Was ist „Sünde zum Tod"?

Bibelstelle(n): 1. Johannes 5,16.17

Einleitung

Viele wiedergeborene Kinder Gottes haben Angst, eine „Sünde zum Tod“ getan zu haben, bzw. sie einmal zu tun. Ihre Angst begründet sich dabei darauf, dass sie eine „Sünde zum Tod“ sofort mit der ewigen Verdammnis in Verbindung bringen. Wir wollen daher im Folgenden auf diesen Begriff näher eingehen.

Das Gebet nach seinem Willen

Noch bevor der Apostel Johannes zu diesem ernsten Thema kommt, schreibt er über das Gebet. Wenn wir etwas nach seinem Willen beten, dann dürfen wir die Zuversicht haben, dass „er uns hört“ (V. 14). Gott erhört die Bitten, die wir nach seinem Willen bitten. Das ist eine Tatsache, die wir im Glauben ergreifen dürfen.

In Vers 15 wird dann noch einmal betont, dass, wenn wir in Übereinstimmung mit seinem Willen etwas erbeten, Gott uns erhört – er wird uns diese Bitten erfüllen.

Die Verse 14 und 15 sind noch sehr allgemein gehalten. In Vers 16 geht es dann aber um einen speziellen Fall: Die Sünde eines Bruders. Wenn ein Kind Gottes sündigt, so kann es sein, dass Gott in seinen Regierungswegen züchtigend eingreift (vgl. 1. Kor 10,13). Je nachdem wie Gott mit demjenigen handelt, wird unser Gebet, bzw. kann unser Gebet nichts ausrichten:

  • Wenn es eine Krankheit ist, die nicht zum Tod des Bruder führt, dann können unsere Gebete bewirken, dass der Bruder nicht sterben muss und wieder geheilt wird. Es lag dann „eine Sünde nicht zum Tod“ vor. Die Bitte nach Heilung ist dann in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und wird folglich erhört: „und er wird ihm das Leben geben“ (vgl. Jak 5,15.20).
  • Wenn Gott jedoch aufgrund der Sünde des Bruders dessen Leben beenden muss, also eine „Sünde zum Tod“ vorliegt, sollen wir nicht für den Bruder beten. Dieses Gebet wäre nicht nach dem Willen Gottes und fände daher auch keine Erhörung. Wir sollen es daher auch gar nicht tun.

Was bedeutet „Tod“?

Bevor wir weitergehen, sei eine Erklärung über den Begriff „Tod“ eingeschoben. Der Tod ist eine Folge der Sünde. Schon im Garten Eden hatte Gott in Bezug auf den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen gesagt: „denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.(1. Mo 2,17). Doch weil der Mensch ungehorsam war, kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, der zu allen Menschen durchgedrungen ist (vgl. Röm 5,12). Dass es überhaupt Tod (und auch Krankheit) in dieser Welt gibt, ist also ein Resultat der Sünde. Ganz grundsätzlich gilt, dass „der Lohn der Sünde“ der Tod ist (Röm 6,23). Auch in Jakobus 1,15 lesen wir: „Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod“. Im Allgemeinen kann unter „Tod“ auch „Trennung“ verstanden werden.

Nicht zuletzt im Zusammenhang mit unserem Thema, ist es notwendig den Begriff „Tod“ mehr zu differenzieren. Die Bibel meint nicht immer dasselbe, wenn sie von Tod spricht. Insgesamt finden wir drei Bedeutungen:

