Von 1. Mose bis zur Offenbarung
Vorlesungen über den Aufbau und Inhalt der biblischen Bücher

Die 5 Bücher Mose

Diese beiden Schriftstellen zeigen, dass wir das Wort Gottes auf zwei Weisen lesen und verstehen können:

„Denn der HERR, dein Gott, bringt dich in ein gutes Land, ein Land von Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die in der Talebene und im Gebirge entspringen; ein Land von Weizen und Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granatbäumen; ein Land von ölreichen Olivenbäumen und Honig; ein Land, in dem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst, in dem es dir an nichts mangeln wird; ein Land, dessen Steine Eisen sind und aus dessen Bergen du Kupfer hauen wirst“ (5. Mose 8,7–9).

„Und Mose stieg von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüber ist. Und der HERR ließ ihn das ganze Land sehen: das Land Gilead bis Dan, und das ganze Land Naphtali und das Land Ephraim und Manasse, und das ganze Land Juda bis zum hinteren Meer; und den Süden und den Jordankreis, die Talebene von Jericho, der Palmenstadt, bis Zoar. Und der HERR sprach zu ihm: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sprach: Deinen Nachkommen will ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen sehen lassen, aber du sollst nicht hinübergehen“ (5. Mose 34,1–4).

In der ersten Schriftstelle ist es die Nahrung für die Seele. Uns wird berichtet von der Fruchtbarkeit des Landes, seinen Hügeln und Tälern, seinen Quellen und Wasserläufen, seinen Granatäpfeln, Feigen und Ölbäumen – alles, was gut für die Nahrung war, was einen fast an den Garten Eden selbst erinnert.

In der anderen Schriftstelle haben wir Mose, der das Land aus der Ferne betrachtet. Ich spreche nicht davon, dass es eine Strafe für sein Verhalten ist. In gewisser Weise erscheint es unendlich pathetisch, dass der Mann, der Gott zu seiner Zeit und in seiner Generation am treuesten war, von Ihm auserwählt werden sollte, um die unnachgiebige Gerechtigkeit zu kennzeichnen, die in Seinem Haus immer ausgeübt wird. Es ist nicht bloß der versagende Israelit, dem nicht erlaubt wird, das Land zu betreten, nicht bloß der Gestrauchelte von unbedeutendem Platz oder von geringem Wert im Werk Gottes. Sondern es ist der Anführer selbst, – Mose, der sie aus Ägypten herausgeführt hatte, der all ihre Torheit und Unzulänglichkeiten in der Wüste ertragen hatte, der sie an die Grenze des Landes gebracht hatte –, der für eine Tat der Eile, die Gott entehrte, herausgegriffen wird, um jenes unnachgiebige Gericht zu zeigen, das immer zu seinem Haus gehört. In der Gnade hat Mose den höchsten Platz, aber in der Regierung muss er bei den Niedrigsten sein, unter der mächtigen Hand Gottes.

Ich möchte aber nicht von Mose sprechen, sondern von uns selbst und aus dieser Stelle die andere Art zeigen, wie wir das Land betrachten können, nämlich aus der Ferne. Mose durfte nicht hineingehen; er wird aber auf die Spitze des Berges Pisga geführt, und von dort kann sein Auge das ganze Gebiet überblicken. Vom fernen Dan im Norden, durch das ganze Mittelgebirge bis hinunter ins ferne Südland, vom nahen Jordan bis hinüber zum westlichen Meer reicht sein Blick, und Gott sagt: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob verheißen habe. Das ist es, in das Israel einziehen soll.

In einem gewissem Sinne können wir, wie Abraham, keinen einzigen Fuß Land unser eigen nennen. Wer ist ärmer als die Kinder Gottes? Alle unsere Kostbarkeiten sind unsichtbar für die Augen. Die Dinge, die für uns am wertvollsten sind, existieren für die Welt nicht einmal: Das ganze Erbe des Volkes Gottes ist ein zukünftiges Erbe. Aber wo finden wir dieses Erbe beschrieben? Wo haben wir es in all seiner Schönheit, Fruchtbarkeit und Vollkommenheit vor uns ausgebreitet? In dem kostbaren Wort Gottes. Und so sind diese Schriften unser gegenwärtiges Erbe, in das wir jetzt durch den Glauben eintreten und uns bereits an der Realität erfreuen können, die uns dort entfaltet wird.

Nun sehen Sie, wie diese beiden Schriftstellen zutreffen. Wir haben zunächst das Wort Gottes, das die vielfältige Nahrung für unsere Seelen liefert. Dort gibt es die Frucht des Weinstocks, des Feigenbaums, des Granatapfels, des Weizens, der Gerste, des Ölbaums, von dem wir gesprochen haben, – Nahrung für unsere Seelen. Dann wieder haben wir den Blick vom Berg Pisga, der über das ganze Erbe schaut und den allgemeinen Umfang des Wortes Gottes und die Gruppierung seiner Teile aufnimmt. Und so wie man auf einen Berggipfel hinaufsteigt, um das ganze Land zu überblicken, und dann hinuntersteigt und in ein Bauernhaus eintritt, um Nahrung für seinen Hunger zu bekommen, so ist es unsere Absicht, mit der Hilfe des Herrn, zu dieser Zeit die Bergansicht der Schrift einzunehmen, das ganze Wort Gottes zu betrachten, seine Gruppierungen und seinen allgemeinen Inhalt zu sehen, und von Zeit zu Zeit hinabzusteigen, um etwas für unsere eigene Seele zu bekommen.

Das ist der Weg Gottes in all seinen Werken. Wir können die Natur mit dem Teleskop oder mit dem Mikroskop betrachten. Der Astronom durchstreift den Himmel mit seinem Fernrohr. Er blickt in ihre Tiefen, und wo wir nichts sehen, sieht er nicht nur Welten, sondern Systeme von Welten. Der Biologe nimmt einen einzigen Wassertropfen und sieht mit seinem Mikroskop dort eine neue Welt, die genauso perfekt und real ist wie die Sternenwelten darüber. Wie vollkommen ist doch alles Werk Gottes, sei es von seinen Händen oder von seinem Geist.

