Der ewige „ICH BIN“

Der ewige „Ich bin" (Joh. 8,31-59)

Der ewige „ICH BIN“

Auch in diesem Abschnitt sehen wir den Herrn Jesus noch im Tempel, wie er die Menschen belehrt. Er hatte sich ihnen als das Licht der Welt vorgestellt und ihnen, wer er war, und dass sein Zeugnis über sich selbst wahrhaftig war. Weiter hatte er ihnen gezeigt, dass er nur das tat, was dem Vater wohlgefällig war (Vers 29). Ebenso hatte er sich geoffenbart, als der wahrhaftig von Gott Gesandte. Die Juden hatten ihn gefragt: „Wer bist du–“ (Vers 25) und er konnte ihnen antworten: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Vers 25). Welch eine einzigartige Person! Er war der einzige Mensch, dessen Wandel und dessen Tun in vollkommener Übereinstimmung mit dem war, was er sagte. Seine Worte waren Wahrheit und sein Wandel zeigte und offenbarte diese Wahrheit. Er war wahrhaftig der „Ich bin“, wie er sich im Vers 59 dann offenbart.

Der vorhergehende Abschnitt endet dann mit den schönen Worten. „Als er dies redete, glaubten viele an ihn“ (Vers 30). Nach außen hin bekannten jetzt viele, die die Kraft und die Autorität seiner Rede verspürt hatten, an ihn zu glauben. Im einunddreißigsten Vers wendet er sich an diejenigen aus den Juden, die ihm geglaubt hatten. Jetzt kommt der Test, die Erprobung ihres Bekenntnisses. Würde es sich als echt erweisen– Genauso ist es auch heute. Das Bekenntnis wird immer erprobt werden, auf die eine oder andere Weise. Dann wird sich erweisen, ob es echt war oder nicht.

Der Herr Jesus, der ihre Herzen genau kannte, sagt ihnen, dass der Glaube an ihn mehr einschließe, als sie vielleicht annahmen: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger“ (Vers 31). In seinem Wort bleiben schließt das ganze Wort Gottes ein, auch alles das, was der Herr Jesus durch seine Worte offenbarte. Es bedeutet, dies als die absolute Wahrheit anzuerkennen und es zu tun. Er sagt ihnen gleichsam: „Nicht nur das, was ihr an meinen Worten als angenehm empfindet, sondern auch das, was eurem Fleisch entgegen ist, müsst ihr tun, wenn ihr vorgebt, mir zu glauben. Ihr müsst es anerkennen und tun!“

Dieser Grundsatz gilt heute genauso wie damals. Der Apostel Paulus ermahnt sein geliebtes Kind Timotheus: „Halte fest das Bild gesunder Worte“ (2. Tim 1,3) und Johannes schreibt in seinem ersten Brief: „Und hieran wissen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer da sagt, ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner und in diesem ist die Wahrheit nicht“ (1. Joh 2,3.4). Das sind ernste Worte und es ist gut, auf sie zu achten. Möchten wir doch, die wir bekennen, an ihn zu glauben, in seinem Wort bleiben! Es ist die Wahrheit, wie er selbst die Wahrheit ist. Das Bleiben in seinem Wort kennzeichnet also unter anderem einen Menschen, der in der Nachfolge des Herrn Jesus steht.

Der Herr Jesus fährt nun fort, indem er den Juden etwas sagt, was an ihren Stolz gerichtet ist und offenbar macht, was in ihren Herzen war: „…und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Vers 32). Das Bleiben in seinem Wort hat also zur Folge, dass man die Wahrheit erkennt. Der Heilige Geist wird durch das Wort der Wahrheit uns in die ganze Wahrheit leiten. Das schließt sowohl die Person des Herrn Jesus als die Wahrheit wie auch das Wort Gottes und die darin enthaltene Lehre ein. Das Bleiben in seinem Wort wird dazu führen, dass verschiedene Aspekte der Wahrheit (wie etwa die „Wahrheit von der Versammlung“) stückweise deutlich werden. Nur so darf der Ausdruck „Wahrheit“ verstanden werden, wenn von einzelnen Wahrheiten gesprochen wird. Es handelt sich dann immer um Teilaspekte der einen göttlichen vollkommenen Wahrheit. Die Wahrheit als solche ist eins, ist unteilbar. Spricht man von der Wahrheit, wie hier, dann ist und muss immer das ganze Wort Gottes und die Person des Herrn Jesus als die personifizierte Wahrheit gesehen werden.

Das man nie die ganze Wahrheit auf einmal betrachten kann, ist klar. Sie ist, weil göttlich, so vielschichtig und mannigfaltig, dass immer nur ein stückweises Betrachten und Erkennen möglich ist. Doch gerade deshalb sollte man nie aus dem Auge verlieren, dass es nur eine Wahrheit gibt und dass das, was ich gerade betrachte, nur ein Teil der einen großen Wahrheit ist. Wenn das nicht beachtet wird, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt und wir verlieren Christus aus den Augen und erheben unsere eigenen Gedanken oder den Teil der Wahrheit, den wir erkannt haben dazu, die Wahrheit zu sein. Damit befinden wir uns bereits auf einem Boden, den Gott absolut verurteilen muss. „Ist der Christus zerteilt–“ (1. Kor 1,13) Gewiss nicht! So ist auch die Wahrheit nicht zerteilt! Sie ist ein Ganzes.

