Die Taufe mit dem Heiligen Geist

Was versteht die Bibel unter der „Taufe mit dem Heiligen Geist“? Die Frage hat Kinder Gottes immer wieder beschäftigt und es ist gut, wenn wir darauf eine klare Antwort haben.

1. Unterschiedliche Ansichten

Zu diesem Thema werden unter Christen unterschiedliche Ansichten vertreten. Diese Ansichten müssen wir nicht im Detail kennen, wohl aber, was die Bibel sagt. Ich stelle dazu nur ein paar kurze Fragen:

  • Handelt es sich bei der Taufe mit dem Heiligen Geist um eine besondere „Geisteserfahrung“, die nur einige Gläubige erleben und die mit mehr oder weniger spektakulären Begleiterscheinungen verbunden ist? So oder ähnlich definieren Anhänger der charismatischen Bewegung häufig diese Taufe. Für sie ist die „Geistestaufe“ eine zweite – von der neuen Geburt unterschiedene – Erfahrung des Gläubigen, durch die der Christ erst wirklich in die von Gott vorgesehene geistliche Fülle eintritt und ein siegreiches Leben im Dienst für den Herrn beginnen kann.
  • Oder erlebt jeder diese Taufe ganz persönlich bei seiner Bekehrung? So etwa definiert die EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) die Taufe mit dem Heiligen Geist: „Nach biblischem Zeugnis ist die Taufe mit der Gabe des Heiligen Geistes verbunden. In den neutestamentlichen Berichten über die Taufe Jesu ist zu lesen, dass sich der Himmel auftat und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam (Markus 1,10; vgl. Matthäus 3,16). Dieser Geist schenkt Kraft zu Glaube, Liebe und Hoffnung und konkretisiert sich in einer Vielzahl von Geistesgaben. Er ist der Tröster, den Jesus den Seinen nach seiner Auferstehung sendet (vgl. Johannes 16,14). Menschen werden so durch die Taufe fähig, ihr eigenes Leben in der Gewissheit der Gegenwart Gottes und im Gehorsam gegenüber Gottes Wort verantwortlich zu gestalten und in den Dienst ihrer Nächsten zu stellen. Anders formuliert: Der Heilige Geist gibt den Getauften die Kraft, ein Leben als Zeugen Jesu Christi zu führen.1
  • Oder trifft eher das zu, was Wikipedia dazu zu sagen hat: „Die Geistestaufe, eigentlich „Taufe im Heiligen Geist“ bedeutet die in der Bibel beschriebene Taufe durch Jesus Christus am Gläubigen, wie sie von Johannes dem Täufer vorausgesagt wurde und an Pfingsten erstmals auftrat sowie die auch wiederholt auftretende Zurüstung zum Dienst mit Heiligem Geist gemäß Apostelgeschichte“.2
  • Zu einer völlig anderen Schlussfolgerung kommt G. Setzer. Er schreibt: „Überdenkt man das (gemeint sind die verschiedenen Bibelstellen, in denen die Taufe mit dem Heiligen Geist erwähnt wird), kommt man zum Schluss, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist ein einmaliges Ereignis gewesen ist und eine gemeinschaftliche Segnung darstellt. Wenn heute jemand davon spricht, dass er die Taufe mit dem Heiligen Geist persönlich empfangen hat, liegt er also „doppelt falsch“.3

Viele Fragen, auf die wir versuchen wollen, Antworten zu finden, die auf dem biblischen Text basieren.

2. Relevante Bibelstellen

Den Ausdruck „Taufe mit dem Heiligen Geist“ finden wir sechsmal in der Bibel – und zwar ausschließlich in den vier Evangelien und in der Apostelgeschichte. Zwei weitere Stellen sind ebenfalls bedeutsam, selbst wenn der Ausdruck „Taufe mit dem Heiligen Geist“ nicht direkt vorkommt. Die erste Stelle ist Apostelgeschichte 2 (Pfingsten). Dort findet die Taufe mit dem Heiligen Geist tatsächlich statt. Die zweite Stelle ist in 1. Korinther 12, wo Paulus eine Erklärung dazu gibt, was die Taufe konkret bedeutet. Insgesamt sind also acht Stellen zu überdenken.

Die Tatsache, dass der Ausdruck „Taufe mit dem Heiligen Geist“ im Alten Testament nicht vorkommt4, führt uns jetzt schon zu einer ersten wichtigen Schlussfolgerung, dass nämlich die Taufe mit dem Heiligen Geist eine typisch neutestamentliche und damit christliche Segnung ist, die in der gegenwärtigen Zeit (Haushaltung) der Gnade (der Zeit der Gemeinde Gottes) gekannt wird und im Alten Testament unbekannt war.

Zunächst wird die Taufe mit dem Heiligen Geist in allen vier Evangelien erwähnt. Es ist jeweils Johannes der Täufer, der anlässlich der Taufe des Herrn Jesus am Jordan folgendes sagt:

„Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, dem die Sandalen zu tragen ich nicht wert bin; er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen; dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer“ (Mt 3,11.12).

Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich, dem den Riemen seiner Sandalen gebückt zu lösen ich nicht wert bin. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen“ (Mk 1,7.8).

„Ich zwar taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der stärker ist als ich, dem den Riemen seiner Sandalen zu lösen ich nicht wert bin; er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen“ (Lk 3,16).

„Der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf wen du den Geist herniederfahren und auf ihm bleiben siehst, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft“ (Joh 1,33).

