Der ewige „ICH BIN“

Beistand in den Umständen - Ich bin's (Joh. 6,16-21)

Der ewige „ICH BIN“

Der Herr Jesus war mit seinen Jüngern auf die andere Seite des Sees von Tiberias gefahren. Dorthin waren ihm die Volksmengen gefolgt und bis zum Abend bei ihm geblieben. Sie hatten dort seine Zeichen gesehen, er hatte ihre Krankheiten geheilt. Anschließend hatte er die Volksmengen – bei fünftausend Männer – gespeist und sie dann entlassen. Das ist eine Ermunterung auch für uns. Nie wird der Herr Jesus, wenn wir zu ihm kommen, uns ohne die notwendige Nahrung und Stärkung wieder gehen lassen. Er segnet immer in Überfluss. Wie Matthäus in seinem Evangelium mitteilt (Mt 14,22–23), war der Herr Jesus anschließend allein auf den Berg gegangen, um zu beten. Seinen Jüngern hatte er den Auftrag gegeben, bereits an das jenseitige Ufer vorauszufahren.

In diesem Abschnitt in Johannes 6 finden wir nun die Jünger auf dem Weg nach Kapernaum, etwa bereits 5 km vom Ufer entfernt auf dem See.

Zunächst sehen wir hier ein prophetisches Bild vor uns. Die Jünger sind als ein Bild des Überrestes zu sehen. Auch über ihm wird es „Nacht“ werden. Der Herr Jesus ist auf dem „Berg“, das will sagen, er ist jetzt nicht bei seinem Volk, sondern als Priester im Himmel tätig. So ist es auch mit dem Überrest. Doch dann wird der Herr Jesus sich plötzlich mit ihnen vereinigen, wieder mit ihnen anknüpfen. Das Ergebnis ist, das sie „alsbald an dem Land sein werden, zu dem sie hinfahren“ – volle Segnung wird ihr Teil werden. Ihre Wünsche, ihr ganzes Verlangen wird vollständig gestillt und Ruhe ist das Ergebnis für sie. So ist dieser Abschnitt zunächst ein Vorbild auf den zukünftigen Überrest des Volkes Israel, doch sodann auch ein Bild der Gläubigen heute, die während der Beiseitesetzung Israels der, man könnte sagen, Ersatz des Volkes sind, nämlich das himmlische Volk.

Die Nacht war dunkel, der Herr war noch nicht bei den Jüngern und der See war durch einen starken Wind in Aufruhr geraten (Verse 17–19a). Zudem mussten sie gegen den Wind anrudern (vgl. Mt 14,24b). Die Jünger befanden sich also in Bedrängnis. Hatten sie in dieser Lage Grund, furchtsam oder beängstigt zu sein– Gewiss nicht! War nicht der Herr Jesus zurückgeblieben auf dem Berge, um zu beten– Würde er nicht auch für seine Jünger beten, die er in diesen schwierigen Umständen wusste– Sicherlich! Und doch: Wir wollen die Jünger nicht verurteilen!

Spiegelt ihre Lage nicht auch unsere Situation wider– Auch wir sind allein in dieser Welt. Auch um uns her ist es finster, ja heute vielleicht finsterer als je zuvor. Auch gegen uns erhebt sich der Wind und der See. Die Welt hasst uns und ist uns entgegen. Wenn das nicht so ist, dann bedeutet das zwangsläufig, dass wir der Welt ähnlich geworden sind. Halten wir uns aber zu dem Herrn Jesus und vertreten wir seine Rechte, so werden wir Ablehnung erfahren. Ist das ein Grund, ängstlich oder furchtsam zu sein– Ganz sicher nicht! Der Herr Jesus ist „auf dem Berg“ und betet für uns, wie er auch an seine Jünger im Gebet gedacht hat. Daran dürfen wir in allen Schwierigkeiten festhalten. Er denkt an uns und sieht uns in den Umständen.

Die Jünger waren allein auf dem See. Allein– Sicher, aber doch nicht allein. Als sie bereits mitten auf dem See waren (nach Matthäus „um die vierte Nachtwache“ – also gegen Morgen; Mt 14,25), kam der Herr Jesus wandelnd auf dem See. In ihren Umständen waren sie nicht vergessen. Der Herr war mit in diesen Umständen, wenn auch nicht direkt bei ihnen. Doch nun kam er direkt zu ihnen, um sie zu stärken. Wie aber war die Reaktion der Jünger– „Sie fürchteten sich“ (Vers 19b). Sie waren so mit den Umständen beschäftigt, dass sie ihren Herrn nicht erkannten. Ja, sie hielten ihn für ein Gespenst (Mt 14,26).