Welche Wirkung hat die Wahrheit– Sie wird frei machen. Wovon– Von unseren eigenen Gedanken und Meinungen, von unserem „Ich“ („ego“). Sie wird dahin führen, frei zu machen von Dingen, die uns noch mit der Welt in Verbindung halten, die aus dem Fleisch kommen. Sie wird frei machen von allem, was nicht mit ihr in Übereinstimmung ist und zwar in dem Maß, in dem wir die Wahrheit erkennen. Wir sollten uns diesem Wirken des Geistes Gottes nicht verschließen, „damit wir alle hingelangen … zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maße des vollen Wuchses des Christus; damit wir nicht seien … hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen … sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (Eph 4,13–15).

Die Juden waren in ihrem Stolz verletzt und die meisten – vielleicht alle – bestanden den Test ihres Glaubens nicht. Wir lesen nichts davon, dass einige ihm nicht widerstanden hätten. Es mag sein, dass einige wenige da waren, doch es ist nicht sicher. Der Text gibt uns keinen Anhaltspunkt dazu. Sie berufen sich auf ihre Herkunft und sagen: „Wir sind Abrahams Same und sind niemandes Knechte gewesen; wie sagst du: Ihr sollt frei werden–“ (Vers 33) Hier zeigt sich das menschliche Herz. Zum einen hatten sie sich selbst noch nicht erkannt, wie der Herr Jesus es ihnen in seiner Antwort zeigen wird, zum anderen aber auch: Hatten sie denn ihre Geschichte vergessen– Waren sie nicht jahrhundertelang in der Knechtschaft Ägyptens gewesen und hatten sie dort nicht unter härtesten Bedingungen sehr wohl Sklavendienste getan– Waren sie nicht alle, ob aus den zehn oder den zwei Stämmen, in der Wegführung gewesen und hatten nicht selbst ihre Könige und ihre vornehmsten Männer dort die Dienste von Sklaven verrichten müssen– Denken wir nur an Jojakin, den König von Juda. Er wurde gefangen nach Babel weggeführt (2. Chr 36,10) und in 2. Chr 36,20 heisst es: „Und die von dem Schwerte Übriggebliebenen führte er nach Babel hinweg; und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam.“ Oder denken wir an Daniel und seine drei Freunde, die zu Sklaven am Hof des Königs von Babel bestimmt waren. Und auch von Israel heißt es: „Im neunten Jahre Hoseas nahm der König von Assyrien Samaria ein und führte Israel nach Assyrien hinweg“ (2. Kön 17,6). Und waren sie nicht auch jetzt Knechte Roms und unter der Regierung eines römischen Vasallenkönigs, der nicht einmal Jude war, sondern ein Nachkomme Esaus (die Familie des Herodes war eine edomitische [Idumäer] Familie)–

So weit geht der Mensch, wenn es darum geht, dem Worte Gottes zu widerstehen. Tatsachen werden so behandelt, als hätte es sie niemals gegeben: „Wie sagst du: Ihr sollt frei werden–“ (Vers 33). Sie waren äußerlich nicht frei, aber auch in ihrem Innersten waren sie Gebundene, waren Sklaven und das muss der Herr Jesus ihnen vorstellen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht“ (Vers 34). Das trifft auf alle Menschen zu. Jeder, der den Herrn Jesus nicht hat, der keine lebendige Verbindung zu ihm hat, ist ein Sklave Satans und der Sünde. Selbst dann, wenn der Mensch nicht sündigen wollte, so ist er dazu von Natur aus nicht in der Lage.

Das schreibt der Apostel Paulus auch den Römern im siebten Kapitel seines Briefes in den Versen 19 bis 23: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich. Wenn ich aber dieses, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich dasselbe, sondern die in mir wohnende Sünde (Er ist vollständig Sklave der Sünde; sie beherrscht ihn, nicht er sie.) Also finde ich das Gesetz für mich, dass das Böse bei mir vorhanden ist (wie ein Gesetz; er muss gehorchen, auch wenn er sich sträubt). Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“

Diesem Gesetz der Sünde kann der Mensch aus eigener Kraft nicht entkommen. Er ist in Wirklichkeit ein Sklave dieser Sünde. Sie wohnt in ihm. Sie ist das Prinzip, der Grundsatz auf dem all sein Tun und Lassen aufbaut. Auch die Juden damals waren Sklaven der Sünde und das mussten sie erkennen und anerkennen. Das ist heute nicht anders. Der Mensch muss zu dieser Erkenntnis kommen. Er muss dahin kommen, mit Paulus zu sagen: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, finde ich nicht“ (Röm 7,18).

Der Herr Jesus zeigt nun in krasser Gegenüberstellung, was er selbst ist und in welche Stellung alle diejenigen kommen, die ihn annehmen als persönlichen Retter und Heiland: „Der Knecht aber bleibt nicht für immer in dem Haus; der Sohn bleibt für immer (oder anstelle von „immer“ in beiden Fällen auch „ewiglich“)(Vers 35). Der Sohn hat die höhere Stellung. Er hat ein Anrecht auf das Haus, auf den Besitz des Vaters also – der Sklave nicht. Wenn der Herr ihn nicht mehr braucht, so verkauft er ihn. Er bleibt nicht für immer in dem Hause, der Sohn aber wohl.