Es ist eher untypisch, dass alle vier Evangelien ein und dasselbe Ereignis mit ähnlichen Worten wiedergeben. Offensichtlich ist es Gott wichtig, dass nicht nur zwei oder drei Zeugen die Aussage von Johannes dem Täufer bestätigen, sondern gleich vier Zeugen. Wir lernen aus den vier Stellen folgendes:

  1. Alle vier Evangelisten bestätigen, dass dieses Ereignis aus ihrer Sicht noch zukünftig war und bis zu diesem Zeitpunkt nicht stattgefunden hatte.
  2. Alle vier Evangelisten bestätigen, wer der Taufende ist, nämlich Jesus Christus selbst. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der uns noch beschäftigen wird. Nicht der Heilige Geist tauft, sondern Christus.
  3. Alle vier Evangelisten bestätigen, dass nur solche getauft werden, die als „gläubig“ bezeichnet werden (es waren zur Buße bereite Menschen, die die Worte von Johannes hörten). Ungläubige Menschen verstehen von dieser Taufe nichts und haben nichts damit zu tun.
  4. Zwei Evangelisten (Matthäus und Lukas) erwähnen neben der Taufe mit Heiligem Geist auch die Taufe mit Feuer. Offensichtlich sind beide voneinander zu unterscheiden. Wir kommen darauf später zurück.

Der fünfte Vers steht in Apostelgeschichte 1. Dort schaut Jesus Christus auf die Taufe von Johannes zurück und sagt dann seinen Jüngern (d. h. den elf Jüngern, denn Judas lebte nicht mehr):

„Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen“ (Apg 1,5).

Der Herr sagt hier nicht, wer taufen würde. Das wussten die Jünger bereits. Dennoch wird das Ereignis erneut als etwas vorgestellt, das noch nicht stattgefunden hatte. Es stand jedoch unmittelbar bevor („nach nicht vielen Tagen“). Das ist ein erster deutlicher Hinweis darauf, was sich zu Pfingsten erfüllen würde (Apg 2,1–4).

Der sechste Vers führt uns zu Apostelgeschichte 11. Dort berichtet Petrus über sein Erlebnis im Haus von Kornelius. Er sagt:

„Als ich aber zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, so wie auch auf uns im Anfang. Ich dachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden“ (Apg 11,15).

Das heißt nicht, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist im Haus von Kornelius stattfand, sondern dass Petrus sich an das erinnerte, was der Herr in Apostelgeschichte 1 gesagt hatte. Allerdings ist der Rückschluss zulässig, dass die Taufe mit dem Heiligen bei dem Besuch von Petrus bei Kornelius bereits stattgefunden hatte, nämlich zu dem Zeitpunkt, als der Heilige Geist auf die Jünger gefallen war. Es ist ein erneuter Hinweis auf die Erfüllung des Pfingstfestes.

Der Bibeltext in Apostelgeschichte 2 lautet:

„Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“ (Apg 2,1–4).

Der Text beschreibt, wie sich das alttestamentliche „Fest der Wochen“ (Pfingsten) tatsächlich erfüllte. Es ist das einzige christliche „Fest“, das die Bibel namentlich nennt – allerdings ist es ein erfülltes Fest, denn an diesem Tag fand die Taufe mit dem Heiligen Geist statt.5

Das führt uns schließlich zu der letzten Stelle, in der zwar der Ausdruck „Taufe mit dem Heiligen Geist“ nicht direkt genannt wird, wohl aber die Sache. Und diese Stelle weist wiederum zurück auf das Ereignis am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2. Es ist die vom Heiligen Geist selbst inspirierte Erklärung dafür, was „die Taufe mit dem Heiligen Geist“ bedeutet.

„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden“ (1. Kor 12,13).

Wir wollen jetzt Schritt für Schritt einige Einzelheiten ansehen:

3. Der Heilige Geist

Der Heilige Geist ist nicht der Taufende, sondern derjenige auf (oder in) den getauft wird. Der Heilige Geist ist eine Person der Gottheit, d. h. Er ist ebenso Gott, wie der Vater und der Sohn. Der Heilige Geist (in der Bibel oft Geist Gottes genannt) ist nicht nur eine göttliche Kraft (das ist Er auch), sondern Er ist unbedingt eine göttliche Person, d. h. Gott selbst.6 Bereits im Alten Testament lesen wir von Gottes Geist, der zeitweise über Menschen kam und sie zu besonderen Dingen befähigte. Was im Alten Testament nicht bekannt war, ist die Tatsache, dass Er dauerhaft in Menschen wohnt, um sie zu erfüllen. Der Herr Jesus hatte angekündigt, dass Er den Geist senden würde (z. B. Joh 15,26; 16,7) und dass Er in Ewigkeit bei den Jüngern sein würde (Joh 14,16). In Apostelgeschichte 2 sehen wir, dass der Heilige Geist einerseits das Haus erfüllte und sich andererseits auf jeden einzelnen Gläubigen setzte. Genau das sind die beiden Seiten, die wir in 1. Korinther 12,13 wiederfinden. Der eine Geist tauft die Gläubigen zu einem Leib (kollektiv), andererseits wird jeder mit dem Geist getränkt (individuell).

4. Eine Taufe

Wir müssen gut verstehen, was hier mit „Taufe“ gemeint ist. Die Bibel spricht von verschiedenen „Taufen“, die man nicht einfach gleichsetzen kann. Eine Taufe ist zunächst damit verbunden, dass der Täufling in ein bestimmtes Element hineingetauft wird (im Fall der Wassertaufe es ist ein Eintauchen oder ein Untertauchen7). Häufig erfolgt die Taufe mit Wasser (z. B. die Taufe auf Moses, die Taufe des Johannes oder die christliche Taufe). Es gibt jedoch auch die „Taufe mit Feuer“ (eine Taufe, die mit Gericht zu tun hat, in das jemand kommt) und eben die „Taufe mit dem Heiligen Geist“.

Nun verstehen wir natürlich, dass der Heilige Geist keine „Flüssigkeit“ ist, in die wir hineintauchen. Der Ausdruck kann also nur im übertragenden Sinn verstanden werden. Dennoch ist Er – und das schreibe ich mit Ehrfurcht – das „Element“, in das hineingetauft wird. In diesem Sinn kann man sagen, dass der Täufling dabei völlig mit einer Sache identifiziert wird.8

Das macht klar, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist nichts mit irgendeiner Wassertaufe zu tun hat – auch nicht mit der christlichen Taufe. Das machen auch die vier Zitate aus den Evangelien deutlich, denn sie unterscheiden ja gerade die Taufe mit Wasser (die des Johannes) deutlich von der Taufe mit dem Heiligen Geist.9 Gleiches gilt für die Taufe mit Feuer.

