Christus, der Mittelpunkt
oder "Warum haben wir uns allein in dem Namen Jesu zu versammeln?"

Diese und ähnliche Fragen werden oft an diejenigen gerichtet, die sich allein in dem Namen des Herrn Jesus versammeln. Die nachstehenden Zeilen sind geschrieben, um unter der Gnade Gottes über diesen Gegenstand Licht zu verbreiten und dem einen oder anderen Seiner geliebten Kinder zur richtigen Beurteilung desselben behilflich zu sein.

Zunächst ist es die Würdigkeit Christi, die uns um Seine Person vereinigt. Es ist Gott, der „Ihn hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben hat, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge ..., und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9–11). Es hat unserem Gott und Vater wohlgefallen, Ihn so zu ehren, „der das Haupt des Leibes der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe“ (Kol 1,18). In diesem Namen, der für einen jeden Gläubigen so kostbar ist, versammelten sich alle Christen in den Tagen der Apostel, als vor seinen Augen der Schleier der Zukunft gelüftet wurde. Er sah Jesum und sagt: „Sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft. Und als ich Ihn sah, fiel ich zu Seinen Füßen wie tot. Und Er legte Seine Rechte auf mich und sprach: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte“ (Off 1,16 und 17).

„Eine Tür wurde aufgetan in dem Himmel“. Welch ein Anblick! Johannes sah vor sich die zukünftige Herrlichkeit des Lammes inmitten der Millionen und abermals Millionen der Erlösten. Er erblickte ein Lamm wie geschlachtet. Und die es umgaben, „sangen ein neues Lied“. Was wird es sein, dort zu weilen, diesen Ausbruch einer unaussprechlichen Freude zu hören und jenes neue Lied mitzusingen! Keiner der durch Sein Blut für Gott Erkauften wird sich weigern, zu singen: „Du bist würdig!“ Die himmlischen Heerscharen rufen mit lauter Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“ Ja, jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist, und alles, was in ihnen ist, wird man sagen hören: „Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Off 5,6–13).

So wird unser anbetungswürdiger Herr angebetet und in dem Himmel und in der ganzen Schöpfung anerkannt werden. So würdigt Gott den auferstandenen Christus, der einmal für unsere Sünden starb, „der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe“. Und so wird einst der Wille Gottes im Himmel geschehen. Sollte eine beunruhigte, ängstlich forschende Seele diese Zeilen lesen, so möge sie beachten, dass dies gerade die Erlösungs-Herrlichkeit Christi ist. Und wer sind jene anbetenden, durch Sein Blut erlösten Millionen? Sterbende Räuber, Maria Magdalenen, Zöllner und Sünder! Und ist Jesus würdig, solche Geschöpfe in die Herrlichkeit einzuführen? Ja, der dreimal heilige Gott sagt: Er ist würdig! Und jedes Geschöpf ruft: Amen. Willst du diesem Gott nicht dein Vertrauen schenken, mein lieber Leser? Die Würdigkeit des auferstandenen Herrn ist so groß, dass Gott dir sagen läßt: „So sei es euch nun kund, dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr im Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem jeder Glaubende gerechtfertigt“ (Apg 13,38 und 39). Die Errettung geschieht also gänzlich durch Christum. Glückselig alle, die sagen können: „Wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Vergehungen!“

Ich maße mir nicht an, imstande zu sein, durch Wort oder Schrift die Herrlichkeit und Erhabenheit Christi vorzustellen. Ich kann nichts anderes tun, als auf die Schriften hinweisen, die so deutlich die Würdigkeit Christi aussprechen. Doch vielleicht möchte der Leser dieser Zeilen fragen: Welcher wahre Gläubige bezweifelt denn die Würdigkeit Christi oder die Größe Seines erhabenen Namens? Es ist wahr, in dem Herzen eines jeden Christen gibt es eine Seite, die nachklingt, wenn der Name Jesus genannt wird. Doch die Frage ist: Wie hoch wird diese Würdigkeit geschätzt? Vielleicht gibt es in einer Stadt tausend oder noch mehr Christen, d. h. Menschen, die wirklich durch das Blut Christi erlöst, deren Sünden vergeben sind; aber wenn nun Jesus des vereinigten Lobes und der vereinigten Anbetung aller Schöpfung würdig ist, wenn alle Erlösten in dem Himmel sich um Seine Person scharen, ist Er dann nicht auch der vereinigten Anbetung von tausend oder zehntausend Christen in einer Stadt auf dieser Erde würdig? Sicherlich muss im Himmel jeder Name und jede Partei wegfallen. Warum nicht hienieden?