So ist es auch mit dem Menschen. Der Mensch hat, solange er noch ein Sklave Satans ist, kein Anrecht auf das Haus, auf den Aufenthalt des Sohnes, auf den Himmel und das Vaterhaus. Der Herr Jesus war von dem Vater gesandt. Er war Sohn und er war und ist für immer in dem Haus. Wenn aber der Mensch Buße tut, seine Sünden bekennt, seine Machtlosigkeit, sein Unvermögen, seine Nichtigkeit und seinen verlorenen Zustand erkennt und vor Gott bekennt und das ihm angebotene Heil in Christus als für sich persönlich annimmt, dann kommt er in die Stellung des Sohnes. Damit erhält auch er ein Anrecht auf das Haus.

Doch dazu muss er befreit werden aus seinem Zustand als Sklave der Sünde. Ein Sklave konnte nur dadurch befreit werden, dass entweder sein Herr ihn losgab und ihm einen Freibrief ausstellte oder dadurch, dass er von einem anderen frei gekauft wurde. Manchmal wurden freigelassene Sklaven auch adoptiert und damit in die Stellung des Sohnes gebracht. Das erstere ist bei Satan nicht zu erwarten. Er wird nie freiwillig seine Beute losgeben und einen Menschen aus der Sklaverei der Sünde freigeben.

Das ist hart und bitter! „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes–“ (Röm 7,24) Gibt es denn kein Loskommen aus diesen Fesseln, aus dieser Gebundenheit, aus diesem Stand eines Sklaven– „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (Röm 7,25) - es gibt eine Möglichkeit!! Doch sie liegt nicht im Bereich des Menschen. Dieser ist, wie wir gesehen haben, völlig machtlos dem Dasein des Sklaven ausgeliefert. Aber: „Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein“ (Vers 36).

Gott selbst hat eine Lösung gefunden. Er hat den Sohn auf diese Erde gesandt, um das Problem der Sünde zu lösen. Der Herr Jesus Christus ist hingegangen und hat sich am Kreuz auf Golgatha als Lösegeld gegeben. Damit ist der Weg zu Gott aus der Gewalt Satans frei gemacht. Der Mensch muss nur, nachdem er sich als vollkommen machtlos erkannt hat, dieses Angebot im Glauben für sich in Anspruch nehmen. Dann wird der Sohn ihn frei machen.

Der Herr Jesus hat bezahlt. Er hat uns dem Satan abgekauft. Das bedeutet zum einen, dass wir, wenn wir dies annehmen, in den Besitz eines anderen, nämlich Gottes, übergehen. Der Herr Jesus hat uns gekauft; wir sind nun sein eigener Besitz. Doch damit nicht genug. Der Vater hat uns auch angenommen durch das Opfer seines Sohnes. Er hat uns im Bilde „adoptiert“. Wir sind jetzt zu Söhnen, zu Kindern Gottes geworden und damit in die Stellung und in die Rechte des Sohnes eingeführt. Das ist die Sicherheit dafür, dass der, der einmal geglaubt hat, nie wieder verloren gehen kann.

Ein „Adoptivsohn“ hatte nach römischem Recht die gleichen Rechte wie der blutsverwandte Sohn selbst und konnte, nun in seiner neuen Stellung als Römer, nie mehr in Sklaverei kommen. So ist es auch bei Gott. Satan hat alle Rechte auf uns verloren. Wir können nie mehr in seine Macht auf immer zurückkommen. Wohl können wir noch sündigen, aber nie mehr verloren gehen!

Wir sind Kinder Gottes, weil Gott selbst uns in Christus dazu gemacht hat: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). Ja wahrlich: „Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein“ (Vers 36).

Der Herr Jesus muss über den traurigen Zustand der Juden klagen. Sie wollten ihn töten. Warum– Weil sein Wort keinen Raum bei ihnen fand. Das war der wahre Grund für ihre Ablehnung. Sie nahmen sein Wort nicht auf und damit lehnten sie in selbst ab. Heute ist es nicht anders. Wenn er könnte, so würde Satan den Menschen dahin bringen, alles und jeden, der das Wort des Christus bringt, zu vernichten. Auch das irdische Volk Gottes, die Juden, steht ihrem Messias heute noch mit der gleichen Ablehnung gegenüber wie damals. Sie wollen ihn in ihrer Gesamtheit nicht.

Doch kann ähnliches auch bei einem Gläubigen der Fall sein– In dieser Form oder Stärke wohl nicht. Ein Gläubiger wird nie den Herrn, der ihn erkauft hat, zu töten suchen. Doch kann das letztere, nämlich dass man keinen Raum für seine Worte hat, in gewissem Maß auch bei Gläubigen gefunden werden. Das ist dann der Fall, wenn man Teile der Wahrheit ablehnt, weil sie einem nicht gefallen oder Dinge zeigen, an denen das Fleisch noch Gefallen hat. Man müsste sie ablegen und will nicht. Deshalb gibt man dem Worte Gottes keinen Raum.

Welch ein trauriger Zustand! Hüten wir uns alle davor und halten wir sein Wort fest! Es sollte uns so gehen wie dem Psalmisten: „Die Treulosen habe ich gesehen, und es ekelte mich an, weil sie dein Wort nicht bewahrten… Meine Seele hat deine Zeugnisse bewahrt, und ich liebe sie sehr. Deine Vorschriften und deine Zeugnisse habe ich bewahrt, denn alle meine Wege sind vor dir“ (Ps 119,158.167.168).