So können wir zur Bibel kommen und sie gleichsam mit dem Fernrohr betrachten und ihre ganze Fülle überblicken und ihre allgemeine Harmonie und ihren Inhalt sehen. Dann können wir, wie mit einem Mikroskop, einen einzelnen Vers – einen einzelnen Satz, ja, einzelne Worte – nehmen und darin dieselbe Weisheit und Vollkommenheit finden, die wir in der mächtigen Fülle der ganzen Schrift sehen.

Wir werden das Wort in dieser größeren Weise aufnehmen und versuchen, eine allgemeine Vorstellung von den Absichten Gottes zu bekommen, die so entfaltet werden.

Menschen finden ihre Errettung meist durch einzelne Bibelverse. Wie viele haben durch diesen kostbaren Vers Frieden gefunden:

„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).

Ich danke Gott, wir müssen keine Gelehrten sein, um gerettet zu werden. Wir müssen nicht einmal wissen, wo wir einen speziellen Vers im Wort Gottes finden. Die einfachste Wahrheit über Christus, den Retter der Verlorenen, ist das Mittel zu unserer Errettung. Weiß ich, dass ich ein verlorener Sünder bin? dass ich gesündigt habe und der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht werde? Kann ich sagen: „Gegen Dich und nur gegen Dich habe ich gesündigt“ (Ps 41,5; 51,6)? Dann ist es mein Vorrecht, auf das andere Wort zu hören: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29) und zu wissen, dass Gottes Liebe sich uns dadurch empfiehlt, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.

Aber wir wollen nicht unwissend bleiben. Gott errettet uns, damit wir an seinen Gedanken teilhaben. Deshalb sollten wir uns danach sehnen, Sein Wort zu verstehen.

Wir sind von Natur aus so intensiv egoistisch, dass wir uns selbst betrügen, wie es die meisten egoistischen Menschen tun. Wir sind so selbstsüchtig, dass, wenn wir nicht denken, dass ein bestimmter Teil des Wortes Gottes zu unserer Bequemlichkeit beiträgt oder besonders zu unserem Fall passt, es keine Bedeutung für uns hat, es ist nichts Gutes darin für uns, und deshalb versäumen wir es, in Harmonie mit den Gedanken Gottes zu sein. Infolgedessen leben wir ein armes, niedriges Leben, das den Versuchungen des Feindes ausgesetzt ist.

Warum hat Satan eine solche Macht über das Volk Gottes, zieht sie in die Welt hinein und beschäftigt sie mit ihren Gedanken? Es ist, weil sie das Wort Gottes vernachlässigen. Sie vernachlässigen die Heilige Schrift unter dem Vorwand, dass sie bereits errettet sind und dass alles, was sie brauchen, ein paar kleine Regeln sind, nach denen sie ihren Kurs richten können, so ähnlich wie ein Navigator auf einem Handelsschiff, der sich orientieren kann und weiß, wie er sein Schiff zu steuern hat, aber gleichzeitig die mächtigen Werke Gottes nicht kennt und achtlos an dem vorbeigeht, was von der Herrlichkeit Gottes spricht, dem Firmament, das seine Handarbeit zeigt.

Und so haben Sie und ich vielleicht zwei oder drei Verse, die sich auf den christlichen Lebenswandel beziehen, und zwei oder drei weitere Bibelstellen, die sich auf Wiederherstellung und Gemeinschaft beziehen, und noch ein paar mehr, die sich auf unseren Umgang mit der Welt beziehen, und wir denken, wir hätten genug, um danach zu leben: aber wir sind nicht in Gemeinschaft mit Gott. Es gibt nur einen Weg, mit Gott in Gemeinschaft zu sein, und das ist durch sein kostbares Wort. Das ist die Wichtigkeit, dass wir, wie wir es jetzt tun werden, in gewisser Weise eine Entfaltung einiger der Vollkommenheiten dieses gesegneten Wortes in Angriff nehmen.

Teil 1: Die 5 Bücher Mose

Ich brauche nicht zu sagen, dass die Bücher der Bibel in einer geordneten Weise gruppiert sind und offensichtlich nicht wahllos zusammengewürfelt sind. Nehmen Sie zum Beispiel das Alte und das Neue Testament. Sie werden feststellen, dass sie von zwei verschiedenen Themen handeln. Wir kommen aber zu unserem speziellen Thema heute Abend, den fünf Büchern Mose, dem ersten Teil der Bibel. Sie sind alle fest miteinander verbunden. Es ist ein zusammenhängendes Ganzes. Man könnte nicht eines von ihnen wegnehmen, ohne diesen ganzen Teil der Schrift zu verstümmeln. Berauben Sie uns zum Beispiel des 1. Buches Mose, dann würde uns die Grundlage für Gottes Wege und Werke in dieser Welt fehlen. Berauben Sie uns des 5. Buches Mose oder legen Sie es mit einem anderen Teil der Bibel zusammen und wir würden die Schlussfolgerung über Gottes Wege nicht kennen.

Mose war der Autor all dieser Bücher, der einzige Autor. Am Ende sehen wir, wie er sein Leben mit seiner Feder niederlegt, als Zeichen für ein vollendetes Werk. Wir werden beim weiteren Studium der Schrift feststellen, dass diese 5 Bibelbücher – auch Pentateuch genannt, was einfach fünf Bände bedeutet – uns das Modell gibt, nach dem das ganze Wort Gottes geschrieben ist, einen Schlüssel, durch den wir etwas von Seiner Absicht verstehen können, uns eine so vollständige Offenbarung zu geben. Ich habe gesagt, dass diese 5 Bücher zusammengehören und dass man nicht eines von ihnen wegnehmen könnte, ohne den Rest zu verstümmeln.

