Aus dem Wort der Wahrheit (Band 2)
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Das Passah im Lande

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 2)

(5. Mose 16,1-8)

Dieses Kapitel lässt uns etwas von dem Reichtum der Gnade Gottes und den besonderen Segnungen sehen, die das Teil derer sind, die zu der Versammlung des lebendigen Gottes gehören. Das Passah ist die Grundlage alles Segens für uns. Hier in 5. Mose 16 fordert Gott durch Mose solche auf, das Passah zu feiern, die bereits lange auf dem Weg des Glaubens sind. Aus 5. Mose 12,1 können wir ersehen, dass alle diese Anweisungen für das Volk gelten sollten, nachdem es das verheißene Land betreten hätte. Es geht hier also um solche, die die Erfahrungen der Wüste gemacht haben und auch die geistliche Bedeutung der ehernen Schlange kennengelernt haben, d. h., dass sie praktisch gelernt haben, dass nichts Gutes in ihnen wohnt.

Es ist ein großer Unterschied, ob wir die Wahrheit, dass nichts Gutes in uns wohnt, aus Gottes Wort kennen oder aber sie in der Praxis erfahren haben, so dass unsere Herzen zutiefst davon durchdrungen sind. Nur das ist gut in unserem Leben, was der Heilige Geist durch das neue Leben wirken kann. Wir sind zu allen bösen Dingen fähig, wenn der Herr uns nicht bewahrt. Er wird uns bewahren, solange wir den Weg mit Ihm gehen. Aber es kann geschehen, dass Er uns für einen Augenblick lässt, und dann sind wir fähig, Dinge zu tun, deren sich selbst der gottloseste Sünder schämen würde.

Die wichtige Belehrung der Wüstenreise ist also, dass in uns nichts Gutes ist! So heißt es auch in 5. Mose 8,2: „Und du sollst gedenken des ganzen Weges, den Jehova, dein Gott, dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu versuchen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote beobachten würdest oder nicht.“ Deshalb finden wir auch die eherne Schlange, die der Herr Jesus in Johannes 3 in Verbindung bringt mit der neuen Geburt, nicht am Anfang der Wüstenreise, sondern am Ende. Das Alte Testament zeigt uns ja nicht die Lehre, sondern den Weg, wie wir die Lehre des Neuen Testamentes praktisch verwirklichen können und so lernen, was wir sind. Wenn wir das gelernt haben, haben wir einen Abscheu vor uns selbst und sind dankbar, dass wir uns nach Gottes Wort für tot halten können und dass Gott uns als mit Christus gestorben sieht (Röm 6,5.6.11).

Und wenn Gott uns so sieht, so dürfen auch wir selbst uns so betrachten. Für Gott besteht der alte Mensch nicht mehr. So bildet der Jordan den Abschluss der Wüstenreise, und er ist wiederum ein Bild der Tatsache, dass wir mit Christus gestorben sind und durch Sein Auferstehungsleben in das Land eintreten dürfen, das für uns ein Bild der himmlischen Örter ist.

Das erste Mal wurde das Passah in Ägypten gefeiert (2. Mo 12). Ägypten ist ein Bild der Welt als dem System des unabhängigen Menschen, der Gott nicht braucht. Darum ist es auch der Ort, wo ein Mensch, wenn er zu der Erkenntnis kommt, dass er ein Sünder ist, und in Buße seine Sünde und Schuld vor Gott bekennt und den Herrn Jesus im Glauben annimmt, das Passah feiert. Dort erreicht ihn das Evangelium und hört er, dass Gott Seinen eigenen Sohn gegeben hat, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Das an die Tür gestrichene Blut des Passahlammes gibt ihm die Gewissheit, dass Gott, der eigentlich Gericht ausüben müsste, vorüberzieht. In Ägypten war es, wo das Volk daher zum ersten Mal das Passah feierte und sich von dem geschlachteten Lamm ernährte. Wir denken dabei an die Worte des Herrn Jesus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben“ (Joh 6,54).

Das zweite Mal wurde das Passah in der Wüste gefeiert. Dabei liegt der Nachdruck nicht so sehr auf dem Blut (2. Mo 12), sondern mehr auf der Reinheit derer, die das Passah feierten (vgl. 4. Mo 9,1-14). Die Wüste ist das Land des Todes, und dort sind die vielen Möglichkeiten der Verunreinigung für das Volk Gottes.

Das dritte Mal finden wir, wie das Passah im Lande gefeiert werden sollte. Hier in 5. Mose 16 wird weder über das Blut gesprochen noch über mögliche Verunreinigungen, sondern hier treten viel höhere Dinge vor unsere Augen. Das Passah wird uns hier dargestellt in seiner geistlichen Bedeutung für Gläubige, die geistlich gewachsen sind oder, wir können auch sagen, die wirkliche Christen geworden sind. Ich werde später noch darauf eingehen, was ich nach Gottes Wort unter einem Christen verstehe.