Die Wassertaufe führt den Täufling in den äußerlichen Platz des Bekenntnisses zu Christus. Die Taufe mit dem Heiligen Geist brachte die wunderbare Einheit der Gläubigen hervor, die Einheit des Leibes Christi – mit allen damit verbundenen Vorrechten und Segnungen. Diese Einheit besteht bis heute und jeder, der in der gegenwärtigen Zeit an das Evangelium glaubt, gehört zu diesem Leib.

Noch etwas gilt es zu bedenken. Warum wird ausgerechnet der Ausdruck „Taufe“ gebraucht? Es ist klar, dass die Taufe ein Symbol ist. Sie symbolisiert häufig den Tod oder ein Begräbnis. Der Tod trennt, das Begräbnis dokumentiert diese Trennung. Das ist bei der Taufe mit dem Heiligen Geist nicht anders. Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist sind nämlich alle nationalen und gesellschaftlichen Barrieren gekappt worden und ein für alle Mal zu Ende gekommen. Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist wurde etwas völlig Neues geschaffen, eine Einheit, die vorher für einen Juden und einen Heiden ebenso undenkbar war wie für einen Freien und einen Sklaven (1. Kor 12,13). Gott hat aus beiden (Juden und Heiden) „eins gemacht und abgebrochen … die Zwischenwand der Umzäunung, … damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte“ (Eph 2,14–16). Die Grundlage dazu wurde am Kreuz gelegt. Wirklichkeit wurde es am Tag der Pfingsten in Apostelgeschichte 2.

5. Wer ist der Taufende?

Jede Taufe setzt zwingend einen „Täufling“ und einen „Taufenden“ voraus. Sonst gibt es keine Taufe. Das ist bei der Taufe mit dem Heiligen Geist nicht anders. Nur einer tauft mit Heiligem Geist. Das ist Christus. Das machen die ersten fünf Stellen (siehe oben) ganz deutlich.

Es gibt zwei Irrtümer:

  1. Es wird behauptet, der Heilige Geist selbst sei der Taufende. Das lässt sich jedoch aus keiner einzigen Bibelstelle ableiten. Ganz im Gegenteil. Es ist wahr, dass der Heilige Geist vielfach im Leben des Gläubigen tätig wird. Aber Er tauft nicht. Wir werden mit (oder in) Heiligem Geist getauft. Wie bereits gesagt, ist der Geist das „Element“, in das hinein getauft wird.
  2. Es wird behauptet, Menschen könnten diese Taufe vornehmen. Dieser Gedanke ist noch abwegiger. Menschen führen die Wassertaufe durch (vgl. die vielen Beispiele in der Apostelgeschichte), doch aus keiner einzigen Stelle könnte man ableiten, dass ein Mensch (nicht einmal die Apostel) mit Heiligem Geist getauft hätte.

Aus diesen beiden Irrtümern leiten sich nicht nur falsche Auslegungen von Bibeltexten ab, sondern zugleich eine völlig falsche Praxis. Wie immer führt auch hier falsche Belehrung zu einer falschen Praxis.

6. Wer empfängt die Taufe mit dem Heiligen Geist?

Wir haben schon gesehen, dass nur Gläubige mit dem Heiligen Geist getauft werden. Und doch ist das noch zu unpräzise. Der zitierte Vers aus 1. Korinther 12,13 gibt nähere Auskunft darüber.

„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie“ (1. Kor 12,13)

„Wir alle“ – sind im engeren Sinn diejenigen, an die der Apostel Paulus diesen Brief schreibt und das sind nicht nur die Gläubigen in Korinth („die Versammlung Gottes, die in Korinth ist“), sondern alle, die „an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen“ (1. Kor 1,2). Mit anderen Worten – es geht um die Gläubigen der gegenwärtigen Zeit (der Haushaltung der Gnade). Die Gläubigen des Alten Testamentes haben daran ebenso wenig Anteil, wie es der zukünftige Überrest der Juden haben wird, der durch die große Drangsal geht oder die Gläubigen, die im 1000-jährigen Reich auf der Erde leben werden.

7. Mit welchem Ziel sind die Gläubigen mit dem Heiligen Geist getauft worden?

Paulus macht in seiner Aussage in 1. Korinther 12,13 zugleich deutlich, was der Zweck der Taufe mit dem Heiligen Geist ist. Die Antwort lautet: „…zu einem Leib getauft“. Was ist damit gemeint? Es geht nicht um einen menschlichen Körper, es geht nicht um eine menschliche Organisation, sondern es geht um die Versammlung (Gemeinde) Gottes, zu der alle erlösten Gläubigen der Gnadenzeit gehören, die den Heiligen Geist besitzen. Diese Versammlung (Gemeinde) wird hier im Bild eines „Leibes“ (Körpers) gesehen, der eine Einheit bildet. Gott wollte nicht länger nur – wie es im Alten Testament war – „zerstreute“ (und individuelle) Kinder Gottes haben (vgl. den Ausdruck in Joh 11,52), sondern die Gläubigen sollten eine untrennbare Einheit mit Christus im Himmel und untereinander bilden. Es sollten nicht länger „Juden und Griechen“ oder „Freie und Sklaven“ sein (von Geburt gehörten die gläubigen Korinther jeweils zu einer dieser beiden Gruppen), sondern sie sollten eine wunderbare Einheit bilden – einen Leib, dessen Haupt der verherrlichte Christus im Himmel ist.

