Aus dem Wort der Wahrheit (Band 1)
gesammelte Vorträge

Der Dienst der Versöhnung

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 1)

(3. Mose 8,1-36; 9,7-9.23.24)

In diesen Abschnitten wird uns die Priesterweihung Aarons und seiner Söhne beschrieben. Bekanntlich ist Aaron ein Bild von dem Herrn Jesus als dem Hohenpriester, und seine Söhne sind ein Bild des priesterlichen Hauses, das heißt der Gläubigen der Versammlung, die als Priester mit Ihm verbunden sind (vgl. Heb 3,1.6). Das Neue Testament sagt uns, dass grundsätzlich jeder Gläubige der Versammlung Gottes ein Priester ist (1. Pet 2,5; Off 1,6). Doch wenn wir uns mit den Bildern des Alten Testamentes beschäftigen, müssen wir bedenken, dass wir im Neuen Testament die lehrmäßige Feststellung einer Wahrheit finden (wie hier, dass alle Gläubigen Priester sind), im Alten Testament dagegen, in den Vorbildern, die Art und Weise, wie wir diese Wahrheiten praktisch in unserem Leben verwirklichen können. Daher sind die Söhne Aarons eigentlich ein Bild der Gläubigen, die in praktischer Gemeinschaft mit dem Herrn ihren Weg gehen. Sie sind solche, die gewohnt sind, in der Gegenwart des Herrn zu verkehren, und daher in der Lage sind, sich in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken und der Heiligkeit Seines Heiligtums zu betragen und Priesterdienst in Seiner Gegenwart auszuüben.

Die Familie Aarons bestand nicht nur aus seinen Söhnen, sondern er hatte auch Töchter. Diese Töchter durften zwar von den heiligen Speisen essen, aber keinen Priesterdienst ausüben. So konnte es auch sein, dass er Kinder hatte, die noch zu jung waren, um Priesterdienst auszuüben, oder auch Söhne, die nicht ganz gesund waren. Auch diese alle durften von den heiligen Speisen essen, aber sie gehörten nicht im eigentlichen Sinn zu den „Söhnen Aarons“, sie waren nicht befähigt, Priesterdienst in der Gegenwart Gottes auszuüben. Wir können nur dann praktisch Priesterdienst ausüben, wenn wir beständig in der Gegenwart des Herrn sind und mit Ihm unseren Weg gehen. Verwirklichen wir, dass wir Priester geworden sind? Betragen wir uns als Priester, als solche, die in Gemeinschaft mit dem Herrn sind und Ihm dienen?

in Kapitel 8,1–13 finden wir die Beschreibung, wie Aaron und seine Söhne gewaschen, bekleidet und gesalbt wurden. Dann heißt es weiter in Vers 14: „Und er brachte den Farren des Sündopfers herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Farren des Sündopfers.“ Danach wurde der Farren geschlachtet und von seinem Blut an die Hörner des Brandopferaltars gestrichen. So wurde der Altar entsündigt. Die vier Hörner des Altars weisen hin auf die Kraft des Werkes des Herrn Jesus, auf die Versöhnung, die ausgeht in alle Himmelsrichtungen, in die ganze Welt. Das Wunderbare in diesen Versen ist, dass nicht nur Aaron als Hoherpriester sich einsmachen musste mit dem Sündopfer, sondern dass auch die Söhne Aarons ihre Hände auf den Kopf des Sündopfers legten. Das zeigt uns, dass – wenn ich es so ausdrücken darf – das Schicksal dieser Welt in Verbindung mit uns als Kindern Gottes steht! Die ganze Schöpfung seufzt und wartet auf unsere Erlösung und dass auch sie erlöst werde (Rom 8,19–23). Die Schöpfung ist durch die Schuld des Menschen verflucht worden. Hätte Adam nicht gesündigt, wäre niemals der Fluch über die Erde gekommen und gäbe es weder Dornen noch Disteln und auch nicht all das Leid, das wir heute um uns herum sehen. Doch Gott wollte gerade Menschen benutzen, die die Ursache all dieses Verderbens waren, das in der Schöpfung ist, um wiederum in der Welt Versöhnung anzubieten. Sie sollten Kanäle sein, durch die Gott den Segen anbieten konnte. Welch eine wunderbare Gnade Gottes, dass die Erlösung der Schöpfung in Verbindung steht mit der Erlösung der Kinder Gottes! Die Schöpfung harrt sehnsüchtig auf die Erlösung der Kinder Gottes, weil sie weiß, dass dadurch auch ihre Erlösung stattfindet.

