Aus dem Wort der Wahrheit (Band 4)
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Die wahre Weinstock

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 4)

(Joh 15,1–7)

„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun. Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (Joh 15,1–7).

In diesen Versen spricht der Herr Jesus über Fruchttragen und über das Ziel, das Gott, der Vater, mit uns hat. Der erste Auftrag, den Gott dem Menschen gab, bestand darin, den Garten zu bebauen und zu bewahren und somit Frucht für Gott zu bringen. Gott erwartet von dem Menschen, dass er Ihn mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft liebt (5. Mo 6,5). Hat Gott nicht als Schöpfer ein Recht auf die Liebe des Menschen? Das gesamte Wirken Satans zielt darauf, dass der Mensch Gott diese Liebe vorenthält. Satan versucht so, Gottes Absichten zu durchkreuzen. Dennoch hört Gott nicht auf, dem Menschen Sein Liebe auf alle Weise zu bezeugen.

Als der Herr Jesus als Mensch auf der Erde war, bekam Gott eine völlige Antwort auf Seine Liebe. Der Vater hatte den Sohn lieb und der Sohn den Vater. Es war die Speise des Herrn Jesus, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte (Joh 4,34). Er war sich allezeit der Liebe Seines Vaters bewusst, wie wir das gelesen haben: „Gleichwie der Vater mich geliebt hat ...“ Doch in Johannes 14 spricht der Herr auch über unsere Liebe zu Ihm: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen. Judas, nicht der Iskariot, spricht zu ihm: Herr, wie ist es, dass du dich uns offenbar machen willst, und nicht der Welt? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das Wort, welches ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat“ (Joh 14,21–24).

Es ist leicht gesagt, dass wir Ihn lieben. Doch woran erkennt man, dass wir Ihn wirklich lieben? Daran, dass wir Seine Gebote haben und sie halten. Von solchen sagt der Herr, dass Er sie lieben und sich ihnen offenbaren würde. Er kann sich nur solchen offenbaren, die Ihn lieben. Auch wir offenbaren uns nicht jemand und schütten unser Herz bei ihm aus, wenn wir wissen, dass er überhaupt nicht an uns interessiert ist.

In Johannes 14,23 spricht der Herr davon, was geschieht, wenn wir Ihn lieben und Sein Wort halten. Dann wird Sein Vater uns lieben. Der Vater und der Sohn werden kommen, um Wohnung bei uns zu machen. Hier geht es um eine gefestigte, reife Liebe unsererseits. Diese Liebe wünscht alles zu tun, was der Herr von den Seinen erwartet. Sind wir dazu bereit? Von uns selbst aus können wir das nicht. Von dem natürlichen Menschen lesen wir in 1. Mose 6,5, dass sein Dichten und Trachten, alles Gebilde der Gedanken seines Herzens, nur böse ist den ganzen Tag. Und selbst der von neuem geborene Mensch – wenn er die Befreiung noch nicht kennengelernt hat (vgl. Röm 7) – hat noch keine Kraft. Er muss ausrufen: „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen dessen, was recht ist, finde ich nicht“ (V. 18).

Die einzige Antwort auf dieses Problem ist der Tod des Herrn Jesus. Gott hat in Ihm unser sündiges Fleisch gerichtet. Allein durch den Glauben an Sein vollbrachtes Werk empfangen wir Vergebung der Sünden und Befreiung von der Macht der Sünde. Gott betrachtet uns, die wir an den Herrn Jesus geglaubt haben, als eins mit Ihm. Wir sind mit Ihm gekreuzigt, mit Ihm einsgemacht in der Gleichheit seines Todes (Röm 6,5). Und so sind wir auch durch den Glauben mit Ihm auferweckt worden (Kol 2,12). Da besteht jetzt eine wunderbare Einheit der Gläubigen mit dem Herrn: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und ich in euch“ (Joh 14,20). Wir sind völlig einsgemacht mit dem Herrn Jesus, der der ewige Sohn Gottes ist, so wie Er eins ist mit Seinem Vater. Diese Einswerdung wurde dadurch möglich, dass der Herr Mensch geworden ist.