Es ist ein großer Irrtum, wenn man denen, die sich einfach im Namen Jesu versammeln, vorwirft, sie trennten sich deshalb von jeder Gemeinschaft und jeder Partei, weil sie sich besser hielten als die teuren Kinder Gottes innerhalb dieser Parteien. Nein, sie tun es, weil Jesus würdig ist – würdig des Opfers, ein für allemal jede Benennung und jede Partei aufzugeben und sich in diesem gesegneten Namen und um diese herrliche Person allein zu versammeln. Ja, mein lieber Mitgläubiger, Er ist würdig, dass du, wer du auch sein und zu welcher Partei du gehören magst, keinen anderen Namen anerkennst als den Seinigen. Was müssen die Engel, die den erhabenen Namen Jesus kennen und sich in Ihm erfreuen, denken, wenn sie unsere Wege hienieden sehen? Die unzähligen Spaltungen auf der Erde müssen ein finsteres Gegenstück zu der Einigkeit im Himmel bilden.

An vielen Orten sieht man die Erlösten Gottes mancherlei Namen tragen, während nicht zwei oder drei in der ganzen Stadt sich allein in dem Namen Jesu versammeln. Und dennoch ist Jesus unstreitig würdig, dass alle Gläubigen an einem solchen Ort ohne Ausnahme in Seinem Namen zusammenkämen. Wie kann ich, wenn ich so offenbar sehe, dass der Wille Gottes im Himmel dadurch geschieht, dass sich alle um die Person des Lammes scharen, beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden“, wenn ich nicht bereit bin, jeden Namen und jede Partei aufzugeben, wie dies im Himmel der Fall ist? Würde es nicht richtiger sein, zu sagen: „Ich befinde mich in dieser oder jener Partei, und alle meine Freunde sind auch dort, und ich empfange dort Segen; vergib mir deshalb, dass ich deinen Willen hienieden nicht so tue, wie ich ihn einst im Himmel tun werde?“ Ist es Engherzigkeit, wie viele es nennen, den Willen Gottes auf Erden zu tun, wie er im Himmel getan wird? Ist es zu viel, Jesum Christum und Ihn allein als Herrn anzuerkennen, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters? Gott setzt auf den Namen Jesu den höchsten Wert. Die Menschen sagen: „Es macht nichts aus, welchen Namen du trägst.“ Einen jeden Christen, der Jesum als Herrn anerkennt, muß es tief schmerzen, wenn er sieht, wie in der römischen Kirche dem Namen der Jungfrau Maria so hohe Ehrfurcht erwiesen wird. Der Name Jesu wird dadurch auf traurige Weise verunehrt. Aber ist das nicht auch da der Fall, wo irgend ein Name als das Haupt einer Partei anerkannt wird? Je mehr man einen solchen Namen hochhält, desto weniger ehrt und anerkennt man den Namen Jesu, bis er schließlich zu einer unwichtigen Sache wird, Christ zu sein, während man den höchsten Wert darauf setzt, zu dieser oder jener Partei zu gehören. Das wird sicherlich an dem kommenden Tage nicht bestehen. In den Tagen der Apostel war der Name Jesu über jeden anderen Namen erhaben. Wollte jemand einen anderen Namen aufstellen, und mochte es selbst derjenige eines Paulus oder eines Kephas sein, so wurde er durch den Heiligen Geist für „fleischlich“ erklärt.

Ist es nicht heute auch noch so? Jesus ist der Anbetung all der Millionen von Erlösten in dem Himmel würdig, und deshalb ist Er auch würdig, dass alle Christen, die jetzt auf der Erde sind, Ihn vereint anbeten und erheben. Was andere auch tun mögen, ob sie den Namen Jesu allein anerkennen oder nicht, ob sie es tun vor der Welt oder im geheimen – mein lieber Leser, wenn du den Willen Gottes zu tun wünschest, so ist dein Pfad dir klar vorgezeichnet: Gib jede Benennung und jede Partei auf und versammle dich allein in dem Namen Jesu, des erhabenen Herrn des Himmels.

Doch es möchte jetzt die Frage entstehen: Welche Art von kirchlicher Regierung ist denn den Gedanken Gottes entsprechend? Dies führt uns zu dem zweiten Gegenstand unserer Betrachtung, zu der Unumschränktheit des Geistes Gottes, als dem zweiten Grunde, weshalb wir uns allein in dem Namen Jesu versammeln sollen.

Bevor Jesus diese Erde verließ, sagte Er inmitten Seiner trauernden Jünger: „Ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass Er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie Ihn nicht sieht noch Ihn kennt. Ihr aber kennet Ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,16 und 17).

