass der „Tempel der Hütte des Zeugnisses” im Himmel geöffnet wird und sieben Engel mit sieben Schalen heraustreten (Off 15,5.6).


Verweise auf diesen Artikel

Zelt der Zusammenkunft