Überwinden ... aber wie?

IV. Den Teufel überwinden

Überwinden ... aber wie?

Die Kanaaniter: Bild des Teufels

Und die Kinder Israel taten wieder, was böse war in den Augen des HERRN; und Ehud war gestorben. Da verkaufte sie der HERR in die Hand Jabins, des Königs der Kanaaniter, der in Hazor regierte; und sein Heeroberster war Sisera, und er wohnte in Haroschet-Gojim. Und die Kinder Israel schrien zu dem HERRN; denn er hatte 900 eiserne Wagen, und er bedrückte die Kinder Israel zwanzig Jahre mit Gewalt.

Und Debora, eine Prophetin, die Frau Lappidots, richtete Israel in jener Zeit. Und sie wohnte unter der Debora-Palme zwischen Rama und Bethel, auf dem Gebirge Ephraim; und die Kinder Israel gingen zu ihr hinauf zum Gericht. Und sie sandte hin und ließ Barak, den Sohn Abinoams, von Kedes-Naphtali, rufen; und sie sprach zu ihm: Hat nicht der HERR, der Gott Israels, geboten: Geh hin und zieh auf den Berg Tabor, und nimm mit dir 10 000 Mann von den Kindern Naphtali und von den Kindern Sebulon; und ich werde Sisera, den Heerobersten Jabins, zu dir heranziehen an den Bach Kison samt seinen Wagen und seiner Menge, und ich werde ihn in deine Hand geben? Und Barak sprach zu ihr: Wenn du mit mir gehst, so gehe ich; wenn du aber nicht mit mir gehst, so gehe ich nicht. Da sprach sie: Ich will gewiss mit dir gehen; nur dass die Ehre nicht dein sein wird auf dem Weg, den du gehst, denn in die Hand einer Frau wird der HERR Sisera verkaufen. Und Debora machte sich auf und ging mit Barak nach Kedes.

Und Barak berief Sebulon und Naphtali nach Kedes; und ihm nach zogen 10 000 Mann hinauf; auch Debora zog mit ihm hinauf. (Heber aber, der Keniter, hatte sich von den Kenitern, den Kindern Hobabs, des Schwagers Moses, getrennt; und er hatte seine Zelte aufgeschlagen bis an die Terebinthe in Zaanannim, das neben Kedes liegt.) Und man berichtete Sisera, dass Barak, der Sohn Abinoams, auf den Berg Tabor hinaufgezogen wäre. Da berief Sisera alle seine Wagen, 900 eiserne Wagen, und alles Volk, das bei ihm war, von Haroschet-Gojim an den Bach Kison.

Und Debora sprach zu Barak: Mach dich auf, denn dies ist der Tag, an dem der HERR Sisera in deine Hand gegeben hat! Ist nicht der HERR ausgezogen vor dir her? Und Barak stieg von dem Berg Tabor hinab, und 10 000 Mann ihm nach. Und der HERR verwirrte Sisera und alle seine Wagen und das ganze Heerlager durch die Schärfe des Schwertes vor Barak her; und Sisera stieg vom Wagen herab und floh zu Fuß. Barak aber jagte den Wagen und dem Heerlager nach bis Haroschet-Gojim; und das ganze Heerlager Siseras fiel durch die Schärfe des Schwertes: Es blieb auch nicht einer übrig (Ri 4,1–16).

Die Kanaaniter mit Sisera als ihrem Heerobersten sind ein Bild von dem Teufel und seiner Macht. In dem Sieg Deboras und Baraks werden wir erkennen, auf welche Weise der Teufel besiegt worden ist und auch für uns immer ein besiegter Feind ist.

Wir finden hier einige Hinweise, die deutlich auf die Herrschaft des Teufels und seine Niederlage hinweisen:

1. Der Name Siseras, ihres Anführers, bedeutet „der mit Ketten bindet“, und wir wissen sehr gut, wie das auf den Satan zutrifft. Sisera wurde durch das getötet, was sehr schwach in sich selbst war – sein Kopf wurde von einer Frau mithilfe eines Zeltpflockes zerquetscht, genauso wie der Herr, der Same der Frau, den Kopf der Schlange zermalmt hat. Die Menschen verachteten Ihn, weil Er demütig und niedrig gesinnt war, sein Tod bedeutete Schwachheit und war sinnlos in ihren Augen, aber:

By that which seemed defeat,
He won the meed and crown,
Trod all our foes beneath His feet,
By being trodden down.

(Durch das, was wie eine Niederlage aussah, gewann Er Lohn und Krone; alle unsere Feinde zertrat Er unter seine Füße, dadurch, dass Er selbst niedergetreten wurde.)

2. Es war eine Frau, die den Dankgesang nach Siseras Vernichtung anstimmte; wir können da eine Parallele zu der Vernichtung des Pharao am Roten Meer und zu derjenigen Goliaths im Terebinthental sehen. Jede dieser Begebenheiten stellt eine andere Seite des Sieges des Herrn über Satan dar, aber alle haben sie eine auffallende Ähnlichkeit – es sind Frauen, die die Größe des Triumphes zu würdigen wissen. Nach dem Tod Pharaos nahm Mirjam „das Tamburin in ihre Hand; und alle Frauen zogen aus, hinter ihr her, mit Tamburinen und in Reigen. Und Mirjam antwortete ihnen: Singt dem HERRN, denn hoch erhaben ist er“ (2. Mo 15,20.21). Nach dem Sieg über Goliath „spielten, sangen und sprachen [die Frauen]: … und David [hat] seine Zehntausende [erschlagen]“ (l. Sam 18,7). Und nun, nach dem Tod Siseras singt Debora: „Ich will, ja, ich will dem HERRN singen, will singen und spielen dem HERRN, dem Gott Israels!“ (Ri 5,3).