Der Herr Jesus redete zu ihnen das, was er bei seinem Vater gesehen hatte (Vers 38). Er tat „allezeit das ihm Wohlgefällige“ (Vers 29). Er war in vollkommener Übereinstimmung mit seinem Vater, auch in dem, was er sagte. Er sagte nichts, ohne dass sein Vater es ihm gezeigt hätte. Er war der vollkommen abhängige Mensch und doch wahrer Gott. Als solcher hätte er reden können. Aber er tat es nicht; es sei denn, auf den Befehl seines Vaters. Welch eine einzigartige Person!

Ganz im Gegensatz dazu die Juden: „…und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt“ (Vers 38). Sie pochen wieder darauf, dass Abraham ihr Vater sei (Vers 39). Mit anderen Worten sagen sie ihm also: „Was willst du eigentlich– Du sagst selbst, wir tuen, was wir von unserem Vater gehört haben. Unser Vater ist Abraham. Was ist also an unserem Tun falsch– Willst du etwa sagen, Abraham habe nicht recht gehandelt–“

Sie haben immer noch nicht recht erkannt, was der Herr Jesus ihnen sagen will oder sie wollen nicht anerkennen, was er ihnen bereits gesagt hat. Sie stützten sich auf ihre Herkunft von Abraham. Er war gerecht gewesen – sie also als seine Nachkommen doch wohl auch, oder etwa nicht– Und heute: Denken nicht viele ebenso– Nehmen wir nur die vielen Kinder gläubiger Eltern, die schon von Kindheit an das Evangelium kennen. Wie leicht stehen sie in der Gefahr, dass Satan ihnen einflüstert: „Du kannst nicht verloren gehen. Deine Eltern sind doch gerettet. Du wirst auch schon so in den Himmel kommen. Du bist nicht ungehorsam. Du bist doch viel besser als deine Kameraden. Du gehst immer zur Sonntagsschule und in die Zusammankünfte der Gläubigen. Gott wird deine Frömmigkeit schon anerkennen. Du bist doch nicht gottlos!“ Liebes Kind, wenn du auch noch so denkst und der Stimme des Feindes bis jetzt gelauscht hast, so lass dich warnen. Deine Eltern können dich nicht erretten, dich nicht in den Himmel bringen. Auch deine äußere Frömmigkeit wird Gott nicht anerkennen. Nimm den Herrn Jesus an! Lass dich von ihm frei machen! Er hat auch für dich das Lösegeld bezahlt.

Anderen wieder flüstert Satan ein, dass sie doch gerechte Menschen seien. Sie seien doch gar nicht so sündig wie viele andere. Sie gingen doch regelmäßig oder aber doch zumindest einige Mal im Jahr zur Kirche und daher würde Gott sie schon annehmen. Auch solche, die sich wie die Juden damals auf ihre Gerechtigkeit stützen, seien gewarnt. Gott kann sie nicht anerkennen, denn er selbst ist gerecht und jeder, der sich aufrichtig prüft, wird erkennen müssen: Ich bin nicht vollkommen gerecht. Auch bei mir ist Sünde zu finden. Sagt Gottes Wort nicht eindeutig: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer“ (Röm 3,10)– Satans List ist groß, doch die Macht Gottes ist größer. Man muss nur wollen und das Urteil Gottes anerkennen; sich als Sünder erkennen und vor ihm bekennen – dann wird der Sohn frei machen! Die Juden damals hinderte ihre eigene Selbstgerechtigkeit und ihr Stolz daran, die Worte des Herrn Jesus anzunehmen. Was hindert dich–

Der Herr Jesus wird noch deutlicher: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun; jetzt aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der die Wahrheit zu euch geredet hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters“ (Vers 39.40.41). Abraham hätte niemals danach getrachtet, den Messias umzubringen, sie wohl. Sie waren wohl Abrahams Same nach dem Fleisch – das hatte der Herr Jesus auch anerkannt (Vers 37) – aber nicht nach dem Geist.

Worin bestanden denn die Werke Abrahams– Der Brief des Jakobus gibt die Antwort darauf: „Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf dem Altar opferte– … Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt“ (Jak 2,21.23). Abrahams Werke bestanden also primär in seinem Glauben. Gerade den aber hatten sie nicht. Sie waren voller Unglauben und Widerstand gegen Gott, gegen den Herrn Jesus, ihren Messias. Sie folgten also nicht den Werken Abrahams. Hätten sie es getan, so würden sie ihm geglaubt haben, ohne Vorbehalt, so wie Abraham dem Wort Gottes gehorchte und in Glauben und Vertrauen auf die Verheißungen Gottes hinging, um Isaak zu opfern. Welch ein Gegensatz bestand doch zwischen Abraham und denen, die sich rühmten, seine Kinder zu sein.

Warum suchten sie den Herrn Jesus zu töten– Wegen seiner Werke der Liebe, die er unter ihnen getan hatte– Nein, sondern weil er ihnen die Wahrheit über sie selbst sagte. Er offenbarte ihre Herzen und stellte sie in sein Licht. Das konnten sie nicht vertragen und darum wollten sie ihn beseitigen, töten. Sie offenbarten wirklich nicht die Gesinnung Abrahams, obwohl sie darauf pochten, seine Kinder zu sein.

