Der Brief an die Philipper

Kapitel 3

Der Brief an die Philipper

Das zweite Kapitel stellt uns die Liebenswürdigkeit des christlichen Lebens vor, das sich selbst in der Beschäftigung mit anderen vergisst und gemäß der demütigen Gesinnung wandelt, die in Christus, unserem Vorbild, dargestellt ist. In diesem dritten Kapitel sehen wir die Energie des christlichen Lebens, die die Gefahren überwindet, durch die wir bedrängt werden. Sie vergisst die Dinge, die dahinten sind und führt uns dahin, Christus, unserem Ziel in der Herrlichkeit nachzujagen.

Wir haben sowohl Gnade als auch Energie nötig, denn wie jemand einmal gesagt hat: „Manchmal gibt es Mangel an Energie, wo ein liebenswürdiger Charakter ist; oder großartige Energie, wo Mangel an Sanftheit und Rücksicht auf andere herrscht.“

Im Verlauf dieses Kapitels werden wir vor bestimmten Gefahren gewarnt, durch die der Feind versucht, Gläubige daran zu hindern, als Lichter in der Welt zu scheinen und das Wort des Lebens darzustellen. So will er unser Zeugnis für Christus zerstören, wenn wir durch eine Welt gehen, die in moralischer Finsternis ist und unter dem Schatten des Todes steht.

In den Versen 2 und 3 werden wir vor den bösen Werken derer gewarnt, die die Christenheit durch ihre judaisierenden Lehren verdarben. In den Versen 4 bis 16 werden wir davor gewarnt, auf das religiöse Fleisch zu vertrauen. In den Versen 17 bis 21 werden wir vor den Feinden des Kreuzes Christi innerhalb des christlichen Bekenntnisses gewarnt. Damit wir aber die notwendige Energie haben, um diese Gefahren zu überwinden, stellt uns der Apostel Christus in der Herrlichkeit als unsere unfehlbare Quelle vor.

(Vers 1) Bevor der Apostel von den speziellen Gefahren spricht, denen wir ausgesetzt sind, stellt er uns den Herrn vor als den Einen, in dem wir uns freuen können. Der Apostel war bereits vier Jahre im Gefängnis und stand unmittelbar davor, vor das Gericht gestellt zu werden, das seinen Tod bestimmen konnte. Wie auch immer aber seine Umstände waren, wie groß auch das Versagen im Volk Gottes war, welcherlei auch immer die Gefahren waren, vor denen er uns warnt, seine abschließende Ermahnung ist: „Freut euch in dem Herrn.“ Der Herr ist in der Herrlichkeit als der unaufhörliche Zeuge von Gottes unendlicher Befriedigung durch Sein Werk auf dem Kreuz. Und Er ist dort als der Eine, aus dem jede Segnung hervorkommt, die Er für Gläubige erworben hat. Wenn Er in der Herrlichkeit ist, werden auch wir in der Herrlichkeit sein, auch wenn wir hier durch übende Umstände gehen müssen. Und das trifft trotz unseres Versagens und auch trotz der Macht des Feindes zu: Daher wollen wir uns „in dem Herrn freuen“.

(Vers 2–3) Nachdem der Apostel unsere Blicke auf Jesus Christus als Herrn gelenkt hat, vor dem sich jedes Knie beugen wird, warnt er uns vor bestimmten Gefahren, denen wir begegnen. Wir sollen uns vor den „Hunden“, den „bösen Arbeitern“ und der „Zerschneidung“ hüten. Diese drei Übel scheinen sich auf judaisierende Lehrer innerhalb des christlichen Kreises zu beziehen, die versuchten, Gnade und Gesetz zu vermischen. Das bedeutet das Beiseitesetzen des Evangeliums, das Gnade verkündete, und das Wiedereinsetzen des Fleisches, welches das Evangelium beiseite setzte. Da Paulus erkennt, dass dieses Übel die Grundlage all unserer Segnungen angreift, ist er schonungslos in seinem Urteil. Der Hund ist einer, der zu seinem eigenen Gespei zurückkehrt und keine Scham kennt. Wenn man sich in einer Weise verhält, die offenkundig böse ist, und ablehnt, das Böse anzuerkennen, handelt man ohne Gewissen oder Scham.

