Die Überschrift am Kreuz
Nach den vier Evangelien

Jesus, der Nazaräer, der König der Juden

Das Neue Testament erwähnt in jedem Evangelium ein Mal die Inschrift, die über dem Haupt unseres gekreuzigten Heilandes befestigt worden ist. Dies geschah nach der römischen Sitte.

Die 4 Evangelisten geben diese Inschrift unterschiedlich wieder:

„Und sie brachten oben über seinem Haupt seine Beschuldigungsschrift an: Dieser ist Jesus, der König der Juden“ (Mt 27,37).

„Und als Aufschrift mit seiner Beschuldigung war angeschrieben: Der König der Juden“ (Mk 15,26).

„Es war aber auch eine Aufschrift über ihm geschrieben in griechischer und lateinischer und hebräischer Schrift: Dieser ist der König der Juden“ (Lk 23,38).

„Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus, der Nazaräer, der König der Juden“ (Joh 19,19).

Und Johannes fügt gleich noch hinzu: „Diese Aufschrift nun lasen viele von den Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt; und es war geschrieben auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch. Die Hohenpriester der Juden sagten nun zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern dass jener gesagt hat: Ich bin König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ (Joh 19,20–22).

Der Bericht über die Handlungsweise der Juden und die Antwort des Landpflegers soll uns später beschäftigen, für den Augenblick bleiben wir einmal bei den Worten am Schluss des 20. Verses stehen: „auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch“. Diesem Zeugnis fügt der Evangelist Lukas in völliger Übereinstimmung das seine hinzu: „in griechischer und lateinischer und hebräischer Schrift.“ Diese Worte sind nicht in allen alten Handschriften überliefert, deshalb haben manche Bibelausgaben sie weggelassen. Jedoch scheint es mir, dass sie sich genügend deutlich und klar bezeugt finden, dass wir sie getrost als echt, authentisch und glaubwürdig anerkennen können. Sie sind weit davon entfernt, etwa nur den Inhalt von Johannes 19,20 in schwacher Form zu wiederholen, als seien sie etwa als eine Randbemerkung in den Text geschlüpft – nein, im Gegenteil, sie muten original und lebenswahr an.

Für wirklich gläubige Menschen gibt es einen bedeutenden Gewinn, wenn sie sozusagen am Fuß des Kreuzes ihre stillen Betrachtungen anstellen, denn diese Stellen erlauben ihnen umso besser, die Eigenschaften der Vollkommenheiten, die Leiden und die Herrlichkeiten des Herrn Jesus zu verstehen, so dass in ihre Herzen und auf ihre Lippen im Hinblick auf die Ewigkeit ein vierfältiger Lobpreisgesang gelegt wird. Das ist ganz im Einklang mit dem göttlichen Glanz der vier Evangelien.

Hinsichtlich der gelesenen Stellen haben wir zunächst von vornherein zwei wichtige Feststellungen zu machen:

  1. Die Aufschrift am Kreuz war in drei verschiedenen Sprachen abgefasst, mit anderen Worten: Es gab drei Fassungen.
  2. Da der Text des Neuen Testaments vier verschiedene Fassungen bietet, nämlich in jedem Evangelium eine besondere, und da keine der vier Fassungen sich mit einer der drei anderen vermengt, so ergibt sich hieraus notwendigerweise, dass – genau genommen – keine der vier Fassungen die wahre Aufschrift des Kreuzes ist.

Nun scheint es aber sehr leicht, folgenden Schluss zu ziehen: Jede der vier Fassungen stellt einen ganz originalen und speziellen Charakter dar, der sich in keinem anderen Evangelium wiederfindet – eine Ausnahme hiervon macht nur Markus. Markus drückt nämlich das, was den anderen gemeinsam ist, in zusammenfassender, knapper Form aus. Weit davon entfernt – wie manche Gelehrten behaupten: Im Markusevangelium liege der Text der römischen Inschrift vor (das heisst die griechische Übersetzung der lateinischen Fassung der Aufschrift), müssen wir ganz im Gegenteil feststellen, dass das Markusevangelium keinerlei spezielle Fassung der Überschrift des Kreuzes bietet. Das Markusevangelium gibt eben nur den allgemeinen Inhalt an, und diese Tatsache hat ihren tiefen Grund. Wir werden am Ende unserer Studie auf diesen Punkt zurückzukommen haben. Für jetzt nur so viel: Bei Markus ist nicht eine spezielle Fassung des Wortlautes der Aufschrift am Kreuz festzustellen. So bleibt uns also nur die Tatsache, dass wir es mit drei Sprachen und drei speziellen Abfassungen der Inschrift zu tun haben.