Wir müssen jedoch auch die andere Seite betrachten, nämlich, dass diese 5 Bücher voneinander getrennt sind. Man könnte ja fragen, warum Mose nicht alles in nur ein Buch geschrieben hat. Wenn er offensichtlich der Autor des Ganzen ist, warum hat er es dann in fünf Bänden geschrieben und nicht in einem? Ganz einfach, um die Tatsache zu betonen, dass wir hier eine Vielfalt haben, einen göttlichen Fortschritt, und dass Gott uns in der Tatsache, dass es fünf Bücher gibt, ebenso eine Lektion zu erteilen hat wie in der Tatsache, dass es eine einzige Abteilung der Schrift ist.

Was ist nun die Lektion, die sich hinter dieser Tatsache verbirgt? Es sind fünf Bücher. Das Thema des 1. Buches ist die Schöpfung und das Leben der einzelnen Heiligen. Im 2. Buch bekommen Sie einen völlig neuen Gedanken. Die herausragende Sache dort ist die Erlösung, die Erlösung eines Volkes, um in Verbindung mit Gott zu sein. Zum 3. Buch kommend, gibt es eine klare Linie der Wahrheit, die dem ganzen Buch zugrunde liegt, die Wahrheit des Zugangs zu Gott, der Heiligkeit. Der Übergang zu dem 4. Buch ist wie der Übergang in einen anderen Raum. Sie finden einen völlig anderen Gedanken. Jetzt ist es der Weg des Volkes Gottes entlang der Wüstenreise. Und wenn das 4. Buch schließt und wir zum 5. Buch kommen, scheint es sozusagen zum Anfang zurückzukehren. Dort haben Sie Gottes Zusammenfassung Seiner Wege mit dem Volk.

Das ist das, was an der Oberfläche liegt, und Sie werden feststellen, dass wir hier einen deutlichen Fortschritt haben, einen deutlichen Fortschritt in jedem Buch gegenüber dem, was Sie im vorherigen hatten. Lassen Sie uns noch einmal einige Charakterzüge herausstellen.

Das 1. Buch Mose

Im 1. Buch haben Sie die Schöpfung, das Vorausbild auf die neue Schöpfung, das Werk des göttlichen Lebens in der Seele. Was ist nun die Antwort darauf in einfacher Sprache für unsere Seelen? Ist es nicht die neue Geburt? „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3). Es muss eine neue Geburt geben, es muss eine neue Natur vermittelt werden, wenn es eine Beziehung zu Gott geben soll. Aber ist das alles, was Er uns zu offenbaren hat, was unsere Beziehung zu Ihm betrifft? Nein, das ist nur der Anfang.

Das 2. Buch Mose

Was ist der nächste Punkt? Das ist die Grundlage für unsere Beziehung zu Ihm. Und im 2. Buch finden wir den herausragenden Gedanken, der durchgängig die Grundlage aller Beziehung zu Gott ist, die Erlösung durch Blut. Durch den souveränen Akt des Geistes Gottes wird ein Mensch wiedergeboren, das ist die neue Geburt. Aber was ist die Grundlage unserer Beziehung zu Gott, was ist die Grundlage unseres Friedens mit ihm? Ist es nicht diese Exodus-Wahrheit, diese große Wahrheit der Erlösung? Sie sehen also, dass Exodus eindeutig ein anderes Buch ist, und es präsentiert einen klaren und fortschrittlichen Gedanken. Erstens haben wir Leben, zweitens haben wir Erlösung.

Das 3. Buch Mose

Gehen Sie nun zu dem 3. Buch über. Das Thema dieses Buches ist, wie ich schon sagte, das Heiligtum Gottes. Es ist das Prinzip der göttlichen Heiligkeit, das aufrechterhalten werden muss. Sie kommen zu Levitikus und finden es ganz anders als Exodus. Womit Gott sich dort beschäftigt, ist die Heiligkeit, die zu Seinem Haus wird, es ist der Grund, auf dem sich Sein Volk nähern und die Gemeinschaft mit sich selbst genießen kann, zu der im 2. Buch hingeführt wurde. Der Schluss des Buches bereitet Sie auf das vor, was Sie in Levitikus finden, aber durch das ganze Buch hindurch wird als deutliche Wahrheit ein Fortschritt gegenüber dem entfaltet, was wir in Exodus hatten – die Wahrheit der Heiligkeit und des Zugangs. Übersetzen Sie das noch einmal in unser praktisches, alltägliches Leben. „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1). Nun ist der Friede mit Gott der Friede durch das Blut des Passahlammes. Aber der „Zugang durch den Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen“, entspricht dem 3. Buch Mose. Es ist der Zugang, die Nähe, das Anschauen der heiligen Herrlichkeit Gottes und die Freude darüber. Was für Verlierer wären wir, wenn es kein Prinzip der Heiligkeit gäbe, wie wir im 3. Buch Mose finden. Ich fürchte, leider, für die meisten von uns, dass wir ganz zufrieden sind, sozusagen im 2. Buch Mose zu bleiben, ganz zufrieden damit, nur mit dem Wissen der Erlösung weiterzugehen, ohne das kostbare Vorrecht zu genießen, in das Heiligtum einzutreten und die Gedanken Gottes zu teilen.