Im weiteren Verlauf von Johannes 14 spricht der Herr davon, dass der Vater den Heiligen Geist senden würde (V. 26), nachdem Er bereits in Vers 16 gesagt hatte, dass Er den Vater bitten würde, einen anderen Sachwalter zu senden. Der Heilige Geist würde als Person in den Gläubigen wohnen und die Kraft in ihnen sein, dass das neue Leben sich entfalten kann, damit sie in der Lage wären, Frucht für Gott zu bringen.

Gott hat zur Zeit des Alten Testaments immer wieder auf Frucht gewartet. Adam ist seinem Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren, nicht nachgekommen. Durch seine Untreue wurde er aus dem Garten vertrieben. Schließlich endete die Geschichte der gesamten Menschheit mit ihrer völligen Ausrottung durch die Flut. Allein Noah fand Gnade in den Augen Gottes; nur er wurde, zusammen mit seiner Frau, seinen Söhnen und deren Frauen, gerettet. Und was tat Noah auf der neuen Erde? Er baute einen Weinberg, bereitete Wein und betrank sich. Und wie entwickelte sich die Menschheit weiter? Als Gott Abraham berief, war die gesamte Menschheit dem Götzendienst verfallen: „Eure Väter wohnten vor alters jenseits des Stromes, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern“ (Jos 24,2). Sogar die Vorfahren Abrahams waren Götzendiener!

So erwählte Gott Abraham und machte ihn zu einer großen Nation. Gott schloss einen Bund mit dem Volk Israel. Er gab ihnen Seine Gesetze. Schließlich kam Er, um in der Mitte Seines Volkes zu wohnen, zuerst in einem Zelt und später im Tempel. Brachte das Volk bleibende Frucht für Gott? Wir wissen, wie der Herr Jesus in dem Gleichnis darüber sprach, dass Gott Frucht bei Seinem Volk suchte: „Es war ein Hausherr, der einen Weinberg pflanzte und einen Zaun um denselben setzte und eine Kelter in ihm grub und einen Turm baute; und er verdingte ihn an Weingärtner und reiste außer Landes. Als aber die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte zu empfangen. Und die Weingärtner nahmen seine Knechte, einen schlugen sie, einen anderen töteten sie, einen anderen steinigten sie. Wiederum sandte er andere Knechte, mehr als die ersten; und sie taten ihnen ebenso. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sagte: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen! Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen! Und sie nahmen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn“ (Mt 21,33–39). Das war die traurige Antwort des Volkes Israel auf die Liebe Gottes und Sein Verlangen, Frucht von diesem Volk zu erhalten.

So suchte Gott vergeblich viertausend Jahre lang Frucht. Doch dann kam der Sohn Gottes auf die Erde. Endlich fand Gott reiche Frucht in Seinem Leben. Er fand sie in dem zweiten Menschen und dem letzten Adam (1. Kor 15,45–47). Der Herr ist das Haupt eines neuen Menschengeschlechts, einer neuen Familie. Der erste Adam war ebenfalls das Haupt einer Familie, die er durch seinen Ungehorsam mit in das Verderben gezogen hat. Der Herr Jesus hat durch Seinen Gehorsam Gott verherrlicht und durch das Werk auf Golgatha ein neues Menschengeschlecht hervorgebracht. In Ihm konnte Gott sich offenbaren. Hier wurde zum erstenmal in vollkommener Weise Frucht für Gott gebracht. Gott ist niemals so verherrlicht worden wie durch das Werk des Herrn auf dem Kreuz. Nun konnte Gott alle Seine Ratschlüsse durch Ihn verwirklichen.

Der natürliche Mensch konnte keine Frucht für Gott bringen, das Volk Israel eingeschlossen. Von dem Volk Israel heißt es in Psalm 80,8: „Einen Weinstock zogest du aus Ägypten, vertriebest Nationen und pflanztest ihn.“ Zweimal finden wir in Gottes Wort, dass der Wein ein Bild der Freude ist (Ri 9,13; Ps 104,15). Der Wein ist eine besondere Segnung in der natürlichen Schöpfung.