Im Zusammenhang damit steht auch die Tatsache, dass die Verkündigung des Evangeliums, ja, sogar die praktische Ausführung der Versöhnung durch Gott, in unsere Hände gelegt ist. In 2. Korinther 5,19 lesen wir, dass Gott das Wort der Versöhnung in uns niedergelegt hat und dass wir nun Gesandte für Christum sind, „als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (V. 20). Die Grundlage dieses Dienstes ist natürlich das Werk des Herrn Jesus. Von Ihm lesen wir: „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen“ (Kol 1,19). Das bedeutet also, dass Gott durch den Herrn Jesus das ganze Weltall mit Sich versöhnen wollte. Das heißt nicht, dass das Weltall Gott feindlich gegenüberstand, wohl aber, dass es sich in der Macht des Feindes befand. Selbst die himmlischen Örter waren durch die Anwesenheit Satans und seiner Dämonen verunreinigt. So war auch durch den Sündenfall die Erde verunreinigt und in Gefangenschaft unter die Macht Satans mitgeschleppt worden. Der Herr Jesus hat ursprünglich alle Dinge für Sich erschaffen, sowohl die Dinge in den Himmeln als auch die auf der Erde (Kol 1,16). Er ist der Erstgeborene der Schöpfung, und alle Dinge bestehen zusammen durch Ihn. Doch durch den Sündenfall hat Satan die Macht bekommen, so dass er in Lukas 4,6 zu dem Herrn sagen konnte, dass ihm die Gewalt über alle Reiche des Erdkreises übergeben war. Wir lesen nicht, dass der Herr ihm im Blick darauf widerspricht. Ursprünglich war Adam die Herrschaft über die Erde anvertraut. Durch den Sündenfall jedoch ist diese Macht in die Hände des Satans geraten. Im Johannesevangelium nennt der Herr ihn mehrere Male den Fürsten dieser Welt. Paulus bezeichnet ihn in 2. Kor 4 als den Gott dieses Zeitlaufs, d. h. er ist der Gott dieser Welt in dem Zustand, in dem sie sich jetzt befindet: in Disharmonie und Unordnung. Nicht mehr Gott, sondern Satan ist der Fürst dieser Welt. Die Menschen haben sich unter die Führung Satans gestellt. Natürlich bleibt Gott immer der Höchste und kann Satan nur das tun, was Gott ihm erlaubt. Wir haben in 2. Mose 3 und 4 gesehen, dass der Stab, das Zeichen der Macht, nur so lange eine Schlange ist, wie Mose seine Hand nicht ausstreckt, um die Schlange beim Schwanz zu ergreifen. In dem Augenblick, wo er das tut, wird die Schlange wieder zu einem Stab in seiner Hand und übt er die Macht aus. So hat auch zur Zeit die Macht auf dieser Erde immer noch einen satanischen Charakter, weil Satan der Fürst und Gott dieser Welt ist.

Soll dieser Zustand denn immer so fortbestehen? Sollte Gott Himmel und Erde erschaffen haben und später nichts mehr damit anzufangen gewusst haben, so dass Satan alles in Besitz nahm und die Schöpfung nur zu Gottes Unehre gereichte? Das ist unmöglich. Gott muss den Sieg haben, und Er wird ihn auch haben. Sicher, Gott hätte Satan und seine Dämonen und alle Menschen, die Satan dienten, vernichten und für ewig in die Hölle werfen können, wie Er es später auch tun wird. Aber auf diese Weise wollte Gott nicht den Sieg erringen. Nein, Gott hat ihn mit moralischen Mitteln bewirkt.