Aber fasst das schon das ganze Leben des Gläubigen zusammen? Sicherlich nicht. Unsere Füße stehen hier auf dem Wüstenboden, wir begegnen vielfältigen Anfechtungen. Was sollen wir in dieser feindlichen Welt tun? Wir sind, was unsere Seelen betrifft, mit der unendlichen Fülle von Christus beschäftigt. Wir erfreuen uns an all den kostbaren Dingen, die uns in Bezug auf Ihn offenbart werden, aber was ist mit unserem täglichen Leben? Was ist mit unserem Zeugnis in einer Welt wie dieser? Was ist mit der Entwicklung des Charakters, die durch Übung entsteht? Ich möchte noch einmal aus demselben Kapitel im Römerbrief zitieren: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist“ (Röm 5,3–5). Wo finden wir solche Erfahrungen? Nicht im 3. Buch Mose, sondern wir im 4. Buch Mose. Wenn wir den Zugang in die Nähe Gottes genießen, können wir uns in der Trübsal rühmen, durch die wir in dieser Welt gehen müssen.

Das 4. Buch Mose

Das ist genau das, was uns im 4. Buch Mose offenbart wird: Es ist die Prüfung, die Erprobung, und auch, wenn man das Fleisch erprobt, werden seine Schwäche, sein Versagen, seine Unehre gegenüber Gott hervorgebracht. Aber ist das alles? Gott sei Dank kommt auch die unendliche Geduld, die Langmut und Weisheit unseres Gottes zum Vorschein. Wenn ich in dieser Wüstenerfahrung einerseits lerne, was ich bin, so lerne ich andererseits Gott kennen, wie ich ihn nicht – ich sage es ehrfürchtig – selbst in der Herrlichkeit dort oben kennenlernen konnte. Ich lerne Ihn hier als den Einen, der mich aufrecht hält und mich inmitten der schwersten Prüfungen stützt. Er ist Der, wenn ich gestolpert und gefallen bin oder kalt und unachtsam geworden bin, mich wiederherstellen kann, mich zurückbringen kann, mich durchbringen kann und mich zum Ende von allem bringen kann. Und das konnte ich im Himmel nicht lernen.

Das 5. Buch Mose

Sind Sie nicht dankbar, dass wir ein solches Buch wie dieses haben? dass Er uns in Seinem kostbaren Wort einen ganzen Band für unseren irdischen Weg gegeben hat, einen ganzen Band für Seine Gnade an dem Ort, wo wir Gnade brauchen? So finden wir im 4. Buch Mose einen deutlichen Fortschritt, einen weiteren Schritt im Fortschritt des Volkes Gottes, und das bringt uns zum letzten Buch, dem Deuteronomium. Geht es nur darum, dass wir durch die Welt geführt werden? dass Gott uns unterstützt und uns zum Ende unserer Reise bringt? Das ist nicht alles. Die Heiligkeit Gottes verlangt, dass, wenn wir das Ende unserer Reise erreicht haben und es keinen weiteren Schritt in der Wüste zu tun gibt, seine Liebe zu uns verlangt, dass wir uns jetzt mit ihm umdrehen und auf diese Geschichte zurückblicken und die Schritte sehen, die wir gegangen sind, und unsere Fehler und Unzulänglichkeiten mit ihm sehen, um sie uns zu erzählen, und so finden Sie das ganze 5. Buch Mose einer Rekapitulation gewidmet.

Wir finden dort kein neues Ereignis, das erzählt wird. Aber die alten Ereignisse, Dinge, die vor langen Jahren geschehen sind, werden aufgenommen und von unserem Gott niemals vergessen, nicht ein Schritt, den wir getan haben, nicht ein Versagen, das wir gemacht haben, wird von Ihm jemals vergessen werden. Er nimmt sie alle auf, und dort am Ende der Reise geht Er über sie alle. Wozu? Um uns zu demütigen? Wir hatten unsere Demütigung schon lange vorher. Er demütigte uns in der Wüste und lehrte uns, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht. Er geht durch die Geschichte, nicht um uns zu demütigen, sondern um uns Lektionen für die Ewigkeit zu geben. Wir sind so geneigt, uns den Himmel als einen Ort vorzustellen, an dem wir keine Lektionen brauchen. Wir sind gerade erst dabei, unsere Lektionen dort zu lernen; die meisten von uns sind hier so langsam, dass wir nur sehr wenig lernen. Das erste, was wir haben, wenn wir in den Himmel kommen, ist die Lektion unserer Reise durch die Wildnis zu lernen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es der Richterstuhl Christi ist, wo wir alle das lernen; wenn der Herr Jesus sein erlöstes Volk dort oben versammelt, in der Herrlichkeit mit sich selbst und wie er selbst, dass er die Aufzeichnung ihres ganzen Lebens aufschlägt und sie durchgeht. Das 5. Buch ist der letzte Schritt im Fortschritt der Heiligen.

Die Schönheit der göttliche Ordnung

Sehen Sie nun nicht die Schönheit dieser Ordnung? und Sie werden mir zustimmen, dass Sie diese Ordnung nicht verdrängen könnten. Könnten wir das erste Buch nehmen und an den Schluss stellen? Könnten wir das 3. Buch an die vierte Stelle setzen? Nein, sie sind genau in dieser Reihenfolge miteinander verbunden, und wir stellen fest, dass es in der Geschichte unserer eigenen Seele und auch in der Geschichte Israels als Nation einen klare, eindeutige Entwicklung gibt. Es ist ein Fortschritt, der mit dem neuen Leben beginnt, dem Leben Gottes in der Seele; der weitergeht zum Auszug, der Erkenntnis der Erlösung und der Gemeinschaft; dann den Zugang zum Allerheiligsten kennen lernt; dann durch die Wüste geht, bis schließlich alles für uns rückblickend zusammengefasst wird.