Wie schön wird die Gnade Gottes hierdurch sichtbar, denn es war ja eine Frau gewesen, die als Erste den Listen Satans verfiel, und gerade die Frau ist ein Bild von der Versammlung, der Braut Christi, die aus allen gebildet wird, die dem Evangelium des Heils geglaubt haben. Keiner kann den Triumph des Herrn über Tod und Teufel so würdigen wie diese erlöste Schar, und von ihr wird der schönste und herrlichste Lobpreis aufsteigen. Die Engel freuen sich über den Sturz Satans, aber wir, die wir durch seine Lügen verführt wurden und das Bittere seiner Knechtschaft geschmeckt haben, können von Herzen sagen: „Preist den Herrn! „; denn wo „die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“ (Röm 5,20).

3. In Deboras Gesang taucht zum ersten Mal in der Schrift der Ausdruck „Führe gefangen deine Gefangenen“ (Ri 5,12) auf, was wiederum ohne Zweifel auf den Sieg des Herrn über Satan hinweist, und davon wollen wir jetzt sprechen.

Wie Satan arbeitet

Es ist gut für uns, wenn wir über die Arbeitsweise Satans Bescheid wissen und darüber, wie es ihm gelungen ist, die Menschen zu versklaven. Schon von Anfang an ging seine Bemühung dahin, die Augen der Menschen für das wahre Wesen Gottes blind zu machen, damit sie, anstatt Gott zu lieben und zu loben, Ihn hassen und verfluchen, und statt auf dem Höhenweg seines Willens zu gehen, auf den dunklen und krummen Pfaden ihrer eigenen bösen Wünsche umherirren. So ertönt auch der Lobgesang in Richter 5 nicht, bevor Sisera nicht vernichtet ist, und Debora muss bekennen, dass während der zwanzigjährigen Gefangenschaft Israels unter dem König der Kanaaniter Gottes Wege nicht begangen wurden und die Wanderer krumme Pfade gingen (Ri 5,6).

Wir wissen, dass der Mensch als aufrichtiges Geschöpf geschaffen wurde, und dass, solange er in der Abhängigkeit von seinem Schöpfer blieb, er alles besaß, was sein Leben zu einem einzigen freudigen Lied machen konnte. Gott besah das Werk seiner Hand und sah, dass es sehr gut war, denn vor Ihm stand sein vortrefflichstes Geschöpf wie ein wohl gestimmtes Instrument des Lobpreises. Aber es gelang Satan, die Menschen von Gott, von dem Licht, von der Freiheit und von dem Lobgesang abzuwenden. Er betrachtete diesen friedevollen Zustand mit Augen der Bosheit, und um das alles zu verderben, verbreitete er Lügen über Gott. Er verleumdete Eva gegenüber dem Wesen Gottes und bewies, dass er mit Recht als „ein Lügner und ihr Vater“ bezeichnet wurde (Joh 8,44). Sein Vorschlag lautete: „Brecht Gottes Gebot, und ihr werdet sein wie Gott“, was so viel bedeutete wie: „Gott ist nicht so gut, wie Er es zu sein vorgibt, hört auf mich und ihr werdet euch damit Besseres tun, als Gott für euch getan hat; setzt euch selbst in den Mittelpunkt und stört euch nicht an Gott und seinem Willen.“ Die Versuchung hatte den gewünschten Erfolg, der Lüge wurde geglaubt, die Sünde kam herein und das Licht ging hinaus. Die Harmonie war vorbei, die Musik verstummte, und der Mensch, dieses herrliche Instrument des Lobpreises, lag zerbrochen und verdorben in der Macht des Feindes gefangen. Es schien, als ob Gott eine Niederlage erlitten und Satan einen Sieg errungen hätte, denn er machte das Herz des Menschen, in dem ursprünglich Gott wie in einem Heiligtum wohnen wollte, zu seiner Wohnung, und es gelang ihm, die Menschen für seine Empörung gegen Gott zu gewinnen. Bis auf diesen Tag hält er sie dadurch in Gefangenschaft, dass er sie in Finsternis hält. Wir lesen: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“ (2. Kor 4,3.4). Und unser Herr erklärte: „Die aber an dem Weg sind solche, die hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg, damit sie nicht glauben und errettet werden“ (Lk 8,12). Wir sehen also ganz deutlich, dass Satan von Anfang an dadurch Macht über den Menschen bekam, dass er sie für das wahre Wesen Gottes blind machte, und auf die gleiche Weise hält er sie auch heute noch in Ketten.

Wie Satans Macht überwunden wurde

Wie ist die Macht Satans überwunden worden? Drei Merkmale geben uns in Verbindung mit der Vernichtung Siseras eine Antwort darauf. Zuerst haben wir Debora. Debora bedeutet „Tätigkeit“ oder „Biene“. Sie war mit Lappidot verheiratet, dessen Name die Bedeutung von „Lampe, Licht“ hat. Weiter hat Debora in ihrem Gesang reichlich Grund, dafür zu danken, dass das Volk sich freiwillig zur Verfügung stellte. „… weil freiwillig sich stellte das Volk“ (Ri 5,2). „… denen, die sich freiwillig stellten im Volk“ (Ri 5,9). „… ein Volk, das seine Seele dem Tod preisgab“ (Ri 5,18).