Dazu kam der Sohn Gottes auf die Erde. In Ihm wohnte die ganze Fülle der göttlichen Vollkommenheit. Er, der Schöpfer, der alle Din-9e im Himmel und auf Erden erschaffen hatte, kam auf diese Erde, um durch Sein Werk auf dem Kreuz alles wieder in vollkommene Harmonie mit Gott zurückzubringen. Er tat das in moralischer Weise. Gott ist Licht und kann nicht anders als in Gerechtigkeit handeln und mit moralischen Mitteln den Sieg erringen. So vollbrachte der Herr, der Sohn Gottes, der Schöpfer, auf dem Kreuz von Golgatha das Werk der Versöhnung und legte damit die Grundlage, auf der einmal alle Dinge wieder zu Gott zurückgebracht werden. Welch eine Person war es doch, die das Werk vollbrachte! „Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Kol 1,19.20). Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes, wir sind bereits jetzt versöhnt. Einmal wird aufgrund dieses Werkes das ganze Weltall wieder mit Gott versöhnt.

In Offenbarung 5 sehen wir den Herrn Jesus als den ewigen Gott mit einem Buch in Seiner Hand auf dem Thron sitzen. Dieses Buch ist die Kaufakte eines Erbteils, das eingelöst werden soll (3. Mo 25,25; Jer 32,6-15). Dort entsteht die Frage: „Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen?“ Der Herr Jesus allein als das geschlachtete Lamm ist würdig. Er ist würdig, das Weltall in Besitz zu nehmen, weil Er den Preis am Kreuz von Golgatha bezahlt hat. Er hat Sein Blut vergossen und dadurch eine gerechte Grundlage gelegt, auf der Gott das Weltall mit Sich versöhnen kann und aufgrund deren Er Satan in die Hölle verbannen kann, weil er den Sohn Gottes, was seine Verantwortlichkeit betrifft, ermordet hat. Aber das Wunderbare ist, dass wir, obwohl MW Schuld daran haben, dass die Erde in die Macht Satans gekommen ist, Anteil haben an der Erlösung der Erde. Wir sind beteiligt an dem Dienst der Versöhnung, über den der Apostel Paulus gesprochen hat.

Das finden wir hier im Vorbild bei der Einweihung Aarons in Verbindung mit dem Sündopfer: „Und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Farren des Sündopfers“ (3. Mo 8,14). Das bedeutet, dass der Herr Jesus Sich mit den Seinen im Blick auf das Sündopfer verbindet. Er Selbst war der Priester, der das Opfer darbrachte, doch zur gleichen Zeit auch das Opfer. Die Söhne Aarons brauchten zwar auch für sich selbst das Sündopfer zur Versöhnung, wie wir das in 2. Mose 28 finden, doch hier finden wir mehr den Gedanken, dass sie sich zusammen mit Aaron einsmachen im Blick auf die Versöhnung. Im Anschluss an diese Handlung der Einsmachung nimmt Mose dann von dem Blut und streicht es an die Hörner des Altars, was uns, wie gesagt, darauf hinweist, dass das Werk der Versöhnung in alle Richtungen hin den Verlorenen der Welt angeboten wird.

In Kapitel 9,7 finden wir eine deutliche praktische Anwendung dieser Wahrheit: „Und Mose sprach zu Aaron: Nahe zum Altar, und opfere dein Sündopfer und dein Brandopfer, und tue Sühnung für dich und für das Volk; und opfere die Opfergabe des Volkes und tue Sühnung für sie, so wie Jehova geboten hat. Und Aaron nahte zum Altar und schlachtete das Kalb des Sündopfers, das für ihn war. Und die Söhne Aarons reichten ihm das Blut dar; und er tauchte seinen Finger in das Blut und tat davon an die Hörner des Altars, und er goss das Blut an den Fuß des Altars.“ Welch eine wunderbare Tatsache finden wir hier vorbildlich: Allein der Herr Jesus konnte das Werk vollbringen, aufgrund dessen einmal alle Dinge mit Gott versöhnt werden; Er allein konnte das Werk vollbringen, aufgrund dessen Sünder errettet werden konnten; Er allein war das Sündopfer. Er allein konnte auch nur der Priester sein, der dieses Sündopfer opferte. Doch wir haben gelesen: „Die Söhne Aarons reichten ihm das Blut dar.“ Der Herr Jesus hat das Werk vollbracht, aber Er will uns benutzen, den Sündern die Versöhnung anzubieten. Ja, nur der Herr Jesus kann Menschen vor dem Gericht retten. Nur Er kann die Schöpfung von dem Gericht und der Besudelung durch die Sünde reinigen. Und doch sind es hier die Söhne Aarons, die das Blut nehmen – nicht ihr eigenes Blut, sondern das Blut des geschlachteten Sündopfers – und es Aaron bringen, damit er es gebrauchen kann. Das ist vorbildlich der Dienst der Versöhnung, von dem Paulus in seinem 2. Brief an die Korinther schreibt. So dürfen auch wir das Blut dahin bringen, wo der Herr Jesus es gebrauchen kann, um Sünder zu reinigen. Welch ein wunderbarer Dienst ist der Dienst der Versöhnung.