Die Begriffe, die mit unserem Problem zusammenhängen, sind bis hierher schon ziemlich genau festgelegt; jetzt handelt es sich noch darum, dass wir das Problem so lösen, dass wir wenigstens mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von seiner richtigen Lösung sprechen können.

Der Text des Neuen Testaments sagt uns, dass die Aufschrift am Kreuz in drei Sprachen abgefasst war, und er nennt diese Sprachen. Aber er gibt uns nicht an, dass die drei Aufschriften bis in die kleinsten, feinsten Einzelheiten übereinstimmend seien. Im Gegenteil: Er lässt gewisse Unterschiede hervortreten, ja, ganz besondere Unterscheidungen, von denen wir schon sprachen.

Im Wort Gottes ist keinerlei Abweichung ohne Bedeutung. So besteht wohl ein Recht, wenn wir, dem Wortlaut eines jeden der drei Evangelien genau folgend – Markus lassen wir nach dem oben Beschriebenen außer Betracht – folgende Feststellung machen: Bei Matthäus, Lukas und Johannes liegen drei in ihrem Grund gleiche, aber in ihren Einzelheiten von einander lehrreich abweichende Fassungen vor.

Von hier aus erhebt sich nun die besonders wichtige Frage: Sind die Unterschiede im Einzelnen, also nicht im Zusammenhang, zu sehen und zu verstehen mit dem Charakter und der Haltung eines jeden Evangeliums? Wir wollen diese Frage zuerst hinsichtlich Matthäus, Lukas und Johannes beantworten. Danach kommen wir zu Markus und so werden wir auch das Problem der drei Sprachen lösen. Und so werden wir auch mit einem Schlag die so oft missverstandene Aufschrift am Kreuz erklären, entsprechend der vier Evangelien, nach Matthäus, nach Markus, nach Lukas und nach Johannes.

Der Gebrauch jeder der drei Sprachen, die das Johannesevangelium uns gibt mit den Worten: „auf Hebräisch, auf Lateinisch, auf Griechisch“ befindet sich in völliger Übereinstimmung mit dem eigentlichen Wesen und tieferen Sinn jedes der drei Evangelien nach Matthäus, Lukas und Johannes.

Die Ausdrücke „auf Griechisch“ (vgl Apg 21,37) und „auf Lateinisch“ lassen keinerlei Ungewissheit aufkommen. Es handelt sich hier um die allgemein verbreitete griechische Sprache der Gebildeten jener Zeit, sowie um das Lateinisch, das – wie allgemein bekannt ist – Amtssprache des Römischen Weltreiches war. Der Ausdruck „auf Hebräisch“ bietet hingegen eine gewisse Schwierigkeit: Handelt es sich hier im eigentlichen Sinn um das Hebräische, die gelehrte Nationalsprache der Juden, oder vielleicht um das Aramäische, die Volksumgangssprache der im Land Palästina zurückgebliebenen Juden? Sicherlich war es Eigentümlichkeit des Hebräischen, schon bald und über weite Gebiete hin der Ausbreitung der aramäischen als einer lebendigen Sprache gefolgt zu sein – der Sprachgebrauch des Neuen Testamentes lässt hier manches offen.

Der Ausdruck „auf Hebräisch“ wird im Neuen Testament ebenso auf das Aramäische angewandt (Joh 5,2; 19,13.17), wie auf das Hebräische im eigentlichen Sinn (Off 9,11; 16,16). Betreff Johannes 19,20 kann man im Zweifel sein. Die Verse 13 und 17 im 19. Kapitel locken uns einerseits, für die nahe liegende Stelle Kap. 19,20 auch an das Aramäische zu denken; andererseits aber ist es viel wahrscheinlicher, anzunehmen, dass man für die Aufschrift über dem Haupt des Königs der Juden, von dem ja durch die Schriften des Alten Testaments geweissagt war, eine hebräische Inschrift wählen werde.

Der angeführte Text von Lukas 23,38 wirft keinerlei Licht auf diesen heiklen Punkt. Die Ausdrucksweise „in hebräischer Schrift“ entspricht doch wohl sozusagen dem „in hebräischer Sprache“. Nichts kann uns an sich hindern, Ausdrücke dieser Art im Neuen Testament auf das Hebräische selbst anzuwenden, aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass in Apostelgeschichte 21,40 und 22,2 die Worte „in hebräischer Mundart“ den Sinn haben, dass Paulus aramäisch zum Volk sprach, denn wenn der Apostel in hebräischer Sprache zu ihnen gesprochen hätte, würden seine Zuhörer ihn bestimmt nicht verstanden haben. Im Gegensatz hierzu ist es schwierig zu sagen, ob der Ausdruck „auf Hebräisch“ in Apostelgeschichte 26,14 die Bedeutung hat: „in hebräischer Mundart“ oder „auf Aramäisch“. Wahrscheinlich handelt es sich auch hier um das Aramäische.