Die Zahl 1

Lassen Sie uns einen anderen Gedanken betrachten, bevor wir weitergehen. Sie bemerken, dass diese Bücher in einer Reihenfolge stehen und dass ihre Reihenfolge nicht verändert werden kann, und diese Reihenfolge gibt daher jedem Buch eine bestimmte Nummer. Genesis zum Beispiel ist die Nummer 1, Exodus die Nummer 2, Levitikus die Nummer 3, Numeri die 4 und Deuteronomium die 5. Sie könnten gar nicht anders sein, weil sie in dieser absoluten Reihenfolge stehen. Haben diese Zahlen eine Bedeutung für uns? Sollen wir daraus etwas lernen? Die Genesis als „Eins“, erzählt uns von der Schöpfung, vom Ursprung der Dinge, von Gott als dem Urheber, der Quelle. Sie werden feststellen, dass sich diese Wahrheit, was die Zahl eins betrifft, durch die ganze Schrift zieht, und wenn wir das Buch Genesis etwas genauer betrachten, werden Sie feststellen, dass das überall der Charakter des Buches ist. Nehmen Sie zum Beispiel Abraham, Gott ruft ihn in souveräner Gnade heraus, das ist Nummer 1; es ist Souveränität. Sie werden diesen Gedanken der Souveränität und der Kontrolle Gottes über das Leben seines Volkes an prominenter Stelle in diesem Buch finden. Nehmen Sie einen anderen Gedanken von einem; es bedeutet eine einzelne Person, ein Individuum, im Gegensatz zu einer Nation. Die Genesis ist eine Geschichte von Einzelpersonen. Wir werden gleich sehen, dass es eine Geschichte von sieben Individuen ist.

Die Zahl 2

Nun kommen Sie zu Exodus und was für ein Kontrast, es ist ein zweites Buch, und zwei deutet auf Böses hin; es deutet auf Knechtschaft und Gefangenschaft hin; es deutet auf mehr als das hin, gesegnet sei Gott, – Hilfe von Ihm, Rettung, Erlösung. Dann suggeriert es Gemeinschaft, Vereinigung, und so finden Sie diese Zahl 2 eingeprägt, – sage ich eingeprägt? nein, eingewoben in die eigentliche Faser und Textur des ganzen Buches. Es ist ein Buch, das uns von der Knechtschaft und von der Erlösung aus der Knechtschaft erzählt; von der Sünde und vom Opfer für die Sünde; von der Befreiung aus Ägypten; vom Wandel mit Gott oder der Gemeinschaft; und so finden Sie überall die Zahl 2.

Die Zahl 3

Gehen Sie wieder zu Levitikus, dem dritten Buch, und hier finden wir Zahl drei herausragen. Wir wissen, dass es 3 Personen der Gottheit gibt. So wie der Vater mit Genesis verbunden ist, denn es ist das Buch der Geburt, und der Sohn mit Exodus verbunden ist, denn es ist das Buch der Erlösung, so ist der Geist mit Levitikus verbunden, denn es ist das Buch der Heiligkeit. Hier sind die großen Prinzipien der Heiligkeit Gottes, und es bringt uns in das hinein, in das wir nur in der Kraft der Auferstehung eintreten können und das ist in das Heiligtum Gottes. Drei ist die Zahl des Heiligtums; es ist die Zahl der Gegenwart Gottes. In letzter Zeit ist mir besonders die Tatsache aufgefallen, dass, wenn die Schrift vom Heiligen Geist spricht, sie nicht direkt die Charakterzüge von ihm präsentiert, sozusagen eine Entfaltung seines Wesens, sondern vielmehr die Entfaltung Christi, des Werkes Christi, was genau mit der Verheißung des Herrn übereinstimmt, dass Er den Heiligen Geist senden und Christus verherrlichen würde, dass Er die Dinge Christi aufnehmen und sie uns zeigen würde.

Der gesegnete Geist Gottes hat seine Zeit (wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf) der Demütigung. Christus hat seine Zeit der Erniedrigung gehabt. Der Herr kam hierher, nahm einen bescheidenen Platz ein und wurde gehorsam bis zum Tod – dem Tod am Kreuz, und jetzt in unserer Haushaltung verhüllt der Heilige Geist seine Herrlichkeit und anstatt von den Dingen zu sprechen, die in erster Linie ihn selbst betreffen, spricht er von Christus und Seinem Werk. Deshalb finden Sie im Buch Levitikus das Werk und die Person Christi typischerweise mit einer Fülle entfaltet, die nirgendwo sonst im ganzen Wort Gottes zu finden ist.

Die Zahl 4

Kommen wir zur Zahl vier. Sie ist die Zahl der Erde, die Zahl dieser Welt. Wir sprechen von den vier Ecken der Erde, den vier Winden. Es ist das, was mit der Erde zu tun hat. Wir haben bereits gesehen, dass das Buch Numeri mit dieser gegenwärtigen Welt zu tun hat. Vierzig Tage, vierzig Jahre – wie sie uns von Prüfungen erzählen. Man könnte zum Beispiel an die Spitze dieses Buches schreiben: Vierzig Jahre, denn es ist die Geschichte der vierzigjährigen Prüfung in der Wüste. Diese Zahl vier ist also in die Struktur des Buches eingewoben.

Die Zahl 5

Das bringt uns zum fünften Buch. Das Deuteronomium ist auch eine Geschichte, aber eine Geschichte, die aus dem Munde Gottes kommt. Es ist das „Eine“, das zu den vier hinzukommt, und dieses „Eine“ ist Gott; oh, was für ein Unterschied das ist; meine Geschichte in Gottes Händen, er wird einen Segen daraus machen, sogar aus meinem Versagen. Diese Zahl fünf, die uns von Gott mit dem Menschen erzählt, gibt uns also genau den Charakter dieses Buches.

2 Gruppen

Gestatten Sie mir noch einen weiteren Schritt, was diese Zahlen betrifft. Sie haben die ungeraden und die geraden Zahlen, was sehr prosaisch klingt. Aber schauen Sie sich die drei ungeraden Zahlen an; eins ist Genesis, drei ist Levitikus und fünf ist Deuteronomium. In ihnen finden Sie Gott auf eine besondere Weise. In der „Eins“ haben Sie Gott als den Urheber des Lebens, in der „Drei“ werden Sie in seine Gegenwart eingeführt, und in der „Fünf“, von der wir gerade gesprochen haben, haben Sie Gott mit dem Menschen.