Ich wiederhole noch einmal, dass kein Mensch einen Sünder retten und ihm Vergebung der Sünden im Blick auf die Ewigkeit geben kann. Doch wir dürfen im Vorbild das Blut dorthin bringen, wo der Herr Jesus es benutzt, um Sünder zu erretten, so dass wir auf diese Weise an dem Versöhnungswerk teilhaben. Wir dürfen aufgrund des vollbrachten Werkes ausgehen in diese Welt, so wie der Herr Jesus zu Seinen Jüngern sagte: „Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch“ (Joh 20,21). Wozu hatte der Vater Ihn gesandt? Er hatte Ihn gesandt, auf dass Er das Weltall zu Ihm zurückbrächte, um alle Dinge mit Gott zu versöhnen. Und so, wie der Vater Ihn gesandt hatte, sendet Er uns mit derselben Aufgabe in diese Welt. Und ich sage es noch einmal: Er allein hat die Grundlage der Versöhnung gelegt, Er allein das Werk auf dem Kreuz vollbracht. Er allein wurde das Sündopfer, dessen Blut so mächtig war, dass Himmel und Erde dadurch gereinigt werden können und in vollkommene Harmonie zu Gott zurückgebracht werden. Allein Sein Blut ist imstande, Sünder zu waschen, so dass sie rein und fleckenlos vor Gott kommen können. Und doch dürfen wir das Blut dorthin bringen, wo Er es anwenden kann.

Wir sind uns oft nicht bewusst, welch eine wunderbare Aufgabe es ist, den Verlorenen der Welt das Evangelium zu bringen. In Johannes 20,23 sagt der Herr zu den Jüngern: „Welchen irgend ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Dabei geht es natürlich nicht um die Vergebung der Sünden für die Ewigkeit, nein, es handelt sich hier um eine administrative Vergebung für diese Erde. Der Herr gab ihnen den Auftrag und das Vorrecht, wie auch wir es haben, für diese Erde Sünden zu vergeben. Wenn wir als Versammlung jemanden zum Tisch des Herrn zulassen, ist das gleichbedeutend mit der Vergebung der Sünden für diese Erde 1. Wenn also die administrative Vergebung der Sünden keinen Bezug hat auf die Ewigkeit, dürfen wir doch zu einem verlorenen Sünder hingehen und ihm sagen: Das und das musst du tun, um gerettet zu werden. Dies ist das Rettungsmittel. Wenn du dem Evangelium glaubst, wirst du für Zeit und Ewigkeit errettet.

Das ist das Darreichen des Blutes durch die Söhne Aarons. So wie der Herr Jesus in Matthäus 11 alle Sünder aufforderte, zu Ihm zu kommen, um Ruhe bei Ihm zu finden, so ist es auch jetzt Gott Selbst, der durch uns alle Menschen auffordert: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor 5,20). In demselben Vers sagt Paulus, dass wir Gesandte Christi sind, also im Namen Christi handeln und sprechen. In dem Vers davor sagt er, dass Gott in den Aposteln das Wort der Versöhnung niedergelegt hat, was übertragen natürlich auch für uns gilt. Auch uns ist der Dienst der Versöhnung anvertraut, so dass wir teilnehmen an dem Werk der Versöhnung: „So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Mit dieser Botschaft treten wir vor den Sünder und sagen ihm: Du bist ein verlorener Sünder, und das Gericht wartet deiner. Doch wir haben das Mittel, wodurch du gereinigt werden kannst: das Blut des Herrn Jesus. Nein, nicht wir können es anwenden, sondern der Herr Selbst. Doch welch ein wunderbares Vorrecht, dass wir das Blut dorthin bringen dürfen, wo der Herr es anwenden kann!