Will man den Worten „in hebräischer Schrift“ in Lukas 23,38 einen ganz streng wörtlichen Sinn geben, wozu kein zwingender Grund vorliegt, so würde dies heißen „in hebräischen Schriftzeichen“, damit wäre man aber auf dem Weg der Schwierigkeit nicht einen Schritt vorwärts gekommen. Denn wird nicht das Judeo – Aramäisch in Palästina selbst mit hebräischen Buchstaben geschrieben, zum Unterschied von dem gewöhnlichen Aramäisch, das sein eigenes Alphabet hat? Die Wendung in Johannes 19,20 „viele von den Juden lasen diese Aufschrift“ gibt nicht mehr Licht für unsere Lage. Die Mehrzahl der Juden, die in Jerusalem wohnten, sowie derer, die in der Zerstreuung wohnten und sich um die Osterzeit in der heiligen Stadt aufhielten, haben die Aufschrift am Kreuz gelesen, die einen zweifellos in der semitischen, die anderen in der griechischen oder lateinischen Form. In jedem Fall ist dieselbe stark beachtet und gelesen worden. Aber sicherlich ist sie nur von einer kleinen Zahl gelesen worden, nämlich von solchen, die Semitisch und also höchstwahrscheinlich Aramäisch und Hebräisch lesen konnte. Denn die große Masse des Volkes konnte zu jener Zeit nicht lesen. Kurz gesagt: die Wendung „viele der Juden“ in Johannes 19,20 hilft uns nicht aus unserer Schwierigkeit heraus. Dieser Einzelpunkt, um den es sich handelt, bleibt (wie man die Sache auch ansehen mag) ein wenig dunkel, aber das macht schließlich nicht viel aus.

Soviel ist jedenfalls sicher, dass die griechische Übersetzung der semitischen Fassung der Überschrift am Kreuz im Matthäusevangelium gesucht werden muss, denn in diesem – nicht in einem anderen – hat sie ihren natürlichen Platz; zu dessen eigentlichem Wortlaut gehört sie. Denn die griechische Ausdrucksweise „Dieser ist der König der Juden“ beherrscht sozusagen das ganze Matthäusevangelium. Hier kommen wir auf das wahre Wesen, auf den Nerv unseres Gegenstandes.

Das Matthäusevangelium richtet sich bekanntlich besonders an die Juden und ist gesetzmäßig so aufgebaut, dass es den Nachweis erbringen will, dass die Person Jesus, die in den Schriften des Alten Testamentes so deutlich vorausverkündigt worden ist, wirklich der König der Juden, der verheißene Messias ist. Man kann das ganze Matthäusevangelium erklären, indem man zum Ausgangs- oder Blickpunkt die Überschrift des Kreuzes wählt, so stark findet sich die von Matthäus gegebene Fassung der Aufschrift in Übereinstimmung mit dem Gesamtinhalt dieses Evangeliums!

Nun ist es kostbar, über die Aufschrift, wie sie Matthäus uns überliefert hat, Betrachtungen anzustellen. Der König der Juden, von seinem Volk und von der Welt verworfen, hängt auf dem Hügel Golgatha am Fluchholz und ist allem Schimpf und aller Schande der Bösen ausgesetzt. Und gleichzeitig verkündigt Gott, der Herr des Himmels und der Erde, von der Höhe eben dieses Schandpfahls aus, wo der Messias und Weltheiland zwischen den zwei Räubern erhöht ist, die wahren Rechte, nämlich die königliche Würde des Sohnes Gottes Jesus. Diese feierliche Proklamation, die uns in der Heiligen Schrift aufgeschrieben worden ist, schallt von Jahrhundert zu Jahrhundert, weil sie stärkste Kraft der Beredsamkeit mit dem echten Glanz nüchterner Schönheit verbindet.

Im Voraus angekündigt durch die Weissagung, verkannt, verworfen, gekreuzigt, und doch ist er der Messias; sanftmütig und von Herzen demütig, wahrt er seine volle Würde und bleibt der König der Juden, der König der Könige: Dies ist der Gesamtinhalt des ersten Evangeliums, zusammengefasst geschrieben über dem Haupt des Heilandes am Kreuz.