Hier sind also die drei Dinge, die für einen Sieg über Satan notwendig sind: 1. Licht, 2. Tätigkeit und 3. Hingabe. Alle drei Dinge waren bei dem Herrn Jesus vorhanden, und deswegen konnte Er den Teufel vollständig überwinden. Im Johannesevangelium steht die Aussage: „Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31); und im selben Evangelium werden uns die drei Dinge, von denen wir soeben gesprochen haben, vorgestellt:

  1. „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12; 9,5).
  2. „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke“ (Joh 5,17). „Ich muss die Werke dessen wirken, …“ (Joh 9,4).
  3. „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). „… weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17).

Dunkelheit ist Unwissenheit über Gott, und als der Herr Jesus auf die Erde kam, bedeckte große Dunkelheit die Menschen. Er kam als das Licht, um das wahre Wesen Gottes kundzutun und sie mit seinem Herzen der Liebe bekannt zu machen. Aber dieses Licht war nicht untätig, sondern es schien in allen Werken des geliebten Sohnes Gottes. Licht und Tätigkeit waren in Ihm in schöner Harmonie und können nicht getrennt werden. Wir sehen, wie das Licht in den Werken und Worten des Herrn schien, als Er die vor Hunger schon schwache Volksmenge speiste, als Er dort Trost spendete, wo Kummer war, als Er die Kranken heilte und Tote lebendig machte. Er segnete die Kinder und weinte über Sünder, und in jeder dieser Situationen enthüllte Er das Wesen Gottes. Es waren die Worte und Werke seines Vaters, so dass Er sagen konnte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9). Das Licht, das in den Tätigkeiten seiner Gnade zum Ausdruck kam, war für die Befreiung der Menschen aus der Knechtschaft Satans nötig, der sie in Dunkelheit und Unkenntnis über Gott hielt. Und das Scheinen dieses Lichtes war nicht umsonst, denn einige konnten bezeugen: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Aber es war noch mehr nötig, als das Sichtbarwerden Gottes in seinem Leben: Er musste sich freiwillig hingeben, denn nur durch seinen Tod konnte der Fürst dieser Welt hinausgeworfen und die Macht des Todes aus seiner Hand genommen werden. Nur der Tod Christi ermöglichte es, dass das Licht der Liebe Gottes dich und mich erreichen konnte. In diesem Tod waren das Licht der Liebe, die Tätigkeit unendlichen Mitleids und das Opfer eines geweihten Lebens fest miteinander verbunden.

Erinnern wir uns an jene denkwürdige Szene: Als Pilatus den Herrn, bekleidet mit einer Dornenkrone und einem Purpurmantel, der Volksmenge vorstellte und ausrief: „Siehe, der Mensch! „ – da stand die Welt vor einer Entscheidung. Würde sie im allerletzten Moment doch noch zu ihrem Schöpfer umkehren und diese Umkehr dadurch bezeugen, dass sie in tiefer Unterwerfung ihre Knie vor seinem Sohn, der jetzt vor ihnen stand, beugen würde? O nein! Stattdessen schrien sie: „Hinweg, hinweg! kreuzige ihn! … Dann nun überlieferte er ihn an sie, damit er gekreuzigt würde. Sie aber nahmen Jesus hin und führten ihn fort“ (Joh 19,15.16). In jenem Höhepunkt der Rebellion wird sichtbar, wie Satan die Menschen beherrscht. Sie waren so vollkommen unter seinem Joch, dass sie, damals wie heute, zu Mördern des Einen wurden, der ihr Gott war.

Ich bin überzeugt davon, dass die Absicht Satans erfüllt worden wäre, wenn der Herr seine Macht gebraucht und diese vom Teufel verführte Volksmenge durch den Hauch seines Mundes vernichtet hätte. Denn dann würden die Menschen ewig in Unkenntnis über die Liebe Gottes geblieben sein, und die Sünde hätte sich größer als die Gnade Gottes erwiesen. Alle Mächte der Finsternis waren gegen den Herrn angetreten, und die Menschen waren durch sie so verblendet und verführt, dass nichts als sein Blut ihre Raserei stillen konnte. Hoffte Satan, dass dies eine nicht zu vergebende Sünde sein würde, dass er durch das Ausschütten seines eingefleischten Hasses gegen den Sohn Gottes alle Menschen mit in sein eigenes unabänderliches und ewiges Verderben ziehen könnte? Was für eine Niederlage hat er dann erlitten, denn anstatt dass der Herr als Richter seine Herrlichkeit offenbarte, lesen wir: „Und sein Kreuz tragend, ging er hinaus zu der Stätte, genannt Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt, wo sie ihn kreuzigten“ (Joh 19,17). Er ging hinaus, weil das Blut, das sündige Menschen sich entschlossen hatten zu vergießen, für ihre Erlösung wirksam werden sollte.

