Betrachtung über den Propheten Sacharja (Synopsis)

Kapitel 3

Betrachtung über den Propheten Sacharja (Synopsis)

Damit aber Jerusalem (das Gott zum Mittelpunkt seines Handelns in Israel diente) in dieser Weise im Segen wiederhergestellt werden konnte, war mehr erforderlich als die bloße Ausübung der Macht Gottes. Das Volk war schuldbeladen und voll Befleckung. Wie konnte es nun in die Gegenwart Gottes gebracht und mit Herrlichkeit bekleidet werden? Und doch musste es dorthin kommen, sollte es anders gesegnet werden. Die Frage, um die es sich hier handelt, muss in der Geschichte eines jeden Sünders zur Entscheidung kommen. Sie ist von der höchsten Wichtigkeit; von ihrer Beantwortung hängt alles ab. Kapitel 3 zeigt uns ihre Lösung. Wir sehen dort, wie der Hohepriester Josua, der die Stelle des Volkes einnimmt (nicht um für dasselbe Fürbitte zu tun, sondern um im Gericht für das Volk einzutreten), in der Gegenwart des HERRN steht, vor dem „Engel seiner Gegenwart“, d. h. vor Gott, wie Derselbe sich seit dem Aufbruch vom Horeb in Israel offenbarte. Satan, der Widersacher gegen die Segnung des Volkes Gottes, steht da, um ihm zu widerstehen. Wie sollen seine Einwürfe beantwortet werden? Josua kann nichts darauf erwidern. Es ist der HERR selbst, der (wie Er dies einst auch bei Bileam tat), ohne dass Sein Volk es weiß, dessen Sache übernimmt und seinen Widersacher in göttlicher Machtvollkommenheit zum Schweigen bringt. Der HERR hatte Jerusalem erwählt, hatte das Volk wie einen Brand aus dem Feuer gerettet; und Satan begehrte, sie wieder in dasselbe hineinzuwerfen. Der Wille des HERRN aber war, sie zu retten, mochten sie auch über und über mit Schuld und Unreinigkeit bedeckt sein. Nichtsdestoweniger war die Befleckung vorhanden und konnte unmöglich von Gott geduldet werden. Doch Er wollte in Gnade handeln; und wenn Er so handelt, so tut Er, weil die Sünde notwendigerweise aus seinen Augen entfernt werden muss (eben aus dem Grund, weil Er sie unmöglich dulden kann), die Sünde hinweg und nicht den Sünder. Er bewirkt, dass die Sünde vor Ihm verschwindet. Er nimmt sie fort, bekleidet Josua mit neuen Kleidern, die von Gott hergestellt sind und seiner Vollkommenheit entsprechen, und macht ihn so zu einem Priester, der vor Ihm steht. Das wird dereinst die Stellung Israels vor Gott sein: angetan mit Gerechtigkeit wird es Ihm dienen. Es wird dastehen als eine Nation von Priestern, die mit der Gerechtigkeit bekleidet sind, die ihr Gott ihnen verliehen hat. Wir verwirklichen dies jetzt schon in einer höheren und himmlischen Weise.

In Vers 7 wird Josua als Stellvertreter des Volkes für die damalige Zeit unter Verantwortlichkeit gestellt. Wenn er treu sein würde, so sollte er einen Platz in der Gegenwart des HERRN der Heerscharen haben. In Vers 8 wird er als ein Vorbild von Christus betrachtet, der in der Segnung, die sich in den letzten Tagen erfüllen wird, die Nation von Priestern mit sich verbunden haben wird. Der Grundstein, der vor den Augen des HERRN gelegt wurde, war nur ein schwaches Bild von jenem wahren Stein, der die unerschütterliche Grundlage aller Segnung Israels wie der ganzen Regierung Gottes auf Erden bildet. Der HERR selbst drückt ihm sein wahres Gepräge auf. Er soll die Darstellung der Gedanken des HERRN selbst sein, wie sie in seiner Regierung zum Ausdruck kommen. Er wird das Siegel Gottes haben oder vielmehr selbst es sein. Die Ungerechtigkeit der Erde wird für immer hinweggenommen werden durch eine Handlung, die Gott in sicherer, wirksamer Weise und in seiner Unumschränktheit zur Ausführung bringen wird. An jenem Stein wird auch die vollkommene Einsicht Gottes gesehen werden. Die sieben Augen werden sich auf ihm befinden.