Die Inschrift am Kreuz in der für das Matthäusevangelium charakteristischen Form, ruft heute noch besonders die Juden, aber danach auch die anderen Menschen zur Buße und zum Glauben auf. Der Chor der Erlösten singt schon auf dieser Erde: Ehre dem König von Israel! Ehre dem König der Könige! Ehre Dir, Herr Jesus!

Wenn das Evangelium Matthäus sich darstellt als das Evangelium des Messiaskönigs und als eine Botschaft, die besonders den Söhnen Israels gilt, so gilt das nicht für das Lukasevangelium. Denn dieses, der vollkommenen Menschheit des Heilandes geweiht, wendet sich unterschiedslos an alle Menschen. Die Gnade Gottes erstrahlt und leuchtet in seiner Kreuzinschrift und in seiner gesamten, wunderbaren Fülle für alle Menschen. So ergibt sich für uns von hier aus, dass das dritte Evangelium uns mit höchster Wahrscheinlichkeit die griechische Textform der Kreuzinschrift aufzeigt.

Lukas führt zweifellos den Wortlaut der Aufschrift in der allgemeinen Weltumgangssprache seiner Zeit an, denn die allgemein im östlichen Mittelmeergebiet gebrauchte Sprache war im ersten nachchristlichen Jahrhundert das Griechische. In dieser wunderbaren Sprache ist der Urtext des gesamten Neuen Testaments geschrieben worden.

Im Unterschied zum Matthäusevangelium erwähnt Lukas den Namen Jesus in seiner Aufschrift nicht. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass für die Juden der Messias eine bekannte, erwartete Persönlichkeit war, die durch ihre heiligen Schriften längst angekündigt war, – eine Persönlichkeit, für die nicht nötig war, erst besonderes Interesse zu wecken.

Anders lagen die Verhältnisse bei den Heiden. Die Menschen der übrigen Nationen erwarteten keinen verheißenen König. Deswegen beginnt das dritte Evangelium damit, die Leser für die Person und das Wesen dieses „Heiligen, das geboren werden wird“ (Lk 1,35) zu interessieren, uns zu zeigen, worin seine eigentliche Aufgabe bestehen soll: Die heilige und herrliche Menschheit zur Darstellung zu bringen. Matthäus 1 gibt das Geschlechtsregister, den Stammbaum des Messiaskönigs, über dessen Kommen seine Leser bereits bekannt waren. Lukas hingegen gibt den menschlichen Stammbaum des Heilandes erst ein wenig später, nämlich Lukas 3 an, nachdem er zuvor das allgemeine Interesse an dem wichtigen Hauptgegenstand seines Evangeliums geweckt hatte, nämlich: Dass er der Wiederhersteller des Menschengeschlechts sein wird.

Die griechische Form der Kreuzaufschrift findet sich also in vollkommener Harmonie mit dem Evangelium, zu dem sie gehört. In den ausdrucksvollen Worten: „Dieser ist der König der Juden“, und noch mehr in der Redewendung, die der griechische Grundtext bietet, die man in einer anderen Sprache nicht wiedergeben kann, leuchtet die Menschheit Jesu in ihrer Vollkommenheit, in ihrem Reichtum und in ihrer Allgemeinheit.

Durch die Art, wie das Lukasevangelium uns die Aufschrift am Kreuz darstellt, hat Gott der Vater, dessen Weisheit alles anordnet und lenkt, vor aller Welt ein sichtbares Zeugnis gegeben. Es ist klar und hell tönend, so dass jedermann es ins Herz fassen kann zum Ruhm seines Sohnes, zur Ehre des Königs der Könige, zum Lob dessen, der der Heiland aller Menschen ist. Gott erweist seine anbetungswürdige Gnade durch das Opfer des Herrn allen Menschen!

Auch der Hauptgegenstand des dritten Evangeliums findet sich deutlich angezeigt am Holz des Kreuzes über dem Haupt des erlauchten und heiligen Menschensohnes, der der Gottes Sohn ist. Die griechische Aufschrift des Kreuzes beherrscht dieses ganze Evangelium.

Eine solche Aufschrift zugunsten der vollkommenen Menschheit stellt eine Heilsbotschaft von ganz besonderem Ernst und tiefer Eindrücklichkeit dar. Jetzt können die Gläubigen aus allen Völkern den unvergleichlichen Ruhm des Königs der Juden erkennen, und die Versammlung, die Braut, die in der Erwartung der Hochzeit des Lammes steht, singt schon jetzt von der leuchtenden Pracht und den unumschränkten Gnadengaben und Segnungen des Königs der Könige!