Wir lernen: Der Geist Gottes ist die einigende Kraft und zugleich das einigende Band der Versammlung Gottes. Wir sind nicht durch die Wassertaufe, durch ein Glaubensbekenntnis oder sonst irgendetwas anderes miteinander verbunden, sondern durch Christus und den Heiligen Geist. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist keineswegs eine persönliche, sondern vielmehr eine gemeinschaftliche Segnung.

Diese Feststellung ist grundsätzlich und nimmt bereits eine Menge von Missverständnissen weg. Durch den einen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden. Nicht der einzelne Gläubige wird mit dem Geist getauft, sondern wir alle sind zu einem Leib getauft worden. Dass der Geist in jedem einzelnen Gläubigen Wohnung nimmt, ist ebenfalls wahr. Aber dieses „Wohnen“ (manche Ausleger nennen es „Inne-Wohnung“) wird an keiner Stelle „Taufe“ genannt. Wir müssen lernen, diese Begriffe zu unterscheiden.

8. Wann hat die Taufe mit dem Heiligen Geist stattgefunden?

Noch einmal zu der Erklärung von Paulus. Er schreibt von der Taufe mit dem Heiligen Geist als von einem Ereignis, das bereits stattgefunden hatte. Er sagt: „Wir sind getauft“ und nicht „wir werden getauft“. Es ist also ganz anders als in den Evangelien und in Apostelgeschichte 1. Dort ist es Zukunft.10 Hier ist es eindeutig Vergangenheit, und zwar wird eine Handlung beschrieben, die in der Vergangenheit abgeschlossen wurde. Die Antwort kann deshalb nur lauten, dass dies geschah, als das Pfingstfest erfüllt wurde.

Damit halten wir fest, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist ein einmaliges Erlebnis ist, das zu Pfingsten (Apg 2) stattfand. Dort war – um dieses Bild zu gebrauchen – die Geburtsstunde der Versammlung (Gemeinde) Gottes.11 Dort empfingen die Jünger den Heiligen Geist, der sie zu einer Einheit zusammenfügte. Das kann nur einmal geschehen, denn danach ist es eine Einheit.12 Es wäre absurd zu denken, dass diese Einheit bei jeder Bekehrung eines Menschen neu gebildet würde. Genauso falsch ist es aber auch anzunehmen, die Versammlung habe erst dann ihren Anfang genommen, nachdem der Apostel Paulus seinen Dienst begonnen hat.

Es stellt sich hier die Frage, ob sich der Ausdruck „wir sind getauft“ worden, nicht doch auf jeden einzelnen Gläubigen bezieht. Einige Ausleger sehen das tatsächlich so. Sie sagen, dass jemand, der den Herrn Jesus im Glauben annimmt, den Heiligen Geist empfängt und auf diesem Weg als Glied der Versammlung hinzugefügt und so ein Teil von ihr wird. Er empfängt sozusagen bei der Bekehrung die „Taufe mit dem Heiligen Geist“. Doch ganz so ist es nicht. Jedenfalls sagt die Bibel es so nicht. Wahr ist, dass jeder, der das Wort der Wahrheit hört und glaubt, den Heiligen Geist als Siegel empfängt (Eph 1,13). Wahr ist auch, dass er damit ein Teil der Versammlung Gottes wird.

Wenn wir aber noch einmal zu Apostelgeschichte 2 gehen, dann lernen wir dort, dass die Jünger auf dem Obersaal längst „gläubig“ waren. Sie hatten lange vorher an den Sohn Gottes geglaubt. Und nicht nur das. Es fällt beim genauen Lesen der Apostelgeschichte auf, dass später viele Menschen gläubig wurden. Von ihnen lesen wir auch, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Doch kein einziges Mal (außer zu Pfingsten) ist mehr von einer „Taufe mit dem Heiligen Geist“ die Rede. Gleiches gilt für die Briefe der Apostel. Wir lesen wohl, dass Menschen den Heiligen Geist „empfingen“ (Apg 2,38; 8,17; Röm 8,15; 1. Kor 2,12; Gal 3,2.14), dass Er ihnen „gegeben“ oder gesandt wurde (Apg 5,32; 8,18; 15,8; Röm 5,5; 2. Kor 1,22; 5,5; Gal 4,6; 1. Joh 3,24; 4,13), oder dass sie mit dem Geist „versiegelt“ wurden (Eph 1,13; 4,30).

Der Vers in 1. Korinther 12,13 gibt tatsächlich nur dann einen guten Sinn, wenn wir dabei an das Geschehen zu Pfingsten denken. Damals wurden die Gläubigen zu dem einen Leib zusammengefügt. Seitdem gibt es die Versammlung auf dieser Erde als den „Leib“ Christi, zu dem jeder gehört, der Ihn im Glauben annimmt.

Die Handlung der Taufe mit dem Heiligen Geist steht im Grundtext in der Zeitform des Aorists und weist damit auf eine ein für alle Mal geschehene Handlung in der Vergangenheit hin. Heute wird niemand mehr mit dem Heiligen Geist getauft, um den Leib zu bilden. Wenn das heute noch geschehen würde, dann würde es immer neue Leiber geben, was natürlich nicht der Fall ist. Es gibt nur einen Leib (Eph 4,4).

Man kann das an einem Bild illustrieren und die Taufe mit dem Heiligen Geist mit einem Steinwurf vergleichen, der in ein stehendes Gewässer, das voller Binsen ist, geworfen wird. Was passiert? Das Wasser bildet zunächst an der Stelle, wo der Stein hineingefallen ist, kleine Wasserkreise. Diese Kreise weiten sich nach und nach aus und erfassen schließlich den ganzen Teich und alle Binsen in dem Teich. Das hilft uns zu verstehen, wie wir heute Anteil an dem herrlichen Ergebnis dessen bekommen, was nun vor fast 2000 Jahren in Jerusalem auf dem Obersaal geschehen ist. Der Steinwurf ist mit der Geburtsstunde der Versammlung und der Taufe mit dem Heiligen Geist vergleichbar, während die sich ausweitenden Kreise von der Annahme des Evangeliums bis heute sprechen.13

9. Fazit

Die Bibel gibt uns keinen Hinweis darauf, dass es so etwas wie eine zweite „Geisteserfahrung“ für Gläubige gibt oder dass diese Taufe etwas ist, das ein Mensch bei seiner Bekehrung erlebt. Die Taufe mit dem Heiligen Geist hat auch nichts mit unserer Kraft für unseren Dienst oder mit unserer persönlichen Nachfolge zu tun. Es handelt sich vielmehr um ein einmaliges und kollektives Ereignis, durch das die Versammlung Gottes auf der Erde ihren Anfang nahm.