In den beiden geraden Zahlen, zwei und vier, haben Sie das Böse und das Versagen, aber auch etwas anderes, nämlich die Erlösung von der Sünde und den Beistand in Zeiten des Versagens. Ist es nicht bemerkenswert, dass Sie in diesen fünf Zahlen fünf Bücher so miteinander verbunden haben, dass wir sie nicht auseinanderbrechen können, die fünf Gedanken entfalten, die absolut mit der Bedeutung jeder der Zahlen verbunden sind? Ich entschuldige mich nicht dafür, denn wenn Gott uns diese Dinge in seinem Wort gegeben hat, dann werden wir umso eher den Segen daraus ziehen, je eher wir sie lernen und uns mit ihnen vertraut machen. Unsere Bibel wird uns immer mehr ans Herz wachsen und sich uns gleichsam selbst auslegen.

Nehmen wir nun einen Moment lang die Genesis und sehen wir uns einige der herausragenden Gedanken an, die dort liegen. Wir haben gesehen, dass es das Buch des Ursprungs ist. Wenn wir genauer hinschauen, stellen wir fest, dass es sich auf eine sehr bemerkenswerte Weise aufteilt. In der Regel müssen wir diese Unterteilungen anderswo suchen, aber es gibt etwas sehr Auffälliges in diesem Buch Genesis; es unterteilt den ganzen Band.

Zwei Kapitel geben uns die Geschichte des noch nicht gefallenen Menschen, und der Rest der Schrift den gefallenen Menschen. Das ist es, was wir zu unserer Bibel gemacht haben. Wir haben Gott sozusagen gezwungen, als er sein Buch schrieb, es in zwei so ungleiche Teile zu teilen, dass ein einziges Blatt davon erzählt, wie der Mensch war, als er aus Gottes Hand kam, und der ganze Band erzählt uns von Gottes Abhilfe, als das Verderben und die Sünde hereingekommen waren. So finden wir in diesem ersten Teil den Menschen, wie er von Gott kam, und im zweiten Teil, sei es die ganze Schrift, sei es insbesondere das Buch Genesis, die Erlösung.

Im zweiten Teil gruppiert sich die Erzählung um sieben Männer. So können wir uns an den Inhalt der Genesis erinnern: Adam, Seth, Noah, Abraham, Isaak, Jakob und Joseph – diese sieben Männer teilen den ganzen Rest des Buches unter sich auf.

  1. Adam kommt natürlich zuerst. Er ist der erste Empfänger der Verheißung.

  2. Zweitens ist Seth der Stellvertreter; Abel wurde von Kain erschlagen, und Seth wird an seiner Stelle als sein Stellvertreter eingesetzt; das ist die Zahl zwei. Die kurze Geschichte von Henoch gehört ebenfalls in diese Zeit.

  3. Noah, die dritte Person, bringt uns durch die Sintflut hinaus auf den Boden der Auferstehung in der neuen Erde; das ist die Nummer drei.

  4. Die nächste Person ist der Fremdling Abraham, der vierte, der als Fremder durch diese Wüste ging.

  5. Der fünfte gibt uns sozusagen Gott mit dem Menschen. In Isaak haben wir das erste große, herausragende persönliche Vorbild von Christus, Gottes Mann, und dann haben wir

  6. in Jakob Gottes Erziehung, die Prüfung, die Gott sein Volk durchlaufen lässt, um das Böse in ihm zu bändigen und seinen Eigenwillen zu überwinden. Wir finden also in Jakob die Geschichte des Eigenwillens.

  7. Und dann haben wir in Josef, dem letzten, Gottes vollkommenen Mann, dessen Bild wir eines Tages gleichgestaltet werden sollen.

Diese sieben Männer geben uns das gesamte Buch Genesis. In ihnen haben wir die Geschichte des göttlichen Lebens in einer siebenfachen Weise vor uns.

Lassen Sie uns darauf ein wenig näher eingehen, denn es ist sehr spannend:

  1. Die Verheißung ist das erste, was ein Sünder bekommt, die Verheißung der Erlösung durch den Samen der Frau.

  2. Das nächste, was er braucht, ist die Befreiung von der Macht der Sünde, die in Seth, dem Stellvertreter, verkörpert ist.

  3. Das Dritte, was er braucht, ist, in der Kraft der Auferstehung zu wandeln, die in Noah, dem Auferstandenen, verkörpert ist.

  4. Dann muss er ein Fremder und ein Pilger sein.

  5. Als Nächstes muss er die Unterwerfung lernen, die wir im Bild von Christus, dem Mann hier unten, finden, der in Isaak verkörpert ist.

  6. Das sechste ist die Zügelung unseres Eigenwillens, zu der wir Gott leider so viel Anlass gegeben haben, – und die Züchtigung: die haben wir in Jakob.

  7. Und schließlich werden wir dem Bild Josephs gleichgestaltet, der ein so vollkommenes Vorbild Christi ist, dass man kaum an ihn als sein großes Gegenbild denken kann. Seine ganze Geschichte ist, anders als die von Jakob, von Anfang bis Ende prophetisch vorbildlich. Das ist sehr schön. Bei Jakob ist es fast unmöglich, die vorbildliche Bedeutung aufzuspüren, bei Joseph sehen wir diese vorbildliche Bedeutung überall. Bei Jakob sieht man die ganze Zeit den Stab Gottes auf ihm. Aber er bringt die friedliche Frucht der Gerechtigkeit hervor, – und wir finden Jakob am Ende, wie er die Söhne Josephs bei seinem Weggang segnet und aus all den Erfahrungen herausgeht, durch die er durch seinen eigenen Willen weitgehend gebracht worden war, und endlich in die Ruhe Gottes eintritt.