„Sie führten ihn fort“ damit ihre Schuld voll würde. „Er ging hinaus“, und darin wurde der große Sieg der göttlichen Liebe über menschlichen Hass geoffenbart. Er wurde nicht fortgeschleppt noch vorwärtsgetrieben: Er ging hinaus. Niemand nahm sein Leben von Ihm, Er selbst gab es dahin. Das Hohngeschrei des Pöbels schlug an sein Ohr und musste Ihn in seiner heiligen Empfindsamkeit zutiefst schmerzen, und dennoch war in Ihm kein Gedanke, sich selbst zu retten. In majestätischer Demut ging Er hinaus, sein Kreuz tragend, um das zu erfüllen, wozu Er gekommen war. Er wusste bis zur letzten, bittersten Konsequenz, was das Kreuz bedeutete. Ihn konnte nichts mehr überraschen, noch ging Er diesen Weg aus einem plötzlichen Impuls heraus. In jener Nacht im Garten Gethsemane hatte Er in die vor Ihm liegende Finsternis hinein gesehen und alle Kosten überschlagen. Er hatte mit Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung darüber gesprochen. Diese Stunde war schon im Rat der Ewigkeit geplant worden, bevor Er überhaupt gekommen war, und jetzt konnte Ihn nichts davon abbringen. Es gab keinen Widerstand und kein Selbstmitleid in Ihm, und jeder Schritt, der Ihn Golgatha näherbrachte, erschütterte das Reich Satans. Und dann kreuzigten sie Ihn. Die Kreuzigung Christi ist Gottes Antwort auf die Lügen des Teufels im Garten Eden: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16). Wenn Gott uns die bitteren Früchte unserer Rebellion und Sünde hätte ernten lassen, dann dürften wir uns nicht beklagen, aber stattdessen vertrieb Er durch diesen mächtigen und überzeugenden Beweis seiner Liebe zu uns die Dunkelheit und überwand die Macht des Teufels. Satan wollte die Menschen glauben machen, dass Gott ein harter Herr sei, der erntete, wo er nicht gesät hatte. Gott aber hat bewiesen, dass Er voller Liebe ist, indem Er das Höchste gab, was der Himmel enthielt, seinen eigenen geliebten Sohn, damit Er die Strafe für unsere Sünde trug; und sobald das herrliche Licht dieser Liebe in die Herzen der Menschen scheint, ist die Knechtschaft Satans zu Ende gekommen. Der Herr wurde am Kreuz erhöht, und durch diese Erhöhung wurde die ganze Wahrheit kundgemacht. Wir, die wir an sie glauben, sind zu Ihm gezogen worden. Er ist unser großer Anziehungspunkt geworden, und Satan besitzt uns nicht länger als Beute. Die Lüge wurde aufgedeckt, die Zeiten der Unwissenheit sind vorbei, und Gott hat triumphiert, denn der Fürst dieser Welt ist aus den Herzen all derer, die glauben, hinausgeworfen. Er kann sie nicht mehr für seine Zwecke beanspruchen. Sie haben sich Gott übergeben, dessen vollkommene Liebe in der Kreuzigung Christi bewiesen worden ist.

Welche Herrlichkeit strahlt das Werk auf Golgatha aus! Geradeso wie die aufgehende Morgensonne uns weckt, sind wir durch seine leuchtenden Strahlen aus unserem Todesschlaf aufgewacht. Wir müssen ausrufen: „Gott liebte uns, trotz allem!“ sein Wort hat Licht gebracht, und mit dem Licht kam die Freiheit. Die Vorhänge der Finsternis sind entzweigerissen, und wir können in den Tag hinaustreten.

Licht besteht genauso wie Schall aus Wellen, und wo Wellen sind, da entsteht Musik, und wenn unser Hörsinn so empfindlich wäre wie der optische Sinn, dann könnten wir die Musik des Lichts hören, wie wir seine Schönheit sehen. Das Licht der Liebe Gottes bringt die süßesten Melodien hervor, und die Harmonie, die im Garten Eden verloren ging, ist wiedergefunden. Nur ist diese Musik viel schöner, die Töne sind lieblicher und der Lobpreis viel wundervoller. Wenn wir Ihn bestaunen, der auf dem Thron sitzt und in dessen Angesicht aller Glanz der Gnade Gottes erstrahlt, dann wird unser Herz und unsere Seele zum Lobgesang über die Liebe Gottes gestimmt.

Wir brauchen auch keinen Zweifel an der Vollständigkeit seines Triumphes zu haben, denn Er ist aus den Toten auferstanden und ruft uns zu: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades“ (Off 1,17.18). Seitdem der Herr einen so außerordentlichen Sieg über den Satan davongetragen hat, ist es das Vorrecht derer, die aus seiner Macht befreit worden sind, ebenso zu überwinden „mehr als Überwinder [zu sein], durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37). Wenn wir uns nun weiter mit dem Sieg über Sisera beschäftigen, werden wir erfahren, wie dieses geschehen kann.

Barak wurde von Kedes aus berufen

Er wohnte in Kedes, was „Heiligtum“ oder „Ort der Zuflucht“ bedeutet. Die Stadt Kedes war die erstgenannte von den Städten, in denen die Totschläger in Israel Zuflucht finden und sicher wohnen konnten (Jos 20,7). Ob Barak auch gezwungen war, hier vor der Blutrache Zuflucht zu suchen oder nicht, können wir nicht sagen; auf jeden Fall ist es wahr, dass Kedes sinnbildlich unsere Position sein muss, von der wir ausgehen, wenn wir in den Kampf gegen den Feind ziehen. Christus ist das wahre Gegenbild von Kedes. Der Tod war die verdiente Strafe für unsere Sünden, und die Angst davor hielt uns gefangen, aber wir haben Zuflucht genommen zu der einzigen Hoffnung für todgeweihte Sünder – zu dem Herrn Jesus Christus. In Ihm haben wir Rettung und vollkommene Befreiung von der Todesfurcht. Der Teufel kann uns nicht mehr durch den Gedanken daran an sich fesseln, denn Jesus starb und befreite alle die, „die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2,15). Indem wir sicher in Christus sind – in dem wahren Kedes wohnen –, können wir dem Feind kühn entgegentreten und den Triumphgesang anstimmen: „Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ (l. Kor 15,55).

