Der Prophet Habakuk

Kapitel 3

Gebet und triumphierender Glaube

Nach den Verheißungen und Warnungen der beiden ersten Kapitel folgt nun das Gebet und der Lobpreis 1, mit denen Habakuk den Schlusspunkt unter sein Buch setzt. Er erinnert sich an die Vergangenheit, als Gott in Macht und Gnade für sein Volk gewirkt hatte. Er tritt dafür ein, dass das Volk befreit wird, und drückt schließlich sein sieghaftes Vertrauen in einen Gott aus, der sich nicht verändert.

1. Erhabenes Gebet: V. 1.2

Zu Beginn eines jeden Kapitels offenbart Habakuk seine innersten Gedanken. Die Antwort Gottes in Kapitel 2 hatte ihn verunsichert und mit Angst erfüllt. Durch das Gebet kommt er in den Genuss der Gemeinschaft mit seinem Gott, und er bittet ihn, sein Werk „inmitten der Jahre“ zu beleben. Er hofft auf Gott, dass er seine Gnade Israel gegenüber leuchten lassen wird und dass er, der zu Gunsten seines Volkes eingeschritten war, auch das  Gericht gegen seine Feinde ausüben wird. Die Barmherzigkeit Gottes steht in vollkommener Harmonie mit seiner heiligen Gerechtigkeit. Dieser Vers 2 zeigt uns den Kern des Gebetes Habakuks. Lasst uns seine Fürbitte auf unsere Tage anwenden und lasst uns Gott bitten, dass er sein Werk belebt, indem er das Bewusstsein und die Zuneigungen seiner Kinder weckt, aber auch indem er noch viele seiner Geschöpfe zum Herrn Jesus führt.

2. Größe und Macht Gottes: V. 3-6

Wenn Gott früher eingegriffen hat, um sein Volk aus Ägypten heraufzuführen (V. 3-6), so wird er auch jetzt kommen, um es zu befreien, er und sein Gesalbter, der Messias (V. 7-15). Nach dem Wachrufen der Erinnerung an die Majestät dessen, der kommt (V. 3.4) folgt die Offenbarung seiner Macht im Gericht. Die gesamte Schöpfung spiegelt seine Pracht wieder, das Licht ist sein Gewand (Ps 104,2). Sein Glanz ist wie das Licht der Sonne und die Strahlen des Lichtes umhüllen ihn. Dort, in der Stärke dieses Lichtes, verbirgt sich die Macht Gottes. In der Tat beherbergt dieser Glanz den herrlichen und unsichtbaren Gott. Unser Gott ist ein Gott, „der sich verborgen hält“ (Jes 45,15), der sich aber auf herrliche Weise in Christus offenbart hat (Joh 1,18). Welch einen herrlichen Gott haben wir doch: er ist allgegenwärtig, allmächtig und allwissend; er steht da, schaut auf die Erde und wird sie richten, bevor er sein Volk erretten wird. Seinem durchdringenden Blick kann nichts und niemand entgehen (Mk 11,11)! „Seine Wege sind die Wege vor alters“ (V. 6): Er wirkt in der Zeit und in der ganzen Schöpfung, aber er ist unendlich höher als sie. Welch eine Gewissheit gibt dieser Gedanke dem Glauben! Was Gott in der Vergangenheit getan hat, das wird er auch in der Zukunft tun.

3. Das Entsetzen der Nationen: V. 7-15

Bemerken wir die Analogie zwischen der zukünftigen Errettung, die prophetisch angekündigt wird, und der Errettung aus Ägypten, die davon nur ein schwaches Bild war! Es offenbart sich hier auch die Macht des Schöpfers über seine Schöpfung. In den Versen 8 und 15 findet man sicherlich Anspielungen auf das Rote Meer und den Jordan, welche das Volk Israel trockenen Fußes durchschreiten konnte. Der Vers 11 weist zudem auf das Wunder von Gibeon hin (Jos 10,12). Vom unendlich Großen bis zum unendlich Kleinen - alles ist ihm unterworfen. Heutzutage besitzen die Arbeit und die Werke des Menschen für uns eine hohe Bedeutung. Aber was sind sie angesichts des Werkes Gottes? Lasst uns nicht vergessen, den zu loben und dem die Ehre zu geben, der alles erschaffen hat und der „alle Dinge durch das Wort seiner Macht“ trägt (Heb 1,3). Ist es nicht die Absicht all dieser Offenbarungen der Macht, das Eingreifen des Allmächtigen zum Heil seines Volkes anzukündigen (V. 13)?

4. Der Triumph des Glaubens: V. 16-19

Habakuk ist in seinem Innern noch sehr bewegt und gleichzeitig erschüttert, wenn er an die Leiden seines Volkes denkt, das von den Chaldäern zertreten werden wird. Er sieht ein düsteres Bild der Verwüstung vor sich: auch alles Leben ist erloschen. Und obwohl er in Mutlosigkeit und Verbitterung versinken könnte, spricht sein Glaube die Worte des Überwinders aus: „Ich aber will ausschauen nach dem HERRN, will harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören“ (Mich 7,7). Wir müssen diese Lektion notwendigerweise lernen, wenn wir durch schwierige Situationen hindurchgehen. Nicht in den Umständen kann der Prophet sich freuen, sondern in dem Gott seines Heils (Phil 4,4). Das Heil ist nicht eine Sache, bei der uns der Herr hilft, um sie zu erlangen, nein, er bewirkt das Heil selbst. Sein Werk für uns soll immer noch die Quelle unserer Freude sein. Wir müssen täglich dahin zurückkehren, denn es ist unser größter Gegenstand des Glücks.

Habakuk (V. 19) versteht, dass der Gerechte nur durch seinen Glauben leben kann. Dieser Glaube erlaubt es ihm, alle Hindernisse zu überwinden. Er führt ihn dahin, unlösbare Probleme, die sein Herz beunruhigen, im Gebet vor Gott abzulegen und abzuwarten, anstatt sie in allen Einzelheiten zu erörtern. In der Nacht der Prüfung erhebt sich der friedliche Gesang des Vertrauens, welches aus diesem Glauben entspringt, der ihn die Höhen erklimmen lässt, von denen aus man die Welt überragt.

Zusammenfassung

Wie schon andere es getan haben, so lasst auch uns diese drei Verse aus dem Buch Habakuk im Gedächtnis behalten:

- Den wichtigsten Vers: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4).

- Den schönsten Vers: „Denn die Erde wird voll der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN sein“ (Hab 2,14).

- Den Vers, der sich am meisten auf die Praxis bezieht: „Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils“ (Hab 3,18).

Fußnoten

  • 1 Diese Lobeshymne war für die öffentliche Anbetung bestimmt, wie wir anhand des Untertitels und der dreimaligen Einfügung des Wortes „Sela“ (V. 3.9.13) sehen können. Das Wort „Schigjonot“, der Plural von Schiggajon (Ps 7), scheint auf eine Folge von überschwänglichen Ausrufen und Lobpreisungen, einen im Zustand großer Freude modulierten Gesang und eine Siegeshymne hinzuweisen.
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