Der Herr Jesus verhieß feierlich, dass dieser Sachwalter uns alles lehren würde. „Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Und weiter: Wenn aber der Sachwalter gekommen ist ..., so wird Er von mir zeugen“ (Joh 15,26). Beachten wir, dass Jesus nicht einen bloßen Einfluss verheißen hat, sondern die wirkliche, göttliche Person des Heiligen Geistes, eine so wirkliche Person wie Christus selbst. Und so wie Jesus von dem Vater gezeugt hatte, so sollte der Geist von Jesu zeugen. Er, der Geist der Wahrheit, sollte uns in die ganze Wahrheit leiten. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten“. – „Er wird mich verherrlichen“ (Joh 16,13–14). Diese Verheißung hat Gott erfüllt. Nachdem Jesus in der Höhe verherrlicht worden war, hat Gott den Heiligen Geist herniedergesandt (Apg 2,1–38). Von jenem Augenblick an suchen wir in dem Neuen Testament vergeblich nach einer kirchlichen Regierung, mit Ausnahme der unumschränkten Leitung des Heiligen Geistes. So wirklich der Herr Jesus in den Evangelien bei den Jüngern gegenwärtig gewesen war, so wirklich ist der Heilige Geist in der Apostelgeschichte in der Kirche gegenwärtig. Das Pfingstfest bot eine wunderbare Entfaltung der Gegenwart und Macht des Heiligen Geistes. Auch später hören wir: „Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit“ (Apg 4,31). Die Gegenwart des Heiligen Geistes war eine so wirkliche, dass Petrus zu Ananias sagen konnte: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen hast?“ (Apg 5,3). Und als das Evangelium den Heiden verkündigt wurde, fiel der Heilige Geist auf sie, wie auch auf die Gläubigen aus den Juden (Apg 11,15). Dasselbe war der Fall in Antiochien (Apg 13,52).

Wie bestimmt tritt ferner die Leitung des Heiligen Geistes ans Licht, wenn wir in Bezug auf Paulus und seine Gefährten lesen: „Sie durchzogen Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geiste verhindert worden waren, das Wort in Asien zu reden; als sie aber gegen Mysien hinkamen, versuchten sie nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht“ (Apg 16,6–7). Vergleiche auch Apg 19,2. Wenden wir uns sodann zu 1. Kor 12, so finden wir die Regierung des Geistes in der Versammlung (Gemeinde) aufs klarste festgestellt: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist“ (1. Kor 12,4). „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben“ (1. Kor 12,7). Diese Stelle wird oft auf die Welt angewandt, in unmittelbarem Widerspruch mit dem Worte des Herrn: „Die Welt kann Ihn nicht empfangen, weil sie Ihn nicht sieht, noch Ihn kennt“ (Joh 14,17). Doch so groß die Verschiedenheit der Gnadengaben auch sein mag, „alles dieses wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie Er will“ (1. Kor 12,11).

Und jetzt möchte ich fragen: Welche Gemeinschaft erkennt in unseren Tagen so den Geist Gottes an? Wahrlich, in demselben Augenblick, wo eine Versammlung von Christen dies tut, hört sie auf, eine Partei oder Sonder-Benennung zu sein, weil eben der Heilige Geist keinen anderen Namen ehrt als denjenigen des Herrn Jesus. Vergleichen wir eine Versammlung von Christen vor etwa 1900 Jahren mit irgend einer Partei-Versammlung der Jetztzeit. Alle Christen in einem Orte versammelten sich in dem Namen Jesu. Der Geist schenkte Verschiedenheiten von Gnadengaben: Die einen waren begabt zu predigen, die anderen, zu lehren, wieder andere, zu ermahnen, und so fort, entsprechend den mannigfaltigen Offenbarungen des Geistes. Er, der Heilige Geist, war in Wirklichkeit in ihrer Mitte gegenwärtig, einem jeden insbesondere austeilend, wie Er wollte. Zwei bis drei sprachen, und die übrigen urteilten; und das war die Ordnung Gottes, wie wir in 1. Kor 14,29–33 lesen: „Propheten aber lasst zwei oder drei reden, und die anderen lasst urteilen. Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der erste. Denn ihr könnt einer nach dem andern alle weissagen, auf dass alle lernen und alle getröstet werden. Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen“. Solang die unumschränkte Leitung des Geistes Gottes anerkannt wurde, war dies die Ordnung.