Israel brachte jedoch keine Trauben hervor, sondern lediglich Herlinge, das sind wilde, ungenießbare Früchte (Jes 5,2). Doch als der Herr Jesus auf die Erde kam, nahm Er den Platz Israels ein. Er ist der wahre Weinstock, der Frucht für Gott hervorbringt. Die Worte hier in Johannes 15 hat der Herr am letzten Abend vor Seinem Sterben auf dem Kreuz an die Jünger gerichtet. Er würde diese Frucht jedoch nicht allein bringen, sondern auch alle, die mit Ihm in diesem neuen Menschengeschlecht verbunden sein würden. Das wird zwar hier nicht behandelt, doch diese Verbindung liegt dem Bild des Weinstocks mit seinen Reben zugrunde. Gott verlangt nach Frucht, nicht nur von diesem einen Menschen, der Ihn so verherrlicht hat, sondern von diesem gesamten Geschlecht, dessen Haupt der zweite Mensch, der letzte Adam geworden ist.

In diesem Kapitel finden wir, auf welche Weise wir diese Frucht für Gott bringen können. Wir können sie nur bringen in Verbindung mit dem Herrn Jesus. Wenn Er in unseren Herzen wohnt und wir Ihn lieben und uns Ihm völlig übergeben, dann ist die Voraussetzung gegeben, dass wir Frucht bringen. Wir müssen in Ihm bleiben.

Es gibt tatsächlich viele, die den Herrn Jesus äußerlich angenommen haben. Sie bekennen sich zu Ihm, doch sie haben niemals wirklich aufrichtig ihre Sünde und Schuld vor Gott bekannt. Solche Menschen können keine Frucht bringen. Jemand mag die besten Absichten haben und sehr viele gute Werke tun, all das reicht nicht aus. Für Gott ist nur das Frucht, was aus der Liebe und aus dem Gehorsam zu Ihm hervorkommt.

„Ich bin der wahre Weinstock.“ Damit wird der natürliche Mensch völlig beiseite gestellt, auch der religiöse Mensch. Israel hatte eine von Gott gegebene Religion. Dennoch hat dieses Volk keine Frucht für Gott gebracht. „Und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg.“ Diese Reben sind solche Menschen, die ihre Sünde und Schuld nicht vor Gott bekannt haben. Sie sind nicht bekehrt und haben daher auch kein Leben aus Gott. Wie viele Menschen mögen es sein, die sich Christen nennen. Auf viele Ungläubige könnte man eifersüchtig sein, weil sie ein tadelloses Leben führen, doch sie bringen keine Frucht für Gott. Sie werden einmal beiseite gesetzt.

„Und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe“ (V. 2). In Hebräer 12, wo über Zucht gesprochen wird, heißt es: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er ... Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?“ (V. 6.7). Gott züchtigt keine Ungläubigen, es sei denn, dass Er sieht, dass sie sich bekehren. Das Gericht an Ungläubigen findet erst in der Zukunft statt, nicht heutzutage. Nun ist noch die Zeit der Gnade. Wenn Gott in Ausnahmefällen richtet, dann nur wegen offenbaren Sünden oder dann, wenn Er, wie gesagt, sieht, dass Menschen dadurch zur Einkehr kommen und Zuflucht zu Ihm nehmen. Doch Seine Kinder züchtigt Gott. Und warum züchtigt Er sie? Damit die friedsame Frucht der Gerechtigkeit in ihrem Leben hervorgebracht wird (Heb 12,11).

Wie kommt es, dass Gott uns manchmal etwas wegnimmt, woran wir so sehr hängen? Weil es uns hindert, Frucht zu bringen. Gott reinigt uns! Er nimmt Dinge weg, die uns hindern, völlige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus zu haben. In 1. Johannes 3,4 lesen wir, dass die Sünde die Gesetzlosigkeit ist. Das bedeutet, dass all das Sünde ist, was ein Mensch tut, wenn er nicht sicher weiß, dass es Gottes Wille ist. „Alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde“ (Röm 14,23).

Weiter sagt der Herr zu Seinen Jüngern: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ (V. 3). Sie hatten das Wort des Herrn gehört und angenommen. Sie waren aus Wasser und Geist von neuem geboren (Joh 3,3–5). Sie hatten ihre Sünden bekannt und Vergebung gefunden (vgl. 1. Joh 1,9). Wenn ein Mensch seine Sünden vor Gott bekennt, wirkt zur gleichen Zeit der Heilige Geist neues Leben in ihm.