Aber unser großer Widersacher ist voller List. Satan wirkt unermüdlich und legt viele Hinterhalte, in denen er uns fangen will. Wenn wir Überwinder werden wollen, ist es wichtig, nüchtern und wachsam zu sein.

Wie wir überwinden

Manche stellen sich vor, das Christenleben sei sehr gemütlich; sie meinen, weil die Zukunft für sie gesichert ist, müsse alles um sie her nur noch Friede sein, und sie könnten sich, ohne in Schwierigkeiten und Not zu kommen, in den Himmel träumen. Was für ein Irrtum! Wir haben zwar Frieden mit Gott und können immer in unseren Umständen Frieden genießen, aber das heißt nicht, dass wir Frieden mit dem Feind haben. Wir werden ermahnt,

  • „stark zu sein in dem Herrn“,
  • „die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen“,
  • „gegen die Listen des Teufels zu bestehen …“,
  • „gegen die Fürstentümer und Gewalten zu kämpfen“,
  • „dem Teufel keinen Raum zu geben“,
  • „dem Teufel zu widerstehen“,
  • „dem widersteht standhaft im Glauben“. 

Das redet nicht von Ausruhen, sondern von Kampf, und wir brauchen die volle Waffenausrüstung, damit wir in diesem Kampf zu Überwindern werden.

Wir erinnern uns an die drei Dinge, die für den Sieg über Sisera so wichtig waren: Licht, Tätigkeit und freiwillige Hingabe. Alle drei haben wir bei dem Herrn in Vollkommenheit gesehen, und sie müssen auch bei uns gefunden werden, wenn wir überwinden wollen.

1. Wir überwinden den Teufel durch das Wort Gottes

Zum ersten Punkt sagt uns das Wort: „Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt“ (1. Joh 2,14). Das ist Licht, denn wir lesen: „Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet“ (Ps 119,130). Die Jünglinge, wie das Wort sie nennt, kennen Gott in seinem wahren Wesen. Dieses Licht ist in ihnen, und sie sind dadurch befestigt und stark gemacht, so dass der Teufel sie nicht fortlocken kann. Sie sind darüber hinaus befähigt, ihn durch das Wort Gottes zu überwinden – er flieht vor ihnen. Der Teufel kann nur mithilfe von Finsternis und Lügen überwinden, aber die müssen vor dem Licht und der Wahrheit fliehen.

Wir sollten uns regelmäßig mit der Schrift beschäftigen, damit wir in der Lage sind, uns auf unseren allerheiligsten Glauben zu erbauen. Wenn das der Fall ist, wird das Wort Gottes unser Schutz und Schild sein. Durch das Wort Gottes überwand der Herr den Teufel, und nur wenn Gottes Wort in unserem Herzen wohnt, werden wir es immer bereit haben, wenn wir auf den Feind treffen.

Tausende, die wirkliches Vertrauen zu ihrem Heiland haben, werden dennoch fortwährend von dem Teufel gequält und in dauernden Zweifeln und Ängsten gehalten, weil sie nicht das ganze Licht des Evangeliums kennen. Wenn das so wäre, dann wären die Angriffe Satans umsonst. Als der Teufel einst Luther die lange Liste seiner Sünden vor Augen hielt in der Hoffnung, ihn zu überwinden und zu schrecken, war dessen Antwort: „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, hat mich rein gemacht von aller Sünde.“ Mit dieser kostbaren Wahrheit in seinem Herzen konnte er den Teufel überwinden.

Aber es gibt auch solche, die in Zeiten körperlicher und seelischer Beanspruchung und Versuchung auf andere Weise von dem Feind angegriffen werden. Er möchte in ihnen Zweifel an der Liebe Gottes erwecken. „Wie kann Gott mich lieben und zulassen, dass ich in solch zermürbenden Umständen bin?“ ist die Frage in vielen Herzen. Ein Bekannter von mir, der so versucht wurde, rief aus: „Obwohl Er mich schlägt, will ich Ihm vertrauen!“ (vgl. Hiob 13,15). Der Teufel wurde in die Flucht geschlagen. Wenn alle Christen in Zeiten der Versuchung fest daran glaubten, dass sie von einer unveränderlichen und allmächtigen Liebe geliebt werden, würden sie dann der Versuchung nachgeben und Zweifeln, Murren und Klagen erlauben, in ihr Leben einzukehren? Nein, denn sonst wüssten sie, dass Gott, weil Er sie so vollkommen liebt, nur das zulässt, was gut für sie ist, und dann hätte Satan nicht die Macht, sie an dem Gott zweifeln zu lassen, den sie kennen.

Erinnern wir uns, dass Satan einen Sieg erringt, wenn wir an Gott zweifeln. Auf diese Weise trug er im Garten Eden und so trägt er noch heute den Triumph davon, und nur wenn die Wahrheit Gottes in uns wohnt, sind wir stark genug, seinen Angriffen zu widerstehen.

