Die Entrückung der Versammlung

Die Erscheinung des Herrn mit den Gläubigen und das Offenbarwerden vor den Menschen

„Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4).

Der Herr Jesus wünscht und hat es in seiner Gnadenabsicht auch vorgesehen, dass die Gläubigen vor aller Welt als die von Ihm Geliebten und Geheiligten gesehen werden sollen (vgl. Röm 8,19; 2. Thes 1,10; 1. Pet 4,13). Die Menschen, die die Gläubigen verachtet, verworfen, verfolgt und getötet haben, müssen erkennen, dass Gott gerade diese gerechtfertigt und mit himmlischer Herrlichkeit bekleidet hat, während sie von sich selbst feststellen müssen, dass sie dem Gericht verfallen sind. Sie werden mit Schrecken erkennen müssen, dass der von ihnen verworfene Jesus wirklich der von Gott gesandte Messias, König und Herr ist. Längst war dies alles vorausgesagt und der göttliche Richter steht im Begriff, das Böse zu richten und sein Reich aufzurichten. Dazu wird Er, wenn alle seine vorangegangenen Gerichtsschalen durch seine Engel ausgegossen sind, persönlich in Macht und Glanz erscheinen (Ps 2 und 110; Off 19,11–18). Er wird aber nicht mehr in Niedrigkeit kommen, sondern in großer himmlischer und königlicher Herrlichkeit für alle Menschen sichtbar erscheinen (Sach 12,10; Mt 24,30; Off 1,7). Sie werden Ihn an den Wundmalen erkennen und feststellen, dass es derselbe Jesus ist, den sie ans Kreuz, an den Pfahl der Schande, genagelt hatten. In seiner Begleitung sehen sie alle früher verachteten Gläubigen mit gleicher Herrlichkeit wie Er bekleidet (Sach 14,5; 1. Thes 3,13; 2. Thes 1,7–10; Jud 14.15; Off 19,11–18). Die Menschen werden dann zu ihrem Schrecken und Gericht die ganze Wahrheit über den Herrn und seine Heiligen, die sie verleugnet und geschmäht haben, erkennen müssen. Die Gläubigen werden dann einerseits mit göttlicher Herrlichkeit bekleidet sein, andererseits wird die „feine Leinwand“ allen Menschen ihre persönliche, vom Herrn anerkannte und belohnte Gerechtigkeit zeigen.

Die beiden Kommen des Herrn, die Ankunft zur Entrückung der Gläubigen in die Luft (Parusia) und die Erscheinung auf der Erde zum Gericht (Epiphania) werden in der Bibel in allen Einzelheiten deutlich unterschieden. Wir wollen hier zur klaren Unterscheidung die hauptsächlichsten Merkmale kurz skizzieren:

  1. Zur Entrückung der Versammlung, der wahren Kirche, wird der Herr als der „glänzende Morgenstern“ erscheinen (Off 22,16), d. h., wie dieser noch vor der Morgendämmerung erscheint, wenn es noch dunkel, ja, am dunkelsten ist. Er wird also vor dem Erscheinen zur Aufrichtung des messianischen Königreiches, unbemerkt von denen, für die sein Kommen nicht bestimmt ist und die blind in ihren Sünden leben, kommen (1. Thes 5,1–8). Es entspricht dem, was der Wächter in Jesaja 21,11.12 auch für die Zukunft Israels sagt: „Der Morgen kommt und auch die Nacht“. Für uns Gläubige bedeutet es hellster Morgen, für die Zurückbleibenden aber Beginn einer furchtbaren Nacht, die keine Morgenröte mehr kennen wird.

    Das zweite Kommen des Herrn, als König, wird sein Erscheinen als „Sonne der Gerechtigkeit“ sein (Mal 3,20), der volle herrliche Tag, der „Morgen ohne Wolken“ wie schon David sagt (2. Sam 23,3.4). Diese beiden Bilder „Morgenstern“ und „Sonne der Gerechtigkeit“ zeigen uns also sowohl die zeitliche als auch die charakterliche Verschiedenheit der beiden Kommen des Herrn.
  2. Wenn der Herr die Gläubigen zu sich holen wird, wird Er in ausgesprochener Privatangelegenheit kommen, daher allein, zur Erfüllung seines persönlichen Triumphes, um die Seinen in Sicherheit zu bringen und sie vor den Gerichten in die verheißene Ruhe zu führen (2. Thes 1,7–10). Daher wird Er nur für die Seinen sichtbar in die Luft kommen, niemand sonst wird etwas davon wahrnehmen.