Was nun das Markusevangelium anbetrifft: Es bietet keine besondere Fassung der Kreuzaufschrift; man sucht das in diesem Evangelium vergeblich, obwohl manche dies wollten, etwa in lateinischer Sprache. Markus erklärt mehrfach seinen Lesern, die offenbar außerhalb der Grenzen Palästinas wohnten, jüdische Bräuche (Mk 7,3.4; 12,42). Andererseits erwähnt er wie im Vorübergehen, als handle es sich um etwas Bekanntes, dass gemäß dem Gebrauch der Römer über dem Kreuz des Heilandes die Aufschrift angebracht worden sei. Der Wortschatz des zweiten Evangeliums umfasst eine gewisse Anzahl von Worten, die dem Lateinischen entlehnt sind. Aber die Vorbereitungen und die eigentliche Darstellung der Kreuzigung haben bei Markus nichts an sich, was man als direkt römische Art bezeichnen könnte.

Im großen Gegensatz hierzu erscheint in einem anderen Evangelium die römische Seite dieses erhabenen Gegenstandes in ganz besonderer Sauberkeit und Klarheit, nämlich bei Johannes. Neben der Person des Herrn selbst, ist es der Statthalter Pontius Pilatus, die amtliche, römische Staatsgewalt, die im Vordergrund des Berichtes des Johannes über das Gerichtsverfahren und die Kreuzigung von Jesus stehen. An anderen Stellen ganz jüdisch eingestellt, zeigt das Johannesevangelium in Bezug auf die Verurteilung und Bestrafung des Heilandes einen ganz hervorragenden, auffallenden römischen Charakter. Würde es da nicht passend sein, deswegen nun die lateinische Übertragung der Kreuzesaufschrift lieber diesem Evangelium zuzuweisen?

In Johannes 19,21.22 sehen wir die Unterredung der Juden mit Pilatus über die Aufschrift am Kreuz. Nachdem der Statthalter zuerst feige vor den fanatischen Juden zurückgewichen, dann unseren anbetungswürdigen Herrn und Heiland Jesus Christus dreimal als unschuldig erklärt und dann doch dem Tod preisgegeben hatte, was doch aller Wahrheit und Gerechtigkeit ins Gesicht schlug, war Pilatus dann doch wieder soweit Herr der Lage geworden, dass er an den Juden eine grausame und unbeugsame Rache übte, indem er sie in ihrem Nationalstolz und in ihrer Selbstliebe demütigte. War denn der Herr Jesus nicht der König von Israel, trotz der hasserfüllten Ablehnungen der Hohenpriester, die, um die Verurteilung des Heiligen und Gerechten zu erringen, sogar so weit gingen, die Existenz ihres Messias zu verneinen, als sie riefen: „Wir haben keinen König, als nur den Kaiser“ (Joh 19,15).

Das Johannesevangelium stellt aller Wahrscheinlichkeit nach die griechische Übersetzung der lateinischen Kreuzaufschrift vor unsere Augen. Der Wortlaut von Johannes 19,19: „Jesus der Nazaräer, der König der Juden“ ist sicherlich die vollständigste, reichste und feierlichste der drei Formen der Inschriften. So bleibt uns nun nur noch übrig, zu sehen, ob auch diese Fassung sich mit dem Text, zu dem sie gehört, d. h. also mit dem eigentlichen Gegenstand des Johannesevangeliums, im inneren Einklang befindet.

Das Lukasevangelium zeigt uns durchgehend die menschliche Seite des Heilandes. Das Johannesevangelium bietet uns vor allem die Gottheit des Herrn. Jesus Christus ist der Schrift nach gleichzeitig Gott und Mensch. In seiner Person sind die zwei Naturen, die menschliche und die göttliche, vorhanden, das ist im Wort Gottes deutlich offenbart. Aber selbst für den Glauben eines wahren Christen ist in dieser Tatsache ein tiefes Geheimnis enthalten. Nach dem Neuen Testament besitzt allein Gott der Vater den Schlüssel zu solch einem Geheimnis. Zweifellos stehen aus diesem Grund die Worte an der Stelle geschrieben, wo sich die Verwerfung des Herrn Jesus erfüllte: „Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater“, und in demselben Vers wird hinzufügt: „Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will“ (vgl. Mt 11,27 mit Lk 10,22).

Die Gottheit des Herrn Jesus nimmt innerhalb des Neuen Testaments, besonders in den Schriften des Johannes, einen sehr großen Raum ein. Von zahlreichen, wichtigen und bekannten Stellen, die wir hier nicht alle einzeln aufzählen können, seien nur zwei besonders bemerkenswerte Beispiele angeführt:

„Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20).