2. Wir überwinden den Teufel durch die Tätigkeit der Gnade Gottes

Es wäre falsch, wenn wir es uns in unseren Segnungen bequem machen und alles für uns behalten würden. Wir gäben damit den besten Beweis, dass wir versagt hätten, so zu sein, wie Gott uns haben wollte, und dass Satan einen Sieg über uns davongetragen hätte. Satan triumphiert, wenn wir das Wesen Gottes verfälschen, und wir sind doch gerade dazu hier, dass wir es offenbaren.

„Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch“ (Joh 20,21). Das sind Worte für uns, denen wir folgen sollen und die die hohe Norm für unser Leben festlegen. Es ist Gottes Absicht, dass wir uns in den Tätigkeiten seiner Gnade bewahren lassen und sein Wesen überall dort kundtun, wo Er uns hingestellt hat.

Ich kenne einige, die es sehr lieben, immer wieder auf Lukas 10,38–42 zu verweisen und Maria, die zu den Füßen Jesu saß, der Martha gegenüberzustellen, die mit vielem Dienen beschäftigt war. Aber diese Begebenheit wird oft in das falsche Licht gesetzt und dann sehr verschwommen ausgelegt. Gehen wir einmal noch etwas weiter zurück und überdenken die Worte des Herrn, die dieser Begebenheit vorausgehen. In Vers 37 stehen zwei Worte, die wir gut behalten wollen: „geh“ und „tu“. Wir finden in unserer Sprache keine Wörter, die noch kürzer sind und so eindringlich und energisch reden. Hinter diesen Worten steht eine lebendige Autorität, sie sind der Befehl des Herrn. Aber Er fügt das Wort „ebenso“ hinzu, und diese Einschränkung macht uns die Notwendigkeit des Sitzens zu seinen Füßen deutlich, um nämlich zu erfahren, worin dieses „ebenso“ überhaupt besteht. Wie können wir gehen und tun wie Er, ohne vorher von Ihm gelernt zu haben? In diesem Punkt versagte Martha. Sie wusste um die Worte „geh“ und „tu“, aber sie vergaß das einschränkende Wort „ebenso“, und infolgedessen war ihr Dienst durch Unruhe und Sorge beeinträchtigt, und sie tat ihn mit Murren und Nörgeln.

Marias Platz zu den Füßen des Herrn sollte tatsächlich auch unsere Haltung kennzeichnen. Aber wir können gewiss sein, dass diejenigen, die dort sitzen, bestimmt auch anschließend treu im Dienst der Gnade Gottes tätig sein werden.

Diese Gnade muss zuallererst im engsten Kreis unter unseren Mitgeschwistern sichtbar werden. Wenn wir hier versagen, wird unser Dienst der Welt gegenüber gelähmt sein. Dass der Teufel bemüht ist, uns schon in diesem innersten Kreis zu Fall zu bringen, wird aus dem zweiten Brief des Paulus an die Korinther ersichtlich. In dieser Versammlung war ein Bruder, der schwer gesündigt hatte und der, nachdem er durch die Buße wiederhergestellt wurde, voller Sorge und Verlangen war, wieder in den Genuss des Beistandes und der Gemeinschaft der anderen Gläubigen zu kommen. Aber sie hielten sich offensichtlich von ihm fern und waren nicht bereit, ihm zu vergeben. Der scharfsichtige Apostel erkennt in ihrem Widerstand eine List des Teufels, und er schreibt ihnen ernstlich, doch der Gnade Raum zu lassen, weil sonst Satan Nutzen daraus ziehen würde. Hätten sie etwas anderes getan, als wozu Paulus sie so nötigte, so hätten sie darin versagt, das Wesen Gottes zu offenbaren; der reuige Bruder wäre durch große Traurigkeit verschlungen worden, und Satan hätte einen Triumph über ihn und die Versammlung errungen.

Petrus stand unter dem Eindruck, dass das der Geist ist, der ihn und die Jünger beseelen sollte, als er fragte: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal? Jesus spricht zu ihm: Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben“ (Mt 18,21.22).

In diesem Kreis darf der Tätigkeit der Gnade keine Grenze gesetzt werden. Wir dürfen im Gutestun nicht müde werden, aber müssen dabei immer an das Wörtchen „ebenso“ denken.

Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass Strenge und Gesetzlichkeit in unserer Handlungsweise untereinander Sieg für Satan bedeuten, während Güte, Geduld und Liebe zur Verherrlichung Gottes dienen.

Tätigkeit soll sich aber auch darin erweisen, dass sie nach dem Wohl der Seelen trachtet. Als Christus in die Höhe aufstieg, erfüllte Er das prophetische Lied Deboras und führte die Gefangenschaft gefangen. Von seinem erhabenen Platz aus hat Er den Menschen Gaben gegeben zur Auferbauung und Befestigung seines eigenen Volkes, dass sie trotz der listigen Verschlagenheit und aller Versuche des Feindes, sie niederzuwerfen, nicht von ihm betrogen oder von der Wahrheit fortgezogen werden (Eph 4,9–14). Alle, die dem Herrn nahe sind, haben die Möglichkeit, die kostbaren Gedanken Christi auch anderen zugänglich zu machen, damit Freude anstelle von Traurigkeit den Platz in den Herzen der Hörenden einnimmt und die Versuchungen des Satan ihre Macht verlieren.