Denken wir einen Augenblick an Petrus. Er verleugnete den Herrn in Dessen schwerster Stunde. Er schwur mit einem Eid, dass er diesen Menschen nicht kenne. Sieben Wochen später sprach er zu einer großen Volksmenge, von der dreitausend Seelen errettet wurden (Apg 2,38-41). Durch sein Wort bekehrten sie sich und empfingen Vergebung von Sünden und Reinigung von all ihren Ungerechtigkeiten. Einige Tage später kamen wieder Tausende zur Bekehrung. Nicht nur ist uns diese Gnade zuteil geworden, sondern wir haben das Vorrecht und auch die Aufgabe, sie auf Erden zu verkündigen.

Aber das ist nicht das einzige, was hier bei der Einweihung der Priester stattfindet. Nicht nur wurde das Blut an die Hörner des Altars gestrichen, sondern Mose räucherte auch das Fett des Sündopfers auf dem Altar. In Vers 18 heißt es dann: „Und er brachte den Widder des Brandopfers herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders.“ Und Vers 22: „Und er brachte den zweiten Widder, den Widder der Einweihung, herzu; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders.“ Wir haben also nicht nur teil an dem Werk der Versöhnung, indem wir das Blut in die Nähe des Altars bringen, wo der Herr Jesus es anwenden kann, sondern hier sehen wir, dass wir uns ganz und gar einsmachen dürfen mit dem Herrn Jesus in Seinem Werk. Wir sind eins mit Ihm als dem Brandopfer, wodurch der Herr Jesus Gott verherrlicht hat und aufgrund dessen Gott die Welt mit Sich Selbst versöhnen kann. Das Brandopfer zeigt uns die Seite des Werkes des Herrn Jesus, wie Er Gott in vollkommener Weise verherrlicht hat. Das Schuldopfer zeigt uns, wie Er auf dem Kreuz unsere Sünden trug, das Sündopfer, wie Er, zur Sünde gemacht, wegen unserer sündigen, bösen Natur starb. Doch zur gleichen Zeit, als Er unsere Sünden trug und zur Sünde gemacht war, verherrlichte Er Gott in wunderbarer Weise. Das sehen wir im Brandopfer. Als Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,1), sagte Er unmittelbar danach: „Doch du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels“ (V. 3). Als Gott Ihn verließ und Ihn schlug, so dass Er klagen musste: „In den Staub des Todes legst du mich“ (Ps 22,15), offenbarte Er Gott in all Seiner Herrlichkeit, so dass Gott verherrlicht wurde. Im Blick auf das Werk hören wir den Herrn Jesus in Johannes 13,31 sagen: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.“ Der Sohn des Menschen hat Gott verherrlicht, wie Gott niemals verherrlicht worden ist. War das nicht die höchste Ehre für den Sohn des Menschen? Er ist verherrlicht worden an dem Kreuz, weil Er Gott, den Allerhöchsten, verherrlicht hat. Gott ist in Ihm verherrlicht. Das ist die Seite des Brandopfers in dem Werk am Kreuz. Mit welch einem Wohlgefallen muss Gott doch auf den Herrn Jesus herniedergeschaut haben, gerade in dem Augenblick, als Er Sein Angesicht vor Ihm verbergen musste, weil Er das Sund- und Schuldopfer wurde.