„Beobachte den Monat Abib und feiere das Passah Jehova, deinem Gott; denn im Monat Abib hat Jehova, dein Gott, dich des Nachts aus Ägypten herausgeführt.“ Zweimal finden wir hier den Monat Abib. Abib heißt wörtlich „grüne Ähren“. Solange die Ähren noch grün sind, kann die Ernte noch nicht eingebracht werden. Doch das war der Zeitpunkt, wo das Volk das Passah feiern sollte, also zu einer Zeit, als es für Gott noch keine Frucht auf der Erde gab, denn Frucht für Gott ist erst möglich aufgrund des Passahs. Gott kann keine Frucht finden bei jemandem, der kein Teil hat an dem Werk des Herrn Jesus. Nur bei denen, die von neuem geboren sind und im Glauben den Herrn Jesus angenommen haben, findet Gott Frucht. Das war erst möglich, nachdem der Herr das Werk vollbracht hatte und es solche gab, die Teil daran bekamen. Von Natur aus gibt es keinen Menschen, der je etwas Gutes getan hat, nein, alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes. Ja, das Gebilde der Gedanken ihrer Herzen ist nur böse den ganzen Tag (Röm 3,23; 1. Mo 6,5). Wärest du auch der frömmste Mensch und besuchtest jede Versammlungsstunde, gäbest du selbst dein ganzes Leben zum Nutzen anderer hin – du würdest Gott dann äußerlich dienen –, doch solange du deine Sünden nicht vor Gott bekannt hast und im Glauben den Herrn Jesus angenommen hast, ist dein ganzes Leben Sünde, weil alles im Ungehorsam gegen Gott geschieht, der alle Menschen auffordert, sich zu bekehren und Buße zu tun (Apg 17,30).

Doch wie gesagt, werden hier in 5. Mose 16 nicht Jungbekehrte angesprochen, sondern Gläubige, die die Erfahrungen der Wüste hinter sich haben und im Begriff stehen, in das Land Kanaan einzuziehen. Es sind Gläubige, die kennengelernt haben, was völlige Freude ist, und die auch ein Verständnis erlangt haben über die höchsten Segnungen, die im Glauben schon jetzt unser Teil sind, wenn wir sie auch erst im Vaterhaus vollkommen genießen werden.

„Und du sollst Jehova, deinem Gott, das Passah schlachten, Klein- und Rindvieh, an dem Orte, den Jehova erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen“ (V. 2). Dieser Ausdruck, „an dem Ort, den Jehova erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen“, oder einfach, „an dem Orte, den Jehova, dein Gott, erwählen wird“, kommt in den Kapiteln 12–16 sechzehnmal vor (12,5.11.14.18.21.26; 14,23.24.25.; 15,20; 16,2.6.7.11.15.16).

Danach kommt dieser Ausdruck noch fünfmal vor in 5. Mose (17, 8.10; 18, 6; 26, 2 und 31, 11).1

Es ist also einundzwanzigmal, nämlich 3 Mal 7 mal, dass von diesem Ort gesprochen wird. (7 ist die Zahl der Vollständigkeit und 3 die Zahl der vollkommenen Offenbarung). Das Erste, woran wir also denken, wenn wir uns an das Werk des Herrn Jesus am Kreuz erinnern, ist, dass es einen Ort gibt, zu dem wir kommen dürfen, den Er erwählt hat, um Seinen Namen dort wohnen zu lassen. Das ist der Ort, von dem der Herr Jesus in Matthäus 18,20 sagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in [wörtlich: zu] meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Der Herr wünscht, dass wir diesen Ort aufsuchen, um dort über das wunderbare Werk, das Er am Kreuz vollbracht hat, mit all seinen herrlichen Folgen nachzudenken. Da ist Er persönlich in der Mitte und bricht gleichsam wie in der letzten Nacht, als Er mit Seinen Jüngern versammelt war, das Brot und gibt es uns mit den Worten: Nehmet alle davon und esset. Und Er reicht uns den Kelch und sagt: Trinket alle davon. Dort dürfen wir Brot und Wein aus Seiner Hand annehmen.

Glauben wir, dass es Gott, dem Vater, gleichgültig ist, wo wir zusammenkommen, um des Todes des Herrn zu gedenken? Die entscheidende Frage ist nicht, was das für Personen sind, die dort zusammenkommen. Es gibt viele Orte, wo Gläubige zusammenkommen, die einen sehr guten Lebenswandel führen, Gläubige, vor denen wir nur Respekt haben können. Es gibt viele Orte, wo Gläubige zusammenkommen, die bessere Christen sind als wir. Doch die entscheidende Frage ist: Ist der Herr dort in der Mitte? Kommen sie an dem Ort zusammen, wo Er die Seinen einlädt, zu Ihm zu kommen? In Psalm 87,2 singen die Söhne Korahs: „Jehova liebt die Tore Zions mehr als alle Wohnungen Jakobs.“ Warum liebt Er Jerusalem mehr als alle anderen Städte? Warum liebt der Vater den Ort, wo wir zusammenkommen, mehr als alle anderen Orte? Der Vater liebt Seine Kinder und freut Sich, wenn sie zusammenkommen. Er schätzt es, wenn sie sich versammeln, um das Abendmahl zu feiern oder Sein Wort zu lesen. Doch einen Ort liebt Er über alles. Warum? Die Antwort gibt uns Psalm 87,6: „Dieser ist daselbst geboren.“ Dieser Ort steht in Verbindung mit dem Namen des Herrn Jesus, und deshalb ist Jerusalem der Ort, den Jehova erwählt hat.

Glauben wir, dass es dem Vater gleichgültig ist, ob Sein Sohn, der auf dieser Erde verworfen worden ist, hier einen Platz hat, an dem solche, die durch Sein Werk gerettet sind, sich um Ihn versammeln und dort Seine Rechte anerkennen? Die dort zusammenkommen, weil sie Ihn lieben gelernt haben und ihre Knie vor Ihm beugen und Ihn als Herrn anerkennen möchten? Es wird die Zeit kommen, wo sich jedes Knie beugen wird und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist (Phil 2,10.11). Dann werden auch der Teufel und seine Dämonen ihre Knie vor Ihm beugen und auch alle die Hohenpriester. Ja, jeder Mensch, der auf der Erde gelebt hat, wird vor Ihm niederfallen und Ihn als Herrn bekennen. Jetzt ist das noch nicht der Fall, jetzt ist der Herr Jesus noch verworfen, doch einmal werden alle vor Ihm erscheinen, wenn Er auf dem großen weißen Thron sitzen wird und die Toten von Ihm nach ihren Werken gerichtet werden.