Gottes Gnade für die Welt

Es ist unser Vorrecht, in die Fußspuren Jesu, unseres Herrn und Meisters, zu treten, um jenen, die sich in der Macht des Teufels befinden, das zu bringen, was sie ganz frei machen kann. „Sollte wohl einem Helden die Beute entrissen werden? Oder sollten rechtmäßig Gefangene entkommen?“, fragt Jesaja in Kapitel 49,24. Wir wissen heute die Antwort. Der Sohn Gottes besitzt befreiende Macht, und jede gerettete Seele stellt ein neues Stück Land dar, welches der Herrschaft Satans entwunden und dem Reich des Herrn zugefügt worden ist. Wie herrlich ist es, die dunkle Fahne des Satans heruntergerissen und ihn selbst hinausgeworfen zu sehen; zu sehen, dass der Herr Einzug gehalten und seinen Besitz angetreten hat und dass Er dieses neue Stück Land gebraucht, um von dort aus neue Siege zu erringen.

Das ist des Herrn eigenes Werk, aber Er findet Gefallen daran, es in die Hände jener zu geben, die Er befreit hat, denn wir lesen:

„Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?“ (Röm 10,14). „Sie redeten so, dass eine große Menge glaubte“ (Apg 14,1). „Der, der einen Sünder von der Verirrung seines Weges zurückführt, wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden bedecken“ (Jak 5,20).

Aber der Kampf ist nicht leicht, und der Teufel wird jeden Fußbreit seines Gebietes verteidigen. Wenn wir uns klarmachen, dass wir es mit seiner Macht zu tun haben, dann werden wir uns von unserer eingebildeten Weisheit und Stärke weg zu dem Herrn allein hinwenden. Es soll uns ernst mit dem Wunsch sein, die frohe Botschaft zu verkündigen, aber ebenso beständig sollen wir den Ort aufsuchen, wo wir wahre Kraft und Weisheit finden – die Gegenwart des Herrn –, um zu erfahren, dass nur in der Abhängigkeit von Ihm der Weg zum Sieg liegt.

„Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermögt. Steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit und an den Füßen beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens, indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen. Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist, zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist, und hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen und für mich, damit mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums“ (Eph 6,10–19).

Das Evangelium der Gnade Gottes ebnet den Weg für das, was dann kommt, und im Hinblick auf dieses Ziel werden die Gläubigen ermahnt, zu kämpfen und zu beten; das letzte Ergebnis des gepredigten Evangeliums wird der Triumph Gottes in seinem Wesen und Wirken sein und die vollständige Vernichtung des Feindes. „Verflucht Meros!“ Gibt es einige, die meinen, sie könnten „neutral bleiben“, Christsein habe mit diesem Kampf nichts zu tun? Dann sollen sie die ernsten Worte hören: „Verflucht Meros!, spricht der Engel des HERRN, verflucht seine Bewohner! Denn sie sind dem HERRN nicht zu Hilfe gekommen, dem HERRN zu Hilfe unter den Helden“ (Ri 5,23). Warum blieb Ruben bei den Schafhürden, während der Kampf tobte? Warum lieben die Gläubigen heute Behaglichkeit und Luxus und bleiben in der Sicherheit der Schafhürden, während das herrliche Evangelium Gottes hinausgetragen wird und sich die ganze Macht und Gerissenheit Satans ihm gegenüberstellt? Wo solch eine Gleichgültigkeit herrscht, hat die List des Satans Erfolg gehabt, und er hat Boden gewonnen. Der Herr schenke uns Gnade, dass wir uns selbst vergessen und weiterkämpfen. Er führt uns durch das Licht seiner Weisheit und das Wirken seiner Gnade bis hin zur Morgendämmerung; dann werden alle seine Feinde vernichtet werden, und jene, die Ihn lieben, werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Kraft (Ri 5,31).

3. Wir überwinden Satan, wenn wir bereit sind, uns selbst zu opfern

Wenn es Satan nicht gelingt, Zweifel an der Liebe und Güte Gottes in uns zu wecken oder zu verhindern, dass wir danach streben, anderen Gutes zu erweisen, dann wird er sich bemühen, uns zu überwinden, indem er uns zu hoch von uns selbst denken lässt – unser Ich anstatt Gott wird die Nr. 1.

Im Garten Eden war dies der erste Beweis für das Abweichen von Gott. Eva dachte an sich selbst; als sie ihre Hand ausstreckte, um die Frucht des Baumes zu nehmen, war der Beweis dafür gegeben, dass sie begonnen hatte, das Ich mehr zu lieben als Gott, und seit jenem traurigen Tag ist das in der Natur des Menschen immer so gewesen. Darauf spielte Satan an, als er vor Gott stand und in der Gegenwart des Allmächtigen sagte: „Haut um Haut, ja, alles, was der Mensch hat, gibt er für sein Leben. Aber strecke einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und sein Fleisch an, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird“ (Hiob 2,4.5). Satan verstand sehr wohl den Charakter des Sündenfalls. Er wusste, wie selbstsüchtig die Menschen waren; dass sie alles opfern würden, sogar ihren Gott, um sich selbst zu retten.

Der Herr Jesus dagegen, unser Vorbild und Führer, war ganz anders. Er opferte willig alles, sogar sein Leben. Als Er von Satan versucht wurde, sich selbst zu bemitleiden und vor dem Kreuz zurückzuschrecken, blieb Er auf dem gesegneten Weg der vollkommenen Hingabe an Gott. Er liebte den Herrn, seinen Gott, mit seinem ganzen Herzen, seiner ganzen Seele und seiner ganzen Kraft und antwortete dieser großen Versuchung mit den Worten: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh 18,11).