Wir haben keine Zeit, in gleicher Weise auf die anderen Bücher einzugehen. Sie werden das in Ihrem eigenen privaten Studium tun müssen, aber Sie sehen, wie auf diese Weise jedes Buch seine kostbare Lektion hat, und diese Lektionen ziehen sich auf eine vollkommene Weise durch. Jedes einzelne Buch öffnet sich wie eine liebliche Blume, vollkommen konsistent, vollkommen harmonisch den ganzen Weg hindurch.

Schlüsselgedanke

Lassen Sie mich Ihnen nun schnell einen Schlüsselgedanken zu jedem dieser anderen Bücher geben. Wir haben das Leben im Individuum in der Genesis gesehen. Nehmen wir diese Gedanken für den ersten Teil von Exodus: „…und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2. Mo 12,13). „Und Mirjam antwortete ihnen: Singt dem HERRN, denn hoch erhaben ist er; das Pferd und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt!“ (2. Mo 15,21)

In diesen beiden Versen haben Sie den Gedanken von Exodus vor sich – Schutz durch das Blut vor dem Gericht Gottes und Befreiung durch seine Macht aus der Knechtschaft der Sünde, eine zweifache Errettung. Fast die gesamte zweite Hälfte des Buches ist mit der Beschreibung der Stiftshütte und ihrem Bau beschäftigt – Gottes Wohnung bei seinem Volk –, wobei der Gedanke der Gemeinschaft betont wird – und deren Begründung in der Person und dem Werk Christi, unseres Herrn.

Die Stelle des Gesetzes im Exodus ist bezeichnend. Die ersten Tafeln wurden nie ins Lager gebracht, sondern am Fuß des Berges zerbrochen, da Israel den Bund bereits gebrochen hatte. Die zweiten Tafeln deuteten auf die Vermittlung durch Mose hin und waren somit kein reines Gesetz. Sie stehen daher eher für Gottes Anspruch auf Gehorsam eines Volkes, das er erlöst und verschont hatte, als für die Forderungen eines Gesetzes, das kein Leben geben konnte.

Nehmen Sie wieder Levitikus auf. Ich habe gesagt, Sie erinnern sich, dass es das Buch ist, das uns in seiner Vollkommenheit das Werk und den Charakter Christi entfaltet. Aber was ist der Schlüsselgedanke des ganzen Buches? Das sechzehnte Kapitel, der dritte Abschnitt des dritten Buches, ist das Allerheiligste. Sie finden dort den großen Sühnungstag und den Priester, der das Blut der Opfer hinter den Vorhang trägt und es auf den Altar sprengt. Der Schlüsselgedanke in Levitikus ist, „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch“ (Heb 10,19.20).

Ich wünschte, wir hätten Zeit, um bei den ersten Teilen dieses Buches zu verweilen. In den ersten sieben Kapiteln haben Sie die Opfer in ihrer unterschiedlichen Vollkommenheit beschrieben; und dann, damit unser Geist im Gleichgewicht bleibt, haben Sie den Priester in all seiner Herrlichkeit in Verbindung mit den anderen Priestern, die ein Vorbild sind von unserer Stellung und Aufgabe; dann das Heiligste. Nimm diese drei Gedanken: das vollkommene Werk Christi als Grund unserer Beziehung, die Person Christi als unser Gefährte – wenn ich so ehrfürchtig sprechen darf; das Heiligste, der Ort unserer Gemeinschaft mit Ihm: die Grundlage, die Person, der Ort. In gleicher Weise könnten wir bis zum achtzehnten Kapitel gegen Ende weitergehen und dort Heiligkeit für den Weg und die Zusammenfassung und das Ergebnis von allem finden, was das ganze Buch abschließt.

Was Numeri betrifft, so gibt es einen Schlüsselgedanken, der sehr auffällig ist: „Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land eurer Wohnsitze kommt, das ich euch geben werde…“ (4. Mo 15,2). Aber Sie sagen, was hat das mit Numeri zu tun? Ist Numeri nicht das Buch der Wüste? Was hat es mit dem Land zu tun?

Schauen wir uns an, was diesem Vers vorausgeht und was ihm folgt, und Sie werden die Schönheit und die Anmut dieses Verses erkennen. Was ihm vorausgeht, ist das Murren der Kinder Israels und ihre Weigerung, in eben dieses Land zu gehen – ihre absolute Weigerung. Darauf folgt im fünfzehnten Kapitel die Rebellion von Korah, Dathan und Abiram. Auf der einen Seite die bewusste Weigerung des Volkes, in den Segen einzutreten, auf der anderen Seite ihre Rebellion und die Abkehr von ihrem Führer. Und was haben Sie dazwischen? „Wenn ihr in das Land gekommen seid.“ Ich mag versagen, ach! ich mag im Unglauben nach Ägypten zurückkehren; ach! mein armes Herz mag sich gegen die Gnade auflehnen, die mir einen solchen Führer und Hohepriester gegeben hat, aber mögen Unglaube und Weigerung auf beiden Seiten sein, dazwischen, im Herzen des Buches ist diese kostbare Zusicherung: „Wenn ihr in das Land gekommen seid.“ Wir werden ankommen! du hast versagt, du hast dich geweigert, du magst ein ungläubiges Kind Gottes sein. Ah! Sie mögen die Rute bekommen – die Züchtigung des Vaters, – aber genauso sicher, wie Sie ein Exodus-Kind Gottes sind, genauso sicher, wie Sie ein Levitikus-Kind Gottes sind, werden Sie ein Deuteronomium-Kind Gottes sein. Sie werden eines Tages im Land sein. Sagen Sie, ich habe dem praktisch den Rücken gekehrt, ich bin in die Welt gegangen und habe mich an den Dingen dieser elenden Erde erfreut. Nun gut, Gott hat es geschworen – er wird dich das bittere Wasser trinken lassen, aber genauso sicher, wie du sein Kind bist, „wenn du in das Land kommst“, wirst du dich an alles erinnern.