Und nun lasst uns in eine Versammlung irgend einer Gemeinschaft der Jetztzeit eintreten. Sage mir, wo erwartet man von dem Heiligen Geist, oder wo erlaubt man Ihm, einem jeden insbesondere auszuteilen, wie Er will? Die Leitung und der Vorsitz des Heiligen Geistes, wenn ich mich so ausdrücken darf, ist so gut wie vergessen. Ein Mensch nimmt Seinen Platz ein, und er muß es tun, mag er von dem Geiste geleitet und glücklich in Ihm sein oder nicht. Diese Missachtung der persönlichen Gegenwart und der unumschränkten Leitung des Heiligen Geistes ist in jeder Hinsicht traurig. Die verschiedenen Gaben werden nicht ausgeübt, das Werk des Dienstes wird eine Last für die eine Person. Aber was noch mehr ist als alles das: Der Geist Gottes wird nicht anerkannt in der Versammlung als ihr Leiter, sondern eine menschliche Ordnung, oder besser noch, jede Art menschlicher Unordnung steht an Seinem Platze. Es mag schön lauten, dies Gewissensfreiheit zu nennen, aber wo bleibt die Freiheit des Geistes Gottes, zu gebrauchen, wen Er will, zur Auferbauung der Versammlung Gottes? Ist das eine geringfügige Sache? Bildete nicht die Missachtung der Leitung und Regierung Gottes und der Wunsch, einen Menschen an Seiner Stelle zu haben, einen der verhängnisvollsten Schritte auf der abschüssigen Bahn des Volkes Israel (vgl. 1. Sam 8,4–9)? Und was ist die Geschichte der Propheten anders, als die Geschichte einzelner Männer, die, inmitten des allgemeinen Abfalls von Gott, die gesegnete Wirklichkeit Seiner Gegenwart festhielten und bekannten? Welch eine ernste Lehre finden wir in dem Buche Jeremias! Der Prophet saß allein, jedoch berufen durch den Namen Jehovas, des Gottes der Heerscharen. Wie köstlich mussten die Worte des Herrn für ihn sein: „Jene sollen zu dir umkehren, du aber sollst nicht zu ihnen umkehren“ (Jer 15,16–21).

Das ist auch der ernste und doch so gesegnete Platz aller derer, die in der gegenwärtigen Zeit dazu gebracht worden sind, die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Versammlung anzuerkennen, und die gefunden haben, dass die Worte des Herrn köstlicher sind als die des Menschen. Ach! Möchten doch alle die teuren Kinder Gottes, so sie auch stehen mögen, den Segen einer rückhaltlosen Unterwerfung unter die Leitung des Heiligen Geistes kennen lernen! Wo diese Unterwürfigkeit in Wirklichkeit, nicht nur zum Schein, vorhanden ist, da zeugt der Geist in einer Weise von Christo, die keine menschliche Weisheit nachahmen kann. Sollte ich dahin gehen, wo Er nicht anerkannt wird als Der, den der Vater gesandt hat, um uns zu leiten, zu bewahren und bis zum Ende hin bei uns zu bleiben? Die Antwort ist nicht schwer, wenn anders mein Wille unterworfen ist und ich den Willen Gottes zu tun begehre. Es macht nichts aus, wer oder was an die Stelle des Geistes gesetzt wird, ob ein Papst, ein Fürst, eine Konferenz oder ein Prediger: in allen Fällen ist die Leitung des Geistes nicht nur nicht anerkannt, sondern geradezu unmöglich gemacht. Ist da nicht die Frage berechtigt: Sollte ich mich von den Grundsätzen einer derartigen Gemeinschaft, mag sie nun einen Namen tragen, welchen sie will – sei es eine der großen Landes-Kirchen oder die eine oder andere der vielen kleineren Gemeinschaften – nicht trennen? Sollte ich mich nicht vielmehr einfach im Namen Jesu und unter der Leitung des Geistes mit denen versammeln, die mit mir nur diesen Herrn als ihr Oberhaupt und den Heiligen Geist als ihren Lehrer und Leiter betrachten?

Ich komme jetzt zu dem dritten Grunde, weshalb die Gläubigen nur in dem Namen Jesu zusammenkommen sollten, und das ist die Einheit der Kirche, oder genauer gesagt, die Einheit des einen Leibes. Das Wort Gottes redet, so viel ich weiß, nie von einer Kirche, wohl aber von „einem Leibe“ (Eph 4,4; 1. Kor 10,17 u. a. St.). Das gewöhnlich mit „Gemeinde“ übersetzte Wort bedeutet einfach eine Versammlung. Es wird in Apg 19,32.39 gebraucht, um eine zusammengeströmte Menge von Heiden zu bezeichnen. Die Kirche Gottes ist die Versammlung Gottes: errettete Personen an jedem Orte, die sich als solche versammeln, um Gott anzubeten, deren Sünden alle für immerdar hinweggetan sind (Heb 10). Aber selbst eine solche, aus wahren Gläubigen bestehende Versammlung kann, wenn sie nicht in Wahrheit Gott, den Heiligen Geist, als ihren Leiter und Bewahrer in allen Dingen anerkennt, so wie es die Versammlungen Gottes in den Tagen der Apostel taten, eigentlich nicht eine Versammlung Gottes genannt werden.

Ich weiß sehr wohl, dass die persönliche Leitung des Geistes Gottes eine so sehr vergessene Sache ist, dass man selbst Christen nur mit großer Schwierigkeit deutlich machen kann, was darunter zu verstehen ist. Ich führe deshalb folgendes Beispiel an. Eine gewisse Persönlichkeit wird aufgefordert, eine öffentliche Versammlung der Bewohner irgend einer Stadt zu leiten. Die Versammlung ist vollzählig. Der betreffende Herr kommt und nimmt den Präsidentensitz ein, aber niemand kennt ihn. Er spricht, aber niemand hört ihn an. Unterdessen wird ein Bote nach dem anderen zu seinem Hause gesandt mit der Bitte, doch zu kommen. Endlich gehen die Versammelten, da sie nicht wissen, dass der wirkliche Präsident gegenwärtig ist, dazu über, eine andere Person zum Vorsitzenden zu wählen.

