Anmerkungen zum Brief an die Hebräer

Einleitung

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In diesem Brief wird kein Verfasser genannt. Deshalb ist über den Autor viel diskutiert worden. Dass dieser Brief zum Kanon der Schrift gehört, wurde dagegen nie in Frage gestellt. Der Hinweis von Petrus, der einen Brief von Paulus an die Beschneidung erwähnt und ihn zu den übrigen Schriften zählt (2. Pet 3,15-16), deutet darauf hin, dass Paulus der Verfasser dieses Briefes ist. Neuere Ausleger tendieren dagegen im Allgemeinen zu Apollos oder Barnabas. Während schon Tertullian im dritten Jahrhundert nach Christus Barnabas als Autor nennt, findet man die Annahme, dass Apollos der Verfasser sein soll, erst bei modernen Auslegern. Ihre Behauptung stützt sich hauptsächlich auf den Stil des Briefes, die vielen Zitate aus der Septuaginta und auf gewisse Übereinstimmungen mit Philo dem Alexandriner. Allerdings schreibt auch die alexandrinische Kirche diesen Brief Paulus zu und nicht etwa Apollos, der gebürtig aus Alexandria stammte.

Die lehrmäßige Verbindung des Briefes zu der Lehre, die Paulus anvertraut war, ist dagegen nie angezweifelt worden. Der Hebräerbrief findet seinen Platz unter seinen Briefen, und es würde eine große Lücke hinterlassen, wenn man ihn wegnähme. Paulus hat zwar insgesamt vierzehn Brefe geschrieben, doch diese Briefe bilden ein doppeltes Pentateuch. Das erste Pentateuch entfaltet die Stellung des einzelnen Christen vor Gott und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben:

  1. Römer
  2. Galater
  3. Epheser
  4. Kolosser (mit Philemon als Ergänzung)
  5. Philipper

In dem zweiten Pentateuch wird wird die gemeinsame Beziehung der Gläubigen zu Gott entfaltet:

  1. Als seine Familie: Thessalonicher
  2. Als Gemeinschaft: Korinther
  3. Als Anbeter: Hebräer
  4. Als solche, die sich im Haus Gottes aufhalten: Timotheus
  5. Als Anhänger der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist: Titus

Ohne hier weiter darauf einzugehen, wird im weiteren Verlauf sichtbar werden, dass der Hebräerbrief das Buch Levitikus des zweiten Pentateuch bildet. Er gehört eindeutig zu den Briefen des Paulus. In gewisser Hinsicht bilden auch alle Briefe des Paulus zusammen das Buch Levitikus des Neuen Testaments. Ihr Ziel ist es, die Seele in Christus nahe zu Gott zu bringen, oder – wie Paulus es ausdrückt – „jeden Menschen vollkommen in Christus“ darzustellen (Kol 1,28). Im Hebräerbrief ist dieser Charakter besonders ausgeprägt. Im Epheserbrief, dessen Platz in der ersten Pentateuch-Gruppe dem Platz des Hebräerbriefs in der zweiten Gruppe entspricht, entfaltet Paulus im vollen Umfang die christliche Stellung. Er „hat uns ... mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus  Jesus“. Thema im Hebräerbrief sind dagegen die Tätigkeiten, die mit den himmlischen Örtern in Verbindung stehen, der Dienst der Christen, die das Haus bilden.

Versuchen wir nun, einen näheren und umfassenderen Einblick zu bekommen.

Das Christentum ist durch zwei Dinge gekennzeichnet, die durch den zerrissenen Vorhang des Tempels symbolisiert werden. Gott wohnt nicht mehr „im Dunkeln“, sondern ist „in dem Licht“. Er kann zu den Menschen hinaustreten und Menschen können zu ihm hineingehen. In Christus ist Gott zu den Menschen hinausgekommen und in Christus ist der Mensch hineingegangen. Das Johannesevangelium zeigt uns in besonderer Weise den ersten Punkt, die Briefe von Paulus entwickeln den zweiten.