„Gebt acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,8.9).

An dieser Stelle, wie an einigen anderen, geht das, was Paulus schreibt, zeitlich dem voraus, was Johannes schreibt, aber es bestätigt lehrmäßig dasselbe.

Im Johannesevangelium ist Jesus Christus tatsächlich und wirklich ein Mensch („Mann“), denn der Evangelist Johannes gibt die Worte Johannes des Täufers so wieder (Joh 1,30). Aber dieser Mensch ist der Sohn des Vaters, ist der im Fleisch offenbarte Gott des Himmels, wie das Johannes 1,1.2.14.18 beschreiben. Das sind Verse, die sozusagen im Gedächtnis jedes Gläubigen tief eingeprägt sind und die dennoch einmal wieder zu lesen nützlich und wichtig sein dürften:

{Joh 1,1.2.14.18}

Die Bedeutung des Wortes „Nazaräer“, das in Johannes 19,19 vorkommt, ist noch längst nicht völlig klar. Zweifellos bietet dieser Ausdruck, im völkischen Sinn aufgefasst und schon seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert in dieser Weise gedeutet, eine Ursprungsbezeichnung – wohlverstanden natürlich nicht gemeint vom Geburtsort des Herrn, welcher ja bekanntlich Bethlehem ist! – sondern in Beziehung gesetzt zu dem sonst unbekannten und gering geachteten Nazareth in Galiläa. Im Eingang seines Evangeliums unterlässt es Johannes nicht, uns den Pflegevater des Heilandes vorzustellen in den Worten:

„Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose in dem Gesetz geschrieben hat und die Propheten, Jesus, den Sohn des Joseph, den von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!“ (Joh 1,45–46).

Vergessen wir nicht, dass der Herr wahrscheinlich achtundzwanzig Jahre in Nazareth verbracht hat, wobei wir für die Gesamtdauer seiner Lebenszeit auf Erden dreiunddreißig Jahre annehmen. Lukas 4,16 sagt uns, dass er in Nazareth erzogen worden ist; hier hat er das Handwerk eines Zimmermanns ausgeübt; wie es scheint zuerst mit Joseph (Mt 13,55), später allein (Mk 6,3). Diese Tatsachen zeigen, wie die Bezeichnung „Nazarener“ auf den Herrn Jesus passt.

Es ist notwendig, dieser Bemerkung folgende wichtige Feststellung hinzuzufügen: Das Alte Testament enthält eine Fülle von Vorhersagen auf den strahlenden Glanz des Königtums der Gerechtigkeit und des Friedens, zum Ruhm des herrlichen Königs von Israel, und das Neue Testament bestätigt diese Aussage. Und unser Herr Jesus Christus selbst hat vor der Behörde bei dem Gerichtsverfahren amtlich seine königliche Würde mit einer Bestimmtheit und Klarheit bezeugt, die nichts zu wünschen übrig lässt (Mt 27,11; Mk 15,2; Lk 23,3; Joh 18,33–37).

Im vierten Evangelium lesen wir: „Pilatus ging nun wieder in das Prätorium hinein und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst aus, oder haben dir andere von mir gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine Nation und die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier. Da sprach Pilatus zu Ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme“ (Joh 18,33–37).

Diese Verse lassen uns ein wesentliches Teil des Zeugnisses unseres Herrn in der Betonung seiner königlichen Würde erkennen: Pilatus hatte nach Johannes 19,10 Gewalt, Jesus loszugeben, und Gewalt, ihn zu kreuzigen; vor dieser obrigkeitlichen Person hat der Herr gemäß 1. Timotheus 6,13 „das gute Bekenntnis bezeugt“.

Kann es etwas Herrlicheres auf Erden geben als diese himmlische Königswürde, die dieser Welt fremd und unbekannt ist? Feierlich wurde sie bezeugt und doch noch nicht verwirklicht, obwohl alle vier Evangelien die Tatsache zum Ausdruck gebracht haben. Aber nur das Johannesevangelium stellt mehr als die anderen Evangelien die Natur und die überlegene Schönheit dieser Königswürde ins rechte Licht! Nur das Johannesevangelium weiß den Gegensatz zwischen der Herrlichkeit des Königs der Juden und der Niedrigkeit eines Sohnes der Stadt Nazareth darzustellen. Dieser Gegensatz ist ergreifend, wir finden ihn genau ausgedrückt in der Abfassung der Aufschrift am Kreuz.

