Simson
Glaubensheld und Versager

Simsons frühes Wirken – eine tragische Weichenstellung

Simson

Ein guter Anfang eines Glaubenslebens ist eine wichtige Basis für die weitere Entwicklung eines Gläubigen. Das allein aber reicht nicht aus, um dem Herrn Jesus dauerhaft treu zu sein. Der tragische Verlauf der Geschichte Simsons liefert das Beweismaterial. Nach einer wunderbaren Vorgeschichte und einer guten Jugendzeit ließ sich Simson sehr schnell nicht mehr von dem Heiligen Geist, sondern von seinen eigenen Augen leiten. Davon berichtet das 14. Kapitel.

Von den Augen leiten lassen?

Schon in Vers 1 lesen wir, dass Simson in Timna eine Frau von den Töchtern der Philister sah. Mit dem Ausdruck „Sehen“ ist hier mehr gemeint als nur ein „Registrieren“. Simson sah und begehrte – das ist das, was uns der Geist Gottes hier zeigt. Es ist nie gut, wenn sich ein Christ durch seine Augen leiten lässt („die Lust der Augen“, 1. Joh 2,16). Entscheidend aber ist, dass wir das, was wir mit unseren Augen sehen, anhand von Gottes Wort prüfen. Nicht unsere Gefühle sind ausschlaggebend, sondern die Beurteilung Gottes, die Er uns in seinem Wort gegeben hat.

Die Philister gehörten zu den Feinden des Volkes Gottes. Gerade sie waren es, die das Volk Israel unterdrückt hatten. Die Philister waren ein Volk, das sich im Land Kanaan festgesetzt hatte (vgl. Jos 13,2 ff.; Ri 3,3), obwohl Israel sie hätte vertreiben sollen (2. Mo 23,31). Nach 1. Mose 10,14 stammten sie von Mizraim, dem Vater Ägyptens, ab. Sie bekämpften Isaak (1. Mo 26,15 ff.) und wohnten später im Südwesten Kanaans. Sie lebten also im Land der Verheißung Israels, waren aber nicht durch das Rote Meer in das Land eingezogen (2. Mo 13,17).

Sie stehen symbolisch für Menschen, die vorgeben, zum Volk Gottes zu gehören (im Land zu wohnen). In Wirklichkeit aber kennen sie weder das Passah noch das Rote Meer. Sie haben den Herrn Jesus nicht als Retter angenommen (Passah) und können daher auch nicht, was ihr altes Leben betrifft, mit Christus gestorben sein (Rotes Meer; Röm 6,5.8). Sie nennen sich heute Christen, haben sich aber nie bekehrt.

Wie kann ein Mann, den Gott selbst ausgesucht hatte, gemeinsame Sache mit den Feinden des Volkes Gottes und damit den Feinden Gottes machen? Genau das tat Simson. Für uns Christen gelten in diesem Zusammenhang die Worte: „Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes“ (Jak 4,4). So verhält sich der Diener Gottes zugleich wie ein Feind Gottes – was für eine Tragik!

Auch heute stehen junge Menschen in Gefahr, sich durch ihre Augen leiten zu lassen und auf attraktive Menschen hereinzufallen, die vielleicht von ihrem Charakter oder ihrem Äußeren für eine Ehe in Frage kämen. Aber wie kann sich ein Christ mit einem Ungläubigen verbinden? „Welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?“ (2. Kor 6,15). Eine solche Beziehung entspricht nicht dem Willen Gottes und führt meistens in den geistlichen Ruin.

Der Eigenwille Simsons

Leider wird im Verhalten Simsons deutlich, dass er trotz der Ermahnung seiner Eltern an seinem gefassten Entschluss festhalten wollte. Die Eltern wiesen ihn darauf hin, dass die Philisterin von den Unbeschnittenen sei und damit zu den Feinden des Volkes Gottes gehörte. In trotzigem Eigenwillen besteht er auf seinem Vorhaben: „Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen“ (Vers 3b).

So mancher junge Christ hätte besser auf den Rat und die Warnung seiner Eltern gehört. Manchmal dauert es nur Wochen und Monate, bis sich Einsicht zeigt. Oft ist es dann zu spät. Denn eine einmal eingegangene Beziehung, die in eine Eheschließung mündete, ist für diese Erde unauflöslich. Simson sollte gerade jungen Gläubigen, die vor der Ehepartnerwahl stehen, eine eindringliche Warnung sein.

Niemand sollte glauben, dass der im Nachhinein mitgeteilte Hinweis: „Sein Vater und seine Mutter wussten aber nicht, dass es von dem Herrn war; denn er suchte einen Anlass gegen die Philister“ (Ri 14,4), Simsons falsche Tat rechtfertigt. Gottes Pläne können auch durch unser Fehlverhalten zustande kommen. Denn seit dem Sündenfall Adams und Evas gibt es zwei Linien, die wir nie miteinander verwechseln und vermischen sollten:

Der Ratschluss Gottes kommt immer zustande und kann selbst durch unsere Sünden nicht zerstört werden. Auf der anderen Seite aber steht unsere Verantwortung. Und auch diese besteht zu 100 %. Im Einzelfall kann sogar eine verkehrte Handlung zu einem positiven Ergebnis führen. Doch dadurch wird die verkehrte Handlung nicht zu einer guten. Sie muss verurteilt werden.

Sich in Gefahr bringen?

Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels lernen wir, dass Simson sich selbst in Gefahr bringt. Was hatte er als Nasir Gottes, der sich von jeder Frucht des Weinstocks fernhalten musste, in einem Weinberg zu suchen? War das wirklich der Ort, wo Gott ihm Aufträge erteilen wollte?

Jeder von uns kennt seine Gefahrenbereiche. Und einer kennt sie ganz besonders gut: Satan. Er wird von seinem Wissen vollen Gebrauch machen, wenn wir uns freiwillig in Gefahr begeben. Daher sollten wir uns sehr in Acht nehmen. Nicht von ungefähr werden wir im Neuen Testament immer wieder ermahnt, bestimmte Dinge zu fliehen. Das heißt nichts anderes, als den größtmöglichen Bogen um die betreffende Sache zu machen. Zum Beispiel: „Flieht die Hurerei!“ (1. Kor 6,18). „Fliehe die jugendlichen Begierden!“ (2. Tim 2,22).

Die jugendlichen Begierden, von denen Paulus an Timotheus schreibt, beziehen sich nicht auf sexuelle Begierden, sondern auf andere Gefahren gerade für jüngere Menschen: Hochmut, Leichtsinn, Eigensinn, Ungeduld, Selbstvertrauen. Denn als junger Mensch lehnt man oft die Erfahrungen älterer Menschen ab und meint, selbst alles besser zu wissen. Das ist Hochmut und Eigensinn.

Gottes Warnungen und Ermahnungen

Aus diesem Abschnitt können wir aber noch eine weitere Lehre für uns ziehen. Denn Gott warnt seine Diener, ja uns alle, vor falschen Wegen. Das tut Er aus Liebe zu uns. Simson sandte Er einen Löwen. Und Gott half Simson, diesen Löwen zu überwinden und zu töten. Simson brauchte kein Werkzeug, um den Löwen zu besiegen. Gott schenkte ihm die Kraft, diesen gewaltigen Feind mit den bloßen Händen zu überwinden. So sollte er sich auch nicht überlegen, mit menschlichen Hilfsmitteln oder weltlicher Taktik einen Weg zu suchen, die Philister zu überwinden (vgl. Ri 14,4). Gott würde seinem Knecht auf eine Ihm gemäße Weise einen Weg aufzeigen, auf dem Simson die Philister bezwingen könnte – einfach in der Kraft Gottes, die Er ihm gab.

Der Bienenschwarm samt Honig, der sich in dem toten Löwen befand, ist ebenfalls eine Illustration einer geistlichen Wahrheit: Leben aus dem Tod. Genau das ist auch für uns als Christen nötig. Nur dann, wenn wir uns bewusst sind, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt worden ist und dass das Fleisch in dem Gläubigen kein Recht hat zu herrschen, wird praktischerweise Leben sichtbar. „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,11).

Um das verwirklichen zu können, ist ein regelmäßiges Selbstgericht nötig. Alles das, was aus der alten Natur hervorkommt, muss im Licht des Wortes Gottes und mit dem Blick auf das Kreuz des Herrn Jesus gerichtet werden. Das heißt nichts anderes, als dass wir unsere Sünden erkennen, bekennen, darüber trauern, und uns Gedanken machen, was die Ursachen für diese Sünden gewesen sind (vgl. Mt 5,29.30). Diese müssen wir behandeln, sozusagen abstellen. Das gehört zu einer der größten Herausforderungen im Leben eines Christen.

Freunde in dieser Welt

Es ist wohl kaum verwunderlich, dass Simson schon nach kurzer Zeit 30 Gefährten unter den Philistern besaß. Wer der Welt einmal eine Tür geöffnet hat, muss nicht erstaunt sein, dass die Welt auch durch die Tür hinein kommt. Zunächst mag man noch gewisse Vorteile erkennen können. Aber sehr schnell werden solche Freunde lästig und vor allen Dingen schädlich sein für unser Glaubensleben.

Denn eines kennen diese Menschen nicht: das Geheimnis wahren Glaubens. Es sind Ungläubige, die kein Leben aus Gott besitzen. Sie wissen nichts davon, dass der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist. Das interessiert sie nicht, weil sie keine persönliche Beziehung zu Ihm haben. Daher sind sie auch geistlicher Weise nicht mit Ihm gestorben. Daher ziehen solche Freundschaften weg von dem Herrn Jesus.

Was junge Christen aber brauchen, sind gute Freundschaften, die zu einem Leben mit dem Herrn Jesus motivieren. Solche Freunde müssen eine Beziehung zu dem Herrn Jesus haben und pflegen. In ihnen wohnt das Wort Gottes, so dass der Heilige Geist ihr Leben bestimmen kann.

Welchen Nutzen hatte Simson eigentlich am Ende von seiner Beziehung zu dieser Philisterin? Die Antwort ist sehr einfach: keinen, höchstens Schaden. Denn mit dieser Frau hat er nie zusammengelebt, und mit seinen Gefährten ist er auch nur in Streit geraten. Leider war er auch kein Zeugnis in dieser Welt. Der Name Simson bedeutet wahrscheinlich: kleine Sonne. Leider war er weder eine Sonne, die das Licht Gottes widerstrahlte, noch eine kleine Sonne, die wenigstens etwas von diesem Licht sichtbar machte. Im Mittelpunkt seines Lebens standen die eigenen Begierden. So schadete er dem Werk Gottes.

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