Elisa, der Prophet

Die neue Schale

„Und die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: Sieh doch, die Lage der Stadt ist gut, wie mein Herr sieht, aber das Wasser ist schlecht, und das Land ist unfruchtbar. Da sprach er: Holt mir eine neue Schale und tut Salz hinein! Und sie holten sie ihm. Und er ging hinaus zu der Quelle des Wassers und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der HERR: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht; es wird weder Tod noch Unfruchtbarkeit mehr daraus entstehen. Und das Wasser wurde gesund bis auf diesen Tag, nach dem Wort, das Elisa geredet hatte“ (2. Könige 2,19–22).

Der Dienst des „Sohnes des Donners“ (vgl. Mk 3,17) war zu seinem Ende gekommen, jetzt begann der Dienst des „Sohnes des Trostes“ (vgl. Apg 4,36). Sein allgemeiner Charakter ließ etwas ahnen von der Gnade der christlichen Haushaltung. Das verwundert uns nicht, denn bildlich gesprochen entsprang er dem Tod und der Auferstehung, wie wir gesehen haben. Beachten wir hier die Güte des Herzens Gottes. Das Gericht war schon über das schuldige Israel ausgesprochen worden und Gott hatte die Vollstrecker mit Hasael und Jehu schon genau benannt (1. Kön 19,15–17).

Und doch richtete Er hier einen neuen Dienst der Gnade auf. Das rächende Schwert wurde für eine Weile in langmütiger Barmherzigkeit zurückgehalten. Genau so steht es auch im Blick auf die Welt in unseren Tagen. Das Urteil über die Welt ist schon vor langer Zeit ausgesprochen worden (Joh 12,31; 16,11). Aber kaum war es verkündet worden, wurde der Heilige Geist mit dieser wunderbaren Botschaft von Liebe und Barmherzigkeit vom Himmel auf diese Erde gesandt. Unsere Herzen sind mit dieser Botschaft so glücklich und vertraut, sie übersteigt bei Weitem alle früheren Angebote Gottes in der Geschichte dieser Erde. Wenn aber diese gegenwärtige göttliche Mission sich erfüllt haben wird, wird der Gerichtsschlag ohne Hoffnung und Heilung kommen.

Nach der Himmelfahrt des Elia hielt sich Elisa in Jericho auf. Dort wurde ihm eine ernste Beschwerde durch die Männer der Stadt vorgetragen: „Sieh doch, die Lage der Stadt ist gut, wie mein Herr sieht, aber das Wasser ist schlecht, und das Land ist unfruchtbar“ (V. 19). Darin zeigt sich, dass der ungläubige Hochmut des Menschen, der in offenem Widerspruch zu dem Wort Gottes diese Stadt wieder aufgebaut hatte, machtlos war, den auf ihr liegenden Fluch wegzunehmen. Und was vermögen die Menschen in ihrer kleinen Welt heute nicht alles! Mit vielen lang und mühsam ausgeklügelten Plänen werden sie überall gezwungen, anzuerkennen dass die Welt weit von dem entfernt ist, wie sie es gern hätten.

In jeder menschlichen Erfindung steckt offenkundig der Keim der Vernichtung. Die hochgestellten Erwartungen von heute sind die bitteren Enttäuschungen von morgen. Die Annehmlichkeiten (die Lage der Stadt ist gut) sind da, denn Gott hat sie geschaffen, aber die Wasser – die Quellen, aus denen die Menschen Befriedigung und Freuden schöpfen wollen –, sind schlecht, und das Land ist unfruchtbar – es wird keine Frucht für Gott hervorgebracht. Sowohl für Gott als auch für den Menschen stellt alles das genau das Gegenteil von dem dar, wie es sein sollte.

Der Mann Gottes war die einzige Hoffnung für die notleidenden Männer von Jericho. Genauso ist heute der Mann zur Rechten Gottes die einzige Hoffnung für die Menschen, obwohl sie es nicht wahrhaben. Elisa forderte eine neue Schale mit Salz darin, „und er ging hinaus zu der Quelle des Wassers und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der Herr: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht; es wird weder Tod noch Unfruchtbarkeit daraus entstehen“ (V. 20.21).

Das Heilmittel war also eine neue Schale mit Salz darin, deren Inhalt in die Quelle des Wassers geworfen wurde. Wir lernen hier die Weise Gottes, durch die Er Segen für den Menschen bewirkt. Es geschieht nicht, indem Er etwas Altes zusammenflickt, sondern indem Er etwas völlig Neues einführt. Alle, die ihr Vertrauen in das Fleisch noch nicht verloren haben, versuchen immer wieder, dessen offenkundige Mängel zu reparieren. In der gegenwärtigen Krise wird häufig davon gesprochen, Vertrauen in die Menschheit, d.h. das Fleisch, zu haben. Aber Gott hat schon vor langer Zeit gesagt, dass das Fleisch in seiner Verderbtheit unverbesserlich ist. Gott hat es sogar in dem Tod des Herrn verurteilt (Röm 8,3–8).

Es gibt einen Ausweg nur in einer ganz neuen Natur. Deshalb spricht der Herr Jesus in Lukas 5,26–38 von dem neuen Kleidungsstück, dem neuen Wein und den neuen Schläuchen. Der Apostel Paulus sagt uns in Epheser 4,24, dass wir den neuen Menschen angezogen haben, „der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Nikodemus wurde in Johannes 3 gesagt, dass sein größtes Bedürfnis war, von neuem geboren zu werden. Selbst eine religiöse Person wie er könnte ohne dieses von Neuem Geborenwerden das Reich Gottes weder sehen noch dort hineingehen. Gott tut schafft also etwas Neues und legt es in das Gefäß des Menschen.

Elisas Schale war voll Salz. Dieses bekannte Konservierungsmittel ist ein Bild der Kraft, die den Menschen vor dem Bösen bewahrt und das Böse von ihm fernhält. Nur der aus dem Geist geborene Mensch besitzt dieses Salz. Der religiöse Mensch mag tatsächlich „den Befleckungen der Welt entfliehen durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus“. Aber er ist in ständiger Gefahr, wieder darin verwickelt zu werden. Er besitzt die Befähigung zu moralischem Widerstand nicht. Es wird ihm nach dem wahren Sprichwort ergehen: „Der Hund kehrte um zu seinem eigenen Gespei und die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot“ (2. Pet 2,20–22). Der aus dem Geist geborene Mensch ist „dem Verderben, das in der Welt ist durch die Begierde“ entflohen (2. Pet 1,4), eine weit tiefere Sache als die weltlichen Verunreinigungen, die nur äußerlich sind.

Hier in Jericho bewirkte die Anwendung des Salzes Frucht. So wird es auch bei uns sein, die wir Salz in uns selbst haben (Mk 9,50): wir sind befähigt, inmitten einer dürren Welt Frucht für Gott hervorzubringen.

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