A.C. Gaebelein schreibt: „Die Taufe mit dem Heiligen Geist fand zu Pfingsten statt. An diesem Tag wurde der Heilige Geist ausgegossen und erfüllte jeden Gläubigen. Er vereinte sie ebenfalls zu einem Leib. Der Leib Christi wurde ein für alle Mal durch diese Taufe gebildet. Von dem Tag an wird jeder Sünder, der seinen Vertrauen in Christus setzt, diesem Leib hinzugefügt und nimmt Teil an dem einen Geist“.14

Wie schon erwähnt, finden wir bei allen Taufen vier Elemente, die zu unterscheiden sind. Erstens gibt es den Täufer, zweitens den Täufling, drittens ein Element, in das hineingetauft wird, und viertens einen Grund, warum getauft wird. Bezogen auf die Taufe mit Heiligem Geist bedeutet das:

  • Der Taufende ist nicht der Heilige Geist, sondern Christus selbst
  • Die Personen, die getauft wurden, waren die Gläubigen, die in Apostelgeschichte 2 zusammen waren. Dort wurde der eine Leib gebildet und jeder, der jetzt an den Herrn Jesus glaubt, ist ein Teil davon.
  • Das „Element“, in das getauft wird, ist der Heilige Geist. Wir sind mit (oder in) Heiligem Geist getauft.
  • Der Grund der Taufe mit Heiligem Geist ist die Bildung des einen Leibes, der die Versammlung Gottes ist.
  • Sander schreibt wie folgt: „Am Pfingsttag (Apg 2,1– 4) sind die Gläubigen, die persönlich oder individuell den Geist bekamen, kollektiv (korporativ) mit dem Heiligen Geist getauft worden, und zwar zu einem Leib (vgl. den Wortlaut von 1. Kor 12,13), und daher war der Pfingsttag die Geburtsstunde der Versammlung oder Gemeinde, und dieses gemeinsame Geschehen bezeichnet der Apostel als „Taufe“ mit dem Heiligen Geist. Wie jede Geburt ein einmaliges Ereignis ist, so ist auch die „Geburt“ der Gemeinde nur einmal erfolgt – eben durch die Taufe mit dem Heiligen Geist am Pfingsttag. Wenn sich nun heute Menschen bekehren und den Heiligen Geist empfangen, ist das im Sinn des Neuen Testaments keine neue „Geistestaufe“. Der Leib wird nicht immer neu gebildet. Das Hinzufügen Einzelner zum Leib Christi wird daher in der Schrift nicht „Taufe mit dem Heiligen Geist“ genannt, sondern „Versiegelung“, Erhalt eines „Unterpfands“ und „Salbung“ (2. Kor 1,21.22; Eph 1,13.14; 4,30; 1. Joh 2,20). Dass der Herr Jesus Christus „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ ist (Heb 13,8), steht diesen Ausführungen durchaus nicht entgegen.15

10. Fragen

Nachfolgend einige Frage, die das, was wir bereits gesehen haben, entweder ergänzen oder vertiefen.

Frage: Was hat es mit der „Taufe mit Feuer“ auf sich? Warum wird sie in Verbindung mit der „Taufe mit Heiligem Geist“ zweimal genannt? (Mt 3,11; Lk 3,16).

Antwort: Die Taufe mit Feuer wird an beiden genannten Stellen ebenso von der Taufe mit Heiligem Geist unterschieden wie die Taufe von Johannes. Lediglich die Ausführung der beiden Taufen durch Christus (die mit Feuer und die mit dem Heiligen Geist) ist gleich. Es fällt sofort auf, dass der Herr in Apostelgeschichte 1 nichts mehr von der Taufe mit Feuer sagt. Diese Taufe hat sich nicht zu Pfingsten erfüllt. Feuer ist ein Symbol des Gerichts Gottes, das einmal das ungläubige Volk Israel treffen wird. Israel ist die „Tenne“, die der Messias mit Feuer (Gericht) reinigen wird, wenn Er kommt, um sein Reich auf dieser Erde zu gründen.

Johannes der Täufer nennt zwei Ereignisse in einem Atemzug, ohne darauf hinzuweisen, dass sie zu zwei ganz unterschiedlichen Zeitpunkten eintreten werden. Etwas Ähnliches finden wir z. B. auch im Blick auf die Auferstehung in Johannes 5,28.29. R. Brockhaus schreibt dazu: „Johannes der Täufer stellt also zwei wichtige Charakterzüge des ersten und zweiten Kommens von Christus in einem Satz zusammen. Alles, was zwischen beiden liegen mochte, war vor seinen Augen verborgen … Nirgendwo in der Bibel finden wir etwas, das uns anleiten könnte, das Ereignis am Pfingsttag als Feuertaufe zu bezeichnen. Es handelt sich dort in keiner Weise um Gericht, sondern vielmehr um das Ausgiessen der Gnade Gottes“.16

Frage: Warum ist aber dann in Apostelgeschichte 2,3 von zerteilten Zungen wie von Feuer die Rede, die sich auf jeden Einzelnen der Anwesenden setzten?