Gottes Heilige haben den Sieg durch Ihn, und Satan wird unter ihren Füßen zertreten werden. Der Charakter dieses Sieges wird uns in Offenbarung 12,10.11 deutlich gemacht:

„Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod!“ Hier haben wir Sieg über Satan, denn hier werden uns solche vorgestellt, die trotz seiner Verschlagenheit und vielen Versuchungen Gott mehr liebten als sich selbst und willig ihr Leben um seines Zeugnisses willen dahingaben. Gott bedeutete ihnen mehr als selbst das Leben. Das ist Gottes Triumph über Satan in den Herzen der seinigen. Sie lieben Gott; und es ist das Ergebnis seiner Liebe zu ihnen, wie sie sich in dem Blut des Lammes offenbart hat. Dieses Blut ist für uns das unleugbare Zeichen einer Liebe, die jede feindliche Macht überwindet; einer Liebe, die auch nicht durch die großen Wasser des Todes ausgelöscht werden konnte. Und diese Liebe triumphiert so in jenen Gläubigen und nimmt ihre Herzen so gefangen, dass sie ihnen alles wird, zusammen mit der Wahrheit und Wirklichkeit des Gottes, der die Quelle dieser Liebe ist; alles andere ist ihnen bedeutungslos. So war es bei den Märtyrern, die noch inmitten der Flammen am Marterpfahl ihre Triumphgesänge anstimmen konnten, und so wird es immer dort sein, wo die Liebe Gottes siegt.

Aber wie stehen wir dieser Liebe gegenüber? Heutzutage müssen wir nicht unbedingt um Christi willen als Märtyrer leiden, und doch ist es unser Vorrecht, jeden Tag zu beweisen, dass wir Ihn mehr lieben als uns selbst. Liegt nicht gerade darin das Geheimnis wahrer Jüngerschaft? Finden wir nicht gerade das in den Worten des Herrn zum Ausdruck gebracht? „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,26.27).

„Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verlieren wird um meinet- und des Evangeliums willen, wird es erretten“ (Mk 8,34.35). Das besteht nicht nur aus einer teilweisen Selbstverleugnung, sondern bedeutet die gänzliche Verleugnung des Ichs oder, wenn man so will, das beständige Opfern seiner selbst, denn das bedeutet, das Kreuz zu tragen; indem wir so handeln – unser Leben verlieren –, treten wir in die Fußstapfen des Einen, der immer siegreich war, denn:

Trod all His foes beneath His feet
By being trodden down.

(Er zertrat alle Feinde unter seine Füße,
dadurch dass Er selbst niedergetreten wurde.)

Wenn wir diesen Weg gehen, sind wir glorreiche Überwinder durch Ihn. „Was heißt das, mehr als ein Überwinder zu sein?“, wurde einmal gefragt, und die Antwort war: „Sechs Männer zu töten und bereit sein, einen siebten zu töten.“ War das die richtige Antwort? Nein, sondern genau das Gegenteil: Es heißt, selbst sechsmal getötet zu werden und dann bereit sein, sich ein siebtes Mal töten zu lassen. „Deinetwegen werden wir getötet [nicht: töten wir] den ganzen Tag“ (Röm 8,36). Wenn wir so bereit sind, uns selbst um seinetwillen zu opfern, haben wir den Sieg, und Gott wird in uns verherrlicht.

Achten wir noch darauf, was diesem eben zitierten Vers vorausgeht und was ihm folgt, und wir werden das Geheimnis dieses Sieges verstehen und sehen, wie es für uns, die wir von Natur aus stets ichbezogen sind, möglich ist, uns auch im Leid zu freuen. „Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ (Röm 8,35). Keines dieser körperlichen Leiden kann uns von seiner Liebe trennen, obwohl unsere Seele dieses Bewusstsein verlieren mag. Dann sind wir niedergeschlagen und geneigt, in unserer Prüfung zu murren; dadurch erringt Satan einen Vorteil. Wenn unsere Herzen aber auf den Herrn gerichtet sind, unseren großen Fürsprecher, und wir uns in seiner Abhängigkeit befinden, dann kann die Versuchung uns nur näher zu Ihm bringen, und wir können von neuem die Glückseligkeit jener Liebe erfahren, die größer ist als die größte Prüfung. Dann können wir uns der Trübsale rühmen; dann werden Tränen der Sorgen wie kostbare Edelsteine sein, und wir sind zufrieden und glücklich mit dem Weg Gottes für uns. Dann sind wir wahre Überwinder.

Anschließend folgt dann die beglückende Feststellung: „Ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38.39). Wenn es zuerst körperliche Leiden waren, in denen wir die Liebe Christi als Hilfe brauchen, so sind es hier geistliche Feinde, und gegen diese geht Gott selbst vor. Sie können uns nicht von seiner Liebe trennen, denn seine Liebe ist größer und mächtiger als alle. Die ganze Macht dieser geistlichen Dinge wurde aufgeboten, um uns von der Liebe Gottes zu trennen und in Knechtschaft zu halten, aber das Kreuz Christi hat ihre Herrschaft zerstört, und aufgrund seines kostbaren Todes hat uns die Liebe Gottes vor ihnen allen in Sicherheit gebracht. Das ist eine herrliche Tatsache, deshalb brauchen wir uns nicht zu fürchten. Möchte das Licht dieser unvergleichlichen Liebe unsere Herzen so erfüllen und bewegen, dass wir bereit sind, um Jesu willen den ganzen Tag lang getötet zu werden, um so rechte Überwinder zu sein durch den, der uns geliebt hat.

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