1. Der natürliche Tod

Hiermit ist das Ende jeder natürlichen Lebensfunktion des Menschen auf der Erde gemeint, die Trennung von Geist, Seele und Körper. Dieser Tod ist keineswegs „natürlich“, sondern eine Strafe Gottes (s.o.), vor der grundsätzlich kein Mensch verschont wird. Dennoch lesen wir von Henoch (1. Mo 5,24) und von Elia (2. Kön 2,11), die nicht durch den natürlichen Tod gehen mussten, weil Gott sie entrückte. Auch wir, die wir an den Herrn Jesus glauben, dürfen wissen, dass, wenn der Herr Jesus kommt, um uns zu sich zu holen (1. Thes 4,13f), wir nicht mehr durch den Tod gehen müssen. Was die gestorbenen Gläubigen angeht, so spricht Paulus von den „Entschlafenen“ und den „Toten in Christus“ (1. Thes 4,14.16). Es sind solche, die bei dem Kommen des Herrn Jesus für die Seinen wiederauferweckt werden (vgl. 1. Kor 15,51–54). Im Zusammenhang mit dem natürlichen Tod schreibt der Apostel Paulus davon, dass das Sterben für ihn Gewinn ist (Phil 1,21). Auch der Apostel Petrus schreibt hier von dem Ablegen seiner Hütte, womit er seinen Körper meint (2. Pet 1,14).

2. Der geistliche (o. moralische) Tod

Den Ephesern schreibt Paulus, dass sie tot waren in ihren Vergehungen und Sünden (Eph 2,1; vgl. Kol 2,13). Obwohl sie das natürliche Leben hatten, waren sie doch gleichzeitig für Gott geistlich tot gewesen. Dieser geistliche Tod spricht von der völligen Entfremdung (o. moralischen Trennung) des Menschen von Gott, aber auch von der ganzen Wertlosigkeit des Menschen für Gott. Von Natur aus befindet sich jeder Mensch in diesem Zustand. Doch durch den Glauben an den Herrn Jesus empfängt jeder Mensch durch die neue Geburt (vgl. Joh 3,5) das ewige Leben. Ein solcher „ist aus dem Tod in das Leben“ übergegangen (Joh 5,24). So konnte Paulus auch den Ephesern schreiben, dass sie, die sie einst tot waren, nun mit dem Christus lebendig gemacht worden waren (Eph 2,5).

3. Der ewige (o. zweite) Tod

Den Gläubigen in Smyrna wird gesagt, dass sie durch Verfolgung und Drangsal eine bestimmte Zeit bis auf das Äußerste geprüft werden würden. Das würde sogar so weit gehen, dass sie ihr (natürliches) Leben verlieren würden (vgl. Off 2,10). Doch dem gegenüber wird das Versprechen gesetzt: „Wer überwindet, wird nicht beschädigt von dem zweiten Tod“ (V. 11). Ähnliches wird in Offenbarung 20,5.6 über die gesagt, die an der ersten Auferstehung teilhaben: „Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt“. Was nun ist der „zweite Tod“? Offenbarung 20,14 und 21,8 geben die Antwort: „Dieses ist der zweite Tod, der Feuersee“; „ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches der zweite Tod ist“. Der zweite Tod ist also die ewige Verdammnis, die ewige Trennung des unbußfertigen Sünders von Gott. In 2. Thes 1,9 finden wir das mit den folgenden Worten beschrieben: „[...] die Strafe leiden werden, ewiges Verderben vom (o. weg vom) Angesicht des Herrn“. Der Zusammenhang macht deutlich, dass es hier um Ungläubige geht, solche, „die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorcht“ haben (2. Thes 1,8).

„Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht“

Wir haben oben schon gesehen, dass es in 1. Johannes 5,14.15 ganz allgemein um das Gebet geht. In den Versen 16 und 17 steht dann aber ein ganz spezieller Fall vor uns: jemand sieht seinen Bruder sündigen. Es geht darum, dass ein Bruder gesündigt hat und als eine Folge davon krank geworden ist. Es ist nicht so, dass Gott bei jeder Sünde züchtigend mit einer Krankheit eingreift, noch ist jede Krankheit immer eine Reaktion auf eine tatsächliche Sünde. Das sehen wir sowohl bei dem Blindgeborenen (Joh 9,3), als auch bei Lazarus (Joh 11,40). Aber in diesem Fall ist es so. Auch in Jakobus 5,13–16 wird uns der Fall vorgestellt, dass Krankheit eine Folge von Sünde ist (vgl. 4. Mo 12,1.10–14). Wie verhält sich nun jemand der davon Kenntnis hat? Er wird für den Bruder beten! Das wird als eine ganz natürliche Reaktion vorgestellt. Man betet, keine allgemeinen Bitten, sondern, dass der Bruder geheilt wird und nicht stirbt. Gott wird diese Bitte gewähren, „er wird ihm das Leben geben, denen, die nicht zum Tode sündigen“ (V.16).

