Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 5

Betrachtung über das vierte Buch Mose (Synopsis)

Laßt uns die Betrachtung dieses Buches fortsetzen. Kapitel 5 stellt dreierlei in Verbindung mit der Reinheit des Lagers dar, wie es als der Wohnort Gottes betrachtet wird und wie wir in Verbindung damit als Pilger durch die Wüste ziehen, was den großen Gegenstand des 4. Buches Mose bildet; während dieser Pilgerreise wird alles auf die Probe gestellt, und unsere einzige Sicherheit, Führung und Kraft ist die ungetrübte Gegenwart Gottes unter uns.

Jede Verunreinigung sollte weggereinigt werden.

Gott nahm zur Kenntnis, wenn dort einem Bruder Unrecht getan wurde. Wenn dies immer auch wahr ist, so desto mehr, wenn es auf ein Unrecht bezogen wird, das Dem angetan wurde, der Sich nicht schämt, uns Seine Brüder zu nennen. Wenn die Schuld dem, der das Unrecht erlitten hatte, oder seinem Blutsverwandten nicht zurückerstattet werden konnte, so gehörte es Gott in der Person des Priesters, außer dem Sündopfer. Im Lager Gottes konnte nichts Unrechtes verübt werden, ohne daß Ersatz geleistet werden mußte.

Dann kommt die Frage der Eifersucht. Wenn die Treue Israels, der Kirche oder des einzelnen Gott oder Christo gegenüber in Frage gestellt wird, muß das geprüft werden. Mir scheint, daß der Staub der Wohnung die Macht des Todes in der Gegenwart Gottes darstellt; für den natürlichen Menschen ist er verhängnisvoll, für den aber, der Leben hat, ist er als der Tod der Sünde kostbar. Das Wasser ist die Kraft des Heiligen Geistes, die durch das Wort auf das Gewissen wirkt.

Wenn die Kraft des Heiligen Geistes (nach dem Urteil des Todes gegen das Fleisch) so die Treulosigkeit richtet, von der angenommen wurde, daß sie vor dem wahren Ehemann des Volkes verborgen war, so wird die Sünde offenbar und bringt die Züchtigung und den Fluch auf den Treulosen, und zwar augenscheinlich durch das gerechte Gericht Gottes. Den Tod zu trinken nach der Macht des Geistes ist Leben für die Seele. Wie Hiskia sagt: „Durch dieses lebt man ... und darin ist das Leben meines Geistes“ - selbst dann, wenn diese Dinge die Wirkung der Züchtigung sind, was nicht notwendigerweise der Fall ist. Wenn aber irgendwelche der verfluchten Dinge verborgen sind, wenn da etwa durch den Menschen unentdeckte Treulosigkeit gegen Jesum vorliegt und Gott die Sache auf die Probe stellt; wenn wir uns durch den, der die Macht des Todes hat, haben verführen lassen, und wenn sich die heilige Macht Gottes mit dem Tode befaßt und kommt, um diese Macht des Feindes zu richten - da wird das verborgene Übel entblößt, das Fleisch wird erreicht: seine Morschheit und Kraftlosigkeit werden offenbar, wie ansehnlich sein Aussehen auch sein mag. Wenn wir aber von Treulosigkeit frei sind, ist das Ergebnis der Prüfung nur negativ: sie zeigt, daß der Geist der Heiligkeit nichts zu richten findet, wenn Er den Tod der Heiligkeit Gottes gemäß anwendet.

In der Opfergabe ohne Öl und Weihrauch wird das Weib dem Gericht Gottes gemäß vor Gott hingestellt, des Gerichts, das Er in Seiner Heiligkeit und Majestät wider die Sünde entfaltet hat, als Christus für uns zur Sünde gemacht wurde. Wenn die Sünde bekannt wird, hat sie niemals diese Wirkung, denn das Gewissen wird durch Christum von ihr gereinigt. Die Treulosigkeit, von der hier die Rede ist, ist die des Herzens Israels - der Kirche gegenüber Christo. Alles dieses bezieht sich nicht auf die Annahme des Gläubigen, noch auf die Kirche betreffs der Gerechtigkeit - das wird behandelt, wo es um den Zutritt zu Gott geht -, sondern auf das Richten unserer Wege während der Reise durch die Wüste, insofern als Gott in unserer Mitte ist.

Die Kirche täte gut, darüber nachzusinnen, wie weit sie sich einem anderen hingegeben hat. Sicherlich gibt es einige unter ihren Gliedern, die es im Herzen nicht getan haben. Wenn Christus die Ungerechtigkeit nicht entdecken und sie nicht richten lassen würde, wäre Er sozusagen mit der Ungerechtigkeit der Braut einsgemacht und somit durch sie verunreinigt (V. 31); deshalb wird Er es sicherlich tun. Was hier über die Kirche gesagt wird, kann gleicherweise von jedem ihrer Glieder gesagt werden; dabei soll man auch hier dessen eingedenk sein, daß es nicht um die Frage der Errettung geht, sondern um den Wandel hienieden, da der Wandel in der Wüste stets der Gegenstand dieses Buches ist 1. Laßt uns auch beachten, daß die Seele oder die Kirche in einer anderen Hinsicht einen Eifer, eine außerordentliche Ergebenheit zeigen kann, die tatsächlich aufrichtig sind, während sie in einen Fehler verfällt, den sie bis zu einem gewissen Grade vor sich selbst verbirgt. Nichts kann aber Treulosigkeit gegen den Ehemann ausgleichen.

Fußnoten

  • 1 Als ein bekennendes Ganzes betrachtet, oder als ein einzelner, der ein Bekenntnis leistet, mag man die Entdeckung machen, daß nichts Echtes da ist, wie es ja bei Israel nach dem Fleische gewesen ist und wie es bei der bekennenden Kirche auch sein wird. Sie sind ihrem Mann gegenüber treulos gewesen.
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