Das Wort der Wahrheit recht teilen

Die zwei Naturen des Gläubigen

Das Wort der Wahrheit recht teilen

Die Schrift zeigt uns, dass jeder Wiedergeborene zwei Naturen besitzt: die eine hat er bei seiner natürlichen Geburt erhalten, die vollständig und hoffnungslos böse ist; und die andere ist die neue Natur, die er bei der neuen Geburt erhalten hat, die die Natur Gottes selbst ist und deshalb komplett gut.

Die folgenden Schriftstellen werden deutlich offenbaren, was Gott von der alten Natur oder der Natur Adams denkt: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen“ (Ps 51,7).

„Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verdorben ist es; wer mag es kennen?“ (Jer 17,9).

„Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner der Gutes tut, da ist auch nicht einer“ (Röm 3,10–12).

Gott sagt nicht, dass keiner der Ungläubigen kultiviert oder gebildet oder begabt oder gutmütig oder großzügig oder freundlich oder sogar religiös sei. Aber Er sagt, dass da kein Gerechter ist, dass keiner Gott versteht oder nach Ihm sucht.

Es ist eine der schwersten Prüfungen des Glaubens, die göttliche Einschätzung der menschlichen Natur anzuerkennen, zu erkennen, dass unsere genialen und moralischen Freunde, die nicht selten jede Pflicht gewissenhaft erfüllen und volles Mitempfinden haben mit den Leiden und Sehnsüchten der Menschen und sich für die Durchsetzung der Menschenrechte engagieren, trotzdem Gottes Rechte völlig verachten und unberührt sind von dem Opfer seines Sohnes, dessen Gottheit sie mit unaussprechlicher Anmaßung ablehnen und dessen Wort sie verachtungsvoll ablehnen. Eine kultivierte und feine Dame, die vor der Grobheit zurückschrecken würde, ihren Mitmenschen anzulügen, macht Gott trotzdem täglich zu einem Lügner! (Lies 1. Joh 1,10; 5,10). Und dieses Problem wird auch sehr dadurch vergrößert, dass Tausende von der Kanzel die Menschheit preisen.

Wie erschreckend war doch der Gegensatz zwischen Schein und Sein in der Zeit vor der Flut. „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, die von alters waren, die Männer von Ruhm gewesen sind“ (1. Mo 6,4).

In den Augen der Menschen schien die Welt besser zu werden; eine kontinuierliche Verbesserung würden sie wahrscheinlich bemerken und das sichtbare Ergebnis der unheiligen Ehen zwischen göttlichen Wesen und irdischen Wesen war das Erheben der menschlichen Natur zu noch größeren Höhen.

Aber „der HERR sah, dass die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag“ (1. Mo 6,5).

„Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken: Hurerei, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; all diese bösen Dinge gehen von innen aus und verunreinigen den Menschen“ (Mk 7,21–23).

„Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14).

„…weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht. Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen“ (Röm 8,7–8).

„…unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen“ (Eph 2,3).

In diesen Bibelstellen sehen wir, dass der Unbekehrte in dreifacher Hinsicht unfähig ist. Er kann begabt oder kultiviert oder liebenswürdig oder großzügig oder religiös sein. Er kann ehrlich seine Schulden bezahlen, ehrlich und fleißig sein, ein guter Ehemann und Vater sein – oder alles zusammen – aber er kann Gott weder gehorchen noch Ihm gefallen noch Gott verstehen.

Im Gegensatz dazu hat der Gläubige, obwohl er seine alte Natur, unverändert und unveränderlich, immer noch besitzt, eine neue Natur empfangen, die „nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24). Die folgenden Schriftstellen werden uns den Ursprung und den Charakter des neuen Menschen zeigen.

Wir werden sehen, dass die Wiedergeburt eine Schöpfung ist, nicht eine reine Verwandlung – das Einbringen einer neuen Sache und nicht die Veränderung einer alten. Wie wir die menschliche Natur bei unserer natürlichen Geburt erhalten haben, so erhalten wir die göttliche Natur durch Wiedergeburt.

„Wahrlich, wahrlich ich sage dir [Nikodemus, einem moralischen, religiösen Mann]: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3).

„…so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Joh 1,12–13).

„…denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus“ (Gal 3,26).

Wir werden sehen, welche Bedeutung diese Schriftstellen für diesen fadenscheinigen und plausiblen, aber völlig unbiblischen Ausdruck haben, der in unseren Tagen so beliebt ist: „die weltumfassende Vaterschaft Gottes und die weltumfassende Bruderschaft des Menschen“ – ein Ausdruck, der durch die Halbwahrheit im letzten Halbsatz umso gefährlicher ist. Nicht alle, die geboren sind, aber alle, die wiedergeboren sind, sind Kinder Gottes. Die Bibel sagt uns, dass Adam der Sohn Gottes war, aber sie ist auch so umsichtig, uns mitzuteilen, dass Seth der Sohn Adams war (Lk 3,38).