Zudem versteckten diese judaisierenden Lehrer ihre bösen Werke unter einem religiösen Deckmantel. Vor solchen warnt der Herr seine Jünger, wenn Er sagt: „Tut nicht nach ihren Werken“ (Matthäus 23,3). Solche Leute mögen bezeugt haben, dass sie die Beschneidung sind und daher das Fleisch abgelehnt haben. In Wirklichkeit aber gaben sie sich dem religiösen Fleisch hin, anstatt es zu beschneiden, indem sie das Gesetz mit der Gnade zu vermischen suchten. Das enthüllt der Apostel mit verachtenden Worten.

Im Kontrast zu diesem System judaisierender Lehrer stellt uns Paulus die herausragenden Eigenschaften des Christentums vor. Im Christentum beten diejenigen, die das Fleisch ablehnen – und so die wahre geistliche Beschneidung bilden – durch den Geist Gottes an und nicht in Verbindung mit religiösen Zeremonien. Sie rühmen sich Christi Jesu, nicht der Menschen und ihrer Werke. Sie setzen kein Vertrauen auf das Fleisch, sondern ganz auf den Herrn.

Es gibt wirklich die Lüste des Fleisches, die wir zu richten haben, aber hier warnt der Apostel uns vor der Religion des Fleisches. Diese ist eine weit raffiniertere und fast unbemerkbarere Gefahr für Christen, denn das religiöse Fleisch hat eine schöne Erscheinungsform, wogegen die Lüste des Fleisches offensichtlich als falsch eingestuft werden, sogar vom natürlichen Menschen. Jemand hat einmal gesagt: „Das Fleisch hat sowohl eine Religion als auch Lüste, aber das Fleisch muss eine Religion besitzen, die das Fleisch nicht zerstört.“

Die Worte des Apostels stellen zweifellos eine besondere Warnung für uns in den letzten Tagen dar, wo sich diese judaisierende Belehrung, die bereits in der frühen Kirche der Anfangstage eine derartige Gefahr war, in der Christenheit ausgebreitet hat, die zu einer verdorbenen Mischung von Judentum und Christentum geworden ist. Das Ergebnis ist, dass ein gewaltiges Bekennertum aufgekommen ist, in dem Formen und Zeremonien den Platz der Anbetung durch den Geist eingenommen haben. In diesem äußerlichen Bekennertum haben die Werke der Menschen, die aufgrund des Gesetzes getan werden, das Werk Christi gemäß des Evangeliums beiseite gesetzt. Diese Religion spricht den Menschen im Fleisch an, indem sie keine Frage nach der neuen Geburt oder dem persönlichen Glauben an Christus aufkommen lässt. Indem es sich nach dem jüdischen Vorbild gebildet hat, ist das Christentum die Nachahmung des jüdischen Lagers geworden: Es hat zwar noch eine Form der Gottseligkeit, verleugnet jedoch ihre Kraft (2. Timotheus 3,5). Der Apostel ermahnt uns in einem anderen Brief, uns von dieser Verderbtheit abzuwenden und zu Christus hinauszugehen, „außerhalb des Lagers Seine Schmach tragend“ (Hebräer 13,13).

(Vers 4–6) Paulus fährt fort, den wertlosen Charakter des religiösen Fleisches zu enthüllen, indem er sein eigenes Leben vor der Bekehrung in Erinnerung ruft. Wenn es irgend ein Rühmen des religiösen Fleisches geben könnte, hätte er selbst mehr Grund dazu, auf das Fleisch zu vertrauen, als irgend jemand anderes, denn er war in erster Linie und wahrhaftig ein religiöser Mensch in bezug auf das Fleisch gewesen. In seinem Fall waren die religiösen Vorschriften dem Gesetz gemäß ausgeführt worden – er war am achten Tag beschnitten worden. Er war sogar ein Jude von reinster Abstammung. In bezug auf sein religiöses Leben gehörte er der strengsten Sekte an – der der Pharisäer. Niemand konnte seine Ernsthaftigkeit und seinen Eifer bestreiten, denn um seine Religion aufrecht zu erhalten, hatte er die Versammlung verfolgt. Was die Gerechtigkeit betraf, die darin bestand, alle äußeren Vorschriften des Gesetzes zu beobachten, war er untadelig.

