Christusliebe
75 anspornende Andachten

Verlassenheit des Menschensohnes

Christusliebe

Das vierte Wort Christi am Kreuz

Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani?, das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Als aber einige der Dastehenden es hörten, sagten sie: Dieser ruft Elia.
Matthäus 27,45–47

Und als die sechste Stunde gekommen war, kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde; und zur neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloi, Eloi, lama sabachtani?, was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und als einige der Dabeistehenden es hörten, sagten sie: Siehe, er ruft Elia.
Markus 15,33.34

Die Menschen hatten Jesus Christus geschlagen, bespuckt, auf das Kreuz erhöht und verlästert. Aber dann geschah um die Mittagszeit etwas, das nur Gott bewirken konnte: Es kam eine Finsternis übers ganze Land. Gott, der zu rein ist, um Böses anzuschauen, wandte seinen Blick von Jesus ab, der in diesen drei dunklen Stunden der Sündenträger wurde (Hab 1,13; 1. Pet 2,24, 2. Kor 5,21).

Am Ende dieser drei Stunden der Finsternis öffnete der Herr Jesus seinen Mund. Er redete nicht den Vater an, wie bei dem ersten und letzten Ausspruch am Kreuz, sondern Er wandte sich an Gott, dem Er als Richter über die Sünde begegnet war. Seine Worte sind von so immenser Bedeutung, dass sie uns zweimal – und auch in der Originalsprache – übermittelt worden sind.

Sie zeigen das unerschütterliche Vertrauen des Herrn Jesus in Gott, den Er zweimal mit „mein Gott“ ansprach. Seine Frage, warum sein Gott ihn verlassen habe, macht deutlich: Christus wurde nicht wegen Sünden verlassen, die Er getan hatte und die ihn innerlich quälten, sondern wegen fremder Schuld. In seinem Verhalten gab es keinerlei Ursache für das göttliche Gericht.

Wenn Menschen einmal unter das Verdammungsurteil Gottes fallen und die ewige Nacht sie ergreift, können sie die Warum-Frage nicht stellen, denn sie werden völlig zu Recht in der Gottverlassenheit sein. Aber der Herr hat als der Gerechte in den drei Stunden der Finsternis für uns, die Ungerechten, gelitten, um uns in Gottes Nähe zu bringen (1. Pet 3,18).

Kaum hatte der Herr diesen lauten Schrei der Not seiner Seele von sich gegeben, wurde es wieder hell über Golgatha und der Herr trat ein in den wolkenlosen Genuss der Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater. Die Menschen aber, unberührt von dem übernatürlichen Geschehen, verdrehten seine Worte und redeten spöttisch davon, dass Elia kommen würde, um Ihn vom Kreuz herabzunehmen (Mt 27,49; Mk 15,36).

Doch der Herr Jesus blieb am Kreuz: Er stieg nicht herab und es kam niemand, um Ihn aus seinen Qualen zu befreien. Jesus sollte dort am Kreuz den Lohn der Sünde, den Tod, in seiner ganzen Bitterkeit um unseretwillen schmecken. Nur in Ehrfurcht können wir an das Wunderbare denken, das dort am Kreuz auf Golgatha zu unserer Rettung geschehen ist. Herr Jesus, dir sei ewig Dank!

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