Auserwählt in Christus

Einleitung

Auserwählt in Christus

„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 1,3). Mit diesem Lobpreis beginnt Paulus seinen Brief an die Epheser. Was für einen Anlass hat Paulus, seine Empfindungen auf diese Weise auszudrücken?

Er hat seinen Gott und Vater vor Augen und auch den Ratschluss, den Er vor aller Zeit in seinem Sohn Christus Jesus gefasst hat. Dazu gehört auch, dass Gott „uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (V. 4). Paulus schaut in das Herz Gottes. Und da kann er nicht anders, als Gott zu preisen und anzubeten.

Die christliche Auserwählung

In diesem Buch geht es um die christliche Auserwählung. Sie wird im Neuen Testament mit ewigem Segen und himmlischer Herrlichkeit verbunden, nicht mit Bekehrung oder Rettung vor Feinden und Herrlichkeit auf der Erde.

So großartig die Auserwählung der Erlösten ist, so schwierig scheint dieses Thema zu sein. Es gibt manche Missverständnisse, die unter Gläubigen leider auch zu Streit geführt haben. Schade, dass dies bei einer solch erhabenen Wahrheit vorgekommen ist. Will Gott nicht, dass wir uns daran schon auf der Erde erfreuen? Doch, das will Er. Aber Satan, der große Widersacher unseres Herrn, unternimmt alles, um Gläubigen den Genuss an diesem großartigen Segen zu rauben.

Unser Schöpfer hat dem Menschen eine Fähigkeit gegeben, für die wir Ihm nur danken können: Dinge logisch miteinander zu verknüpfen, also vernünftige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Gott und das, was Er schenkt, übersteigen jedoch in mancher Hinsicht die menschliche Logik. Sein Wort allein ist der Maßstab, ob eine solch menschliche Folgerung wahr ist.1 Das wird gerade bei der Auserwählung deutlich. Hier bleibt, bei allem Genuss dieses Segens, ein Gefühl der Begrenztheit zurück, weil wir die Auserwählung in ihrem ganzen Ausmaß und in ihrer Tiefe letztlich nicht verstehen, geschweige denn erklären können.

Auserwählung? Verantwortung?

Vielfach versucht man, zwei Dinge miteinander zu verbinden: die Verantwortung des Menschen, sich bekehren zu müssen, um in den Himmel zu kommen, und das Wirken Gottes, der Menschen aus reiner Gnade auserwählt. Das aber ist nicht möglich. Gott zeigt uns in seinem Wort, dass Er Menschen auserwählt hat. Und zugleich betont Er in seinem Wort immer wieder, dass der Mensch verantwortlich ist, sich zu bekehren. Das können wir angesichts der Beschränktheit unseres Verstandes nicht zusammenbringen. Zudem zeigen sich hier die Grenzen menschlicher Logik.

Daher ist es wichtig, diese beiden Teile der Wahrheit der Auserwählung, die uns im Neuen Testament vorgestellt werden, nicht miteinander zu vermischen. Wir lassen sie nebeneinanderstehen: das souveräne Wirken Gottes auf der einen Seite und die menschliche Verantwortung auf der anderen Seite. Beides finden wir in Gottes Wort, nie aber werden diese zwei Seiten miteinander vermischt. Wer das tut, wird zu Fehlschlüssen kommen und von der Lehre der Heiligen Schrift abweichen. Zudem verliert er den Genuss dieses herrlichen Segens.

Das Vorgehen in diesem Buch

Es besteht die Gefahr, dass wir uns an einem „theologischen Konstrukt“ mit Namen Auserwählung aufreiben. Sehr leicht geht man mit vorgefassten Überzeugungen an die Bibelstellen, in denen das Wort „Auserwählung“ vorkommt. Dabei versucht man nicht, den jeweiligen Bibelvers aus dem Zusammenhang heraus zu erklären, sondern benutzt stattdessen seine persönliche Vorstellung von Auserwählung, um dem heiligen Text eine Aussage überzustülpen.

Dieser Gefahr können wir aus dem Weg gehen, indem wir in anderer Weise an dieses großartige Thema herangehen:

  1. Im ersten Teil des Buches sehen wir uns anhand zweier Abschnitte des Neuen Testaments an, wie Gott uns in seinem Wort seinen ewigen Ratschluss präsentiert. Diese Passagen zeigen uns die christliche Auserwählung als einen Teil dieses Vorsatzes Gottes und stellen uns den Wert vor, den Gott mit ihr verbindet.
  2. Das bereitet den Weg, um in einem zweiten Schritt eine Reihe von Einzelheiten zu behandeln, die Gottes Wort an den verschiedenen Stellen, an denen das Wort vorkommt, mit der Auserwählung verbindet.
  3. Es bleibt ein wichtiges Thema offen: Wie ist dieses souveräne Handeln Gottes mit der Verantwortung zu verbinden, die Gott nach seinem Wort dem Menschen auferlegt? Immer wieder wird der Mensch aufgefordert, sich zu bekehren. Steht diese Verantwortung der Souveränität Gottes entgegen? Diese Frage hat mit den Auswirkungen des Werkes des Herrn zu tun, so dass in diesem Teil des Buches auch der Unterschied zwischen Sühnung und Stellvertretung behandelt wird.
  4. Damit der Lesefluss im Hauptteil nicht unterbrochen wird, werden zwei weitere Aspekte, die das Thema ergänzen und für das Verständnis der Auserwählung von Bedeutung sind, im Anhang behandelt.

Fußnoten

  • 1 Es gibt nämlich logische Schlussfolgerungen, die im Widerspruch zu Gottes Wort stehen. Folgendes Beispiel illustriert dies: 1. Maria ist die Mutter Jesu. 2. Jesus ist Gott. 3. Also ist Maria die Mutter Gottes.
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