(Vers 7) Alle diese Dinge waren für ihn als natürlichem Menschen Gewinn gewesen und hätten ihm unter den Menschen einen hohen Platz gegeben. Aber in dem Moment, wo er dazu geführt worden war, Christus in Herrlichkeit zu sehen, entdeckte er, dass er trotz all seiner religiösen Vorzüge der größte der Sünder war (1. Timotheus 1,16) und nicht die Herrlichkeit Gottes erreicht hatte (Römer 3,23). Darüber hinaus erkannte er, dass jede Segnung auf Christus und Seinem Werk beruht. Daher achtete er von da an die Dinge, die ihm zuvor als natürlichem Menschen als Gewinn erschienen waren, um Christi willen für Verlust. Weiterhin auf die Tatsache zu vertrauen, dass er ein Hebräer von Hebräern war und dass er, was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, untadelig war, hätte bedeutet, das Werk Christi durch eigene Werke beiseite zu setzen, und sich in sich selbst zu rühmen statt in Christus.

(Vers 8–9) Zudem war es nicht nur zu der Zeit seiner Bekehrung, dass er seine Werke des religiösen Fleisches für Verlust hielt, sondern während der ganzen Zeit seines Dienstes fuhr er fort, sie für Verlust zu achten. So konnte er sagen, während er zurückblickte, „ich habe geachtet“, aber er konnte in der damaligen Gegenwart ebenso sagen, „ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust“. Zudem waren es nicht nur diejenigen Dinge, von denen er zuvor gesprochen hatte, die er für Verlust hielt, sondern „alles“, worin sich das Fleisch rühmen konnte und was Paulus einen Platz in dieser Welt gegeben hätte. Paulus war aus vornehmer Familie und hatte eine gute soziale Stellung inne gehabt, er war Bürger von Tarsus, keiner mittelmäßigen Stadt. Er war auch gut ausgebildet und zu den Füßen des Gamaliel unterrichtet worden. Er war den jüdischen Lehrern wohlbekannt und hatte unter ihrer Autorität in einer offiziellen Weise gewirkt. Aber die Erkenntnis Christi, von dem er als von „meinem Herrn“ sprechen kann, warf alle diese Dinge in den Hintergrund. Das ist die Vortrefflichkeit Christi Jesu, dass im Vergleich zu Ihm alles, dessen sich das Fleisch rühmen konnte, von dem Apostel als Dreck geachtet wurde. Nachdem der Apostel zu einer solchen Einschätzung dieser Dinge gelangt war, hatte er keine Mühe, all dieses fahren zu lassen, denn wer wäre wohl dagegen, Dreckshügel hinter sich zu lassen?

In diesem tief durchdringenden Abschnitt hat uns der Apostel seine eigene Erfahrung vor Augen gestellt. Wir tun jedoch gut daran, unsere eigenen Herzen zu prüfen, inwiefern wir Nachfolger des Apostels sind, indem wir in die Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn eingedrungen sind, so dass im Vergleich zu ihm jeder weltliche Vorzug, der uns einen Platz unter Menschen gibt, für Dreck geachtet wird, den man hinter sich lässt. Natürlicherweise rühmen wir uns in allem, das uns von unserem Nachbarn unterscheidet und uns selbst Ehre einbringt, sei es unser Name, unsere soziale Stellung, Reichtum oder Intellekt. Jemand hat gesagt: „Womit auch immer du dich schmücken möchtest – es mag die Kenntnis des Wortes selbst sein – handelt es sich um ein Rühmen des Fleisches. Jede noch so kleine Sache genügt, um uns selbstzufrieden zu machen; was wir in einem anderen nicht einmal anerkennen würden, reicht schon aus, unsere eigene Wichtigkeit zu erhöhen“ (J.N. Darby).

Da der Apostel durch die Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi die Vergänglichkeit des religiösen Fleisches und der Dinge entdeckt hatte, die unserem natürlichen Menschen Gewinn erscheinen, und Christus in der Herrlichkeit als sein eines Ziel vor Augen hatte, konnte er völlig frei die Sehnsucht seines Herzens ausdrücken, die vollständig mit Christus verbunden war, wie er dann sagt:

  • „damit ich Christus gewinne“ (Vers 8)
  • „in Ihm gefunden werde“ (Vers 9)
  • „um Ihn zu erkennen“ (Vers 10)
  • dass „ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin“ (Vers 12)

Wenn der Apostel sagt, „damit ich Christus gewinne“, schaut er zu dem Ende seiner Reise aus. Er läuft ein Rennen und erkennt, dass das Ziel ist, mit Christus und wie Christus in der Herrlichkeit zu sein. Christus hier auf der Erde ist das Vorbild für das christliche Leben. Christus in der Herrlichkeit ist unser Ziel, der Eine, dem wir nachjagen.