Wir sind Reisende, wir gehen durch die Wüste. Es ist eine lange Reise, aber es ist eine Reise, die ein Ende hat, und so sicher, wie wir den ersten Schritt auf diesem Weg getan haben, so sicher werden wir das Ende erreichen. So dürftig dieser Bericht über Numeri auch ist, muss ich weitergehen, ohne den ersten Teil, die ersten zehn Kapitel, zu erwähnen, wo alles gottgemäß geordnet ist, bevor die Reise beginnt, die unfehlbare priesterliche Fürbitte inmitten von allem und der Vorgeschmack auf die Eroberung am Ende.

Es gibt vieles, was im Deuteronomium wertvoll ist. Wie ich schon sagte, lässt es unsere ganze Geschichte für uns Revue passieren, geht über alles hinweg, aber am Schluss. Zwei Dinge geben uns den Schlüssel: das Lied Moses und die Segnung der zwölf Stämme. Sie scheinen sehr unterschiedliche Dinge zu sein. Im Lied Moses haben Sie nicht den Lobpreis der Kinder Israels vor sich, es klingt nicht sehr nach einem Triumphlied; das hatten wir in 2. Mose 15. Aber in 5. Mose 30 haben Sie Ruhm und Ehre, die Gott zugeschrieben werden. Im ersten Teil des Buches geht Er die ganze vergangene Geschichte seines Volkes durch, Er verbirgt nichts von ihrem Versagen, und in diesem prophetischen Lied sieht Er die ganze zukünftige Geschichte seines Volkes – nichts ist verborgen. Er erzählt von ihrer Gefangenschaft, von ihrem Ungehorsam und ihrer Rebellion gegen sich selbst, aber wie eine goldene Schnur zieht sich durch dieses ganze Lied die Wahrheit, dass Gott siegen wird. Er wird verherrlicht werden, trotz des Versagens und der Sünde seines Volkes.

Das ist das Ende von Gottes Wegen.

Wie gut ist es, an den Himmel zu denken, nicht nur als den Ort, an dem ich zur Ruhe kommen werde, auch nicht als den Ort, an dem die Sünde weggetan wird, sondern an den Himmel als den Ort zu denken, an dem Gott unser armes, schmutziges, elendes Leben nehmen und es mit der Herrlichkeit Seiner Güte, Seiner Gnade, Seiner allmächtigen Macht erstrahlen lassen wird. Das ist der Gedanke dieses Buches Deuteronomium. Gott wird am Ende verherrlicht, trotz, nein, und durch das Versagen Seines Volkes auf allen Seinen Wegen. Und dann ist da noch der andere Gedanke im Zusammenhang mit Gottes Herrlichkeit. Können Sie sich vorstellen, dass Gott verherrlicht wird und sein Volk nicht gesegnet wird? Unmöglich. Sie können nicht an Seine Herrlichkeit denken, ohne Ihren Segen zu haben. Das ist es, was das Kreuz ist.

Das Kreuz manifestiert die Herrlichkeit Gottes am vollständigsten. Sie sagen, es sichert Ihre Erlösung, das tut es auch, aber es ist, weil Gott verherrlicht wird. Gott verherrlicht über die Sünde. Gott verherrlicht im Gehorsam seines Sohnes, – Gott verherrlicht, und ich trotze Satan oder irgendeiner Macht, unsere Segnung in Verbindung mit dieser Herrlichkeit zu verhindern. Und so finden Sie in 5. Mose 33 den Segen für die Stämme. Im zweiunddreißigsten Kapitel hat er von ihrem Versagen gesprochen, aber davon, dass Gott über ihr Versagen triumphiert. Und dann, wenn er damit fertig ist, die ganze Herrlichkeit Gottes zu beschreiben, kann er herabsteigen und uns einen Segen geben, wie ihn sich unser Herz nicht vorstellen kann – einen Segen, der durch das Jahrtausend hindurch bis zum Ende reicht, bis zum äußersten Ende der Zeit, bis zu den äußersten Grenzen der ewigen Hügel.“

Geliebte Brüder, das ist es, wohin wir zu reisen haben. Denkt daran, ihr Reisenden durch die Wüste, während ihr müde und schwach weiterzieht. Denkt daran, dass unser gesegneter Gott sogar aus euren eigenen erbärmlichen Erfahrungen heraus Ruhm für sich selbst erlangen wird. Er wird uns Segen geben, ewigen Segen. Klingt das so, als könnten wir sorglos sein? Als könnten wir gleichgültig durch diese Welt gehen und sagen, es wird schon alles gut gehen, am Ende wird Gott die Herrlichkeit bekommen?

Ich bin überzeugt, dass jeder, der so denkt, die züchtigende Rute Gottes über sich bekommen wird. Nein, liebe Freunde, je mehr wir mit den Gedanken Gottes übereinstimmen, je mehr wir erkennen, was seine Absichten sind, desto heiliger werden wir sein. Und je mehr wir begreifen, was die Gnade ist, was die Gnade am Ende für uns tun wird, desto mehr werden wir uns freuen, auch hier dem gesegneten Bild Christi gleichförmiger zu werden.

Von der Wiederholung der Gesetze, mit neuen Merkmalen, in Erwartung ihres Einzugs in das Land, müssen wir wenig sagen. Alles hat seine Bedeutung und wird geduldiges, sorgfältiges Studium reichlich belohnen.

Mögen wir durch Gottes Gnade mehr und mehr mit der göttlichen Wahrheit des Pentateuch vertraut werden und sie nicht nur kennenlernen, sondern sie uns aneignen, damit unser Leben die lebendige Wiedergabe davon vor der Welt sein kann.

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