Jetzt, nachdem der Herr Jesus ihnen gesagt hat, dass sie nicht Abrahams Kinder seien, aber immer noch davon spricht, dass sie die Werke ihres Vaters tun, verlegen sie sich auf eine andere Taktik. Zunächst widersprechen sie ihm: „Wir sind nicht durch Hurerei geboren“ und fahren dann fort: „…wir haben einen Vater, Gott“ (Vers 41). Wenn also Abraham nicht ihr Vater war, so gehen sie noch weiter und nennen Gott ihren Vater. Damit stellen sie sich auf eine Stufe mit dem Herrn Jesus selbst, der zu ihnen von dem Vater gesprochen hatte. Welch eine Anmaßung! Sie, die in ihrem Unglauben verharrten und zum allergrößten Teil den Test des Herrn Jesus nicht bestanden hatten, behaupten, Gott sei ihr Vater.

Gerade das Gegenteil offenbarten sie und doch wagten sie es, eine solch offenbare Lüge zu sagen, nur um sich nicht selbst verurteilen zu müssen. Sie wollten sich in ihrem Stolz nicht vor ihm beugen. Dazu ist Satan jedes Mittel recht. Sehen wir nicht auch heute genau dasgleiche– Man behauptet auch in der Christenheit millionenfach, man habe Gott zum Vater, indem man das sogenannte „Vaterunser“ rezitiert und wiegt sich so in Sicherheit – aber, und auch das ist eine genaue Parallele –, Christus und sein Werk will man nicht!

Was für einen Widerstand erfährt der Herr Jesus hier und doch hat er Geduld. Er vernichtet sie nicht, doch muss er ihnen jetzt in aller Deutlichkeit sagen, wer sie in Wahrheit waren. Zunächst widerlegt er ihre Behauptung ganz einfach mit den Worten: „Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Sprache nicht– Weil ihr mein Wort nicht hören könnt“ (Vers 42.43).

Dasgleiche gilt auch heute noch. Wenn jemand Gott seinen Vater nennt und lehnt den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, als Mensch auf diese Erde gekommen, gestorben als Sühnung für unsere Sünden und auferstanden und jetzt sitzend zur Rechten Gottes ab, so ist er als Lügner offenbar. Er offenbart sich selbst als solcher. Gott ist eben nicht, wie manchmal behauptet wird, ein Vater aller, sondern nur derjenigen, die seinen Sohn angenommen haben; denen, die an ihn geglaubt haben, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, sonst niemandem!

Ferner lernen wir aus den Worten des Herrn Jesus, dass es notwendig ist, sein Wort anzunehmen, darin zu bleiben, um seine Sprache verstehen zu können. Nimmt man sein Wort nicht auf, so wird man auch seine Sprache nicht verstehen. Das ist auch bei den Gläubigen der Fall. Sein Wort muss aufgenommen, gehört werden – und Gläubige können es hören –, damit seine Sprache verstanden wird.

Im nächsten Vers sagt ihnen der Herr Jesus dann klar, wer ihr Vater war, nämlich Satan: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem eigenen, denn er ist ein Lügner und ein Vater derselben. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht“ (Verse 44.45). Sie waren Sklaven der Sünde und Sklaven Satans. Er war ihr Vater und ihr ganzes Bestreben ging dahin, das, was Satan ihnen eingab, zu tun, auch, wenn sie es nicht wahrhaben wollten. So ist jeder Mensch von Natur aus ein Kind des Teufels und tut die Begierden des Teufels.

Sie hatten den Gedanken, den Herrn Jesus zu töten und damit hatten sie sich als Kinder des Teufels offenbar gemacht. Er ist der Menschenmörder von Anfang. Das bedeutet, er ist dies, seitdem er Teufel ist, also seit seinem Fall, als er sich gegen Gott erhoben hatte. Er hatte sich schon im Anfang der Menschheit so erwiesen, kannte er doch die Worte Gottes genau, dass der Mensch an dem Tag sterben müsste, an dem er von der verbotenen Frucht essen würde. So verführte er Eva, gerade dieses eine Gebot Gottes zu übertreten und damit kam die Sünde und als Folge dessen der Tod in die Welt und ist von Adam auf alle Menschen durchgedrungen.

So ist der Teufel wirklich der Mörder des ganzen Menschengeschlechts und der natürliche Mensch folgt ihm. So offenbarte sich durch ihre mörderischen Gedanken nur allzu deutlich ihre Abstammung. Auch der orthodoxeste Jude, und solche waren sie, ist von Natur aus ein Sünder. Das wollten sie damals nicht anerkennen und auch der religiöse Mensch unserer Zeit will diese Tatsache nicht anerkennen.

Ein zweites Kennzeichen ist, dass der Teufel ein Lügner ist. Er ist der Vater der Lügner und der Lüge. Die erste Lüge kam von ihm und durch sie wurde die Sünde in die Welt eingeführt. Satan redet immer Lüge, wenn auch mit einem Teil der Wahrheit verquickt. Auch in dieser Hinsicht hatten die Juden gezeigt, dass Satan geistlicherweise ihr Vater war. „Gott ist unser Vater“, so hatten sie gesagt und sich damit selbst als Lügner erwiesen. Der Herr Jesus selbst brachte ja auch diese Lüge ans Licht, indem er diesen Ausspruch sofort widerlegt. Und weil sie aus dem Vater der Lüge waren, in dem keine Wahrheit ist, deshalb nahmen sie den nicht an, der die Wahrheit ist und Wahrheit zu ihnen redete. Sie konnten die Wahrheit nicht ertragen und wollten sie nicht anerkennen.