Wenn hier noch jemand ist, der seine Knie noch nicht vor dem Herrn Jesus gebeugt hat, so denke einmal über folgendes nach: Gott hat Seinen eingeborenen Sohn hingegeben, damit Er am Kreuz für dich starb. Die Welt verwarf Ihn, und dort am Kreuz traf Ihn in schrecklicher Weise der Zorn Gottes. Weigerst du dich, dieses Werk anzunehmen? Das ist nicht alles, was Gott getan hat; Er lässt jetzt durch Seine Diener das Evangelium verkündigen und fordert alle Menschen auf, ja, bittet sie, Er fleht sie an: Kommt, lasst euch mit Mir versöhnen! (vgl. 2. Kor 5,20). Der allmächtige Gott sagt nicht: Bitte mich, ob ich dir nicht gnädig sein möchte. Nein, Er bittet dich: Komm, lass es zu, dass Ich dir die Feindschaft aus deinem Herzen nehme, lass dich mit Mir versöhnen! Was muss wohl die gerechte Strafe für jemanden sein, der dieses Angebot nicht annimmt? Denke doch einmal über die unendliche Größe der Gnade nach, dass der Sohn Gottes an das Kreuz ging, damit du gerettet werden könntest. Und dieselbe Gnade fleht dich jetzt an, dieses Angebot Gottes anzunehmen, damit Er dich segnen kann. Kannst du diese Gnade abweisen? Wenn du das tust, steht nicht nur deine eigene Errettung auf dem Spiel, sondern bringst du auch Schmach über Gott, über den Sohn Gottes, den Schöpfer, und über den Vater, der Seinen Sohn gegeben hat. Betrachte doch die Uebe und die Gnade des Vaters und des Herrn Jesus, die alles getan haben, um dich zu retten. Einen anderen Weg der Rettung gibt es nicht. Gott ist Liebe, Seine Natur ist Liebe, alles, was von Ihm ausgeht, aber Sein Wesen ist Licht (1. Joh 4,8; 1,5). Gott kann niemals im Widerspruch zu Seinem Wesen handeln. Er kann niemals ungerecht handeln. Wenn Er dich nicht in die Hölle werfen würde, wäre Er tatsächlich ungerecht.

Gott hat zugesehen, wie die Menschen Seinen Sohn behandelten, und musste Sein Angesicht vor Ihm verbergen, weil Sein Sohn dort an meiner Stelle hing. Er trug meine Sünden an Seinem Leibe. Glauben wir, dass es Gott gleichgültig war, was die Menschen Ihm antaten? Auf dieses Werk des Herrn Jesus am Kreuz hatte Gott in Ewigkeit geblickt, und in Ewigkeit wird Er und die ganze Schöpfung darauf zurückblicken: Es ist der Mittelpunkt der Geschichte der Welt, der Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes. Der Schöpfer Selbst war auf der Erde Mensch geworden, als sei Er ein Geschöpf – aber Er ist der Schöpfer –, und nahm den Platz auf dem Kreuz ein, um dort von Gott geschlagen zu werden und alles wiedergutzumachen, was der Mensch verdorben hatte. Wie hat der Mensch die herrliche Schöpfung Gottes durch die Sünde besudelt, doch der Herr Jesus wird die Schöpfung wieder zurückbringen in Harmonie mit Gott. „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wäret nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leibe seines Fleisches durch den Tod“ (Kol 1,19-22).

Glauben wir, dass es Gott gleichgültig war, als man zu dem Herrn sagte: Gehe dorthin zurück, von woher Du gekommen bist. Wir wollen dich nicht als König? Die Menschen haben Ihn, was ihre Verantwortlichkeit betrifft, ermordet. Sicher, sie konnten nur das tun, was Er zuließ, und Er war es, der Sein Leben gab. Doch sie lehnten Ihn ab und ermordeten Ihn und legten Ihn in ein Grab. Damit hatten sie Ihn aus dem Weg geschafft. Sie wollten nichts mit Ihm zu tun haben.

Doch Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt. Er hat die Welt und besonders die, die an dem Tod des Herrn Jesus schuldig waren, nicht gleich gerichtet. Ja, Er zögert immer noch mit dem Gericht. Warum lässt Gott die Gnadenzeit noch andauern? Warum lässt Er zu, dass Sein Sohn noch immer gelästert wird? Warum erlaubt Gott dem Menschen noch immer, Ihn auszulachen und zu verspotten und die schrecklichsten Dinge über Ihn zu sagen? Warum erlaubt Gott dem Menschen noch immer, seinen Weg zu gehen, ohne dass der Mensch nach Seinem Willen fragt? Wir wissen es: Unser Heiland-Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim 2,4). Das ist der Grund, weshalb Gott gnädig ist und die Gnadenzeit noch andauert.