Antwort: Man beachte zunächst, dass es keine „feurigen Zungen“ waren, sondern es waren Zungen „wie von Feuer“. Diese Aussage soll vor allem deutlich machen, wie groß der Unterschied zwischen uns Menschen und unserem Herrn ist. Als der Heilige Geist auf Ihn herabkam, war es in Form einer Taube, was von Reinheit und Frieden spricht. Bei uns hingegen war das völlig anders. Von Natur waren wir nicht rein wie eine Taube, sondern es gab – und gibt – etwas, das vorher gerichtet werden musste.

H.L. Heijkoop schreibt: „Manchmal werden die „zerteilten Zungen wie von Feuer“ als Beweis dafür angeführt, dass die „Feuertaufe“ mit der Taufe mit Heiligem Geist identisch sei. Es steht jedoch nicht da, dass es Feuer war, sondern „wie von Feuer“. Es waren Zungen, was auf Sprechen hinweist. Das bedeutet, dass die Macht des Heiligen Geistes sich in ihrer Predigt des Wortes offenbaren würde, so dass dieses Wort, das wie ein Feuer alles richtet (oder beurteilt, Heb 4,12), mit Kraft verkündet werden würde (Apg 1,8). Dass es „zerteilte“ Zungen waren, ist meines Erachtens ein Hinweis darauf, dass das Zeugnis sich nicht nur an die Juden, sondern auch an die Nationen richten würde“.17

  1. Kelly sieht es so: „Für den Herrn Jesus erschien der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, ein sehr schönes Sinnbild davon, wie der Heilige Geist sich jenem Menschen anpasste, auf den Er ohne Blut kommen und in dem Er bleiben konnte. Als Er auf Ihn, den Sohn des Menschen, herniederkam, konnte Er dieses wohlbekannte Sinnbild von Reinheit annehmen. Bei den Menschen aber, bei den Gläubigen, die in Jerusalem versammelt waren, um dort auf die Kraft aus der Höhe zu warten, die der Herr ihnen verheißen hatte, war es nicht die Gestalt einer Taube, sondern da waren Zungen, zerteilte Zungen, wie von Feuer, ein viel passenderes Bild. Diese Zungen waren zerteilt, weil Gott nun ein mächtiges und weitreichendes Zeugnis aussenden wollte. Wenn auch Israel eine besondere Verantwortung hatte, was auch diesem Land und diesem Volk an Zeugnissen zuteilwerden sollte, so hatte Gott, der das Ende von Anfang an kennt, hier in dem Bild der zerteilten Zungen schon im Auge zu zeigen, dass die frohe Botschaft sowohl den Nationen als auch den Juden gebracht werden würde. Diese Zungen waren einerseits „zerteilt“, andererseits waren sie „wie Feuer“. Am Kreuz war die Sünde schon gerichtet worden. Im Menschen war etwas, das gerichtet werden musste, und das war im Tod Christi, des Sündopfers, geschehen. Die feurigen Zungen waren deshalb ein Zeugnis dafür, dass alles aus Gnaden war (wie groß auch die Kraftentfaltung des Heiligen Geistes sein mochte). Wie immer, wenn es sich um Sünde handelt, herrscht die Gnade durch Gerechtigkeit durch Jesus Christus, unseren Herrn“.18

Frage: Könnte man nicht doch annehmen, dass Paulus in 1. Korinther 12,13 von der Wassertaufe spricht? Kann es nicht sein, dass die Gläubigen durch die christliche Wassertaufe zu dem einem Leib hinzugefügt werden?

Antwort: Die christliche Wassertaufe ist im Neuen Testament etwas, das ein Mensch persönlich erlebt (sie ist keine kollektive Erfahrung) und die ihn zu einem Jünger (Nachfolger) des abgelehnten Jesus Christus auf der Erde macht. Die Bibel lehrt an keiner Stelle, dass man durch die Wassertaufe ein Teil der Versammlung Gottes wird (ein Glied am Leib Christi oder ein Stein im Haus Gottes). Das geschieht vielmehr durch den Glauben an den Herrn Jesus. Wie weiter oben erklärt, unterscheiden eigentlich alle sechs Stellen, die über die Taufe mit dem Heiligen Geist sprechen, diese beiden Taufen. Es wäre mehr als sonderbar, wenn es in 1. Korinther 12,13 anders sein sollte.

A.C. Gaebelein schreibt: „Die Taufe, die in diesem Vers (1. Kor 12,13) erwähnt wird, ist nicht die Wassertaufe. Die Wassertaufe kann niemanden retten und auch nicht als Glied der Gemeinde als dem einen Leib hinzufügen. Die Taufe hier ist die Taufe mit Heiligem Geist. Sie fand am Pfingsttag statt”.19

Frage: Ist es korrekt zu sagen, dass ein Gläubiger bei seiner Bekehrung als Glied dem Leib Christi zugefügt wird? Ist nicht genau das die Bedeutung von 1. Korinther 12,13? Mit anderen Worten: Werden wir nicht doch bei unserer Bekehrung mit dem Heiligen Geist getauft?

Antwort: Es ist korrekt zu sagen, dass ein Gläubiger bei seiner Bekehrung ein Teil der Versammlung Gottes wird. Wer dem Wort der Wahrheit glaubt, empfängt den Heiligen Geist und diese beiden Tatsachen qualifizieren uns, Teil dieser wunderbaren Versammlung zu sein.

Man muss jedoch berücksichtigen, dass das Neue Testament verschiedene Bilder von der Versammlung gebraucht. Im Zusammenhang mit der gestellten Frage gilt es vor allem, zwischen dem Bild des Hauses Gottes und dem Bild des Leibes Christi zu unterscheiden. Die getätigte Aussage passt zu dem Bild des Hauses deutlich besser als zu dem Bild des Leibes. Der Leib existiert seit Pfingsten und er ist immer vollständig. Man kann in diesem Sinn nicht – jedenfalls streng genommen nicht – als ein neues Glied hinzugefügt werden. Zumindest ist die Formulierung nicht glücklich. Es ist wie im realen Leben. Ein Gebäude wächst, indem Baumaterial (z. B. Steine) hinzugefügt werden. Ein menschlicher Körper hingegen wächst nicht, indem neuen Gliedmaßen hinzukommen. Der Körper eine Babys und Kleinkindes ist bereits fertig. Alle Anlagen sind vorhanden. Er wächst organisch.