Mit anderen Worten: Die Aufschrift am Kreuz, wie sie uns Johannes gibt, die aller Wahrscheinlichkeit nach in die offizielle Reichssprache übersetzt ist, erklärt mit einzigartiger Macht den ganzen, vollen Wert der Persönlichkeit unseres Heilandes, nämlich in seiner Niedrigkeit wie in seiner Herrlichkeit! Der römische Statthalter hatte zweifellos keine Ahnung von der Tragweite der Worte, die er an das Kreuz geschrieben hatte. Denn diese Aufschrift erklärte amtlich, dass hier der Allerverachtetste und Unwerteste hing, der doch wiederum auch hier der Hochgelobte ist. Tiefste Erniedrigung und höchste Herrlichkeit treffen sich hier, die vollkommene Niedrigkeit dieses Mannes von Nazareth, in dem uns der Evangelist den Schöpfer aller Dinge vorstellt, den im Fleisch offenbarten Gott des Himmels, die unumschränkte Würde, die allerhöchste Majestät und die prachtvolle Herrlichkeit dessen, der zum Tod verurteilt und ans Kreuz genagelt wird. Und dennoch bleibt er der König von Israel, ja, der König der Könige und der Herr der Herren! „Das Heil ist aus den Juden.“ Die Königswürde des Messias Israels, der „der Welt Heiland“ ist (Joh 4,22.25.26.42) beherrscht sozusagen das Kreuz.

Der Statthalter zeigte am Kreuz, entsprechend den Vorschriften des römischen Rechts, den Namen des Verurteilten und die Beschuldigungsschrift, die Ursache seiner Verurteilung an. Trotz der lebhaften Proteste der erzürnten Hohenpriester beharrte Pilatus bei dem, was er geschrieben hatte, offensichtlich in der Absicht, sich an ihnen zu rächen und sie zu verhöhnen. Aber Gott, dessen Vorsehung die unter den Völkern ausgeübten Gebräuche und die Taten der Menschen überholt und überschreitet, bedient sich der römischen Sitte und der Anordnungen eines Pilatus, um ein unauslöschbares Zeugnis zu den missachteten Rechten seines von den Menschen verurteilten Christus abzulegen und alles nur mehr zum höchsten Ruhm des Sohnes seiner Liebe ausschlagen zu lassen!

Nirgendwo sonst sehen wir den Herrn so erniedrigt und doch auch wiederum so erhöht, wie in diesem Evangelium und besonders auch in der Aufschrift am Kreuz. Chor der Erkauften, heilige Schar der Erretteten, Volk der Anbeter, neige dein Haupt, beuge deine Knie, wirf dich nieder vor dem König der Ehren, deinem Heiland! Betrachte mit tiefster Ehrfurcht sowohl die Erniedrigung wie auch die Hoheit deines Herrn, denn beides tritt dir an dem blutigen Kreuz in überwältigender Weise vor Augen! Lobe die Hoheit und Erhabenheit dessen, dessen unumschränkte Würde in keiner Weise beeinträchtigt wird durch die Schmach der Todesstrafe, die er erlitt; dessen königliche Berufung und Bestimmung sich über die ganze Erde erfüllen wird, so gewiss wie geschrieben steht: „Denn des HERRN ist das Reich“ (Ps 22,29). „Das Reich wird dem HERRN gehören“ (Obadja 21). In der Gewissheit himmlischer Glückseligkeit, welche Gott dir für die Ewigkeit bereitet hat um des Herrn der Herrlichkeit willen, bring jetzt bereits auf dieser Erde deinen Dank dem Gott und Vater selbst dafür, dass er dir das Auge geöffnet für die herrliche und zugleich blutige Gestalt des Vielgeliebten, der in alle Ewigkeit deine Freude und dein Gesang sein wird: „Jesus von Nazareth, der König der Juden!“

Die Fassung des Wortlautes der Kreuzaufschrift im Johannesevangelium kann als Grundlage dienen, den Inhalt des ganzen Evangeliums zu erläutern. Wenn der Wortlaut bei Matthäus im Einklang ist mit dem besonderen Gegenstand des ersten Evangeliums und die Fassung bei Lukas mit dem charakteristischen Inhalt des dritten Evangeliums, so gilt derselbe Grundsatz auch beim vierten Evangelium. In allen drei Berichten hat ein Grundprinzip drei besondere Anwendungen gefunden: Immer wird die Person und das Werk des Heilandes dargestellt, aber – welch ein Unterschied in der Betrachtungsweise! Und diese Unterscheidung erstreckt sich in bewundernswerter Weise auf alle drei Fassungen der Kreuzaufschrift.

Nun haben wir uns den Fall des Markus bis jetzt aufgehoben, er wird die Genauigkeit unserer Beobachtungen nur bestätigen.