Vielleicht haben wir uns schon einmal die Frage gestellt, wie viele wahre Gläubige es wohl in Deutschland oder in Europa oder auf der ganzen Erde gibt. Wir könnten meinen, dass es wohl nur ein sehr kleiner Prozentsatz ist. Doch Gott in Seiner Liebe hat es zugelassen, dass unter dem Fluch über diese Erde viele kleine Kinder sterben, die noch nicht bewusst den Herrn verworfen haben und die alle bei Ihm sind in der Herrlichkeit. Daher zweifle ich nicht daran, dass die große Mehrzahl der Menschen im Himmel sein wird. Doch das hat nur die außerordentliche Gnade und Liebe Gottes bewirkt. Wie groß ist die Gnade Gottes, dass Er noch mit dem Gericht wartet, so dass immer noch Menschen gerettet werden, um in dieser Zeit die größten Segnungen zu empfangen, die Gott geben kann, nämlich dass solche, die in dieser Zeit den Herrn Jesus annehmen, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig sein werden (Röm 8,29). Gott wollte Kinder haben, ja, Söhne, in deren Mitte der Herr Jesus, Sein eingeborener Sohn, der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein sollte. Das ist die Gnade Gottes.

Wie erfreut es das Herz Gottes, auf dieser Erde, die Seinen Sohn verworfen hat, solche zu finden, die Den anerkennen, den Er zum Herrn und Christus gemacht hat (Apg 2,36). An sich ist es die normale Aufgabe jedes Menschen, Gott zu dienen und Ihn zu lieben mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (5. Mo 6,5). Doch wie wenige tun das. Stattdessen erkühnen sich Menschen, über den Herrn Jesus Dinge zu sagen, die so schändlich sind, dass wir sie nicht aussprechen können. Gott lässt das zu. Wieviel mehr erfreut es Ihn dann, dass es solche gibt, die vor Ihm ihre Knie beugen, in deren Herzen der Heilige Geist gewirkt hat, so dass sie Ihn gerne als ihren Herrn anerkennen.

Wie erfreut es das Herz des Herrn Jesus, wenn Er solche sieht, die sich zu Ihm versammeln, um an die schrecklichen Stunden, die Er auf dem Kreuz durchlebte, zurückzudenken, als Er, verworfen von der ganzen Welt und indem Gott Sein Angesicht vor Ihm verbarg, ausrufen musste: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes“ (Ps 40,12), und „ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich“ (Ps 69,2). Er Selbst bittet uns, dies zu Seinem Gedächtnis zu tun. Wie schrecklich waren diese Stunden auf dem Kreuz für den Herrn! Er, „welcher keine Sünde tat“ (1. Pet 2,22), „der Sünde nicht kannte“ (2. Kor 5,21), wurde dort zur Sünde gemacht und trug die Sünden all derer an Seinem Leibe, die an Ihn glauben würden. Wie viele Milliarden von Sünden waren das. Er, der die Sünde so hasste, dass Er kam, um die Sünde abzuschaffen (Heb 9,26), um die Sünde zu vernichten, ja, aus der Welt wegzuschaffen, „das Lamm, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29), musste der Sündenträger werden. Er hat die Sünde noch nicht tatsächlich weggenommen, doch Er hat auf dem Kreuz den Grund dazu gelegt. Er wird es in der Zukunft tun. In der Ewigkeit wird es in der ganzen Schöpfung keine Sünde, keine Ungerechtigkeit mehr geben. Alles wird dann eingeschlossen sein im Feuersee, wo der Teufel und seine Dämonen dann sind (die Hölle ist ja für ihn und seine Dämonen bereitet). Dort werden aber auch alle sein, die sich hier geweigert haben, die Gnade Gottes anzunehmen und Jesum als Herrn anzuerkennen und ihre Knie vor Ihm zu beugen. Außerhalb des Feuersees wird es nichts mehr geben, was im Widerspruch zu Gott steht, so dass Gott auf der neuen Erde wohnen kann, wo alle die Menschen sein werden, die ihre Knie vor Ihm gebeugt haben. Auch die Versammlung wird sich zeitweise auf der neuen Erde aufhalten, doch als das Zelt Gottes, denn unsere eigentliche Wohnung wird nicht auf der neuen Erde sein, sondern im ewigen Haus des Vaters. Da werden wir in alle Ewigkeit mit dem Vater, mit dem Sohn und mit dem Heiligen Geist wohnen.

Glauben wir nicht, dass der Vater es liebt, wenn Er auf der Erde Orte findet, wo die Rechte Seines Sohnes anerkannt werden? Ja, wir wissen wohl, wie schwach wir sind. Jeder, der sich selbst etwas kennengelernt hat, demütigt sich täglich vor dem Herrn wegen der Schwachheit unserer Liebe und weil wir oft vergessen, den Herrn zu fragen, was wir tun sollen. Wie wenig schätzen wir es, einen Ort zu haben, wo wir zusammenkommen dürfen und der Herr Jesus persönlich in unserer Mitte ist. Aber Gott sieht in unseren Herzen den Wunsch, wenn auch schwach, Ihn und den Sohn, den Verworfenen, als Herrn anzuerkennen und in Seiner Gegenwart zu sein. Wir wollen uns selbst fragen, die Älteren und auch die Jüngeren, die den Herrn kennen: Was bedeutet uns dieser Platz, an dem wir zusammenkommen? Er ist der einzige Ort, das einzige Zeugnis auf Erden, wo offenbar die Rechte des Herrn anerkannt werden. Ich spreche nicht über unsere Praxis. Im Blick darauf haben wir nur Grund, uns zu demütigen. Fragen wir uns doch, ob wir der Tatsache Rechnung tragen, dass Er persönlich in unserer Mitte ist, wenn auch für unsere natürlichen Augen unsichtbar. Denken wir nur an Ihn, hören wir nur auf Ihn, warten wir auf das, was Er uns sagen will, welchen Bruder Er gebrauchen will, ein bestimmtes Lied vorzuschlagen oder als Mund der Versammlung ein Gebet zu sprechen in Übereinstimmung mit dem, was der Heilige Geist in unseren Herzen wirkt? Er Selbst ist es, der uns das gebrochene Brot reicht: „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird“ (Lk 22,19). Wir essen von dem Brot und drücken damit aus, dass wir an dem wunderbaren Werk teilhaben, das Er für uns vollbracht hat. Wir betrachten Seine Liebe, Seine Gnade, den Preis, den Er bezahlt hat für unsere Errettung. Und wenn wir uns um Ihn versammeln, um Sein Wort zu hören, inwieweit ist es Wirklichkeit bei uns, dass wir zu Ihm aufblicken, um Seinen Segen zu empfangen? Er ist es ja, der uns einlädt, um uns zu segnen und uns alles darzureichen, was wir brauchen.

