Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 27

Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)

Im Vorhof begegnet Gott der Welt (ich rede nicht von der Welt selbst, durch welche wir wandeln: das war die Wüste 1); das ist, wo die, welche aus der Welt heraufkommen, Gott nahen, wo Sein Volk (nicht als Priester oder als Heilige, sondern als sündige Menschen) Ihm naht. Beim Herauskommen aus der Welt aber ist es eine Einfriedigung Gottes, die nur von denen erkannt wird, die in sie hineinkommen. Dort finden wir zuerst den Brandopferaltar; Gott ist in Gerechtigkeit in bezug auf die Sünde geoffenbart, aber in Gnade dem Sünder gegenüber - kundgetan in Seiner Beziehung zu den Menschen und in ihrer Mitte, so wie sie waren. Es war wohl das Gericht über die Sünde, denn ohne dies könnte Gott keine Beziehungen zu den Menschen pflegen, es war jedoch Christus in der Vollkommenheit des Geistes Gottes, der Sich dieser Gerechtigkeit gemäß für die Sünde als Schlachtopfer darstellte, um Sünder in Beziehung zu Gott zu bringen. Er ist von der Erde erhöht worden. Auf Erden ging es um die Möglichkeit der Beziehungen des Menschen mit Ihm, dem Heiligen und Lebendigen: das konnte aber nicht sein. Auf dem Kreuze ist Er von der Erde erhöht, von der Welt verworfen; nichtsdestoweniger fährt Er nicht auf in den Himmel. Auf dem Kreuze ist Christus aus dieser Welt heraus erhöht worden - Er hat sie verlassen; Er bleibt ihr aber immer noch dargestellt - für den Glauben der Gegenstand, der der Gerechtigkeit Gottes völlig genügt hat, wie Er auch das Zeugnis von Seiner Liebe ist, der Liebe Dessen, der durch diese Handlung alles, was Gott ist, verherrlicht hat. Ich sage, Er ist immer noch der Gegenstand vor den Augen der Welt, obwohl nicht mehr in ihr, wenn man sich durch Gnade dahin aufmacht und sich von der Welt absondert, während Gott in Gerechtigkeit (denn wo ist diese so verherrlicht worden wie auf dem Kreuze Jesu?) den elendesten Sünder Seiner Herrlichkeit gemäß empfangen und sogar Selbst verherrlicht werden kann. Was den herzunahenden Sünder betrifft, so galt dies seiner Schuld und seinen wirklichen Sünden. An sich ging das Opfer viel weiter, es war für Gott ein lieblicher Geruch, der Ihn verherrlicht.

So finden wir hier den Brandopferaltar, den ehernen Altar. Gott ist in Seinem gerechten Gericht über die Sünde kundgetan (und doch begegnet Er dem Sünder in Liebe durch das Opfer Christi), nicht in Seinem Wesen (dem geistlichen und unumschränkten Gegenstand der Huldigung der Heiligen), sondern in Seiner Beziehung zu Sündern Seiner Gerechtigkeit gemäß, und zwar nach dem Maße, was ihre Sünden in Seinen Augen waren 2. Da geschieht es, daß Sünder sich durch das Werk vor Ihn stellen, in dem Christus Sich Ihm durch das mächtige Wirken des Heiligen Geistes ohne Flecken geopfert und alle Forderungen Seiner Gerechtigkeit befriedigt hat, und noch mehr - Er hat Ihn in allem, was Er ist, verherrlicht und ist zum lieblichen Geruch 3 (des Opfers) geworden, in dem wir beim Verlassen der Welt Gott nahen, und zwar in Beziehung zu jenen, die an sich Sünder sind und das bekennen und sich Ihm nahen; sie finden aber, daß ihre Sünden durch das Kreuz hinweggetan sind; sie kommen außerdem in jenem Wohlgeruch des Opfers Dessen, der Sich zum Ganzopfer gemacht hat. Es war nicht das Sündopfer, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde: dort nahte sich niemand. Christus wurde von Gott zur Sünde gemacht, alles ereignete sich zwischen Gott und Ihm; hier aber nahen wir zu Gott.