„Es gibt Sünde zum Tod“

Doch dann wird eine Einschränkung gemacht, nämlich dann, wenn eine „Sünde zum Tode“ vorliegt. In diesem Fall hat Gott die Krankheit nicht nur als eine zeitliche Züchtigung gegeben, sondern, um den Bruder sogar von dieser Erde abzurufen. Die Sünde des Bruders zieht dessen Tod nach sich. Wir finden sowohl im AT als auch im NT dazu Beispiele: Mose und Aaron mussten sterben, weil sie entgegen der Anweisung Gottes den Felsen zwei Mal geschlagen hatten, statt zu ihm zu reden (4. Mo 20,6.13). Aaron stirbt schließlich auf dem Berg Hor (4. Mo 20,22–29) und Mose auf dem Berg Nebo (5. Mo 32,48–52). Andere Beispiele im AT sind der Mann Gottes aus Juda (1. Kön 13,21–24), der Prophet (1. Kön 20,35.36) und der König Josia (2. Chr 35,20–24). Im NT finden wir Ananias und Sapphira die sterben mussten, weil sie den Heiligen Geist belogen hatten (Apg 5,1–11). Wie viele andere, die in ihre Felder und Häuser verkauft hatten und den Erlös den Apostel gegeben hatten (Apg 4,34), hatte auch dieses Ehepaar ein Grundstück verkauft. Nun gaben sie einen Teil des Erlöses den Aposteln, taten aber so, als ob es der ganze Teil gewesen war. Ein zweites Beispiel finden wir bei einigen Gläubigen in der Versammlung von Korinth (1. Kor 11,30). Sie hatten das Mahl des Herrn in unwürdiger Weise eingenommen und auf ein Liebesmahl degradiert. „Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein guter Teil sind entschlafen“.

Es ist auffallend, dass wir in 1. Johannes 5,16 von keinen speziellen Sünden lesen, die zum Tod führen, sondern es wird lediglich festgestellt, dass es solche Sünden gibt (V. 16). Wir wissen, dass jede Sünde zum (natürlichen) Tod führen kann, aber nicht jede Sünde muss zum Tod führen. Es ist aus der Schrift heraus nicht möglich, zu definieren, welche Sünde genau zum (natürlichen) Tod führt. Prinzipiell ist das bei jeder Sünde möglich. Es scheint aber, dass es vor allem die begleitenden Umstände sind, die Gott derart eingreifen lassen. William Kelly berichtet einmal, dass ein Bruder plötzlich schwer krank wurde. Dieser Bruder erkannte, dass er bald aufgrund einer Sünde sterben musste. Tatsächlich kam es dann auch so. Als Außenstehender sollte man aber jede Vorsicht walten lassen, sei es nun bei einer Krankheit oder bei einem Tod eines Gläubigen. Auf jeden Fall ist sehr viel Weisheit notwendig.

