Die Entrückung der Versammlung

Die Entschlafenen in Christus und die erste Auferstehung

„Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden“ (1. Thes 4,16.17).

„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden“ (1. Kor 15,51.52).

Die Thessalonicher erwarteten in lebendigem Glauben, gestützt auf die Verheißung des Herrn, seine Ankunft, ja, dies war das große Charakteristikum ihres Zeugnisses. Sie waren daher nicht wenig besorgt und gerieten in Verlegenheit, als sie erkannten, dass der eine und andere aus ihrer Mitte entschlief, ohne dass der Herr gekommen war. Denn sie dachten wie die Apostel, dass die Ankunft des Herrn noch zu ihrer Zeit erfolgen werde. Nicht dass sie in ihrer Erwartung an sich erschüttert wurden, aber sie befürchteten, dass nun diese entschlafenen Gläubigen an der Entrückung keinen Anteil hätten. Dies gab dem Apostel Veranlassung zu weiteren Offenbarungen bezüglich der Art und Weise, wie die Rückkehr des Christus stattfinden würde.

Es verhält sich mit der neuen Geburt durch den Heiligen Geist ebenso, dass zwar Seele und Geist, aber nicht unser Körper erneuert werden. Sicherlich hat ja die neue Geburt eine gesunde und heiligende Auswirkung auch auf unser praktisches Leben, indem wir jetzt durch den Heiligen Geist die Macht haben, der Sünde zu widerstehen und in allen Dingen des Lebens eine neue, heilige Einstellung besitzen. Aber der Körper selbst ist noch nicht erneuert; denn dann müsste er dem Auferstehungsleib des Herrn gleich geworden sein. Unser Körper, die Hütte, in der wir seufzen und leiden, ist noch der gleiche, in dem uns die Mutter empfangen hat (Ps 51,7). Er gehört noch dieser gefallenen Schöpfung an und steht deshalb unter dem Urteil des Todes (Röm 6,23). Warum wären wir sonst noch dem leiblichen Tod unterworfen, und wie könnten wir noch versucht werden, wenn der Körper wirklich erneuert wäre? Wir haben ja noch dieselben Lebensgewohnheiten und dieselbe Natur beibehalten! Auch für uns Kinder Gottes gelten die Worte: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben“ (1. Kor 15,50), und „Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt“ (1. Kor 15,36). Unser irdisches Haus, eben dieser Körper, wird zerstört werden, darum möchten wir lieber ausheimisch von diesem Leib sein und sehnen uns, mit der Behausung vom Himmel, mit dem Bau von Gott, überkleidet zu werden (2. Kor 5, 1–5). Warum und wieso denn dies alles? Wäre Krankheit usw. noch möglich, wenn schon jetzt der Körper erneuert wäre?

Nein, unser jetziger Körper muss vergehen, bevor wir die Unverweslichkeit und Herrlichkeit anziehen können. Dennoch ist der leibliche Tod für Kinder Gottes ganz verschieden von dem der unbekehrten Menschen. Nicht umsonst sagt Paulus: „…indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser“ (Phil 1,23). Es ist für den Körper des Gläubigen ein bloßes Entschlafen und für Seele und Geist ein Hinübergehen ins Paradies (Lk 23,43), wo wir den sehen werden, an den wir geglaubt haben. Es ist im Bewusstsein der nachfolgenden Herrlichkeit ein friedevolles Eingehen in die ewige Ruhe, selbst unter Schmerzen oder bei gewaltsamem Tod. Vielen ist es schon in den letzten Stunden in diesem Körper vergönnt gewesen, Blicke in die jenseitige Herrlichkeit tun zu dürfen! (vgl. Apg 7,56).

Darum wird der Tod der Gläubigen ein „Entschlafen“, ein Warten auf die Auferstehung aus den Toten genannt (Phil 3,11). Darauf weist der Apostel die bestürzten Thessalonicher hin. Gott der Vater hat ja den Herrn Jesus Christus aus den Toten auferweckt, und eben darum werden logischerweise auch alle diejenigen, die sein Eigentum und Glieder an seinem Leib sind, auch aus den Toten auferweckt werden. Seine Stimme wird alle in Christus Entschlafenen aus den Gräbern rufen, sodass diese gleichzeitig mit den noch Lebenden Ihm entgegengerückt werden.

Dass es zweierlei Auferstehung, eine Auferstehung zum Leben und eine zum Gericht, gibt, hat schon der Herr Jesus angesprochen, allerdings ohne auf die näheren Umstände einzugehen. Er hat sie eben lediglich als Folge seiner Annahme oder Verwerfung erwähnt: Mit Ihm zum Leben, ohne Ihn zum Gericht. Erst durch die Briefe der Apostel, besonders den an die Thessalonicher, lernen wir, dass es zwei zeitlich getrennte Auferstehungen sein werden, und dass diejenige zum Leben, für alle, die des Christus sind, bei seiner Ankunft, zuerst erfolgen wird (1. Kor 15, 22.23).

Aus Offenbarung 20 ist dann zu ersehen, dass die zweite Auferstehung zum Gericht volle tausend Jahre später – am Schluss der Menschheitsgeschichte –stattfinden wird. Daher wird die Auferstehung zum Leben die erste Auferstehung genannt. Sie ist gleichzeitig eine Auferstehung aus den Toten, also nicht mit den Toten (Phil 3,11). Weil der Herr Jesus selbst aus den Toten, als Wegbereiter und Erstling, auferstanden ist, werden auch die Gläubigen aus der Mitte der Toten heraus auferstehen, während die große Menge der Toten –die Christus nicht angenommen haben – in den Gräbern zurückgelassen werden. Diese „Übrigen der Toten“ werden später, auf den Befehl Gottes hin, zum Gericht auferstehen, aber in ganz anderer Weise als die Gläubigen. Letztere tragen einen Herrlichkeitsleib. Sie werden „überkleidet“, während die Ungläubigen zwar auch einen Auferstehungsleib erhalten, aber „nackt erfunden“ werden (2. Kor 5,3), d. h., ihre Sünden werden offen da liegen, nicht abgewaschen und nicht mit göttlicher Gerechtigkeit zugedeckt sein. Wie furchtbar also, vor dem großen weißen Richterthron Gottes erscheinen zu müssen.

Kein Tod kann uns nun schrecken,
wer glaubt, der stirbt nicht mehr;
du wirst ihn auferwecken,
bei deiner Wiederkehr.
«Ich leb' – und ihr sollt leben»,
so hast du einst gesagt,
wirst uns zu dir erheben,
noch eh der Morgen tagt.

Dann wird auch das verschlungen,
was sterblich jetzt noch ist.
Du hast den Sieg errungen,
der du das Leben bist.
Komm, komm, lass dein Erscheinen,
in einem sel´gen Nu,
uns allesamt vereinen
bei dir in ew´ger Ruh!

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Ohne Zweifel soll diese Begebenheit zeigen, dass durch den Tod und die Auferstehung des Herrn das Grab für den Gläubigen alle Schrecken verloren hat und dass, wie Er auferweckt worden ist durch die Macht Gottes, auch die gestorbenen Gläubigen bei seiner Rückkehr auferweckt werden. Nichts hat sich an der von Gott selbst gegebenen Ordnung geändert.

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