Als Gott herausgetreten ist, war das mehr als eine „Teophanie“, eine bloße Erscheinung. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden und wird nie wieder aufhören, Menschen zu sein. Als solcher ist er die „Ausstrahlung seiner Herrlichkeit“. Er hat nicht nur zu den Menschen gesprochen, sondern er hat unter uns gelebt, geliebt und gelitten, er ist gestorben und dann als Mensch wieder in das Heiligtum eingegangen, und zwar nicht nur aufgrund seiner persönlichen Herrlichkeit, sondern kraft seines Opfers. Durch dieses Opfer können diejenigen, für die es dargebracht wurde, auf einem „neuen und lebendigen Weg“ in die Gegenwart Gottes eintreten. Beide Punkte – das Hinein- und das Hinausgehen – finden sich sowohl im Hebräerbrief als auch zu Beginn des ersten Johannesbriefs. Die Schriften von Johannes und Paulus sind miteinander verbunden. Sie behandeln die Wahrheit jeweils von einem anderen Blickwinkel. Dennoch betrachten beide Schreiber die Spuren der göttlichen Herrlichkeit und erkennen das an, was der jeweils andere Schreiber schreibt. Im vorliegenden Brief fordert uns Paulus auf, sowohl „den Apostel“ als auch „den Hohenpriesters unseres Bekenntnisses“ zu betrachten. Letzteren hebt er in diesem Brief besonders hervor. Doch der Titel „Apostel“ zeigt, dass uns die vollständige Offenbarung, die wir Christen besitzen, durch den Sohn gegeben wurde. Sie steht im Gegensatz zu allen vorausgegangenen und bruchstückhaften Mitteilungen der Propheten.

Christus hat auch durch sich selbst die Reinigung von Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. Eine herrliche Folge davon ist, dass er jetzt „Gefährten“, „Teilhaber“ und „Genossen“ hat – solche, deren er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen. Es sind die Kinder, die ihm gegeben worden sind, die vielen Söhne, die er als der Erstgeborene, der Blutsverwandte (o. (Löser) und der Urheber ihrer Errettung zur Herrlichkeit bringen wird. Sie sind heilig und bilden das Haus Gottes, über das er als Sohn gestellt ist. Er steht also als Sohn über Söhnen und als großer Hoherpriester über einem priesterlichen Haus, dem er Zutritt zum innersten Heiligtum gewährt.

Es besteht also ein großer Gegensatz zwischen dem Gesetz und der Gnade Christi. Die Zeit unter Gesetz war durch eine Abfolge von Priestern gekennzeichnet, die sündige und daher sterbliche Menschen waren, und durch Opfer, deren ständige Wiederholung nur ihre Unwirksamkeit bewies. Die Gnade Christi ist gekennzeichnet durch ein einziges vollkommenes Opfer, durch das die Gewissen gereinigt sind, um dem lebendigen Gott zu dienen. Die fleischlichen Anordnungen des Judentums, die bloße Schatten der Wirklichkeit waren, sind daher für den Christen vergangen. Christus ist die herrliche Wirklichkeit. Er bleibt Priester auf immerdar, und zwar Priester eines himmlischen Heiligtums, in das der Glaube ungehindert eintreten kann. Er findet dort die Herrlichkeit Gottes, die im Angesicht Jesu Christi offenbart ist.

Die Hebräer mussten nun eine Entscheidung zwischen den Schatten und der Wirklichkeit treffen. Die Zeit der Entwöhnung, die Gott den jüdischen Gläubigen gewährt hatte und von der geschichtlich in der Apostelgeschichte berichtet wird, war nun zu Ende. Sie wurden dazu aufgefordert, aus dem Lager hinauszugehen, denn die Herrlichkeit Gottes hatte es bereits zum dritten Mal verlassen. Das Ergebnis all dessen, was Gott für Israel getan hatte, war die Kreuzigung des Sohnes Gottes, der ihnen in Gnade, zur bestimmten Zeit und auf dem vorherbestimmten Weg gesandt worden war.

