Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 16

Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

enthält die offene Empörung Dathans und Abirams wider Mose, besonders aber, sich den Dienst in Israel anzumaßen und das Priestertum an sich zu reißen. Einige der Häupter des Volkes nahmen an diesem Aufstand tatsächlich teil, und einen Augenblick lang wurde das nur zu gut vorbereitete Volk durch den Ehrgeiz eines Mannes, der den Dienst verrichtete; mitgerissen. Das Neue Testament nennt das den „Widerspruch Korahs“, er ist der erste, an den sich Mose wendet, und die Hauptsache bei dieser Sünde ist, als Mose darauf besteht, daß die Söhne Levis zuviel auf sich nahmen. Durch Schmeichelei zog er noch andere in diese Sache hinein, um das offizielle Priestertum für sich zu beanspruchen. Die Sache Dathans und Abirams war eine Frage, die die Autorität Moses in bezug auf das Wort Gottes durch ihn betraf, und das Gericht war eine Sache für sich. Dieser Anspruch aber auf das Priestertum durch den Dienst wird mit offener Empörung wider Gott in der Autorität Seines durch Mose getragenen Wortes gleichgeachtet. Es ist aber nicht das Verderben des Dienstes dadurch, daß Irrtum gelehrt wird, wie die von Judas gemachte Unterscheidung uns zeigt.

Bei Kain sehen wir natürliche Bosheit; bei Balaam, der für Lohn Irrtum lehrte, sehen wir religiöse Verderbtheit in der Lehre; bei Korah sehen wir den Widerspruch, der Vernichtung herbeiführt. Laßt uns im Auge behalten, daß Judas von den Ergebnissen und von dem Ende redet, das der Verderbtheit und den Verderbern des Christentums vorbehalten wird. Der Widerspruch Korahs ist eine Empörung wider die Autorität Christi und den unterschiedlichen Charakter Seines Priestertums: eine durch einen Mann hervorgerufene Empörung, der, indem er die Stellung eines Dieners hat, vorgibt, ein Priester zu sein und dabei das einzige wahre himmlische Priestertum Christi beiseite setzt 1.

Ruben war der älteste Sohn Israels, und Korah stammte aus der am meisten begünstigten Familie unter den Leviten. Der Stamm Ruben und die Familie Korahs waren im Lager nahe beieinander, aber nichts von alledem sieht man in den Beweggründen, die zu ihren Handlungen führten.

Mit einem Wort, es war offene Empörung und Frechheit, die sich vor Gott wagte. Gott machte ihren Anmaßungen ein schnelles Ende, denn: „Wer hat sich wider ihn verhärtet, und ist unverzehrt geblieben?“ Mose appelliert an Ihn. Dathan und Abiram gebrauchen die Auswirkungen des Unglaubens der Gemeinde, die schon in Kanaan hätte sein können, um die Schuld daran Mose zuzuschieben. Was Korah betrifft, gibt Mose bekannt, daß Gott zeigen wird, wer heilig ist und wen Er erwählt hat. Korah und die 250 Fürsten der Gemeinde werden verbrannt; Dathan, Abiram und alles, was ihnen gehörte, wurden von der Erde verschluckt. Der Geist der Empörung hatte sich aber der ganzen Gemeinde bemächtigt. Am anderen Morgen murrten sie wider Mose und Aaron und sprachen: „Ihr habt das Volk Jehovas getötet!“ - eine bequeme Art sich wichtig zu machen. Jetzt werden das Priestertum und die Fürbitte Aarons augenscheinlich gemacht. Mit einer Räucherpfanne steht er zwischen den Toten und den Lebenden, und der Plage ward gewehrt.

Wir werden die Bedeutung dieser letzten Bemerkung in dem, was folgt, sehen und auch den einzigen Grundsatz, auf dem im Blick auf Sünden und das Fleisch Gott Sein Volk durch die Wüste bringen kann. Dort wird jenes Priestertum benötigt, das Korah verschmäht hatte, aber nur durch das Priestertum allein kann der Mensch mit Gott durch die Wüste hindurchkommen 2. Mose antwortet Korah und erklärt, daß Gott zeigen wird, wen Er zu diesem Zweck erwählt hatte, und das tut Er tatsächlich recht bald. Durch die Verachtung und Ungerechtigkeit Dathans und Abirams verärgert, appelliert Mose an die Gerechtigkeit und an das Gericht Gottes. Gott greift durch ein Gericht reiner Vernichtung ein. Wenn es aber um die Frage geht, wer sich Ihm nahen soll, stehen die Herrlichkeit und das Haus Gottes auf dem Spiel. Autorität genügt nicht, um solche, wie wir sind, durch die Wüste zu führen. Das Fleisch ist widerspenstig, und das letzte Hilfsmittel der Autorität ist die Vernichtung. Das führt aber ein Volk nicht zu einem guten Ende zur Herrlichkeit Gottes, obwohl Er darin in Gerechtigkeit verherrlicht wird.

In jener Eigenschaft der Autorität, die in Gerechtigkeit schlägt, ist Mose machtlos in bezug darauf, das Volk nach Kanaan einzuführen. Es ist das Priestertum, das die Empörung so verschmäht hatte, das mit Autorität über Sein widerspenstiges Volk bekleidet wird. Es ist Christus der Priester, der uns in Seiner Gnade und Güte durch die Wüste führt. Dies ist die Folgerung, zu der wir am Ende des Berichts über den Zug des Volkes Gottes durch die Wüste kommen.

Fußnoten

  • 1 Dies ist ekklesiastisches (kirchliches) Übel; was aber die Empörung betrifft, so ging das Böse weiter. Es war die Anmaßung des Dienstes, das Priestertum zu sein. Das ist das Böse, auf das Mose hinwies, obwohl Korah auch andere herzubrachte (V. 8-10).
  • 2 Hier geht es gar nicht um die Frage der Vereinigung mit Christo (das war noch das verborgene Geheimnis), noch um die Sohnschaft, es ist der Zug der Pilger durch die Wüste. In dieser Eigenschaft werden wir, wie im Hebräerbrief, als getrennt von Christo betrachtet. Ich füge hier hinzu, daß es einen Unterschied gibt zwischen Priestertum und Fürbitte (Hebräer und Johannes). Im Hebräerbrief ist es ein Priestertum für Barmherzigkeit und Gnade zur rechtzeitigen Hilfe in der Not; Fürbitte soll die Gemeinschaft wiederherstellen, wenn wir gesündigt haben.
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