Bezüglich des letzten Ausdrucks möchte ich noch einige Worte hinzufügen. In 2. Chr 16 wird gesagt, dass die Augen des HERRN die ganze Erde durchlaufen, um sich mächtig zu erweisen an denjenigen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist. Damit wird die Treue Gottes dargestellt, mit der Er auf den Wegen seiner Regierung von allen Dingen Kenntnis nimmt. Bei Sacharja sehen wir die Augen auf dem Stein, der in Zion gelegt wird. Dort wird der Sitz jener Regierung aufgeschlagen werden, die überallhin sieht und alles erblickt. Im 10. Verse des nächsten Kapitels wird von diesen Augen, die alles sehen und die ganze Erde durchlaufen, gesagt, dass sie mit Freuden das Senkblei in der Hand Serubbabels erblicken; d. h. sie sehen, dass das Haus, das zur Wohnung des HERRN bestimmt ist, vollständig beendigt ist. An dieser Stelle werden sie also nicht in der Weise dargestellt, dass sie ihren Platz da haben, wo die Regierung auf Erden ihren Sitz gefunden hat, sondern vielmehr, wie sie sich in ihrer Beaufsichtigung aller Dinge tätig erweisen, und wie sie in dieser der Vorsehung dienenden Tätigkeit nicht ruhen, bis die Gnadenratschlüsse des HERRN betreffs Jerusalems erfüllt sind, und dann werden sie sich freuen. Die Vorsehung Gottes in ihrer stets tätigen Kenntnisnahme von allen Dingen findet dann ihre ganze Freude in der Erfüllung des unwandelbaren Vorsatzes seines Willens. – Schließlich begegnen wir diesen Augen noch einmal in Offenbarung 5 bei dem zur Rechten Gottes erhöhten Lamme, das im Begriff steht, von der Erde als seinem Erbteil Besitz zu nehmen. Hier sind es die sieben Geister Gottes, die gesandt sind über die ganze Erde, denn die Regierung befindet sich in den Händen des Lammes, wiewohl Dasselbe sie auf der Erde, in deren Besitz es nun gesetzt werden soll, noch nicht in Ausübung gebracht hat.

Kehren wir jetzt zu unserem Kapitel zurück. Wenn der Sitz der vollkommenen Regierung des HERRN in Jerusalem errichtet und die Ungerechtigkeit des Landes Israel hinweggenommen sein wird, dann wird ein ungestörter Friede herrschen; ein jeder wird sich an dem Frieden seines Nächsten erfreuen und wird in seinem Herzen alle anderen als seine Nächsten betrachten. Der Friedefürst wird dann regieren.

Alles dieses hängt von der Einführung des Christus, des Sprosses, ab. Er wird hier nicht als König dargestellt. Es wird nur seine Person und die Wirkung, die sein Kommen haben wird, vor Augen geführt. Beachten wir, dass das Wort nicht eher sagt, dass die Ungerechtigkeit hinweggenommen sei, als bis durch den Glauben an Christus die Wirkung seines Werkes zur Geltung kommt, der Glaube, was Israel betrifft, von der sichtbaren Erscheinung Christi abhängt. Ihre Herzen werden schon vorher zu dem HERRN gezogen worden sein, wie dies auch durch die Predigt Johannes des Täufers bei dem Überrest geschah; der Friede jedoch, der in der Hinwegnahme der Ungerechtigkeit seine Quelle hat, und die Freude über die völlige Befreiung kommen erst nachher. Dann werden sie singen: „Uns ist ein Sohn geboren.“

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