Nur dieses Evangelium, das keine näheren Angaben hinsichtlich der Überschrift am Kreuz macht, gibt uns auch kein Geschlechtsregister des Heilandes und macht uns keine Angabe über die ewige Existenz des Herrn vor seiner Menschwerdung. Dieses Zusammentreffen muss angemerkt werden! Denn es ist ganz genau entsprechend dem Gegenstand gerade dieses Evangeliums. Markus zeigt den Herrn Jesus als den vollkommenen Knecht des HERRN. Wenn der Dienst und die Tätigkeit und die Vollkommenheit eines Dieners hervorgehoben werden sollen, was liegt dann an seinem Ursprung und seiner Abstammung?

Markus enthält wenig Textteile, die nur bei ihm vorkommen. Aber er hat eine Fülle von kleinen und feinen, lebendigen und kräftigen Bemerkungen, ja, er teilt eine wahre Fülle von malerischen Einzelheiten mit, um den vollkommenen Dienst dessen zu schildern, der zum Lob Gottes und den Menschen zum Heil „gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). Das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus nimmt in seinem demütigen Dienst, unbeschadet seiner Würde als „König der Juden“, im zweiten Evangelium einen beträchtlichen Raum ein. In jeder Hinsicht gibt Markus das Bild eines vollkommenen Dieners, er lässt uns den Strahlenglanz seiner Macht und seiner Liebe sehen, alle Einzelheiten in wunderbarer Harmonie darzustellen, die uns den „gerechten Knecht“ zeigen. So sehen wir auch wieder die Tatsache: Das Fehlen eines Stammbaums am Eingang des Evangeliums und die kurze Fassung der Kreuzaufschrift im 15. Kapitel stehen völlig im Einklang mit dem Inhalt und Zweck dieses Evangeliums. Auch diese Tatsache nötigt uns niederzufallen und anzubeten!

Die vier Evangelien besitzen einen gemeinsamen Grundgedanken, sie stellen die Person und das Werk unseres Herrn dar, aber sie bieten in jedem einzeln von einem besonderen Standpunkt aus, ein Gemälde, dessen Züge Gott in seiner Weisheit so gesetzt hat, dass wir die Gestalt dessen richtig erkennen, der „der schöner als die Menschensöhne“ (Ps 45,3) ist, dessen Name heisst „Wunderbarer“ (Jes 9,6), dessen Worte alle „Geist und Leben“ sind (Joh 6,63) denn er ist „der Heilige Gottes“ (Joh 6,69).

Dass wir vier Evangelien in unserem Testament besitzen, erlaubt uns, mit aller Schärfe die Gnadengaben und Vollkommenheiten unseres geliebten Heilandes anzuschauen. Denn alle Unterscheidungen und Verschiedenheiten jedes der vier Evangelien verbinden sich vor unseren Augen zu einer wundervollen Gesamtsicht aller seiner Wundertaten, so dass wir dann einmal im Stand der Vollendung das unvergängliche Werk unseres Herrn besingen werden von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Mit anderen Worten: Die vier Evangelien, die es Gott dem „Vater der Lichter“ (Jak 1,17) gefallen hat, sie uns zu geben – wenige Jahre, nachdem der Auferstandene in seine Herrlichkeit emporgestiegen war –, spiegeln die anbetungswürdigen Züge und das vollkommene Bild des Gekreuzigten wie in einem wunderbaren Spiegel der Ewigkeit wider. Dieser Spiegel besitzt sozusagen vier Scheiben, ganz entsprechend dem Charakter dessen, der uns vorgestellt wird, durch Gottes Gnade zu aufmerksamem Studium in einfältigem Glauben.

Seinetwillen erkennen wir nun auch, dass es Gottes Plan und Weisheit war, uns zu unserer Unterweisung jetzt, und zu unsrer ewigen Freude in Herrlichkeit, ein Evangelium „nach Matthäus“, ein Evangelium „nach Markus“, ein Evangelium „nach Lukas“ und ein Evangelium „nach Johannes“ zu geben.

Die vier Evangelien, deren jedes seine besondere, genaue Bedeutung hat, geben uns Auskunft über die Aufschrift am Kreuz. Und durch eine wunderbare Anordnung der Vorsehung Gottes, der auch die Bräuche der Völker und die Taten der Menschen seinen Planungen dienstbar machen kann, verkündet die Überschrift am Kreuz der gesamten Menschheit in ihrer Geschichte die Tatsache der vollbrachten Erlösung über dem heiligen Haupt des geschlachteten königlichen Lammes Gottes.

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