„Und du sollst Jehova, deinem Gott, das Passah schlachten ... an dem Orte, den Jehova erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen“ (V. 2). Diesen Ort hat der Herr ausgesucht, dort ist Er anwesend, und Er lädt uns als Seine Gäste zu Sich ein, um das Passah zu feiern. Dort dürfen wir uns an das Werk, das Er auf dem Kreuz vollbracht hat, zurückerinnern. Das Lamm musste geschlachtet und sein Blut an die Türpfosten gestrichen werden, so dass das Gericht Gottes uns nicht trifft. Aber wir denken bei dem Passah nicht in erster Linie an unsere Erlösung zurück, sondern an Ihn, der das wahre Passahlamm wurde. „Du sollst Jehova, deinem Gott, das Passah schlachten.“ Also im Geiste zu dem Kreuz zurückgehen, wenn ich so sagen darf, selbst das Lamm schlachten, mit unseren Herzen, mit unseren geistlichen Gefühlen eindringen in das, was es für den Herrn bedeutete, dort zu sterben. „Dieses tut zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19).

„Du sollst kein Gesäuertes dazu essen; sieben Tage sollst du Ungesäuertes dazu essen, Brot des Elendes“ (V. 3). Nichts Gesäuertes durfte dazu gegessen werden, nichts, worin Sauerteig war. Sauerteig ist verdorbener Teig, der allen Teig durchsäuert, mit dem er in Verbindung kommt. Sauerteig ist ein Bild der Sünde, ja, der verdorbenen Natur des Menschen. Auf uns angewandt bedeutet das, dass unser Zusammenkommen völlig getrennt sein muss von irgendwelcher Sünde. In 1. Korinther 11,31 lesen wir: „Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet.“ Der Herr musste in der Versammlung in Korinth mit Gericht eingreifen, weil einige Brot brachen, ohne Selbstgericht geübt zu haben. Welch eine Schmach für den Herrn Jesus! Wie muss es Sein Herz betrüben, wenn ich zu dem Ort komme, wo ich daran zurückdenke, dass Er Sich Selbst hingegeben hat, um das Gericht über den alten Menschen zu tragen, und bringe einen Teil davon mit, ohne mich zuvor davon im Selbstgericht gereinigt zu haben. Nein, an diesem Ort sollen heilige Hände aufgehoben werden. Diesen Ort dürfen wir nur betreten mit Herzen, die durch Selbstgericht gereinigt sind, natürlich aufgrund Seines Werkes. Das Blut braucht nicht mehr auf uns angewandt zu werden, denn das ist ein für allemal geschehen, aber auch für uns gilt, was 1. Johannes 1,9 sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Wie sollten wir darüber wachen, diesen Ort nicht mit ungerichteter Sünde in Verbindung zu bringen.

Nun kommen wir zu einem weiteren Punkt: „Denn in Eile bist du aus dem Lande Ägypten ausgezogen“ (V. 3). Der Gläubige befindet sich nicht mehr in Ägypten. In dem Augenblick, als wir uns bekehrten und von neuem geboren wurden, waren wir, was unseren Zustand betrifft, noch in der Welt. Möglicherweise waren wir unserer Stellung nach nicht mehr in Ägypten, denn Kinder gläubiger Eltern sind nicht in der Welt, sondern im Hause Gottes, sie sind geheiligt durch die Eltern: „Sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig“ (1. Kor 7,14), d. h., sie sind abgesondert von der Welt, auch wenn sie noch nicht bekehrt sind. Doch was ihre Herzen und Seelen betrifft, gehören sie so lange zur Welt, wie sie sich nicht bekehrt haben und kein Leben aus Gott haben.