Nun können wir auch verstehen, dass Gott aufgrund dieses Brandopfers in der Mitte Seines Volkes wohnen kann (2. Mo 29,38-46, besonders Vers 45). Aufgrund des Sündopfers kann Gott Sünden vergeben, doch aufgrund des Brandopfers, aufgrund der wunderbaren Verherrlichung Gottes durch einen Menschen, kann Gott nun in der Mitte von Menschen wohnen und sogar ihre Ungerechtigkeiten ertragen. Aufgrund des Brandopfers kann Gott Sünder retten und sie in Seine Herrlichkeit aufnehmen. Das geht weit darüber hinaus, dass Gott aufgrund des Schuldopfers Sünden vergeben kann und es kein Gericht mehr gibt. Nein, Er wollte uns einen Platz in Seinem Haus, in dem Haus des Vaters, geben; all denen, die teilhaben würden an dem Werk des Herrn Jesus und die aufgrund dieses Werkes den Platz als Söhne Aarons einnehmen sollten. Mit diesem Werk der Verherrlichung Gottes dürfen wir uns völlig einsmachen, wie wir vorbildlich in dem Händeauflegen der Söhne Aarons auf den Kopf des Brandopfers sehen. Im Blick auf Aaron verstehen wir, dass er seine Hände auf das Brandopfer legte, denn er selbst war, im Bilde, das Brandopfer. Der Herr Jesus hat Sich Selbst ohne Flecken Gott geopfert. Doch auch wir dürfen uns einsmachen mit diesem Werk, so dass wir mit all den Annehmlichkeiten dieses Werkes vor Gott bekleidet sind. Vorbildlich finden wir hier die Wahrheit von Epheser 1,6, wo wir lesen, dass wir begnadigt oder, wie die Fußnote sagt, angenehm gemacht sind in dem Geliebten. Wir sind bekleidet mit all der Annehmlichkeit des Herrn Jesus, wie Er sie geoffenbart hat als das Brandopfer. In 3. Mose 1 sehen wir, dass das Brandopfer völlig Gott dargebracht wurde, mit einer Ausnahme: Die Haut des Brandopfers bekam nämlich der opfernde Priester (3. Mo 7,8). Er durfte sich gleichsam mit dieser Haut bekleiden, so dass Gott auch ihn in der Annehmlichkeit des Brandopfers sah.

Hier in 3. Mose 8 gehen aber die Auswirkungen oder Segnungen aufgrund des Brandopfers noch weit darüber hinaus, dass wir angenehm gemacht sind und einen Platz im Vaterhaus haben. Das Brandopfer ist die Grundlage, auf der Gott nicht nur uns, sondern auch die Erde, ja, das ganze Weltall segnen kann. Auf dieser Grundlage wird im Tausendjährigen Reich die Gerechtigkeit auf der Erde herrschen und der Herr Jesus als Sohn des Menschen nicht nur Segen für Israel bringen, sondern für die ganze Welt. Er wird den Fluch aufheben. Und aufgrund dieses Opfers wird Gott am Ende des Tausendjährigen Reiches einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, auf der Gerechtigkeit wohnen wird. Das sind die Auswirkungen dieses Brandopfers. Wir dürfen an all den Segnungen dieses Opfers jedoch schon jetzt Anteil haben. Wir haben schon jetzt teil an dem Segen, den Gott in Zukunft der Erde, ja, dem ganzen Weltall zukommen lassen wird. Und wir dürfen, wie gesagt, den Verlorenen der Welt die Botschaft der Versöhnung bringen.

Wir wissen, dass in dem Augenblick, wenn die Versammlung entrückt wird, die Gerichte Gottes über diese Erde hereinbrechen werden. Wenn es heute in unserem Land noch keinen vernichtenden Krieg 9ibt, so geschieht das deshalb, weil wir noch hier sind, die wir einsgemacht sind mit dem Brandopfer, aufgrund dessen Gott einmal diese Erde segnen wird. Das wissen die Ungläubigen natürlich nicht. Sie werden sich wahrscheinlich freuen, wenn die Versammlung entrückt wird, weil sie glauben, dass sie dadurch Frieden haben. Doch sie wissen nicht, dass diejenigen, die das Gericht zurückhielten, fortgenommen sind. Durch uns segnet Gott die Welt. Er wird die Gerichte erst über diese Erde hereinbrechen lassen, nachdem die Gerechten fortgenommen sind. Ist das nicht eine wunderbare Tatsache, ein wunderbares Vorrecht, dass durch uns diese Erde jetzt gesegnet wird? Gottes Sonne geht nur deshalb auf über Bösen und gerechten, weil wir da sind. All die Segnungen verdankt die Welt der Tatsache, dass wir als Gläubige hier auf der Erde sind, als Priester, die mit Ihm, dem Hohenpriester, aufgrund des Brandopfers verbunden sind.