Dann folgen weitere Belehrungen des Herrn, wie wir Frucht bringen können. Jeder Gläubige bringt Frucht für Gott. Wenn ein Mensch sich an Gott wendet und zu Ihm ruft, ist das bereits die erste Frucht. Wenn wir dem Herrn Jesus für das danken, was Er getan hat, so ist das Frucht. Dann reinigt uns der Vater, damit wir mehr Frucht bringen. Solche, die von neuem geboren sind, sind bereits rein. Das ist die grundsätzliche Reinigung, die bei der Bekehrung stattfindet. Als der Herr Jesus gestorben war, durchbohrte ein Soldat Seine Seite; in diesem Augenblick strömte Blut und Wasser aus der Seite des Herrn hervor. Das Blut ist die Grundlage, auf der Gott einen Sünder rechtfertigen kann. Das Wasser ist das Mittel, durch das Menschen gereinigt werden. Und das geschieht, wenn jemand seine Sünden bekennt (1. Joh 1,9).

„Bleibt in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir“ (V. 4). Ihr jungen Geschwister, hier haben wir den einzigen Weg, auf dem wir Frucht bringen können. Ihr älteren Geschwister, mich einbezogen, das ist der einzige Weg, auf dem wir Frucht bringen können. Nur so können wir einen Beweis unserer Liebe als Antwort auf die Liebe des Vaters und des Sohnes geben, nämlich indem wir in dem Herrn Jesus bleiben. Wie können wir in Ihm bleiben? Was unsere grundsätzliche Stellung betrifft, so sind wir in dem Herrn Jesus, wie ich soeben aus Johannes 14,20 angeführt habe. Wir sind völlig eins mit Ihm. Doch in diesem Vers in Johannes 15 geht es nicht um unsere Stellung, sondern um die Verwirklichung dieser Einheit in unserem Leben. Es geht um die Kraft, aus der heraus wir in unserem Leben Frucht für Gott bringen. Wenn wir in Ihm sind, haben wir Ihn allein vor Augen. Wenn ich in einem Behälter sitze, der geschlossen ist, dann sehe ich nur die Wände dieses Behälters. Wenn wir in dem Herrn Jesus sind, dann sehen wir allein Ihn. Das ist die Quelle, aus der Frucht hervorkommt. Aus uns selbst können wir keine Frucht bringen.

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun“ (V. 5). In Galater 5 finden wir die Frucht des Heiligen Geistes: „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“ (V. 22). Eigentlich ist diese Frucht dasselbe wie die Frucht, von der hier der Herr spricht. In uns selbst haben wir keine Kraft, diese Dinge zu tun, doch in Gemeinschaft mit dem Herrn, wenn wir Ihn vor Augen haben, sind wir dazu fähig.

„Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“ (V. 7). Wir haben also gesehen, dass wir viel Frucht bringen, wenn wir in dem Herrn Jesus bleiben. Hier finden wir ein zweites: Wir werden bitten, was wir wollen, und es wird uns geschehen. Wie sollen wir das verstehen? Haben wir nicht schon für sehr viele Dinge gebetet, die nicht in Erfüllung gegangen sind? Ja, es ist der Herr Jesus, der das sagt. Und es ist das Wort Gottes, das das sagt. Weder der Herr Jesus noch das Wort Gottes können lügen. O ja, wenn ein Vater oder eine Mutter einem Kind nicht alles geben, worum es bittet, bedeutet das, dass sie das Kind nicht liebhaben? Nein, sie werden gerade aus Liebe manche Dinge verweigern. Der Vater und der Herr Jesus werden uns die Dinge nicht geben, die nicht gut für uns sind. Die Lösung ist, dass wir, wenn wir in völliger Übereinstimmung mit dem Herrn sind, nur solche Dinge erbitten werden, die gut sind für uns. Dann werden alle unsere Gebete erhört.

Das wird geschehen, wenn ich mich völlig dem Herrn Jesus übergebe und Ihn mit ganzem Herzen liebe, so dass ich nur das tun will, was Er von mir wünscht. Ich bin doch Sein Eigentum, wie es in 1. Korinther 6 heißt: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (V. 20). Auch werden wir aufgefordert, unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer darzustellen (Röm 12,1). Das können wir, wenn wir Ihn lieben. Er hat alles für uns gegeben. Nichts war Ihm zuviel. Kann die Antwort unserer Herzen anders ausfallen, als dass wir uns Ihm übergeben, auch wenn unsere Liebe immer schwach ausfallen wird im Vergleich zu Seiner Liebe? Wir können nur sagen: Herr Jesus, nimm meine beiden Hände, dass sie nur für Dich sein mögen. Nimm meine Füße, damit ich allein die Wege gehe, die Dir wohlgefallen. Ich möchte mit Dir wandeln, wie Henoch mit Gott wandelte.