Es geht um einen Bruder

1. Johannes 5,16 beginnt: „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht“. Das macht deutlich, dass es hier um einen Gläubigen geht der sündigt. Nach der Auferstehung gebraucht der Herr diesen Ausdruck für seine Jünger, indem er zu Maria sagt: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und euren Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17). Der Herr Jesus schämt sich auch nicht, uns Brüder zu nennen (Heb 2,11). Der Herr hat den Christen in seine eigene Beziehung als Mensch zu seinem Vater und Gott gebracht und „sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11). Daher lesen wir sowohl in der Apostelgeschichte als auch in den Briefen sehr oft von Brüdern (z.B. 1. Kor 1,10.26; 2. Kor 1,1.8; Eph 6,10.21; Phil 1,12; Kol 1,1; 1. Thes 1,4; u.v.a.). Damit sind wiedergeborene Kinder Gottes gemeint, solche, die von Gott das ewige Leben geschenkt bekommen haben, die einmal geistlich tot waren (Eph 2,1), jetzt aber geistlich lebendig sind und folglich auch solche, über die der zweite Tot keine Gewalt hat (s.o.). Es ist daher eindeutig, dass, wenn eine „Sünde zum Tod“ vorliegt, es sich nur um den zeitlichen, den natürlichen Tod des Bruders handeln kann! Gott in seinen Regierungswegen beendet lediglich das natürliche Leben hier auf der Erde, aber die Stellung eines Gläubigen, die er in dem Herrn Jesus hat, wird dadurch nicht verändert! An dieser Stelle sei auch noch einmal auf Mose hingewiesen. Obwohl er aufgrund einer Sünde sterben musste, sehen wir ihn in Matthäus 17 mit dem Herrn und Elia auf dem Berg der Verklärung. Durch die souveräne Gnade war er doch im Land und das nicht alleine, sondern zusammen mit dem Herrn Jesus. Zusammen mit dem Herrn, besprach er den Ausgang, den der Herr in Jerusalem erfüllen sollte. Auch aus diesem Beispiel lässt sich entnehmen, dass jemand, der eine „Sünde zum Tod“ begangen hat, nicht ewig verloren geht.

Heute noch?

Was diese Welt angeht, so lässt Gott sie jetzt noch in ihrer Sünde gewähren. Doch er wird einmal mit Gericht antworten. Was aber seine Kinder angeht, lässt der Vater sie nicht einfach gewähren. Alles was ihm, seiner Heiligkeit und damit auch der Gemeinschaft mit ihm entgegensteht, wird er in seinen Kindern beseitigen. Darin handelt er aus seiner Liebe heraus, lässt uns durch Prüfungen gehen, um uns zu verändern und zu formen. Ein Kind Gottes, das sündigt, kann nicht glücklich sein. Es kann sich weder an der Gemeinschaft mit dem Vater, noch an den Segnungen, die es in dem Herrn Jesus hat, freuen. Doch das sollen wir! Um aber diese Freude zu ermöglichen und uns von falschen Wegen zurückzuführen, greift der Vater in unser Leben züchtigend ein, um uns auf bestimmte Dinge oder gar Sünde in unserem Leben aufmerksam zu machen. Das Ziel ist, dass wir unsere Sünden bekennen (1. Joh 1,9). Das wird er so lange machen, wie es Kinder Gottes auf der Erde gibt. Was nun die Art und Weise seiner Züchtigungen angeht, so müssen wir davon ausgehen, dass Gott auch heute noch durch Krankheiten und sogar Tod züchtigt. Weder in 1. Johannes 5 noch in anderen Stellen, finden wir eine zeitliche Einschränkung. Was den Tod angeht, so hat dieser natürlich nicht mehr das Ziel der Veränderung in einem Gläubigen. Es kann eben sein, dass ein Gläubiger so zur Unehre des Vaters lebt/handelt, dass der Vater ihn ganz wegnimmt.

Ein Leben in Gottesfurcht

Wenn der Vater auch nicht jede Sünde mit Krankheit und sogar Tod züchtigt, dann bedeutet das nicht, dass diese Sünden weniger schlimm wären. Jede Sünde ist in den Augen Gottes abscheulich. Daher sollten wir unser Leben vielmehr in Gottesfurcht leben – Furcht davor, etwas zu tun, was nicht der Heiligkeit und dem Willen Gottes entspricht.

„[...] wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel; denn es steht geschrieben: 'Seid heilig, denn ich bin heilig'. Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht, indem ihr wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“ (1. Pet 1,15–19)


Online seit dem 28.04.2013. Zuletzt bearbeitet am 22.12.2019.