Jetzt stellt sich der Herr Jesus vor mit einer Frage: „Wer von euch überführt mich der Sünde–“ (Vers 46) Ein großer Unterschied wird hier im Vergleich zu den Juden und Satan, dem Vater der Lüge, sichtbar! Niemand, auch nicht der beste Schriftgelehrte, der das Gesetz vielleicht auswendig konnte, war in der Lage, dem Herrn Jesus auch nur die geringste Übertretung des Gesetzes vorzuwerfen. Er hatte nie eine Sünde getan. Er war der einzige Mensch, der jemals auf dieser Erde ohne Sünde war. Die Juden können ihm hier keinen Einwurf machen, denn er sagte die Wahrheit: Er kannte keine Sünde, er tat keine Sünde und Sünde ist nicht in ihm (2. Kor 5,21; 1. Pet 2,22; 1. Joh 3,5). Hier offenbart sich absolute Heiligkeit im Vergleich mit den umstehenden verderbten Menschen!

„Wenn ich die Wahrheit sage,“ so fragt er dann, „warum glaubt ihr mir nicht–“ (Vers 46) und gibt auch sofort die Antwort: „Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum höret ihr mich nicht, weil ihr nicht aus Gott seid“ (Vers 47). Die Wahrheit stand in Person vor ihnen, Gott selbst redete zu ihnen und die Reaktion war – Ablehnung! Warum– Weil ihr Ursprung nicht in Gott war, obwohl sie es behauptet hatten. Sie hatten keine lebendige Verbindung mit Gott, sondern der Satan war in ihnen wirksam. Deshalb nahmen sie seine Worte nicht an. So ist es auch heute. Der Mensch dieser Welt nimmt in aller Regel nicht an, was ihm von Gott und dem Herrn Jesus und seinem Werk gesagt wird. Warum– Eben weil er nicht aus Gott, sondern ein Sklave Satans und der Sünde ist. Welch eine Gnade ist es da, wenn der Geist Gottes eine Annahme der Worte Gottes bewirken kann und ein solcher Mensch, wie wir alle waren, errettet wird. „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1. Kor 2,14), so sagt Gottes Wort.

„Sagen wir nicht zu recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast–“ (Vers 48) – Das ist die Antwort der Juden auf seine Worte. Sie wissen augenscheinlich nicht, was sie ihm erwidern sollen und doch ist der Mensch auch dann noch in Auflehnung gegen die Wahrheit. Sie schmähen ihn, indem sie ihn zunächst einen Samariter nennen. Die Juden verachteten die Samariter noch mehr als Menschen aus den Nationen. Es war also eine starke Beleidigung, die sie ihm sagten. Wussten sie doch genau, dass er aus Nazareth in Galiläa war! Doch damit nicht genug: Sie werfen ihm vor, von einem Dämon besessen zu sein. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass sie behaupten, der Herr Jesus wäre ein Diener Satans. Ihm, der sie offen gefragt hatte, wer ihn einer Sünde überführen könnte und dem sie auf diese Frage nicht antworten konnten, ihm werfen sie vor, einen Dämon zu haben! Sie verspürten wohl, dass der Herr Jesus in seinen Worten eine Größe kundtat, die über allem und allen stand, die sie kannten und das rief ihren Widerstand hervor.

Und der Herr Jesus– Er erwidert diese Beleidigungen nicht, sondern stellt ihnen vor, was er tut und vergleicht damit das, was sie tun: „Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr verunehret mich. Ich aber suche nicht meine Ehre: es ist einer, der sie sucht, und der richtet“ (Verse 49.50). Der Herr Jesus suchte in allem, was er tat, die Ehre des Vaters. Er tat allezeit das dem Vater Wohlgefällige (Vers 29). Ganz im Gegensatz dazu die Juden: Sie verunehrten den Herrn Jesus und damit Gott und den Vater, denn er und der Vater sind eins (Joh 10,30).

Der Herr Jesus suchte nie die eigene Ehre, wohl aber sie. Lernen wir auch darin von ihm! Wir sollen ihn ehren in unserem Wandel und in dem, was wir sagen. Lasst uns nicht unsere eigene Ehre suchen. Wurde der Herr Jesus deshalb nicht geehrt– Doch! Es gab einen, der seine Ehre suchte: der Vater. Und einmal wird dem Herrn Jesus von allen die Ehre zuteil werden, die ihm gebührt und bisher verweigert wurde und noch wird. Ein furchtbares Gericht wird alle diejenigen dann treffen, die ihn, den Herrn Jesus, hier geschmäht und abgelehnt haben: „…wie viel schlimmere Strafe, meint ihr, wird der wert geachtet, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein erachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat– … ‘Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.’ Und wiederum: ‘Der Herr wird sein Volk richten’. Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Heb 10,29–31).