Was den Menschen betrifft, war damit alles vorbei. Doch Gott hat gerade duch das Kreuz, das den vollständigen Ruin des Menschen erweist, einen Weg gefunden, um sich selbst – zu seinem ewigen Ruhm, zur Freude  und zur Anbetung – zu offenbaren und solchen den Himmel zu öffnen, die die Erde hoffnungslos verloren hatten. Während das Sündopfer außerhalb des Lagers verbrannt wurde, wurde das Blut des Sündopfers innerhalb des Vorhangs in die Gegenwart Gottes gebracht. Das wahre Sündopfer ist das Ende aller anderen Opfer. Durch dieses Opfer wurde der Vorhang zerrissen und dauerhaft ein Weg zum Eintritt in die Gegenwart Gottes geöffnet. Durch das Sündopfer wird einerseits der natürliche Mensch – selbst dann, wenn er sich im Lager befindet und damit die am meisten bevorrechtigte Stellung einnimmt – gerichtet, und andererseits der Eintritt in die Herrlichkeit Gottes offenbart.

Der Brief ist in fünf Abschnitte unterteilt, die, wie alle echten Abschnitte in der Schrift, eine numerische Bedeutung haben.

  • Der erste Abschnitt (Heb 1,1 - 2,4) zeigt uns Christus, den Sohn Gottes, als Mensch. Deshalb wird er als der „Erstgeborene“ betitelt. Er ist als Mensch in seiner Einzigartigkeit und Überlegenheit der Apostel unseres Bekenntnisses, und nachdem er die Grundlage zu unserem Frieden gelegt hat, sitzt er nun erhöht zur Rechten Gottes. Deshalb ist er höher als die Engel, durch die das Gesetz gegeben wurde.
  • Der zweite Abschnitt (Heb 2,5 - 4,13) zeigt uns, wie Christus in seiner Erniedrigung bis zum Tod für seine „Brüder“ zum Urheber des Heils wird. Er hat die Macht des Teufels zunichte gemacht und diejenigen befreit, die der Knechtschaft unterworfen waren. Hier ist er größer als Mose und Josua.
  • Der dritte Abschnitt (Heb 4,14 - 10,39) ist viel umfangreicher als die ersten beiden Abschnitte, da er das Hauptthema des Buches enthält. Er zeigt uns Christus als Priester im himmlischen Heiligtum, und den Weg dorthin, den er durch sein vollbrachtes Opfer eingeweiht hat. Christus steht hier im Gegensatz zu den Priestern und zu den Opfern des Gesetzes.
  • Der vierte Abschnitt (Heb 11,1-40) stellt uns den Weg, die Prüfung und die Erfahrung des Glaubens anhand von Beispielen vor, die zu unserer Unterweisung sorgfältig geordnet sind. Der Apostel hatte von herrlichen Wirklichkeiten gesprochen, die unsichtbar sind. Nun ist seine Absicht, zu zeigen, dass der Glaube gerade das Unsichtbare festhält. Durch diese Art von Glauben haben alle diejenigen, die Gott zu irgendeiner Zeit wohlgefallen haben, ein gutes Zeugnis erlangt.
  • Der fünfte und letzte Abschnitt (Heb 12,1 - 13,25) schließt mit Ermahnungen im Blick auf die Verantwortung der Hebräer. Sie ergeben sich aus dem, was zuvor in diesem Brief dargelegt wurde. Es war notwendig, dass die Gläubigen ihrem guten Bekenntnis standhaft blieben und dass sie sich von dem jüdischen System trennten. An diesem System festzuhalten, bedeutete nichts anderes, als das zu verwerfen, worauf es hindeutet und das ihm zu allen Zeiten seinen Wert gab.
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