Dann finden wir noch in Vers 22 den zweiten Widder, den Widder der Einweihung, der eigentlich als ein Friedensopfer dargebracht wurde. Das Friedensopfer ist ein Bild der Seite des Werkes des Herrn Jesus auf dem Kreuz, wodurch Gott Gemeinschaft mit uns haben kann. Von dem Friedensopfer in 3. Mose 3 bekam sowohl Gott einen Teil als auch der Opfernde und der Priester, einschließlich der priesterlichen Familie. Alle aßen von diesem Opfer und hatten einen gemeinsamen Gegenstand, von dem sie sich ernährten. So haben auch wir Gemeinschaft mit dem Vater in der Betrachtung der wunderbaren Person des Herrn Jesus und Seines Werkes, das Er auf Golgatha vollbracht hat. So haben wir denselben Gegenstand für unsere Herzen wie Gott. Dieses Opfer zeigt uns aber auch, wie Gott in Seiner wunderbaren Gnade das Band zwischen Sich und der Schöpfung wieder geknüpft hat, das durch die Sünde zerbrochen war. Als Adam sündigte und das Erbteil in die Macht Satans geriet, wurde dieser der Fürst der Welt. Satan verführte die Menschen und brachte sie zur Auflehnung gegen den Sohn Gottes. So verwarf die Welt den Herrn Jesus und kreuzigte Ihn und sagte gleichsam, als Er am Kreuz hing: Geh dorthin zurück, von woher Du gekommen bist, Wir wollen Dich nicht. Auf diese Weise war das Band zwischen dem Weltall und Gott endgültig zerbrochen. Doch als der Herr Jesus dort am Kreuz hing, erfüllte sich Kolosser 1,19.20: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen.“ Nicht nur wir, sondern alle Dinge sollten mit Gott versöhnt werden, alle Dinge im Himmel und auf der Erde, ja, das ganze Weltall. Wir, die wir an das Werk des Herrn Jesus geglaubt haben, sind bereits versöhnt und haben Gemeinschaft mit Gott, so dass das Band zwischen Gott und uns bereits wiederhergestellt ist. Das ist der Anfang der Versöhnung. Einmal werden jedoch alle Dinge, das ganze Weltall, wieder mit Gott versöhnt sein, so dass das Band zwischen Gott und der Schöpfung wieder vollkommen hergestellt ist.

Wenn wir daher das Evangelium verkündigen, wird durch jeden, der zur Bekehrung kommt, dieses Band verstärkt, denn dann ist die Harmonie zwischen Gott und diesem Menschen wiederhergestellt. Je mehr das Evangelium ausgebreitet wird, um so stärker wird dieses Band. Und wenn der Herr Jesus nach der Entrückung der Versammlung wieder auf diese Erde kommt, werden wir die Kanäle sein, durch die nicht nur diese Erde, sondern auch das ganze Weltall wieder mit Gott in Verbindung kommt. Davon haben wir in Römer 8 gelesen, dass die ganze Schöpfung seufzt und auf unsere Erlösung wartet, die Erlösung der Söhne Gottes. Dann wird sie befreit werden von der Knechtschaft der Sünde, und das Band zwischen der Schöpfung und Gott wird wiederhergestellt werden. So sagt Paulus in 1. Korinther 6,2: „Oder wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ Wir werden Kanäle des Segens sein, der dann über diese Erde kommt, indem das Böse unterdrückt wird, der Fluch aufgehoben ist und der Segen der Regierung des Herrn Jesus auf dieser Erde verbreitet wird. Indem wir jetzt den Dienst der Versöhnung ausüben, beschleunigen wir die Ankunft des Herrn. Das ist natürlich nicht Sein Kommen für uns.