Diese Stelle zeigt auch etwas von der Einheit des Vaters und des Sohnes. Der Herr Jesus spricht hier von dem Vater als dem Richter und doch wissen wir, dass er selbst der jenige sein wird, durch den Gott Gericht üben wird. Er ist der von „Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten“ (Apg 10.42). Der Herr Jesus und der Vater sind eins. Das Gericht wird durch den Herrn Jesus ausgeführt, aber auch dann in vollkommener Übereinstimmung mit dem Vater.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen ewiglich“ (Vers 51). Welch eine wunderbare Tatsache! Gibt es eine größere Sicherheit, als diese Verheißung des Herrn Jesus selbst– Einmal gerettet ist immer gerettet! So erhaben diese Tatsache auch ist, so liegt doch auch eine Verantwortung in diesem Wort: „Wenn jemand mein Wort bewahren (o. halten) wird…“ Prüfen wir uns einmal ernstlich, inwieweit wir sein Wort noch halten oder bisher gehalten haben – einzeln, aber auch gemeinsam. Wieviel Versagen und Zukurzkommen müssen wir doch da beklagen. Läge unsere Errettung an uns, so wären wir wohl niemals dahin gelangt, ewiges Leben zu erhalten.

Doch ihm sei Dank! Er hat alles, den ganzen Willen Gottes, vollkommen hinausgeführt. Er hat das Gesetz in allem getan – der einzige Mensch, der nie ein Gebot Gottes übertreten hat. Als Gott hat er ewiges Leben in sich selbst, denn er ist das Leben. Als Mensch hat er sich aber auch das Recht auf ewiges Leben erworben, indem er das Gesetz erfüllt hat und so des Gesetzes Ende geworden ist, denn: „Meine Satzungen und meine Rechte sollt ihr beobachten, durch die der Mensch, wenn er sie tut, leben wird“ (3. Mo 18,5). Das hat der Herr Jesus getan. Er hat die Satzungen und die Rechte des Herrn (Jahwehs) beobachtet. So hat der Herr Jesus durch seinen vollkommenen Gehorsam bewirkt, dass wir auch nun Gerechtfertigte sind, wie Paulus schreibt: „Denn gleich wie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden“ (Röm 5,19). Sind wir nicht angesichts eines solchen Vorbilds schuldig, sein Wort zu halten und sollte es uns nicht leicht fallen, ihm aus Liebe gehorsam zu sein – ihm, der so viel für uns getan hat–

Dieser Ausspruch des Herrn Jesus brachte weiteren Widerspruch der Juden hervor. Sie wiederholen, dass er einen Dämon habe (Vers 52) und werfen ihm vor, dass sein Wort nicht wahr sein könne: „Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist und die Propheten sind gestorben“ (Verse 52.53).

Es scheint so, als hätten diese Juden in der Auflehnung gegen und der Ablehnung des Herrn Jesus ihre Geschichte vollständig vergessen. Wohl stimmte es, dass Abraham gestorben war und auch viele der Propheten. Doch waren sie alle gestorben– Nein! In 1. Mose 5 lesen wir immer wieder die Worte „und er starb“, doch von Henoch heißt es: „Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1. Mo 5,24). Und Henoch war ein Prophet! Das bestätigt uns Judas in seinem Brief im vierzehnten Vers: „Es hat aber auch Henoch, der siebente von Adam, von diesen geweissagt…“ und die Überlieferungen der Juden bestätigten ihnen dies ebenfalls. Oder denken wir an Elia. Auch er starb nicht, denn von ihm heisßt es: „…und Elia fuhr im Sturmwind auf zum Himmel … Und er (Elisa) sah ihn nicht mehr“ (2. Kön 2,11.12). Elia war wohl einer der größten Propheten. Hatten sie diese Tatsachen vergessen– Wohl kaum! Und doch: Satan ist jedes Mittel recht, um dem Herrn Jesus und seinem Wort zu widerstehen – auch, oder gerade, Lüge und Verdrehungen des Wortes Gottes.

Der Stolz der Juden auf ihre Herkunft von Abraham, diesem großen Mann Gottes, war dadurch tief verletzt, dass hier einer vor ihnen stand, der größer zu sein schien als Abraham und das durch seine Worte auch offenbarte. „Was machst du aus dir selbst–“ (Vers 53), so fragen sie. Der Herr Jesus antwortet ihnen, dass es sein Vater sei, der ihn ehre. Er bestätigt damit nur seine Worte, die er gerade zu ihnen geredet hatte: „Ich aber suche nicht meine Ehre“ (Vers 50). In diesen Worten offenbart er sich ihnen auch als der Sohn Gottes, denn er fügt hinzu: „Mein Vater ist es, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott“ (Vers 54). Nie hatte der Herr Jesus seine eigene Ehre gesucht, sondern in allem seinen Gott und Vater verherrlicht. Wie sollte das auch uns ein Ansporn sein, immer die Ehre des Herrn Jesus zu suchen und nicht Ehre für uns selbst zu fordern. Er ist immer wieder und in allem das vollkommene Vorbild für uns, die Seinen.