Auf die geistliche Ebene übertragen, bedeutet das folgendes: Das Haus Gottes wächst, indem neue, d. h. lebendige Steine hinzugefügt werden. Das Wachsen des Leibes (Eph 4,16) geschieht jedoch auf andere Weise, nämlich organisch, d.h. es findet ein geistliches Wachstum statt. Deshalb passt der Gedanken, dass „neue Glieder“ hinzugefügt werden, nicht gut zu dem Leib. Ich möchte das an dem Beispiel eines Unternehmens illustrieren. . Heute arbeiten viele Menschen in diesem Unternehmen und es kommen immer wieder neue hinzu. Das Unternehmen wächst, aber niemand würde auf den absurden Gedanken kommen, mit jeder Neueinstellung würde das Unternehmen neu gegründet.

C. Briem drückt sich im Blick auf die Taufe mit dem Heiligen Geist so aus: „Genauso wird jede Seele, die durch den Glauben an Christus errettet und mit dem Heiligen Geist versiegelt wird, mit eingeschlossen in die Taufe des Heiligen Geistes. Es ist nicht jedes Mal eine neue Taufe, aber alle Versiegelten haben Teil an dieser Segnung, gehören zu dieser wunderbaren Einheit“.20 Die Formulierung „mit eingeschlossen“ scheint mir gut gewählt zu sein. Sie ist jedenfalls nahe am Text des Wortes Gottes und passt besser als die Aussage, dass man als Glied dem Leib Christi hinzugefügt wird.

Wir müssen einfach lernen, die Bilder über die Versammlung sorgfältig zu unterscheiden, ohne sie zu trennen. 1. Korinther 12,13 spricht jedenfalls nicht davon, dass Gläubige hinzugefügt werden, sondern von der wunderbaren Einheit der Versammlung, die seit dem Pfingsttag existiert und an der alle teilhaben, die mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind.

Frage: Warum spricht Paulus dann in 1. Korinther 12,13 von „Juden und Griechen“? Es ist doch offensichtlich so, dass in Apostelgeschichte 2 keine Griechen (Heiden) anwesend waren, sondern ausschließlich Juden.

Antwort: Paulus spricht hier grundsätzlich und stellvertretend. Er meint, dass der Leib, der jetzt aus Juden und Griechen besteht, damals zu existieren begann, als der Heilige Geist zu Pfingsten auf die Erde kam. Wir können das noch einmal an dem Bild des Unternehmens illustrieren (siehe oben). Anlässlich der 200-Jahr-Feier sagt der Vorstandsvorsitzende mit Fug und Recht: „Unser Unternehmen, in dem Menschen aus aller Welt arbeiten, wurde vor 200 Jahren gegründet“. Vor 200 Jahren arbeiteten nicht viele Menschen dort und schon gar nicht Menschen aus allen Kontinenten. Dennoch würde niemand an dieser Aussage – dazu noch in der „Wir-Form“ –zweifeln. Dieses Bild hilft, die Aussage besser zu verstehen.

Frage: Warum fügt Paulus in 1. Korinther 12,13 hinzu, dass wir alle mit einem Geist getränkt worden sind?

Wir sehen einen Hinweis darauf, dass es nicht nur die kollektive Seite gibt (zu einem Leib getauft), sondern auch die persönliche Seite, dass nämlich jeder einzelne Gläubige den Heiligen Geist dauerhaft (d. h. auf ewig) in sich wohnend besitzt. Er hat ihn sozusagen „zu trinken“ bekommen. Das ist bei der Bekehrung geschehen, bzw. in dem Moment, wo ein Mensch das Evangelium der Wahrheit im Glauben annimmt (Eph 1,13). Beide Ausdrücke „getauft“ und „getränkt“ stehen in einer Zeitform, die deutlich macht, dass es sich um eine in der Vergangenheit abgeschlossene Handlung handelt. Allerdings beziehen sie sich auf zwei verschiedene Zeitpunkte. Das Taufen ist ein kollektives Ereignis und weist zurück auf Apostelgeschichte 2. Das Tränken weist zurück auf den Augenblick, wo ein Mensch zum Glauben kommt und den Heiligen Geist persönlich als Siegel empfängt. Die zweite Aussage erklärt und bestätigt also nicht die erste Aussage, sondern es handelt sich um zwei verschiedene Dinge, die dennoch miteinander verbunden sind.

Frage: Inwiefern ist das Ereignis zu Pfingsten (Apg 2) eine Erfüllung des Festes der Wochen im Alten Testament?

Antwort: Es ist klar, dass die in 3. Mose 23 beschriebenen Festzeiten historisch für das Volk Israel wichtig waren. Sie sollten alles genau so tun, wie Gott es in diesem Kapitel beschreibt. Für uns Christen haben diese Feste keine wörtliche, sondern eine geistliche Bedeutung. Wenn wir Kolosser 2,16 und Galater 4,10 aufmerksam lesen, stellen wir fest, dass es für uns Christen weder die Feste aus dem Alten Testament gibt noch wird uns auferlegt, irgendwelche christlichen Feste zu halten und zu feiern. Das einzige Fest, das wir im Neuen Testament finden, ist tatsächlich das Pfingstfest (oder das Fest der Wochen). Fünfzig Tage nachdem die Webe-Garbe dargebracht wurde (ein Hinweis auf die Auferstehung des Herrn), sollten die Kinder Israel dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen, nämlich zwei Webebrote aus Feinmehl (3. Mo 23,15–17). A. Remmers kommentiert das so: „Wenn wir das Griechische wörtlich nehmen, dann steht in Apostelgeschichte 2,1: Als das Fest der Fünfzig erfüllt war… Pfingsten ist einfach das griechische Wort für fünfzig. Am Tag der Pfingsten erfüllte sich das Fest der Wochen, das sieben Wochen nach dem Darbringen der Erstlinge stattfand… Wenn wir fragen, was am Tag der Pfingsten geschah, dann sehen wir, dass es der Gründungstag der Versammlung war“21.