„Auf dass du gedenkest des Tages deines Auszugs aus dem Lande Ägypten alle Tage deines Leben“ (V. 3). Diese Welt hat den Herrn verworfen. Doch Gott war in Christo, „die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19). Er, der Schöpfer, der Sohn des Menschen, dem alles Gericht übergeben ist, kam hier auf diese Erde, nicht, um zu richten. Als Ihn einmal einige Juden wegen der Teilung eines Erbteils fragten, antwortete Er ihnen, dass Er nicht gekommen sei, um zu richten. Er kam, um Gnade zu üben – wenn Er auch der Richter ist. Doch diese Welt behandelte Ihn, wie sie wollte, sie verwarf Ihn. Das ist die Welt. Deshalb sagt Gottes Wort: „Die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1. Joh 5,19). Es gibt keine Gnade mehr für diese Welt als solche. Gott hat damals in dem Herrn Jesus Seine Hand ausgestreckt. Wenn sie den Sohn angenommen hätte, hätte Er der ganzen Welt Gnade gegeben. Hätte Israel seinen König angenommen, hätte Er über sie regiert und wären alle Segnungen des Tausendjährigen Reiches angebrochen. Doch sie verwarfen Ihn. Er kam nicht in Seiner Majestät, sondern als ein kleines Kind, um zu zeigen, dass Er nicht zum Gericht, sondern in Gnade kam. Doch die Menschen riefen aus: „Kreuzige ihn!“ Und als Folge Seines Werkes hat der Herr Jesus nach Seiner Verherrlichung den Heiligen Geist auf diese Erde gesandt, und der Heilige Geist hat die Welt von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht überführt (Joh 16,9). Nun sind Satan und die Welt gerichtet. Doch dort am Kreuz hat der Herr Jesus Sich Selbst für unsere Sünden hingegeben, damit Er uns herausnehme aus der gegenwärtigen, bösen Welt (Gal 1,4). Könnte Er, wenn wir auf Seine Einladung hin zu diesem Ort kommen, um dort bei Ihm zu sein, wo Er als Herr anerkannt ist – für Den die Welt keinen Platz hatte, wo Er Seinen Fuß hinsetzen konnte, sondern nur ein Kreuz und ein Grab –, zufrieden sein, wenn wir die Welt mit zu diesem Ort bringen, diese Welt, die Ihn verworfen hat und die ihm nicht unterworfen ist, sondern Ihn noch genauso hasst wie damals?

Ich frage uns alle, aber besonders die Jüngeren unter uns: Sind wir uns bewusst, was diese Welt ist? Sie ist ein System, das von Satan beherrscht wird und das den Herrn Jesus verworfen hat. Ein System, das innerhalb kurzer Zeit von Ihm gerichtet wird, für das es keine Gnade mehr gibt. Die sogenannten christlichen Länder werden das schwerste Gericht empfangen. Nahezu alle Gerichte, die in Offenbarung 6-19 beschrieben werden, fallen auf Westeuropa und Israel. Alles wird hier vernichtet werden. Kennen wir den Charakter dieser Welt, und sind wir uns bewusst, dass das Gericht Gottes auf dieser Welt ruht und dass es keine Gnade mehr für diese Welt gibt? Ja, der Herr Jesus ruft einzelne aus dieser Welt heraus, so wie Er auch uns aus dieser Welt herausgenommen hat (Gal 1,4). Aber die Welt als Ganzes, dazu gehört die Ökonomie, die Kunst und auch alle Religionen (mit Ausnahme des Dienstes für den Herrn Jesus, wodurch Sein Herr-sein und Seine Herrlichkeit anerkannt wird), steht unter dem Gericht. Sind wir uns im klaren, aus welch einer Welt wir durch Seine Gnade erlöst sind? Sind wir uns bewusst, dass wir freiwillig den Platz bei Ihm eingenommen haben? Als wir uns auf Seinen Tod taufen ließen, wurden wir mit Ihm begraben. Auf Seinen Tod getauft zu werden bedeutet, mit dem Herrn gekreuzigt zu sein, als die ganze Welt sich dort um das Kreuz versammelt und sieht, wie der Herr Jesus dort hängt. Dort sind wir mit Ihm einsgemacht. Die ganze Welt war gegen Ihn vereinigt: die Römer als politische Macht, die Juden als religiöse Macht und die Griechen als die Welt der Wissenschaft, der Philosophie. Als wir uns taufen ließen, haben wir die Seite dieses Verworfenen eingenommen und wurden mit Ihm begraben. Das Begräbnis ist das letzte, was die Welt einem Menschen auf dieser Erde gewährt. Danach ist er vergessen. Das hat die Welt mit dem Herrn Jesus getan. Durch die Taufe haben wir bekannt, dass wir auf dieser Erde diesen Platz mit Ihm eingenommen haben. Glauben wir, dass Gott uns angenommen hätte, wenn wir gesagt hätten: Wir wollen wohl den Platz im Himmel mit Ihm teilen, aber nicht auf dieser Erde?

Ich sprach einmal mit einem jungen Mann. Er meinte, dass es möglich sei, in den Himmel zu kommen, ohne hier auf der Erde den Platz des Herrn Jesus als Verworfener zu teilen. Er wünschte die Segnungen des Werkes des Herrn Jesus zu bekommen, aber die Zugehörigkeit zum Herrn sollte für ihn kein Hindernis für sein Fortkommen auf der Erde sein. Er bekannte, bekehrt zu sein. Aber wenn das wirklich seine Überzeugung war – er war es nicht. Das Herz ist oft gesünder als der Verstand. Wer wirklich glaubt, den Herrn Jesus als Heiland annehmen zu können, ohne Ihn zugleich als Herrn anzuerkennen, der wird nicht gerettet werden. Gott würde ihn nicht annehmen. Wenn du mit deinem Munde Jesum als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat, wirst du errettet werden (Röm 10,9). Das Bekennen geschieht gegenüber der Welt. Weiß die Welt von dir, dass du den Herrn Jesus angenommen hast? Ihr jungen Geschwister, ihr habt, wenn der Herr nicht bald kommt, noch mehr Zeit, von Ihm zu zeugen als wir Älteren. Wir müssen bekennen, dass wir untreu waren. Je älter man wird, um so beschämter ist man, dass man nicht mehr von dem Herrn im Leben gezeugt hat. Ihr habt noch Zeit. Bedenkt, wer der Herr Jesus ist, bedenkt, was die Welt ist in ihrem wahren Charakter, bedenkt, was ihr getan habt, indem ihr den Herrn Jesus als Heiland und Herrn angenommen habt, bedenkt Seine Liebe, in der Er alles preisgab, um euch zu retten. Er möchte, dass ihr bereit seid, allein mit Ihm den Weg zu gehen, außerhalb von Ägypten, außerhalb des Bereiches des unabhängigen Menschen, um dort das Passah zu essen, „auf dass du gedenkest des Tages deines Auszugs aus dem Lande Ägypten alle Tage deines Lebens.“ Dort darfst du getrennt von dieser Welt Gemeinschaft haben mit Ihm, den diese Welt verworfen hat.