Indem jetzt alle Offenbarungen Gottes also geordnet sind, kommen wir nun zu den Diensten, die vor Ihm in den Höfen und an den Orten, wo Er Sich kundmachte, ausgeübt wurden (Kap. 27, 20). Die Priester sollten dafür sorgen, daß das Licht des Leuchters immer vor dem Vorhang, der das Zeugnis drinnen verbarg, scheinen sollte, auch während der Nacht; es war das Licht der Gnade und der Macht Gottes durch den Geist, das Gott geistlicherweise zum Ausdruck brachte. Hier war es nicht Er Selbst auf dem Throne, wo Sein unumschränktes Wesen den Schatz Seiner Gerechtigkeit bewahrte: jener Schatz konnte Christus in Seiner Person und in Seiner Natur allein Selbst sein; noch war es Gerechtigkeit in Seiner Beziehung zum sündigen Menschen außerhalb des Heiligtums, von der die Verpflichtung des Menschen das Maß abgab und für das das Gesetz Gottes die Regelung lieferte; es war vielmehr ein Licht, durch das Er Sich in der Kraft Seiner Gnade offenbarte, das sich aber auf Seine Beziehung zum Menschen, als heilig und zu Seinem Dienst abgesondert betrachtet, bezog, während es ja die Offenbarung Gottes war. Eigentlich war es der Heilige Geist. Das sehen wir im Buche der Offenbarung; der Geist könnte aber auf Christum als Menschen ruhen, und zwar ohne Maß; oder Er könnte als von Ihm wirken, und durch Seine Gnade in anderen, entweder als der Geist der Weissagung, ausschließlich bevor Er kam, oder auf eine andere, reichlichere und vollständigere Weise, wie es nach Seiner Auferstehung und Verherrlichung war, als der Heilige Geist Selbst herniederkam. Welcherart aber diese Kundmachungen in Menschen in der Auswirkung auch gewesen sein mochten, die Sache selbst war da vor Gott, um Sich in der Kraft des Geistes Selbst zu offenbaren; das Priestertum aber war hier wesentlich notwendig für uns 4, um die Beziehung zwischen der Kraft des Heiligen Geistes und dem Dienst der Menschen, in denen Er Sich kundtat, zu bewahren, auf daß das Licht scheinen möchte (Kap. 27, 20. 21). Deshalb finden wir unmittelbar danach die Satzung zur Einführung des Priestertums.