Würde ich dann etwas zu empfangen wünschen, was nicht zur Ehre des Herrn Jesus und was nicht gut für mich wäre? Wünscht ein Kind, das älter geworden ist, etwas von den Eltern zu empfangen, wovon es weiß, dass die Eltern es ihm nicht geben würden, weil es nicht gut für es wäre? Die entscheidende Frage ist, ob wir allein das haben möchten, was der Herr uns gern geben möchte, weil es gut für uns ist und weil wir dadurch Frucht für Gott bringen. Wenn wir das wünschen, erhört der Vater alle unsere Bitten.

Dann beten wir: Vater, gib mir das, wodurch mein Leben mehr zu Deiner Ehre und der Ehre des Herrn Jesus ist. Das sind Bitten, die der Vater erhören kann. Er liebt mich und wünscht mir all das zu geben, was gut für mich ist. Doch Er weiß, dass ich manchmal so töricht bin, um Dinge zu bitten, die nicht gut sind für mich. Dann kann es sein, dass der Vater mich züchtigen muss. Das ist der Unterschied zu 1. Johannes 5,14.15: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“ Hier finden wir die Bitten, die in völliger Übereinstimmung mit dem Willen Gottes sind.

Außerdem sagt der Herr, dass Seine Worte in uns bleiben müssen, wenn unsere Gebete erhört werden sollen. Wir müssen also das Wort Gottes kennen. Dazu ist es erforderlich, dass wir das Wort betend untersuchen, um den Herrn Jesus darin besser kennenzulernen und Seine Empfindungen besser begreifenzulernen. Dann lernen wir zwischen Dingen zu unterscheiden, die Er uns nicht geben will, weil Er sie verabscheut, und denen, die Er uns wohl geben will, weil Er uns liebt. Dann kann Er alle unsere Bitten erhören.

Ich möchte noch etwas über die Liebe zu dem Herrn Jesus sagen. Wir lesen dazu aus Lukas 7: „Es bat ihn aber einer der Pharisäer, dass er mit ihm essen möchte; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tische. Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, dass er in dem Haus des Pharisäers zu Tische liege, brachte sie eine Alabasterflasche mit Salbe; und hinten zu seinen Füßen stehend und weinend, fing sie an, seine Füße mit Tränen zu benetzen; und sie trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes und küsste seine Füße sehr und salbte sie mit der Salbe. Als es aber der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so würde er erkennen, wer und was für eine Frau es ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin“ (V. 36–39). Und etwas weiter: „Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“ (V. 47). Hier finden wir eine Frau, die in der Sünde lebte. Sie war dafür in der ganzen Stadt bekannt. Sie wurde von allen gemieden wie die Frau am Jakobsbrunnen, die zu einer Zeit zum Brunnen kam, wo niemand anders da war.

Hier ist ein Pharisäer, der zu Ehren des Herrn Jesus ein Essen gab. Allerdings hielt er es nicht für nötig, dem Herrn die Füße zu waschen, wie es bei Gästen üblich war, und besonders bei geehrten Gästen. Dennoch wollte er dem Herrn diese Ehre des Gastmahls erweisen. Doch plötzlich kam eine Frau in das Haus, die nicht geladen war. Und weshalb kam sie? Wollte sie zu dem Pharisäer? Nein, das war nicht der Grund ihres Kommens. Wollte sie an dem Gastmahl teilnehmen? Nein, auch das nicht. Hier war jemand anwesend, der sie nicht verachtete. Zu Ihm wollte sie kommen. Sie empfand, dass Er völlig anders war als alle anderen. So kam sie und stand da weinend zu Seinen Füßen. Sie war die einzige, die man in der Stille des Raumes hören konnte. Der Pharisäer sagte nichts, der Herr Jesus schwieg, und die anderen Gäste sagten auch nichts. In der Stille des Raumes hörte man nur das Schluchzen dieser Frau.