Der Herr Jesus zeigt ihnen nochmals deutlich, dass sie keinerlei Erkenntnis des Vaters und Gottes hatten, wohl aber er. Sie mochten viel Wissen haben und auch darauf aufbauend vermeintlich viel Erkenntnis, aber das war keine Erkenntnis, wie sie Gott schenkt. Wahre Erkenntnis hat in Gott ihren Ursprung und führt immer zu ihm hin. Sie hat den Herrn Jesus, das Wort Gottes und göttliche Belange zum Inhalt und Ziel. Sie weiß sich abhängig von ihrem Herrn und erkennt das Wort Gottes an. Das war bei ihnen nicht vorhanden, wohl aber bei dem Herrn Jesus. Er hatte vollkommene Erkenntnis Gottes und des Vaters und hat uns den Vater goffenbart, sodass auch wir jetzt den Vater erkennen können. Ein großes Vorrecht! Sagte nicht schon einst Salomo: „Die Furcht des Herrn ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung“ (Spr 1,7). Die Juden damals und viele Menschen heute glichen und gleichen solchen Narren, denn sie verachten die Worte der Weisheit und der Unterweisung. Sie verwarfen das Wort des Herrn Jesus und stempelten ihn zum Lügner. Wie viele sind auch heute da, die meinen, Erkenntnis zu haben und haben sie doch nicht, können sie nicht haben, denn sie lehnen den ab, bei dem allein Weisheit zu finden ist. Christus will man nicht!

Wie anders war der Herr Jesus! Er kannte den Vater und bewahrte das Wort des Vaters, sonst wäre er nichts anderes gewesen als sie – ein Lügner. So aber offenbarte er sich als der einzige Gerechte, als der Heilige inmitten von Ungerechten und Unheiligen, von Satan beherrschten Menschen. Wie einzigartig ist doch immer wieder seine Person! Möchten wir ihn doch mehr betrachten!

Ferner stellt der Herr Jesus ihnen die so von ihrer ganz verschiedene Gesinnung Abrahams vor: „Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich“ (Vers 56). Sie lehnten den Herrn Jesus ab, doch Abraham freute sich und frohlockte, dass er diesen Tag sehen sollte, hatte er doch die Verheißung empfangen: „…und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (1. Mo 12,3). Abraham glaubte den Verheißungen Gottes und freute sich darauf. Ja, sein Glaube ging so weit, dass er schon die Stadt erwartete, die Grundlagen hat. So sagt uns Hebräer 11.

Sofort kommt ein weiterer Einwand der Juden und wieder verdrehen sie die Worte des Herrn Jesus: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen–“ (Vers 58). Der Herr Jesus hatte gar nicht gesagt, dass er Abraham gesehen hatte, sondern dass Abraham seinen Tag sah und sich darüber freute. Doch er geht auf diese Erwiderung der Juden ein und offenbart sich ihnen als der Ewige, als der Gott, der zu Mose aus dem Dornbusch geredet hatte (2. Mo 3,14).

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich (Vers 58). Welch ein Name! Welche unendlichen Inhalte verbergen sich darin! Er ist der „Fels der Ewigkeiten“ (Jes 26,4). Seine Treue ist unendlich. Er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dieser Gott, der heilig und gerecht ist, dieser Gott offenbart sich hier in der Person des Sohnes. Der Gott, der die Ägypter und den Pharao mit all seiner Macht zunichte machte und sein Volk in Treue und Geduld in das verheißene Land führte, dieser Gott ist auch heute noch derselbe.

„Ein ewiger Gott ist der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet und ermattet nicht, unergründlich ist sein Verstand. Er gibt dem Müden Kraft, und dem Unvermögenden reicht er Stärke dar in Fülle. Und Jünglinge ermüden und ermatten, und junge Männer fallen hin; aber die auf den Herrn harren, gewinnen neue Kraft: sie heben ihre Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht“ (Jes 40,28–31). Das ist der „Ich bin“, unser Herr Jesus Christus. In ihm allein ist Stärke und Kraft zu finden. Menschliche Worte reichen nicht aus, seine Größe zu beschreiben. Ihm allein gebührt jede Anbetung!

Und die Reaktion der Juden ist, dass sie ihn steinigen wollen, sodass sich der Herr Jesus verbirgt (Vers 59). Das ist unverständlich, wenn man nicht bedenkt, dass Satan ihr Vater war.

„Ich bin“ – Wieder dieser kostbare Name! Er ist der Heiland und ruft uns zu: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein … Denn ich bin der Herr, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Heiland“ (Jes 43,1.3). Er ist aber auch derjenige, der gesagt hat: „Ich bin der Herr, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen, noch meinen Ruhm den geschnitzten Bildern“ (Jes 42,8). Wenn das auch manchmal nicht sichtbar erscheint, so wird doch der Tag kommen, an dem ihm die Ehre zuteil wird, die ihm gebührt. Er gibt sie keinem anderen und sie wird ihm werden. Jeder wird sich einmal vor ihm beugen müssen und anerkennen, dass er Herr ist. Dafür bürgt er mit seinem Namen. Möge doch niemand einmal in diesem Augenblick dabei sein, ohne dass er nicht schon hier ihn freiwillig angenommen hat und ihm huldigt! Zukünftig wird es gezwungenermaßen geschehen, doch dann ist keine Möglichkeit zur Rettung mehr vorhanden. Jetzt aber ist noch Gnadenzeit. Noch kann man zu ihm kommen, ihn annehmen und wird für ewig gerettet. Noch kann man ihn als den Heiland kennenlernen. Doch wer hier nicht will, wird ihn dann einmal als den erfahren, der seine Ehre keinem anderen gibt. Dann ist er der Richter.

Es ist ein Vorrecht, bereits jetzt schon ihm, unserem Herrn, dem „Ich bin“, Ehre, Dank, Lob und Anbetung bringen zu dürfen! Doch wir dürfen ihm auch alles sagen, was uns bedrückt, denn in ihm ist Stärke. Er ist der Ewige und hat sich nicht verändert. „Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit!“ (Heb 13,8)

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