Das ist ein genaues Bild von dem Zustand der kirchlichen Parteien in unseren Tagen. Aber wie sehr wir auch den Heiligen Geist betrüben, und wie wenig wir Ihn anerkannt haben mögen, bleibt dennoch jene köstliche Verheißung Wahrheit: „Und Er (der Vater) wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass Er bei euch sei in Ewigkeit“. So wie jene Persönlichkeit, obwohl ungekannt, bereits gegenwärtig war, als die Boten zu ihrem Hause gesandt wurden, ebenso ist auch der Heilige Geist in die Versammlung Gottes herabgekommen, ist persönlich gegenwärtig auf dieser Erde, und zu gleicher Zeit betet man in Unwissenheit, Er möge vom Himmel herniederkommen. Ja, wenn man viele Christen beten hört, so sollte man denken, sie beteten um einen bloßen Einfluss. Würde es nicht für jeden Christen im höchsten Grade anstößig sein, von Gott, dem Vater, als von einem Einfluss zu sprechen? Würde es ihn nicht empören, wenn man sagen wollte, das Leben Gottes, des Sohnes, auf dieser Erde sei nur ein Sinnbild oder ein Einfluss gewesen? Und ist nicht Gott, der Heilige Geist, jetzt eine ebenso wirkliche Person auf Erden, wie Jesus es einst hienieden war und jetzt im Himmel ist? Was ein Befehlshaber für ein Heer, und was ein Vorsitzender für eine Versammlung ist, das ist der Heilige Geist für die Versammlung Gottes: Er befiehlt, leitet, ordnet, gibt und gebraucht, wen Er will. Wo Er nicht so anerkannt wird, kann man da, selbst wenn es sich um eine Versammlung wahrer Christen handelt, von einer Versammlung Gottes reden? Und muß ich mich daher, will ich treu sein gegen Gott, nicht von allen solchen Versammlungen trennen?

Doch es möchte entgegnet werden: Sind denn inmitten derer, welche bekannten, die persönliche Gegenwart des Geistes Gottes anzuerkennen, keine Spaltungen vorgekommen? Leider ist es so, aber nichts könnte deutlicher die Wahrheit der vorliegenden Ausführungen beweisen. Was war die Ursache der traurigen Trennungen? Gerade das Außerachtlassen der unumschränkten Leitung des Heiligen Geistes. Aber sollte ein Fehlen in dieser Beziehung ein Grund sein, die Leitung des Geistes in der Versammlung nicht anzuerkennen, oder könnte es jemand entschuldigen, wenn er da bleibt, wo jene nicht anerkannt wird? Es wäre gerade so, als wenn jemand sagen wollte: Weil dieser oder jener Christ in seinem Wandel gefehlt hat, muß auch ich aufhören, im Geiste zu wandeln? Er ist der einzige Führer des Christen und der Versammlung. Und welch ein gesegneter Führer ist Er! Die Quelle aller Fehler der Kirche lag stets in der Missachtung der Leitung des Geistes. Vertraute sie sich einzig und allein ihrem gesegneten Führer an, so stand alles wohl, was auch kommen mochte. Ebenso ist es mit dem einzelnen Christen. Wandelt er nach dem Fleische, so kann ihn schon ein Strohhalm zu Fall bringen; wandelt er aber nach dem Geiste, so wird er feststehen, welche Versuchung ihn auch treffen mag. Jeder frühere Fehler in der Gemeinde Gottes sollte daher tiefe Demütigung und eine unbedingtere Unterwerfung unter den Geist Gottes hervorrufen. Was würde man von einem Manne denken, der sagt: Der und der bekennt ein Christ zu sein, aber er ist betrunken auf der Straße gefunden worden, kann ich deshalb nicht auch mit aller Ruhe dem Trunk ergeben bleiben? Nicht wahr, eine solche Beweisführung wäre töricht und abgeschmackt. Aber ist es nicht im Grunde dasselbe, wenn man sagt: Es gibt Kinder Gottes, die darin gefehlt haben, die Einheit des Geistes zu bewahren, folglich kann ich ruhig da bleiben, wo die Leitung des Heiligen Geistes nicht anerkannt wird? Ich bitte alle gläubigen Leser dringend, diese wichtige Sache nach dem Worte Gottes zu prüfen.