In Kapitel 9,22 finden wir, wie Aaron seine Hände gegen das Volk erhebt und es segnet. Das Volk ist nicht die Welt, sondern das Volk Gottes. Der Segen Aarons hier ist das Ergebnis alles dessen, was wir in Kapitel 9 finden. So wird der Herr Jesus einmal das Volk segnen im Blick auf das Teil, das sie mit Ihm an diesem Werk haben. „Und er stieg herab nach der Opferung des Sündopfers und des Brandopfers und des Friedensopfers. Und Mose und Aaron gingen hinein in das Zelt der Zusammenkunft; und sie kamen heraus und segneten das Volk. Und die Herrlichkeit Jehovas erschien dem ganzen Volke“ (V. 22.23). Das ist das volle Ergebnis des Werkes des Herrn Jesus. Es bezieht sich vorbildlich zwar im wesentlichen auf das Tausendjährige Reich, aber die Art und Weise, in der es dargestellt wird, weist uns auch hin auf den ewigen Zustand, wo alle Dinge wieder in Harmonie mit Gott gebracht sind. Das wird dann das volle Ergebnis des Werkes der Versöhnung sein, das der Herr Jesus auf dem Kreuz vollbracht hat. All diese herrlichen Dinge stehen in Verbindung mit dem Dienst, den wir empfangen haben.

Wir sind bereits jetzt durch das Werk der Erlösung zu Gott gebracht. Der Herr Jesus führt uns nun durch diese Welt, die uns hasst und die eine Wüste für uns ist, wo wir aber diesen Platz mit Ihm teilen und wo wir bei Ihm sein dürfen, um teilzuhaben an dem Dienst der Versöhnung, den Er vollbringt, aufgrund deren jetzt schon Menschen gesegnet werden können und einmal Himmel und Erde zu Gott zurückgebracht werden. Wenn unser Dienst abgeschlossen ist, wird Gott Gericht bringen über alle Menschen, die sich nicht vor Ihm beugen wollten. Dann wird der Herr Jesus erneut auf diese Erde kommen, zusammen mit uns, um das Werk zu vollenden, so dass die Herrlichkeit Jehovas dem ganzen Volke erscheinen wird. „Und es ging Feuer aus von Jehova und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke; und das ganze Volk sah es, und sie jauchzten und fielen auf ihr Angesicht.“ Das wird das Endergebnis sein.

In der Zwischenzeit dürfen wir dort sein, wo Gott wohnt, wie es am Ende von Kapitel 8 heißt: „Und ihr sollt an dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft Tag und Nacht bleiben, sieben Tage lang, und ihr sollt die Vorschriften Jehovas beobachten, dass ihr nicht sterbet; denn also ist mir geboten worden.“ Im Holländischen heißt es: „... die Wache Jehovas wahrnehmen an dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft.“ Wie wichtig ist es, dass wir diesen Platz einnehmen, dort, wo Gott Sein Volk versammelt, wo Er ihm begegnet und das Volk zu Ihm kommt. Dort dürfen wir die Vorschriften Jehovas beobachten, so dass Gott immer Seinen Platz hier auf der Erde hat. Dort sieht die Welt, wer Gott ist und was Seine Rechte sind. Dort dürfen wir an dem großen Ziel mitarbeiten, das Er gesteckt hat, nämlich der Versöhnung aller Dinge mit Sich Selbst.

Fußnoten

  • 1 Es gibt in Gottes Wort eine administrative, regierungsmäßige Vergebung der Sünden, aber auch eine rechtfertigende, ewige Vergebung (vgl. Rom 4). Selbstverständlich ist letztere die Voraussetzung für erstere, dennoch werden sie deutlich in Gottes Wort unterschieden. Sündenvergebung ist immer die Voraussetzung für die Erlangung von Segnungen. Wenn eine Versammlung jemanden zulässt zum Brotbrechen, sind ihm damit für diese Erde die Sünden vergeben, und er nimmt hier auf der Erde einen Platz des Segens ein. Das hat nichts zu tun mit der Vergebung für die Ewigkeit, obwohl eine Versammlung nur dann jemanden zulassen wird, wenn sie davon überzeugt, dass es die Rechtfertigung für die Ewigkeit empfangen hat.
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