Der Prophet Habakuk

Kapitel 2

Der Herr schweigt für eine Zeit im Angesicht dieser neuen Vorwürfe seines Dieners, der auf seine Antwort wartet und dessen Geist Ausschau hält wie ein Wächter auf seinem Turm umherspäht (Hab 2,1).

Bald darauf erhält er die Antwort des Herrn, der ihn den Fall der Chaldäer in einer Vision sehen lässt und er erhält den Befehl, diese auf Tafeln einzugravieren, damit diese fließend bzw. sogar im Vorbeigehen gelesen werden kann. Die Erfüllung dieser Vision kann sich jedoch noch etwas verzögern, denn der Herr sagt auch, dass sie AM ENDE erfüllt werden wird, und Er lügt nicht. „Wenn es verzieht, so harre sein; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben“ (Hab 2,3). Das war die moralische Haltung, die der Prophet einnehmen sollte, indem er sich ganz auf die Verheißung seines Gottes stützte und das ist auch die Haltung, die der Herr Jesus von all denen fordert, die an Ihn glauben, d. h. eine gewohnheitsmäßige Erwartung und volles Vertrauen in ihren Heiland, der gesagt hat: „Denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seid“ (Joh 14,2.3), und der auch gesagt hat: „Ja, ich komme bald“ (Off 22,20). Auf Ihn nimmt auch der Heilige Geist (in Hebräer 10,37.38) Bezug, wenn Er sich auf genau diesen und den folgenden Vers unseres Propheten bezieht, indem Er sagt: „Denn noch eine ganz kleine Zeit und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben“. Würden doch alle zu Christus gebracht oder in ihrem Glauben gestärkt werden, so dass sie voller Glück und Freude die Wiederkehr des Herrn Jesus erwarten und durch den Geist und mit der Braut (Kirche) von ganzem Herzen rufen könnten: „Amen! Komm Herr Jesus!“

Danach verspricht der Herr den Gerechten, die glauben bzw. denen, die durch Glauben gerechtfertigt sind, Leben und das ist der Grundgedanke des ganzen Buches Habakuk: „Siehe, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele. Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4). Zweifellos bezieht sich das in erster Linie auf die Befreiung des Überrestes, der in allem Gott vertraute. Aber diese Worte enthalten noch mehr, und zwar, dass innerhalb des alten Bundes, der ein ganzes Volk betraf, ein evangelistisches Prinzip aufgestellt wird, das nur für den Einzelnen gilt: die einzige Gerechtigkeit, die Leben empfängt, ist die des Gläubigen. Das Zitat, das Paulus im Römerbrief anführt: „der Gerechte wird aus Glauben leben“ ist der Grundsatz, der den ganzen Römerbrief kennzeichnet (Hab 1,17), in dem er die kostenlose Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben an Jesus Christus ohne Gesetzeswerke vorstellt. Denn Jesus sagt: „Wer [an mich] glaubt, hat ewiges Leben; sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass die Stunde kommt und jetzt ist, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben“ (Joh 6,47; 5,24.25). Möge Gott Gnade schenken, dass auch du die glückliche Erfahrung machst wie wahr diese Äußerungen des Erlösers sind.

Wenn Gott jedoch zulassen würde, dass sein Volk aufgrund seiner Sünden durch Ungerechtigkeit und Unterdrückung zerschlagen würde, würde doch das Verhalten des Unterdrückers zu Ihm schreien und das Gericht auf dessen Kopf zurückbringen. Wehe ihm, denn Gott ist es, der die Erde richtet und sie von Unterdrückern und Bösen befreit. Geschnitzte Bilder oder Götzen nützen den Chaldäern gar nichts. Aber der Herr, der an einem heiligen Ort, in seinem Tempel ist, gegenüber Ihm muss die ganze Erde schweigen: eines Tages wird die Gegenwart des Herrn sie mit seiner Herrlichkeit erfüllen, so wie die Tiefen des Meeres mit Wasser bedeckt sind.

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