Und was geschah weiter? Die Frau steht immer noch zu Seinen Füßen. Allmählich werden Seine Füße naß von ihren Tränen. Sie beugt sich nieder und trocknet Seine Füße mit ihren Haaren ab und fängt an, die Füße zu küssen. Schließlich nimmt sie das Salböl, das sie mitgebracht hat, und fängt an, Seine Füße damit zu salben. Sie wagt es nicht, Sein Haupt zu salben, wohl aber Seine Füße, die von der Reise schmutzig waren. Das waren die Füße, von denen es heißt: „Wie lieblich sind die Füße derer, welche das Evangelium des Friedens verkündigen“ (Röm 10,15).

Welch eine Liebe zu dem Herrn Jesus sehen wir bei dieser Frau. Und ihre Liebe bekam eine Antwort. Sie wurde weder abgestoßen noch weggesandt. Nein, ihr wurde Gnade zuteil, wonach sie verlangte, nachdem ihr Gewissen in das Licht Gottes gekommen war und sie gesehen hatte, dass sie eine verlorene Sünderin war. Sie hatte nur den einen Wunsch, die Vergebung ihrer Sünden zu empfangen. Sie wusste, dass sie das nur bei Ihm bekommen würde. Sie wusste um ihre Unwürdigkeit, aber auch um die Würde des Herrn. Sie bekam, was sie suchte. Hier sehen wir, wie echte Liebe für den Herrn Jesus entstanden ist. Können wir verstehen, dass der Herr von ihr sagt: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“?

Die zweite Begebenheit, an die ich denke, steht in Lukas 10: „Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, dass er in ein Dorf kam; und eine gewisse Frau, mit Namen Martha, nahm ihn in ihr Haus auf. Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria, die sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte. Martha aber war sehr beschäftigt mit vielem Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen? Sage ihr nun, dass sie mir helfe. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha! du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eines aber ist not. Maria aber hat das gute Teil erwählt, welches nicht von ihr genommen werden wird“ (V. 38–42).

Martha diente dem Herrn. Ist das Dienen denn eine schlechte Sache? Nein, aber der Dienst ist nicht das Wichtigste. Der Dienst der Martha hatte sie dem Herrn und Seinem Wort entfremdet. Wir können so sehr mit Dienen beschäftigt sein, dass wir keine Zeit mehr haben, auf das Wort des Herrn zu hören und uns mit Ihm zu beschäftigen, dass wir Ihn nicht mehr besser kennenlernen können. Das ist es, was wir hier finden. Dann werden unsere Herzen kalt. Es ist möglich, dass wir hundertprozentig im Werk für den Herrn beschäftigt sind; und wenn wir keine Zeit für die persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn haben, dann werden unsere Herzen kalt. Manchmal fahren wir nur deshalb im Dienst fort, weil wir den Dienst vor Menschen aufrecht erhalten wollen. Darin liegt eine große Gefahr.

Wenn der Herr Jesus nicht den ersten Platz in unseren Herzen einnimmt, kühlt unsere Liebe ab, die einmal so innig begonnen hatte, wie wir das bei der Frau in Lukas 7 gesehen haben. Wir lieben Ihn, weil Er uns zuerst geliebt hat. Doch ist unsere Liebe noch warm? Beherrscht sie unser Leben? Was füllt uns aus, der Herr oder der Dienst? Er hat uns nicht nötig im Dienst. Ja, er möchte uns gern gebrauchen. Das ist reine Gnade, denn Er könnte es ohne uns viel besser tun. Wenn die Liebe nicht zunimmt, nimmt sie ab.

Es ist nötig, dass unsere Liebe zum Herrn zunimmt, sonst können wir nicht in Ihm bleiben. Sobald unsere Herzen abkühlen und wir nicht mehr nach Ihm verlangen, ist es höchste Zeit, dass wir wieder zur Ruhe kommen und uns zu Seinen Füßen niederlassen und Seiner Stimme zuhören, damit Sein Wort wieder unser Herz erfüllen kann.

Wir lernen jemand nur dann besser kennen, wenn wir in seiner Nähe sind. So ist es auch in Bezug auf den Herrn Jesus. Und das ist auch die Voraussetzung dafür, dass sich erfüllen kann, was der Herr Jesus in Johannes 15,7 gesagt hat: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.“

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