An jenem großen Tag, so kann der Apostel sagen, wird er „in Ihm gefunden“ werden. Es wird dann offenbar werden, dass jede Segnung, die für den Gläubigen durch Sein Werk auf dem Kreuz erkauft worden ist, dort „in Ihm“ in Herrlichkeit dargestellt wird. Das wird bedeuten, dass unsere Gerechtigkeit, die in Ihm sichtbar wird, nicht eine Gerechtigkeit ist, die aus unseren eigenen Werken stammt, sondern die Gerechtigkeit ist, die das Ergebnis dessen ist, was Gott durch Christus getan hat. Christus ist um unserer Übertretungen willen von Gott hingegeben worden und um unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden (Römer 4,25). Der Gläubige erhält diese Segnung durch den Glauben: wir werden durch Glauben gerechtfertigt.

(Vers 10–11) In der Zwischenzeit streckte sich der Apostel nach Christus aus. Dabei drückt er seine Sehnsucht in den Worten aus: „Um Ihn zu erkennen“. Wir wollen Ihn in all Seiner Lieblichkeit, wie sie in Seiner demütigen Gnade und in dem Gehorsam bis in den Tod zum Ausdruck gekommen ist, kennen; wir wollen Ihn in der mächtigen Kraft, die für uns wirksam ist und in der Auferstehung zum Ausdruck kommt, kennen; wir wollen Ihn in Herrlichkeit als den Einen kennen, dem wir gleichgestaltet werden und bei dem wir für alle Ewigkeit sein werden.

Ihn in Seiner demütigen Gnade als unser Vorbild zu kennen, wird uns lehren, wie wir hier für Ihn leben können. Ihn in der Kraft Seiner Auferstehung zu kennen wird uns fähig machen, auch den Tod auf uns zu nehmen, wenn wir – wie Paulus – dazu berufen sind, um Seines Namens willen den Tod zu erleiden. Ihn in der Herrlichkeit zu kennen wird uns anhalten, uns nach Ihm auszustrecken trotz allen Widerstandes in dieser Welt. Der große Wunsch von Paulus war, Christus in der Herrlichkeit zu erreichen, und mit diesem Ende im Blick war er bereit, auch im Tode Ihm gleichgestaltet zu werden – allem dem zu sterben, dem Christus auch gestorben war, selbst wenn das für ihn den Märtyrertod bedeuten würde. Es ging ihm darum, die gesegnete Stellung zu erreichen, „aus den Toten aufzuerstehen“.

(Vers 12) Paulus trug noch immer seinen Körper an sich. Daher nahm er nicht in Anspruch und konnte es auch nicht, dass er den Kampfpreis schon erhalten hätte, nämlich bei Christus und Christus gleichgestaltet in der Herrlichkeit zu sein. Dennoch hatte er das Ende, das Ziel vor Augen, und auf dem Weg wünschte er, in dem Verständnis des herrlichen Endes zu wachsen, für das er durch die Gnade Christi bestimmt war.

(Vers 13–14) Wenn Paulus den Preis noch nicht erreicht hatte, dann beanspruchte er auch nicht, die Segensfülle des Preises vollständig erfasst zu haben. Aber er konnte sagen, „eines aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ Gut für uns, wenn auch wir eine solche Sicht Christi in der Herrlichkeit und der Wirklichkeit dessen hätten, „was vorn ist“, so dass wir dahin geführt werden könnten, zu vergessen, was dahinten, also hinter uns liegt. Paulus achtete diese Dinge nicht nur für Verlust, sondern er hatte sie einfach vergessen. Wir könnten uns nicht etwas rühmen, was wir vergessen haben. Wie es für jede andere Segnung zutrifft, so kommt auch unsere himmlische Berufung in Christus zum Ausdruck.