    Wenn Er dagegen als König und Richter erscheinen wird, um sein Königreich aufzurichten, kommt Er in offizieller Mission, daher in königlicher und himmlischer Herrlichkeit, angetan mit den Attributen des Gerichts, dem zweischneidigen Schwert (Off 19,15) und der eisernen Rute (Ps 2,9), um seinen Zorn auszugießen und im Gericht die Erde von allem Bösen gründlich zu reinigen. Er wird dann nicht unsichtbar kommen, sondern von allen Augen gesehen werden (Sach 14,5; Mt 24,30; Off 1,7). Auch wird Er nicht allein kommen, sondern mit großem, herrlichem Gefolge, mit allen seinen Heiligen, um in ihnen bewundert zu werden (2. Thes 1,10) und ebenso mit seinen Engeln zur Ausführung seiner Gerichte (Mt 25,31).
  3. Bei der ersten Ankunft werden die Glaubenden Ihm entgegengerückt werden in die Luft, weg von dem Schauplatz des Zornes Gottes, vor dem Beginn der Gerichte (2. Thes 1,10). Der Herr wird sie in die himmlische Herrlichkeit einführen und sie dem Vater vorstellen (Off 3,5).

    Beim zweiten Kommen auf die Erde dagegen werden die Gläubigen mit Ihm vom Himmel herabkommen und zwar in derselben Herrlichkeit wie Er selbst. Sie reiten auf weißen Pferden, den Symbolen des Sieges und des Triumphes (Off 19,14). Umgeben von den Seinen wird Er den Thron des Gerichtes auf der Erde, im Land Israel, da wo Er gekreuzigt wurde, aufrichten (Joel 4; Mt 25,31–46).
  4. Das erste Kommen in die Luft wird für die Heiligen, zu denen alle an Christus Glaubenden gehören werden, ewiges, unbeschreibliches Glück sein; denn Er wird für sie als der sehnlichst erwartete, geliebte Bräutigam kommen.

    Wenn Er aber nachher zur Aufrichtung seines Königreiches auf die Erde kommen wird, wird es ein Erscheinen zur Furcht, zum Entsetzen und zum Gericht sein für alle, „die auf der Erde wohnen“ (vgl. Off 6,10; 8,13; 11,10; 13,8.12.14; 17,2.8). Die verschiedenen Bilder hierfür beschreiben die Schrecken der für die Menschen unerwarteten Erscheinung des Herrn, z. B. „wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thes 5,2–4; 2. Pet 3,10; Off 3,3 und Off 16,15), „wie Geburtswehen über die Schwangere“ (1. Thes 5,3), „wie der Blitz ausfährt vom Osten und leuchtet bis zum Westen“ (Mt 24,27; Lk 17,24), plötzlich wie die Sintflut und wie Feuer und Schwefel über Sodom und Gomorra (Mt 24,38.39; Lk 17,28–30).

Allerdings wird auch das Kommen zur Entrückung der Seinen für die Zurückbleibenden, vor allem für die tote, christuslose Christenheit, die Menschen, die Wahrheit gekannt, aber nicht angenommen haben, ein Ereignis zum Schrecken sein. Sie selbst werden von dem großen Ereignis nichts wahrnehmen, aber die offenen Gräber und das zahllose unerklärliche Fehlen aller wahren Christen, die vielen Lücken in den Familien, Firmen, Verwaltungen, im öffentlichen Verkehr usw. sowie die dadurch hervorgerufenen Störungen im täglichen Leben, zeigen ihnen nur zu deutlich, was vorgefallen ist. Welches furchtbare Erwachen und Erschrecken wird das sein, wenn ihnen dann die Tatsache bewusst wird, dass die Gemeinde des Herrn entrückt wurde! Ja, dann hat der Herr seine Verheißung wahr gemacht – wie schrecklich für alle, die die Gnadenzeit nicht genutzt haben. Jedoch wird es Satan, dem Lügner von Anfang, schnell gelingen, die erschreckende Tatsache in Vergessenheit zu bringen. Das wird ihm umso leichter fallen, weil der zurückhaltende Geist der Wahrheit die Erde auch verlassen hat. Das Böse kann sich nun ungehindert ausbreiten.

Wer fasst, o Heiland, jetzt die Pracht,
die deinen Tag einst herrlich macht?
Wie groß wirst du dich zeigen,
wenn du auf lichten Wolken einst
mit der Erlösten Schar erscheinst,
und alle Knie' sich beugen!
Dann sieht die Welt die Majestät,
zu der dich Gott, dein Gott, erhöht.
O Herr! wenn dieser Tag erscheint,
wird auch die Braut, mit dir vereint,
In hellem Glanz erscheinen.

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