„Sondern am dem Orte, den Jehova, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen, dort sollst du das Passah schlachten, am Abend, beim Untergang der Sonne, zur Zeit deines Auszuges aus Ägypten“ (V. 6). Wenn wir uns umschauen hier in Deutschland oder in Holland oder wo auch immer, so hat es nicht den Anschein, als sei die Nacht hereingebrochen. Doch für Gott ist seit dem Kreuz in dieser Welt Nacht. Der Ungläubige befindet sich in der Finsternis, ja, er selbst ist Finsternis, wie wir in Epheser 5,8 lesen: „Denn einst wäret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ Wir sind in dem Licht, ja, wir sind Kinder des Lichts, aber in der Welt ist es Nacht und Finsternis. Die Menschen dieser Welt sind in der Finsternis, so dass sie die Wirklichkeit der Dinge nicht kennen können. Wir sind in dem Licht, wir kennen den Zustand dieser Welt, nämlich dass sie in der Macht Satans ist. Das Gericht Gottes hängt über dieser Welt und kann jede Minute eintreffen. In dem Augenblick, wenn der Herr Jesus kommt, um die Seinen zu Sich zu nehmen, werden die Gerichte diese Erde treffen. Sie werden so schrecklich sein, dass die Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben beten werden, doch nicht zu Gott, nicht zu dem Herrn Jesus. Die Zeit, zu Gott zu beten, ist dann vorbei. Sie werden zu den Bergen beten und zu den Felsen sagen: „Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorne des Lammes; denn gekommen ist der große Tag seines Zornes, und wer vermag zu bestehen?“ (Off 6,16.17). Dann werden sie wissen, dass Derjenige, den sie verworfen haben, kommt, um sie zu richten. Doch die Berge können keine Gebete beantworten. In diesem Augenblick werden weder der Herr Jesus noch der Vater die Gebete derer erhören, die sich in unserer Zeit nicht bekehren wollten. Dann ist die Zeit der Gnade für alle, die das Evangelium gehört haben, vorbei. Nur noch solche Menschen können sich dann noch bekehren, die während der Gnadenzeit das Evangelium nicht gehört haben und denen dann das Evangelium des Reiches verkündigt wird. Alle anderen wird Gott nicht mehr annehmen, sondern ihnen einen Geist des Irrtums senden, dass sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet werden, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben (2. Thes 2,10.11). Auch du wirst zu diesen Menschen gehören, wenn du dich nicht jetzt bekehrst.

Wenn wir sonntags morgens versammelt sind um den Herrn Jesus und Er uns das gebrochene Brot darreicht, denken wir dann nicht besonders daran, dass Er auf dieser Erde verworfen wurde und keinen Platz hatte? Er musste sagen: „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20). Die Menschen gönnten Ihm keinen Platz, wo Er Seine Füße hinstellen konnte, sie erhöhten Ihn ans Kreuz. Nach den Worten der Schrift ist der Herr nicht auf der Erde gestorben. Der Sohn des Menschen musste erhöht werden, Er hing zwischen Himmel und Erde, verworfen von der Welt. Der Himmel über Ihm verschloss sich, weil Er an unserer Stelle dort hing und unser Gericht trug. Die Erde, die Er erschaffen hatte und die Er durch das Wort Seiner Macht trägt (Heb 1,3), hatte keinen Platz für Ihn! Aber Er hat jetzt einen Ort hier auf der Erde, „den er erwählt hat, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen.“ An diesen Ort lädt Er uns ein, damit wir in Seiner Gegenwart sind, all Seine Liebe erfahren und all das empfangen können, was Er geben möchte. Es erfreut Sein Herz und das Herz des Vaters, dass es Menschen gibt, die Seine Seite in dieser Welt wählen und die Ihn als Herrn anerkennen, Ihm gerne den Platz einräumen in ihren Herzen, den der Vater Ihm gegeben hat. Es ist ihre Freude, sich vor Ihm niederzubeugen und Ihm für das Werk zu huldigen, das Er am Kreuz vollbracht hat. Ja, es ist ihre Freude, sich Seine Knechte zu nennen. Der Herr nannte die Jünger nicht Seine Knechte. So hätten z. B. Jakobus und Judas, die leibliche Brüder des Herrn Jesus waren, Söhne von Maria und Joseph, schreiben können: „Bruder des Herrn“ (Paulus nennt Jakobus so in Galater 1,19), doch Jakobus schrieb: „Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus“ (Jak 1,1), und Judas: „Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus“ (Jud 1). Es war ihre Freude, ein Knecht Dessen zu sein, den sie als Bruder gekannt hatten, als Er jung war. Und wer von uns, der etwas von Seiner Liebe und Gnade erfahren hat, freut sich nicht darüber, ein Knecht des Herrn Jesus zu sein. Nein, nicht, dass wir das vollkommen sind. Wer Ihn wirklich liebt und die größte Freude in Seinem Dienst findet, wird sich am meisten vor dem Herrn demütigen, dass er so oft vergisst, den Herrn nach Seinem Willen zu fragen, und seinen eigenen Gedanken folgt. Doch der Herr sieht den Wunsch in unseren Herzen, Ihm zu dienen.