Was ist denn nun der „eine Leib“ (Eph 4,4)? Die römische Kirche ist nicht einmal die „katholische“ Kirche, und noch weniger kann sie der „eine Leib“ sein. Katholisch heißt allgemein. Die vielen Millionen Glieder der griechischen, protestantischen usw. Kirchen sind aber ebenso viele lebende Zeugen gegen die Allgemeinheit der römischen Kirche. Sie ist weder die eine Kirche, noch der eine Leib, sondern nur eine Partei, wenn auch die größte unter den vielen.

Der Herr sagt: „Alles was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein, und ich bin in ihnen verherrlicht“. „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind“ (Joh 17,10–22). Diese herrlichen Worte Jesu finden ihre Anwendung auf jedes Kind Gottes während der gegenwärtigen Zeit. Worin besteht nun die Herrlichkeit, die der Vater dem Sohne gegeben hat? Er hat Ihn „auferweckt aus den Toten und Ihn zu Seiner Rechten gesetzt in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles Seinen Füßen unterworfen und Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, welche Sein Leib ist, die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,20–23). Und wiederum: „Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, welcher der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, auf dass Er in allem den Vorrang habe“ (Kol 1,18).

Die Herrlichkeit, die Jesu gegeben worden ist, hat Er also empfangen als der auferstandene Christus, und als solcher ist Er der Anfang und das Haupt des Leibes. Daher, wenn jemand in Christo ist, so ist er eine neue Schöpfung, ja, er ist eins mit dem auferstandenen Christus in der erhabensten Herrlichkeit, wie geschrieben steht: „Gott aber ... hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu“ (Eph 2,6). Es gab einst eine irdische Körperschaft, ein von Gott auserwähltes Volk, das Volk der Juden. Selbst während des Lebens Jesu gehörte die kleine Gesellschaft oder Herde von Jüngern diesem Volke an. Erst nach Seiner Auferstehung und Himmelfahrt konnte der Heilige Geist gegeben werden, um die Versammlung (Gemeinde) zu bilden, „welche Sein Leib ist“. Das war das Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war, dass die jüdische Nation für eine Zeit beiseite gesetzt werden und der Heilige Geist aus allen Nationen, aus Juden und Heiden, einen Leib sammeln sollte, und dass ferner dieser Leib mit dem Haupte in Seiner Auferstehungs-Herrlichkeit verbunden und mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christo gesegnet werden sollte. Und alles dieses ist wahr von jedem Kinde Gottes während der gegenwärtigen Zeit.

Wo sich ein Kind Gottes dem Leibe nach auf dieser Erde auch befinden mag, im Geiste ist es ebenso wirklich eins mit dem auferstandenen Christus, wie ein Glied des menschlichen Körpers mit der Person verbunden ist, der es angehört. Ja, unser Einssein mit Christo ist nicht Vereinigung, sondern vollkommene Einheit. Wir können, genau genommen, nicht von einer Vereinigung der Glieder des menschlichen Körpers sprechen, denn alle diese Glieder bilden eine Einheit. Ebenso ist es mit dem himmlischen, auferstandenen Christus. „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: also auch der Christus. Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie“ usw. „Ihr aber seid der Leib Christi, und Glieder insonderheit“ (1. Kor 12,12–27).

Der Heilige Geist gebraucht die stärksten Ausdrücke und die klarsten Bilder, um diese wunderbare Einheit auszudrücken. Vergleichen wir die eben genannte Stelle mit der folgenden: „Denn wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinen Gebeinen“ (Eph 5,30). Es heißt nicht: wir waren eins mit Ihm während Seines Lebens im Fleische – das wäre unmöglich. Wäre Er nicht gestorben, so hätte Er allein bleiben müssen (Joh 12,24). Eine irdische Einheit sündiger Menschen mit einem sündlosen Christus war unmöglich. Nein, Er musste sterben, und Er ist gestorben für die Sünden vieler, und nachdem Er für sie durch den Tod gegangen ist und mit Geben Seines kostbaren Blutes das Lösegeld für sie bezahlt hat, ist Er aus den Toten auferweckt und gerechtfertigt worden (Jes 50,8). Und alles dies für uns: „Er ist unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden“ (Röm 4,25). Wir werden betrachtet als gestorben mit Ihm, auferweckt mit Ihm, gerechtfertigt durch Sein Blut, ja, als eins mit Ihm in Seinem auferstandenen Zustande. Wie ein Mensch eine Person ist, obwohl er viele Glieder hat, so ist es auch der auferstandene Christus. Obwohl Er viele Glieder auf der Erde hat, sind doch alle mit Ihm verbunden, eins mit Ihm und in Ihm, dem Haupte im Himmel. „Wir sind Glieder Seines Leibes“. „Da ist ein Leib“ (Eph 4,4; 5,30). Welch eine wunderbare neue Schöpfung ist das! Wir sind bereits versetzt in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes, wir werden es nicht erst dann sein, wenn wir sterben. „Der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol 1,13).