(Vers 15–17) Nachdem der Apostel uns den Weg, den er durch diese Welt verfolgte, den Geist, in welchem er diesen Pfad beschritt und das herrliche Ende, zu dem er führte, vorgestellt hat, ermahnt er nun diejenigen, die sich dieser vollen oder „vollkommenen“ christlichen Erfahrung erfreuten, die gleiche Gesinnung zu haben, die er selbst besaß. Es mag in der Tat einige geben, die bislang noch kaum zu dieser reifen christlichen Erfahrung vorgedrungen sind, aber selbst dann kann Gott uns weiter führen und uns die volle Segnung der Gesinnung offenbaren, die die Dinge dahinten vergisst und sich nach Christus in der Herrlichkeit ausstreckt. Wenn es jedoch Unterschiede in der geistlichen Errungenschaft gibt, gibt es dennoch keinen Grund, dass wir nicht in denselben Fußstapfen wandeln könnten. Man mag auf dem Weg ein Stück weiter sehen können als ein anderer, aber dies würde uns nicht daran hindern, den gleichen Weg zu beschreiten und in die gleiche Richtung zu schauen.

Wir werden dann ermahnt, Nachahmer des Apostels auf dem Weg zu sein, den er beschritt, und nicht nur Nachahmer, sondern „zusammen meine Nachahmer“ zu sein, indem wir einerlei Gesinnung und ein Ziel haben. Mit der demütigen Gesinnung, die sich selbst vergisst, und mit unseren Augen, die auf Christus in der Herrlichkeit gerichtet sind, werden wir durch dasselbe Ziel miteinander verbunden.

Wir sollen diejenigen erkennen, die auf eine solche Art und Weise wandeln. Es geht nicht einfach um unser Bekenntnis oder die schönen Worte, die wir aussprechen, sondern um den Wandel, der von dem Leben zeugt, das wir leben. Dieses ist von einem solchen Wert in der Sicht Gottes. Paulus konnte sagen, „das Leben ist für mich Christus“.

(Vers 18–19) Wir werden nun gewarnt, dass es selbst in den frühen Tagen „viele“ Bekenner unter dem Volk Gottes gab, deren Wandel so war, dass er sie als Feinde des Kreuzes Christi auswies und deren Ende Verderben sein würde. Sie waren weit entfernt davon, die demütige Gesinnung zu haben, die vergisst, was dahinten ist, vergisst, und sich nach Christus in der Herrlichkeit ausstreckt, sondern sie waren vollständig mit irdischen Dingen beschäftigt. Wenn der Apostel vor solchen warnen muss, dann tut er es mit Weinen. Er hat uns bereits vor den judaisierenden Lehrern gewarnt, die das religiöse Fleisch ansprachen. Nun warnt er uns vor denjenigen, die das Christentum in ein rein zivilisierendes System verkehren wollten, um dadurch eine bessere und strahlendere Welt zu schaffen. Solche waren rein irdisch gesonnen.

Auf diese Weise werden wir vor den zwei Übeln gewarnt, die uns in diesen letzten Tagen bedrohen: Das eine, dass das Christentum benutzen will, um das religiöse Fleisch anzusprechen, das andere, dass es benutzen will, um das Fleisch zu verbessern. Beide setzen Christus, Sein Werk und den himmlischen Charakter des Christentums beiseite.

(Vers 20–21) Im Gegensatz zu solchen kann der Apostel von den Gläubigen sagen, dass wir Beziehungen zum Himmel haben, „von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten“. Bei Seinem Kommen wird dieser Körper der Niedrigkeit umgestaltet, so dass er dann Seinem verherrlichten Körper gleichförmig sein wird. Dieser Tausch wird durch die Macht vollzogen, durch die Christus fähig ist, „sich alle Dinge zu unterwerfen“. Jede Macht, die uns entgegen steht – sei es das Fleisch in uns, der Teufel außerhalb von uns, die Welt um uns herum, oder sogar der Tod selbst – Er ist fähig, sich alles zu unterwerfen. So lernen wir, dass der Beginn der Reise darin bestand, dass wir etwas von der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, verstanden. Das Ende wird sein, dass wir trotz jeder widerstehenden Macht bei Ihm im Himmel sein werden, Ihm gleichförmig, indem wir einen Körper der Herrlichkeit besitzen werden.

Mit dieser herrlichen Hoffnung vor uns mögen wir wohl unsere Herzen erforschen, indem wir uns die Frage eines anderen stellen: „Ist CHRISTUS wirklich einfach der einzige Gegenstand unserer Seelen, so dass Er die Kraft ist, in der wir alles, woran wir in der Vergangenheit gehangen haben, verdrängen? So dass wir alles, das uns in der Gegenwart umstricken will, um uns von dem Kreuz abzuwenden, beiseite schieben? So dass wir alle Pläne und Erwartungen, alle Ängste oder Ahnungen für die Zukunft aus dem Auge verlieren?“

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