Die beiden Webebrote sind ein treffliches Bild davon, dass die Versammlung aus Gläubigen mit jüdischem und heidnischem Hintergrund (Ursprung).Es fällt auf, dass das neue Speisopfer aus zwei Broten bestand. Sie stellen die Gläubigen dar, die jüdischen und heidnischen Ursprung hatten und nun eins waren. Das wird dadurch unterstrichen, dass die beiden Brote zwar aus Feinmehl waren, aber mit Sauerteig gebacken wurden. Die Speisopfer, die auf Christus hinweisen, enthielten keinen Sauerteig, weil Sauerteig ein Bild der Sünde ist und Sünde mit Ihm nicht in Verbindung gebracht werden kann (3. Mo 2,11). Aber hier es ist es anders. Der gebackene (und damit unwirksam gemachte) Sauerteig spricht davon, dass Juden und Heiden, bevor sie zu einem Leib zusammengefügt wurden, Sünder waren.

Fußnoten

  • 1 EKD.de
  • 2 Wikipedia (Stand 11.11.2021)
  • 3 G. Setzer: Die Taufe mit dem Heiligen Geist (Bibelstudium.de)
  • 4 Die Worte „Taufe“ und „taufen“ kommen im Alten Testament überhaupt nicht vor. Allerdings heißt es in 1. Korinther 10,2 rückblickend, dass „alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und in dem Meer“. Als Johannes der Täufer damit begann, die bußbereiten Juden zu taufen, wussten die Juden durchaus um die symbolische Bedeutung dieser Handlung.
  • 5 Es gibt keinen Hinweis darauf, dass wir dieses Fest heute noch feiern sollten. Alle übrigen Feste, die in der Christenheit gefeiert werden, haben keinen biblischen Hintergrund, sondern sind aufgrund menschlicher Traditionen entstanden.
  • 6 Er wird oft die „dritte Person der Gottheit“ genannt. Das ist an sich nicht falsch, darf aber nicht dazu verleiten, eine „Rangordnung“ in der Gottheit zu sehen. Zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist gibt es keinen „Rangunterschied“.
  • 7 Die Juden verstanden unter einer „Taufe“ ein Untertauchen im Wasser. In diesem Sinn lesen wir z. B. in Markus 7,4 von den „Waschungen“ von Bechern und Krügen. Für die ersten Christen war das also nicht unbekannt. Das griechische Wort, das in Markus 7 für „Waschungen“ steht, wird z. B. in Kolosser 2,12 mit der christlichen Wassertaufe verbunden. Es geht um ein Untertauchen in Wasser.
  • 8 Nur so können wir die Worte des Herrn Jesus verstehen, der sein Leiden und Sterben mit einer „Taufe“ vergleicht (Lk 12,50).
  • 9 Die Unterschiede sind augenfällig. Sie beziehen sich erstens auf den Täufer, zweitens auf den Täufling, drittens auf das Element, in das getauft wird und viertens auf den Zweck, der mit der Taufe verbunden ist. Bei der Wassertaufe tauft ein Christ, der Täufling ist jemand, der gläubig geworden ist, das Element ist Wasser und der Zweck ist, dass jemand Christus sichtbar als Jünger auf der Erde folgt. Bei der Taufe mit dem Heiligen Geist ist der Täufer Christus, getauft wurden alle Glaubenden, die im Obersaal anwesend waren. Das Element ist der Heilige Geist und der Zweck ist die Geburtsstunde der Versammlung (Gemeinde) auf der Erde. Darüber hinaus fand die Taufe mit dem Heiligen Geist nur ein einziges Mal statt, während die Wassertaufe immer dann durchgeführt wird, wenn ein Gläubiger sich äußerlich zu Christus bekennen möchte. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Wassertaufe in vielen Fällen auf Wunsch des Täuflings durchgeführt wird, während die Taufe mit dem Heiligen Geist etwas ist, das ausschließlich von Gott kommt.
  • 10 In Johannes 1,33 heiß es zwar: „dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft“. Das ist aber ein Kennzeichen grundsätzlicher Art und keine zeitliche Festlegung.
  • 11 Wir sprechen hier nicht von der Versammlung im ewigen Ratschluss Gottes. In den Gedanken und Plänen Gottes existierte sie bereits vor Grundlegung der Welt. Der Zeit nach nahm sie jedoch ihren Anfang in Apostelgeschichte 2.
  • 12 Das Bild der Geburtsstunde unterstreicht diesen Gedanken. Eine natürliche Geburt kann nur einmal stattfinden. Niemand wird – von der geistlichen Neugeburt abgesehen – zweimal geboren. Das ist unmöglich.
  • 13 Vgl. C. Briem: Ein Volk für seinen Namen – Apostelgeschichte 2 (CSV Hückeswagen)
  • 14 A.C. Gaebelein: The First Letter to the Corinthians (in: Gaebelein’s Concise Commentary on the whole Bible, Loizeaux Brothers)
  • 15 K. Sander: Die Taufe mit dem Heiligen Geist – ein einmaliges Ereignis (in „Folge mir nach“ 2005)
  • 16 R. Brockhaus: Die Gabe des Heiligen Geistes (CSV Hückeswagen)
  • 17 H.L. Heijkoop: Der Heilige Geist (in: Bibelkommentare.de)
  • 18 W. Kelly: Der Heilige Geist (EPV Neustadt).
  • 19 A.C. Gaebelein: The First Letter to the Corinthians (a.a.O.).
  • 20 C. Briem: Ein Volk für seinen Namen, a.a.O.
  • 21 A. Remmers: „The seven feasts of the Lord” (biblecentre.org)