Das Vergessen dieser großen Wahrheit, der Einheit der Versammlung oder Gemeinde Gottes in dem auferstandenen Christus, der in himmlischer Herrlichkeit droben thront, ist eine der Ursachen der Systeme und Parteien, welche die Menschen „Kirchen“ nennen. Wenn man viele Christen fragt: „Wenn wir einst im Himmel sind, wird es dann auch noch Sekten und Parteiungen geben?“ So ist die Antwort: „O nein, dann wird Christus alles sein“. Aber ich frage: Sind wir nicht jetzt schon mit Ihm auferweckt und in Ihm in die himmlischen Örter versetzt (Eph 2,6)? Und ist Christus nicht jetzt schon alles (Kol 3,11)? In der neuen Schöpfung gibt es weder Jude noch Grieche, weder Katholik noch Protestant, weder Baptist noch Methodist. Christus ist alles, und alle Gläubigen sind einer in Ihm (Gal 3,28). „Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat“ (2. Kor 5,17.18).

Der Leib Christi ist daher ein Leib, zusammengesetzt aus allen Gläubigen jeder Nation, eine neue Schöpfung aus den Toten, auferweckt und zusammengefügt durch Gott, den Vater (Eph 2). Jedes einzelne Glied ist von Gott gesetzt, wie es Ihm gefallen hat (1. Kor 12,18), und kann nie von dem Leibe getrennt werden. In diesem Leibe kann es keine Trennungen geben, denn das Alte ist vergangen.

Was ist nun der Wille Gottes in bezug auf die Gläubigen hienieden? Denn während wir schon eins sind mit Christo im Himmel, sind wir doch, solang wir uns noch in diesem Leibe der Schwachheit befinden, ausheimisch von dem Herrn. Ich möchte keine Meinungen aufstellen. Die Frage ist: Was sind die Gedanken Gottes? Wahrlich, eine ernste Frage! Möge Er uns Gnade geben, Seinen wohlgefälligen Willen zu tun!

Dass Gott die Spaltungen verurteilt, wird niemand leugnen, der sich vor Seinem inspirierten Worte beugt. Bei der ersten Erscheinung, bei dem ersten Aufkeimen von Spaltungen sagt der Apostel: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien... Jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi. Ist der Christus zerteilt?“ (1. Kor 1,10–13). Wahrlich, ich kann über die Gedanken des Herrn in gegenwärtiger Zeit nicht im Unklaren sein, wenn jeder sagt: „Ich bin römisch, ich griechisch-katholisch, ich lutherisch, ich reformiert, ich bin Methodist, ich Baptist usw. usw.“ Gott ermahnt alle durch die Herrlichkeit und Erhabenheit des Namens des Herrn Jesus, dass keine Spaltungen da seien. Nicht eine einzige Spaltung kann Gott anerkennen. Irgend einen Namen außer demjenigen des Herrn Jesus zu erlauben, erniedrigt diesen gesegneten Namen und stellt ihn auf gleichen Boden mit einem menschlichen: „Ich bin des Paulus, ich aber Christi“. Wenn es daher Gottes Wille ist, dass keine Spaltungen da seien, wie kann ich zu einer solchen gehören oder in irgend einer Weise die eine oder andere Partei verteidigen, ohne mich des Ungehorsams gegen den geoffenbarten Willen Gottes schuldig zu machen?

Verehrter Leser, suche Klarheit über diese Fragen, in der Gegenwart Gottes, mit Seinem Worte vor dir!

Damit kein Irrtum in dieser Beziehung möglich sei, spricht der Heilige Geist weiter über denselben Gegenstand: „Denn ihr seid noch fleischlich. Denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise? Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus; der andere aber: Ich bin des Apollos, seid ihr nicht menschlich?“ (1. Kor 3,3–4). Wenn es den Heiligen Geist so tief betrübte, sagen zu hören: „Ich bin des Paulus, ich des Apollos“, sollte es Ihm dann jetzt gefallen, wenn der eine Gläubige sagt: „Ich gehöre zu den Lutheranern“, ein anderer: „Ich zu den Reformierten“, ein dritter: „Ich zur Freien Gemeinde“ usw.? Ist das Fleischlichkeit, oder ist es Geistlichkeit? Kann Gott den Seinen Beifall geben oder nicht? Wenn der Apostel davon spricht, dass er gehört habe, es seien Spaltungen unter ihnen, so sagt er: „Ich lobe nicht, dass ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommet“ (1. Kor 11,17).

Gott könnte nicht deutlicher reden, nicht nur betreffs dessen, was Er verurteilt, sondern auch dessen, was Ihm gefällt und was Er will. „Aber Gott hat den Leib zusammengefügt ..., auf dass keine Spaltung in dem Leibe sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge für einander haben möchten“ (1. Kor 12,24–25). Der Mensch sagt: Es müssen Spaltungen da sein, und er sucht mich zu veranlassen, der einen oder anderen Partei beizutreten oder an ihrer Ausbreitung und Förderung mitzuwirken. Gott sagt, dass keine Spaltungen da sein sollten, weil der Leib einer ist. Soll ich nun dem Menschen oder Gott gehorchen? Der Leser urteile selbst.