„…und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24).

„Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17).

Und dieser „neue Mensch“ ist verbunden mit Christus. „…ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal 2,20).

„…denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27).

„…denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,3–4).

„…durch die er uns die kostbarsten und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet“ (2. Pet 1,4).

„Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber Leben der Gerechtigkeit wegen“ (Röm 8,10).

„Und dies ist das Zeugnis; dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh 5,11–12).

Aber diese neue, göttliche Natur, die Christi Natur ist, besteht in dem Gläubigen zusammen mit der alten Natur. Es ist derselbe Paulus, der sagen konnte: „… nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“, der auch sagt: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm 7,18); und „Also finde ich das Gesetz für mich, der ich das Rechte ausüben will, dass das Böse bei mir vorhanden ist“ (Röm 7,21). Es war Hiob, der „vollkommene und rechtschaffene Mann“ (Hiob 1,8), der sagte: „Darum verabscheue ich mich“ (Hiob 42,6). Es war Daniel, der ein hervorragender Mann Gottes war, der sagte: „…und meine Gesichtsfarbe verwandelte sich an mir bis zur Entstellung“ (Dan 10,8), als er den verherrlichten Alten der Tage sah.

Zwischen diesen beiden Naturen gibt es einen Konflikt. Studiere aufmerksam den Kampf zwischen den beiden „Ichs“: der alte Saulus und der neue Paulus in Römer 7, 14–25. Es ist eine Erfahrung wie diese, die junge Gläubige so entmutigt und verwirrt. Die erste Freude der Bekehrung ist verraucht, seine hohen Erwartungen kühlen ab und der Bekehrte ist enttäuscht, weil er erkennt, dass das Fleisch mit seinen alten Gewohnheiten und Begierden noch in ihm ist, so wie vor seiner Bekehrung, und dadurch fängt er an, daran zu zweifeln, dass Gott ihn angenommen hat. Das ist eine Zeit der Entmutigung und der Gefahr. Paulus schreit nach Befreiung, als er in dieser Krise ist und nennt seine alte Natur „Leib des Todes“. Das Gesetz macht seine Verzweiflung noch tiefer (obwohl er bekehrt war) und er findet die Befreiung von „dem Fleisch“, nicht durch Anstrengung, noch durch Versuche, sich an das Gesetz zu halten, sondern „durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 7,24–25).

Trotzdem ist das Vorhandensein des Fleisches keine Entschuldigung, darin zu leben. Wir lernen, dass „unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt ist“, dass wir in diesem Sinn „tot sind“ und dass wir dazu aufgerufen werden, das zu einer dauerhaften Erfahrung zu machen, indem wir unsere Glieder töten, die auf der Erde sind.

Die Kraft dazu erhalten wir von dem Heiligen Geist, der in jedem Gläubigen wohnt (1. Kor 6,19) und dessen gesegnete Aufgabe es ist, das Fleisch zu besiegen. „Ich sage aber: Wandelt im Geist und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt“(Gal 5,16–17).

„…denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben“ (Röm 8,13). Deshalb sollen wir die Neigungen der alten Natur nicht durch Willenskraft oder durch gute Lösungen bekämpfen, sondern den Konflikt dem uns innewohnenden Geist Gottes überlassen.

Römer 7 ist eine Beschreibung des Konflikts eines Wiedergeborenen mit seinem alten „Ich“ und ist deshalb sehr auf die Person bezogen. „Ich würde“, „ich tue nicht“, ich würde nicht“, „ich tue“ ist das traurige Bekenntnis der Niederlage, das in so vielen Herzen von Christen Wiederhall findet. In Kapitel 8 geht der Konflikt immer noch weiter, aber hier ist es zum Glück gar nicht mehr auf die Person bezogen! Es gibt da keine Verzweiflung mehr, denn Paulus hat sie überwunden; der Konflikt läuft jetzt zwischen dem „Fleisch“- Saulus von Tarsus – und dem Heiligen Geist. Paulus hat nun Frieden und ist siegreich. (Man sollte verstehen, dass es sich auf den Sieg über das Fleisch bezieht, diese inneren Neigungen zum Bösen, wie Begierde, Stolz, Wut, usw.; Versuchungen von außen werden bekämpft, indem wir Zuflucht zu Christus, unserem Hohepriester, nehmen).

Denke gründlich über die folgenden Abschnitte nach: „…da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm 6,6).

„Denn wir sind die Beschneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen“ (Phil 3,3).

„…denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,3).

„So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,11).

„…sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden“ (Röm 13,14).

„So denn, Brüder, sind wir Schuldner, nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben“ (Röm 8,12).

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