Fußnoten

  • 1 Dies wäre die Gnade des Christentums, das Suchen und Retten des Verlorenen. Die Sinnbilder der Wohnung beziehen sich auf unser Kommen zu Gott, nicht auf Sein Kommen zu uns. Letzteres gehört dem Christentum an. Der Hebräerbrief greift die Sinnbilder auf, über die wir reden, nur mit den Veränderungen, die das Christentum sogar in diese eingeführt hat.
  • 2 Hier müssen wir bemerken, daß, während das endgültige Gericht sich auf unsere Verantwortung bezieht und durch sie bemessen wird, die Vergebung nicht von unserem Eingehen vor das Angesicht Gottes getrennt werden kann (obwohl es in unseren Erfahrungen einen Fortschritt geben kann), weil sie durch das Werk Christi besteht, durch welches der Vorhang zerrissen und Gott völlig geoffenbart wurde. Das zeigte der große Versöhnungstag, denn da wurde das Blut vor Gott hineingebracht, und doch war das für Sünden, aber Sünden als solche, die die Gegenwart Gottes entweihen, wie auch als solche, die völlig hinweggetan werden. Am ehernen Altar aber war die Liebe, welche gab, als auch der Wert des Opfers, so daß göttliche Gunst und Wohlgefallen bewirkt wurden: „Deshalb liebt mich der Vater“. Hier wurden Sündopfer und Brandopfer dargebracht, sie bezogen sich aber beide auf die Annahme, negativ und positiv, nicht nur auf die Heiligkeit Gottes wie das Blut am Versöhnungstage. Wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, aber nach dem Reichtum Seiner Gnade.
  • 3 Es ist interessant zu wissen, daß das Wort brennen im Hebräischen gar nicht dasselbe ist für das Sündopfer wie für das Brandopfer; im Falle des letzteren ist es dasselbe wie zum Brennen von Räucherwerk. Ich füge hier ein Wort über die Opfer hinzu. Im Sündopfer, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde, kam Gott von Seiner Stätte hervor, um zu bestrafen, um wegen der Sünde Rache zu nehmen. Christus hat Sich an unsere Stelle gestellt, Er hat unsere Sünden getragen und ist gestorben, um durch das Opfer Seiner Selbst die Sünde zu beseitigen. Beim Sündopfer wurde Sein Blut vergossen, unsere Sünden wurden weggewaschen. Dieses Blut aber, das so unendlich kostbar ist, wurde vom Hohenpriester in das Allerheiligste gebracht und auf den Gnadenstuhl getan; und so wurde der sichere Grund für alle unsere Beziehungen mit Gott gelegt; somit besteht in bezug auf den, der da kommt, die Sünde in den Augen Gottes nicht mehr. Es geht aber nicht nur darum, daß Gott die Sünde im Gericht im Tode Christi erreicht hat, sondern darum, daß das von Christo vollbrachte Werk Gott vollkommen angenehm war. „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde.“ Gott wurde in Ihm verherrlicht; und indem Er Christo gegenüber gerecht war, verherrlichte Er Ihn bei Sich Selbst. Das wahre Wesen Gottes in Gerechtigkeit und Liebe war voll und ganz (öffentlich, vor den Augen des Weltalls) verherrlicht worden, obwohl nur allein das Auge des Glaubens offen ist, es zu sehen, und deshalb war es ein Teil eben dieser Gerechtigkeit, Christum in eine Stellung zu setzen, die diesem Werke entsprach. Sicherlich wurde die Liebe des Vaters zu Ihm davon nicht abgelenkt. Somit ging es nicht nur darum, daß die Heiligkeit, die an der Sünde Rache nimmt, die Sünde im Tode Jesu erledigt hatte und daß nichts mehr zu tun blieb, um sie zu beseitigen, sondern (für den, der weiß, daß es in der Natur keine Hilfsquellen gibt, und noch weniger im Gesetz) darum, daß es durch die Gnade und durch den Glauben an Jesum die Gerechtigkeit Gottes Selbst gibt, eine rechtfertigende Gerechtigkeit - nicht bloß die Beseitigung von Sünden, sondern den positiven Wert von allem, was Christus getan und worin Er Gott verherrlicht hat. Wir sind in dem Geliebten angenommen. Im Hinblick darauf, was Christus getan hatte, mußte Gott Ihn auferwecken und Ihn zu Seiner Rechten setzen; wir aber sind gereinigt von unseren Sünden nach der Vollkommenheit Gottes, zwischen Dem und Christo allein dieses Werk vollbracht wurde, und da Er im Werte dieses Werkes hineingegangen ist und da Er Sein Blut dorthin gebracht hat, so sind auch wir - die Gegenstände dieses Werkes - in dem Werte desselben wie auch Er angenommen. So naht also der Sünder, an Gott glaubend, dem ehernen Altar, wo das Opfer dargebracht wird (da der Weg ihm durch das Blut offensteht) und (wie wir jetzt hinzufügen dürfen. da der Vorhang zerrissen ist) er Gott naht, der Sich in Heiligkeit kundgetan hat, aber nach dem lieblichen Geruch des Opfers Christi, ein Ausdruck, der auf das Sündopfer, das außerhalb des Lagers verbrannt wurde (dort wurde Er zur Sünde gemacht), nicht anwendbar ist, gemäß dem ganzen lieblichen Wohlgeruch der Ergebenheit und des Gehorsams Christi auf dem Kreuze, d. h. bis zum Tode. Man beachte außerdem, daß die Priester als Priester nahen, und sogar in das Heiligtum. Aber darüber später mehr.
  • 4 Für die volle Offenbarung davon in Seiner persönlichen und freien Kundmachung hienieden war die Verherrlichung des Menschen (Christus) der göttlichen Gerechtigkeit gemäß notwendig, das würde uns aber von unserem gegenwärtigen Gegenstand ablenken. Ich muß wieder daran erinnern, daß wir nur den Vorschatten haben, nicht das eigentliche Bild der Dinge. Was im Text steht, bezieht sich auf den Menschen unter der Regierung Gottes hienieden, als ein Gefäß des Geistes. Das Priestertum setzt voraus, daß der Mensch in Schwachheit hienieden und Christus, eine andere Person, für uns droben ist.
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