Heiligung – Bibel-Lexikon

Dieser Ausdruck stammt von dem hebräischen Wort qadesh, im Griechischen άγιάζω, das die Bedeutung „für heilige Zwecke absondern" oder „weihen" trägt. Im A.T. wird der Ausdruck auf verschiedene Weise angewendet:

1. Einmal in Bezug auf Tage: Gott heiligte den siebenten Tag, an dem er ruhte. Die Israeliten halten ihn heilig (1. Mo 2,3; 2. Mo 20,8).

2. Dann bezieht sich die Heiligung auf Personen: Die Gesamtheit der Israeliten war Gott geweiht (2. Mo 19,10.14). Außerdem waren die Erstgeborenen für Gott geweiht; sie wurden von den Leviten gelöst (2. Mo 13,2; 4. Mo 3,12.13). Die Priester waren zum Dienst Gottes geweiht.

3. Zuletzt findet man eine Heiligung der Plätze und Geräte des Gottesdienstes: Die Stiftshütte und der Tempel sowie alle Geräte, die darin benutzt wurden, waren zum heiligen Gebrauch im Gottesdienst bestimmt (2. Mo 30,29). Wir sehen also, was in den Augen Gottes passend war. Auch diejenigen, die ihm nahten, hatten sich an gewisse Vorschriften zu halten. Die Priester, Leviten und das Volk wurden oftmals aufgefordert, sich selbst zu heiligen, um dem Opferdienst entsprechend passend zu sein und so Gott und seinem Heiligtum zu nahen (3. Mo 20,7; 4. Mo 11,18 etc.). Gott sprach: „In denen, die mir nahen, will ich geheiligt [...] werden" (3. Mo 10,3). Man muss Gott mit Ehrfurcht und in Absonderung von allem, was für ihn nicht passend ist, nahen.

Im N.T. findet das Wort Heiligung viele Anwendungen:

1. Zweimal wird der Gedanke von dem Herrn in Bezug auf sich selbst geäußert. Er spricht von sich als von dem, „den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat" (Joh 10,36). Er wurde von Gott abgesondert, um den Vorsatz seines Willens zu erfüllen. Im Gebet für seine Jünger in Johannes 17 sagt der Herr auch, dass er sich selbst für sie heiligte. Auf der Erde war er geheiligt für den Vater, im Himmel heiligte er sich selbst für die Heiligen.

2. Von den Gläubigen wird gesagt, dass sie geheiligt sind „durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi" (Heb 10,10; vgl. Röm 15,16; 1. Kor 1,2). So sind sie Heilige, Geheiligte vor Gott, und leben nicht mehr im Fleisch. Sie sind eine Gruppe von Personen, die für Gott zum priesterlichen Dienst abgesondert sind (Apg 20,32; 26,18; Röm 1,7 etc.). Hierin gibt es keinen Fortschritt, folglich beinhaltet Heiligung die innigste Einsmachung mit Christus. Solche nennt der Herr seine Brüder. „Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem (Heb 2,11). Die Geheiligten sind „auf immerdar [...] vollkommen gemacht" durch ein Opfer (Heb 10,14).

3. Aber die Gläubigen werden auch unter dem Aspekt der Verpflichtung betrachtet und aufgefordert, ihre Glieder als „Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit" (άγιασμός) darzustellen (Röm 6,19). Gott züchtigt sie, damit sie Teilhaber seiner Heiligkeit sein können (Heb 12,10). Ohne Heiligung wird niemand den Herrn sehen. Hierbei gibt es Fortschritt: Ein Heranwachsen zu ihm in allen Dingen (Eph 4,15). Der Apostel Paulus betete, dass der Gott des Friedens die Thessalonicher völlig heiligen würde (1. Thes 5,23).

4. Dann scheint sich Heiligung auch auf eine Änderung der Beziehung zu beziehen. Es wird die Möglichkeit betrachtet, dass jemand, der geheiligt worden ist, den Sohn Gottes mit Füßen tritt und damit das Blut des Bundes für unheilig oder gemein erachtet. Auf diese Weise fällt ein solcher von Gott ab und gibt die Beziehung auf, zu der er geheiligt wurde (Heb 10,29).

5. Im bestehenden gemischten und verdorbenen Zustand der Christenheit (die als ein großes Haus gesehen wird, in welchem sich Gefäße befinden, einige zu Ehre, andere zur Unehre) ist es notwendig geworden, sich innerhalb des Bereichs des christlichen Bekenntnisses von dem Bösen abzusondern, um „ein Gefäß zur Ehre [zu] sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereit" (2. Tim 2,21).

6. Von einem ungläubigen Ehemann bzw. einer ungläubigen Ehefrau wird gesagt, dass sie geheiligt sind durch den gläubigen Ehepartner; ebenso sind ihre Kinder heilig (άγιος). Deshalb können sie in Frieden zusammen leben und müssen sich nicht wie in der Zeit des A.T. trennen (1. Kor 7,14; vgl. Esra 9-10).

7. Unsere Nahrung wird „geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet" (1. Tim 4,5). Also ist „jedes Geschöpf Gottes [...] gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird." (1. Tim 4,4). Diese Aussage zeigt, dass in der Zeit der Gnade die Einschränkungen des mosaischen Gesetzes aufgehoben worden sind. Jeder, der heute vorschreibt, die Vorschriften des Gesetzes weiter halten zu müssen, stellt sich gegen das Wort Gottes. Gott hat in seiner Güte die Dinge zum Gebrauch des Menschen geschaffen.


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Geheiligte | Heiligkeit