Welch eine gesegnete Einheit – eins mit dem Haupte droben und eins mit jedem Gliede hienieden, ja, mit jedem Gläubigen auf der Erde! Wie köstlich, aber auch wie ernst ist das Wort: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid Christi Leib und Glieder insonderheit“ (1. Kor 12,26–27). Wahrlich, wir haben darin gefehlt, diese wunderbare Einheit anzuerkennen und zu verwirklichen. Hüten wir uns, das Wort Gottes abzuschwächen! Lasst uns nicht das Böse gut nennen! Jede Spaltung ist in den Augen Gottes böse und verwerflich. Er nennt sie sogar in einer Reihe mit den gröbsten Sünden, mit Hurerei, Mord und Trunkenheit (vgl. Gal 5,17–21). Lasst uns deshalb mit aufrichtiger Demütigung zu dem Herrn zurückkehren! Lasst uns die allgemeine Sünde und Schande der gespaltenen Kirche bekennen!

Wir sind zu einer himmlischen Einheit mit dem auferstandenen Christus berufen. Es ist der Wille Gottes, „dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens. Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“ (Eph 4,1–4). Wünschest du, mein lieber Mitgläubiger, den Willen Gottes zu tun? Hier ist der gesegnete Pfad: die Einheit des Geistes. Er muß stets zu dem Haupte, zu Christo, führen. Der Geist sammelt um die Person Christi, und wo zwei oder drei versammelt sind zu Seinem Namen hin, da ist Er in ihrer Mitte. Der Mensch macht eine Versammlung oder bildet eine Gemeinschaft unter irgend einem Namen. Das ist Spaltung oder Zerstreuung. Der Geist allein sammelt um Christum. Diese beiden Dinge sind so verschieden, wie die Einheit des Himmels und die Zerstreuung der Erde.

Alle Gläubigen sind eins in dem auferstandenen Christus, und der Wille Christi ist, dass diese Einheit der ganzen Welt offenbar werde. Wie rührend tritt dies in dem Gebet des Herrn zutage, wenn Er sagt: „Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben; auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“. Und weiter: „Ich in ihnen und du in mir, auf dass sie in eins vollendet seien, und auf dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast“ (Joh 17,20. 21. 23). Statt trauriger Spaltungen und Uneinigkeit will der Herr, dass wir vor der Welt unsere Einheit mit Ihm, unserem verherrlichten Haupte, offenbaren. Wir sind mit Ihm gestorben, mit Ihm auferstanden, und werden einst Seine Herrlichkeit teilen. Haben wir die Kraft dieser Auferstehung erkannt? Wandeln wir würdig dieser Einheit mit dem auferstandenen Christus? Wünschen wir, wie Paulus, Seinem Tode gleichgestaltet zu werden? Das sind ernste inhaltschwere Fragen. Möchten wir sie beantworten mit ganzer Aufrichtigkeit des Herzens!

Doch wenn wir in diesen Dingen gefehlt haben, kann uns das entbinden von der Treue, die wir dem auferstandenen Christus schuldig sind? Sicherlich nicht. Habe ich deshalb bis heute mit irgend etwas in Verbindung gestanden, das Ihn betrübt oder Ihm nicht wohlgefällt, so sollte ich mich ohne Verzug davon trennen. Vielleicht wird mein Pfad, wenn ich so in Einfalt und Treue handle, schwierig werden; aber wann war der Pfad des Glaubens leicht? Die gegenwärtige Zeit ist böse und gefährlich. Das Böse wird gut, das Gute böse genannt. „Deshalb sagt Er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ – „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei“ (Eph 5,14.17).

Der Herr ist nahe! Er sagt: „Ich komme bald!“ Wie bald wird der letzte Ton der Uneinigkeit gehört werden, wie bald der Tag da sein, wo wir in eins vollendet sein werden, und wo die Welt erkennen wird, dass der Vater den Sohn gesandt und uns geliebt hat, gleichwie Er Ihn geliebt hat!

Mein lieber gläubiger Leser, sollten wir nicht bei einer solchen Erwartung die wenigen Tage, die wir noch hier sind, suchen, Seinen wohlgefälligen Willen zu tun? Er will uns versammeln zu Seinem Namen hin (Mt 18,20). Er will, dass wir uns reinigen von allen Gefäßen zur Unehre, und dass wir streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen (2. Tim 2,19–22). Sein Wille ist uns so klar geoffenbart, dass es für ein unterwürfiges Herz keine Frage, keinen Zweifel geben kann.