Wer sind die Kleinen und was ist mit den Ärgernissen gemeint?

Bibelstelle(n): Matthäus 18,1-14; vgl. Lukas 17,1-2

„Wer aber irgend einen dieser Kleinen, die an mich glauben, ärgern wird...“ (Mt 18,6). Wer sind diese „Kleinen“, und was bedeutet „ärgern“? Mit den Kleinen werden uns Gläubige vorgestellt, die nicht ihre Rechte verteidigen, sondern in Niedrigkeit ihren Weg gehen und dem anderen Raum geben, während sie zugleich der Herrlichkeit eingedenk sind, die auf ihnen ruht. „Ärgern“ oder „Ärgernisse“ bezeichnet all das, was darauf angelegt ist, ihr Vertrauen auf Christus zu erschüttern, und einen Stolperstein in ihren Weg legt. Es meint jedoch nicht etwas, was ihnen in treuer Liebe gesagt wird. Zwar mag man sich daran auch stoßen, aber davon ist hier nicht die Rede. Wie gesagt, handelt es sich um etwas, das geeignet ist, das Vertrauen dieser Kleinen in ihren Gott zu erschüttern.

Daher fügt der Herr hinzu: „Wehe der Welt der Ärgernisse wegen! Denn es ist notwendig, dass die Ärgernisse kommen; doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt!“ (V. 7). Was ist zu tun, um Ärgernisse zu vermeiden? Der Herr zeigt, wie man auf eine zweifache Weise vor diesem Fallstrick bewahrt werden kann. Das erst ist dies: Ich muss mit mir selbst beginnen. Das ist das wichtigste Mittel, um ein gegenseitiges „Ärgern“ zu verhindern. Es ist das Selbstgericht. „Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anstoß gibt, so hau ihn ab und wirf ihn von dir.“ Das Ärgernis mag in jemandes Dienst oder Wandel liegen; wenn aber deine Hand oder dein Fuß der Anlass zum Straucheln wird (etwas, woraus der Feind Nutzen zieht gegen Gott), so handle sogleich entschieden mit der bösen Sache. „Es ist besser für dich, verkrüppelt oder lahm in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen oder mit zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden“ (V. 8).

Der Herr stellt immer das volle Ergebnis des Bösen vor die Seele. Wenn Er von dem Reich der Himmel spricht, so stellt Er in Rechnung, dass sowohl Falsche als auch Echte darin sein mögen. Er redet daher allgemein. Er spricht kein Urteil über sie aus; denn etliche mochten wahrhaft aus Gott geboren sein, andere nicht. Der Herr legt ihnen ernstlich vor, dass diejenigen, die über ihre Sünden gleichgültig sind, nicht aus Gott sind. Es ist unmöglich, dass eine Seele von neuem geboren ist und doch der Gewohnheit nach völlig sorglos über das ist, was den Heiligen Geist betrübt. Deshalb zeigt Er ihnen, dass solche mit Sicherheit in das ewige Feuer geworfen werden. Das könnte von niemandem, der aus Gott geboren ist, gesagt werden. Aber da es im Reich der Himmel ein echtes und ein unechtes Bekenntnis gibt, hat der Gläubige darauf zu sehen, dass er nicht in einem seiner Glieder Sünde zulässt.

„Und wenn dein Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, einäugig in das Leben einzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle des Feuers geworfen zu werden“ (V. 9). Es mag noch so viel kosten, aber Gott ist nicht ein harter Herr; niemand ist so zart, niemand liebt so sehr wie Er. Und doch offenbart uns Gott durch den Herrn Jesus Seine Gedanken und zeigt uns, dass dies der einzige Weg ist, um mit dem zu handeln und fertig zu werden, was in uns ein Anlass zur Sünde werden kann (vgl. Eph 5,5.6).

Das erste also, was ein Anlass zum Ärgernis anderen gegenüber werden kann und was daher zuerst weggetan werden muss, ist das, was unserer eigenen Seele zum Fallstrick werden kann. So müssen wir mit Selbstgericht beginnen.

Aber dann gibt es noch ein zweites, das Verachten eines dieser Kleinen. „Gebt Acht, dass ihr nicht eins dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht des Vaters schauen, der in den Himmeln ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu erretten“ (V. 10.11). Ein köstliches Wort! Besonders weil es der Herr so weit gefasst hat, dass buchstäblich ein kleines Kind ebenso davon erfasst wird wie diese Kleinen oder Geringen, die an Ihn glauben. Ich glaube, dass dieses Kapitel das Ziel hat, die Kleinen zu ermutigen. Dabei setzt der Herr Jesus nicht voraus, dass sie (die kleinen Kinder) unschuldig sind, wie es die landläufige Meinung unter den Menschen ist. Vielmehr sagt der Herr, dass Er, der Sohn des Menschen, gekommen sei, das Verlorene zu erretten. Dies setzt die Befleckung der Sünde voraus, zeigt aber auch, dass der Sohn des Menschen gerade deswegen kam, um ihr zu begegnen. So haben wir nun das kostbare Vorrecht, volles Vertrauen auf den Herrn zu haben – nicht nur im Blick auf unsere eigenen Seelen, sondern auch in Bezug auf die Kleinen.


Online seit dem 25.11.2006.