Verhalten nicht auch wir uns oft ähnlich– Anstatt von unseren Umständen weg und auf ihn zu blicken, sind wir so mit dem „Wind und den Wellen“ beschäftigt, dass wir den Herrn Jesus nicht erkennen, wenn er zu uns kommt. Denken wir immer daran: Er ist mit in den Umständen, auch wenn wir ihn nicht direkt erkennen. Er ist bereit zu helfen und kennt den Ausweg schon, wenn wir keinen Ausweg mehr sehen. Was könnte uns ein Mensch anhaben, da er doch für uns ist–

Doch nun wendet sich der Herr Jesus an seine Jünger. Er ruft ihnen zu: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht!“ (Vers 20). Welch ein wunderbares Wort. Ich bin’s – niemand anderes als der, der sich der Frau aus Sichar als der Messias geoffenbart hatte; der, der seine Allmacht noch am Tag zuvor unter Beweis gestellt hatte, indem er die Menschen geheilt und gespeist hatte, dieser kommt nun zu seinen Jüngern und ruft ihnen zu, sich nicht zu fürchten. Hatten sie das Wunder vom Vortag bereits wieder vergessen– Es scheint so.

Ist es nicht auch bei uns oft ähnlich– Gerade haben wir noch die Allmacht unseres Herrn erfahren und wenn dann erneut der Wind uns entgegen ist, haben wir alles bereits wieder vergessen. Doch auch uns gilt das „Ich bin’s, fürchtet euch nicht!“ des Herrn Jesus. Er ist der Helfer in den Umständen. Er steht uns bei. Wir müssen ihm nur vertrauen und auf ihn schauen.

Welch ein wunderbares Ergebnis hatten doch seine Worte! „…sogleich war das Schiff an dem Land, zu dem sie hinfuhren“ (Vers 21b). Der Blick der Jünger wurde von den Umständen weg und ganz auf den Herrn Jesus hingelenkt. Johannes berichtet unter der Anleitung des Geistes Gottes nichts davon, dass der Wind sich legte wie Matthäus (Mt 14,32). Das war vollkommen unwichtig. Der Herr Jesus war jetzt mit im Schiff. Das allein war wichtig. Er war jetzt der Mittelpunkt und der Einzige, auf den die Jünger blickten. Deshalb erwähnt Johannes auch nichts von der weiteren Reise. Diese Zeit wird übersprungen, so als sei sie gar nicht vorhanden: „sogleich war das Schiff an dem Land, zu dem sie hinfuhren“. Doch es ist sehr wichtig zu beachten, was zuvor gesagt wird: „Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen…“ (Vers 21a). Der Herr Jesus drängt sich nicht auf. Er ist in den Umständen bei uns und sieht uns in unserer Lage. Aber wir müssen ihn hineinnehmen wollen. Wenn wir nicht wollen, so kann er nicht in die Umstände hineinkommen. Dann verlieren wir einen großen Segen. Machen wir es doch wie die Jünger, nehmen wir ihn bewusst „in das Schiff“ auf. Dann werden auch wir die Erfahrung der Jünger machen: „…und sogleich war das Schiff an dem Land, zu dem sie hinfuhren“.

Wie die Jünger damals, so dürfen auch wir heute noch die Erfahrung des Psalmisten machen, der in Psalm 107 sagt: „Dann schreien sie zu dem Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen. Und sie freuen sich, dass sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen“ (Ps 107,28–30).

Welch eine wunderbare Erfahrung ist dies doch! Erinnern wir uns in allen Umständen und in allen Lagen immer daran, dass er bei uns ist. Er lässt uns nie! Er sieht den Ausweg schon, wenn wir ihn noch nicht sehen. So dürfen wir die Erfahrung des Liederdichters machen:

Wenn Du gebeutst,
muss aller Sturm sich legen.
Du leitest treu mich Deines Namens wegen
in Pfaden der Gerechtigkeit.

Darum lassen wir uns zurufen: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht!“ Er steht uns wahrhaft bei in der Bedrängnis.

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