Wie dankbar bin ich für Johannes 21, wo der Herr mit Petrus spricht. Zuerst fragt Er Petrus: „Simon, Sohn Jonas', liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortet darauf: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Petrus gebraucht hier ein anderes Wort für „lieben“ als der Herr in Seiner Frage. Es ist nicht so stark, es könnte auch übersetzt werden mit „zugeneigt sein“. Das zweite Mal fragt der Herr den Petrus: „Simon, Sohn Jonas', liebst du mich?“ Und Petrus antwortet: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe [wieder: „dir zugeneigt bin“].“ Doch dann fragt der Herr den Petrus: „Simon, Sohn Jonas', hast du mich lieb?“ Und nun gebraucht der Herr Selbst das Wort, das Petrus zweimal gebraucht hatte: Bist du Mir zugeneigt? Darauf antwortet Petrus dann, indem er traurig wurde: „Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe.“ Nein, Petrus hatte bestimmt nicht seine Liebe zum Herrn gezeigt, als er schwur: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ Das war Petrus, der bekannt hatte: Du bist der Sohn des lebendigen Gottes. Doch Petrus hatte das Bewusstsein: Herr, Du kennst mein Herz, und Du weißt, dass in meinem Herzen doch Liebe zu Dir wohnt. Welch eine Freude, das zu dem Herrn sagen zu können. Wenn wir in dem Lichte wandeln, müssen wir uns allerdings täglich vor Ihm demütigen und bekennen, wie schwach wir das praktisch verwirklichen. Aber Er weiß es doch, Er kennt unsere Herzen besser als wir selbst. Er weiß doch, dass Liebe zu Ihm darin ist und wir Ihm dienen möchten. Welch eine Freude ist es für den Vater, wenn Er solche findet, die so denken und das auch zum Ausdruck bringen, wie schwach ihre Verwirklichung in der Praxis sein mag, die nicht an einen Ort gehen, den sie erwählt haben, sondern zu dem Ort, den der Herr erwählt hat, um Seinen Namen dort wohnen zu lassen. Doch wenn der Wunsch in unseren Herzen ist, so freuen sich der Herr und der Vater darüber.

Welch ein gesegneter Ort ist es doch, wo wir zusammenkommen und in der Gegenwart des Herrn das Passah feiern dürfen. Und dort wird sichtbar, welche Segnungen wir empfangen haben, und wir werden uns auch bewusst, was dieser Ort für den Vater bedeutet und warum Er die Tore Jerusalems mehr liebt als alle Wohnungen Jakobs. Ja, auch diese liebt Er. Er liebt alle Seine Kinder, und wenn Kinder Gottes zusammenkommen, segnet Er sie. Aber Er liebt es überaus, wenn sie sich um Seinen Sohn versammeln, wenn Er der Mittelpunkt ist und sie Ihn als Herrn anerkennen und nur fragen: „Herr, was willst Du, dass wir tun?“ So wird es im Tausendjährigen Reich auf der Erde sein, wenn alle Knie sich vor Ihm beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Er Herr ist. Und so wird es in der Ewigkeit im Himmel sein. Doch der Vater und der Herr Jesus wünschen, dass es hier auf der Erde schon so ist. Was bedeutet uns dieser Ort? Sind wir dort aus Tradition, weil unsere Eltern auch dahin gehen?

Junge Brüder und Schwestern, der Herr verlangt danach, die Seinen bei Sich zu haben und Euch das gebrochene Brot und den ausgegossenen Wein zu geben, um eure Herzen auf Sich zu richten und euch alles zu geben unter der Leitung des Heiligen Geistes, was ihr für euer geistliches Leben braucht. Wenn wir dann zur Gebetsstunde zusammenkommen, steigen unsere Gebete auf zum Vater. Der Vater schaut mit Wohlgefallen hernieder, dass solche da sind, die Seinen Sohn ehren, und Er in ihrer Mitte ist, so dass sie mit Seiner Herrlichkeit bekleidet sind. In Offenbarung 8,3 sehen wir den Herrn Jesus im Bild eines Engels, der den Gebeten der Heiligen, die dann auf der Erde sind, Räucherwerk zufügt, das von Seiner eigenen, persönlichen Herrlichkeit spricht, und dieses mit den Gebeten verbindet. Wie annehmlich müssen dann diese Gebete für den Vater sein. Bedenke, welch ein Ort es ist! Und wenn du das verstanden hast, kannst du diesen Ort nicht mehr verlassen. Je älter man wird und je mehr man auch erkennt, dass wir zu allem fähig sind, ja, auch dazu, diesen Ort zu verlassen, wenn der Herr uns nicht bewahrt, um so mehr erkennt man auch, wie kostbar dieser Ort ist. Es ist der einzige Ort auf Erden, wo das Herr-Sein des Herrn Jesus gemeinsam zum Ausdruck kommt. Ich spreche nicht von einzelnen Gläubigen, wir können dem Herrn danken, dass es Tausende von Gläubigen gibt in den verschiedenen kirchlichen Systemen, die persönlich Seine Autorität anerkennen, aber in den Zusammenkünften tun sie es nicht. Nur da, wo allein Seine Rechte als Herr anerkannt werden, ist Er persönlich in der Mitte.

Fußnoten

  • 1 Einmal kommt der Ausdruck noch vor: „An dem Orte, den er in einem deiner Tore erwählen wird“ (23, 16), aber da ist es ein Israelit, der diesen Ort erwählt, weil er ihn kennengelernt hat und nur den Wunsch hat, dort zu wohnen, nämlich an dem Ort, den der Herr erwählt hat, um Seinen Namen dort wohnen zu lassen.
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