Werden wir uns im Himmel wiedererkennen?

Werden wir uns im Himmel entsprechend unseren irdischen Beziehungen wiedererkennen?

Bibelstelle(n): Lukas 16,23.24; 20,37.38

Im Blick auf diese Frage dürfen wir unserer Einbildungskraft oder unseren Wünschen nicht erlauben, uns über das hinaus zu führen, was uns Gott geoffenbart hat, oder über das hinaus zu denken, was geschrieben steht.

Hinsichtlich des Lebens im Himmel ist uns sehr wenig gesagt, aber genug, um mit gutem Grund zu glauben, dass die persönliche Individualität, die ein jeder von uns auf der Erde hatte, in der himmlischen Herrlichkeit aufrecht erhalten bleibt und auch von den Anderen erkannt wird, obwohl die irdischen Beziehungen droben nicht fortgesetzt werden. Abraham zum Beispiel, der in Kanaan vor Gott wandelte, wird in der "Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Heb 11,10) immer noch Abraham sein. Sein Zustand jedoch ist dann nicht mehr derselbe, weder im himmlischen Reich, noch im ewigen Zustand. In Bezug auf letzteren hat Gott gesagt: "Siehe, ich mache alles neu" (Off 21,5).

Unser Herr hat in Seiner Lehre darauf Bezug genommen. Um die schlauen Sadduzäer zum Schweigen zu bringen, die den Fall einer Frau vor Ihn brachten, die nacheinander sieben Ehemänner hatte, erklärte Er ihnen, dass die auf der Erde geschlossenen ehelichen Beziehungen in dem Zustand der Auferstehung aufgehoben sein würden. Jene Frau wird dann nicht die Frau eines jener sieben Männer sein. Die, welche zur Auferstehung aus den Toten gelangen, sind, so sagte Er, "Engeln gleich", jenen Geistern also, deren Aufenthaltsort der Himmel, und nicht die Erde ist (Lk 20,35.36). Die Engel "heiraten nicht, noch werden sie verheiratet"; doch wissen wir, dass jeder von ihnen eine persönliche Individualität besitzt; der eine heißt Michael, der andere Gabriel, und zweifellos ist von den übrigen Engeln jeder für sich eine Persönlichkeit.

Bei diesem Anlass machte der Herr in Seiner Belehrung klar, dass eines Gläubigen Persönlichkeit auch im Zwischenzustand vor der Auferstehung unverändert bleibt, wie es nachher auch in seinem verherrlichten Leib der Fall sein wird.

  • Abraham, Isaak und Jakob behielten auch nach ihrem Tod ihre irdischen Namen (Lk 20,37.38), und sie werden von Gott gesondert erwähnt.
  • Der reiche Mann sah nach dem Tod, getrennt von seinem Leib, den Abraham, welchen er, nach jüdischer Gewohnheit, als "Vater Abraham" anredete (Lk 16,23.24).
  • Moses und Elia erschienen auf dem Berg der Verklärung und wurden unter ihren entsprechenden irdischen Namen erkannt.
  • Ferner sagte der Herr zum gläubigen Räuber: "Heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lk 23,43), und diese Verheißung wurde noch am selben Tag erfüllt, als dessen Seele den Leib verließ.

Das sind Fälle vor der Auferstehung. Sie zeigen, dass, wenn Seele und Geist vom Leib getrennt sind, sich die Eigenpersönlichkeit fortsetzt. Wir werden sie auch beibehalten, wenn wir unseren geistigen Leib empfangen (1. Kor 15,44), sei es durch Auferstehung oder durch Verwandlung beim Kommen des Herrn. So erwartete auch Paulus, in der Herrlichkeit die zu sehen, die durch seine Verkündigung in Thessalonich (1. Thes 2,19) bekehrt worden waren, und setzte voraus, dass er sie von seinen anderen Bekehrten in Ephesus und anderen Orten werde unterscheiden können. Die Eigenpersönlichkeit besteht also auf ewig.

Und wenn Paulus erwartete, seine geistlichen Kinder (siehe 1. Kor 4,15; Phlm 10) droben zu erkennen, so dürfen wir festhalten, dass auch Eltern ihre Kinder nach dem Fleisch, die ihnen auf der Erde geschenkt worden sind, wiedererkennen werden. Die elterliche Verantwortung und Pflege, die sie, entsprechend den Zuständen einer seufzenden Schöpfung auf der Erde ausübten, müssen im Himmel, wo alles vollkommen ist, notwendigerweise aufhören. Liebe hingegen - elterliche Liebe in ihrer reinsten, heiligsten Form eingeschlossen - wird bleiben, denn die Liebe ist aus Gott.

Es muss aber daran erinnert werden, dass in der Herrlichkeit Christus der alleinige Mittelpunkt und Gegenstand ist, der einen jeden voll erfüllt. Wir werden bei Ihm sein und Ihn sehen. Und sowohl auf Erden wie auch im Himmel soll Er in allem den Vorrang haben, auch vor Vater und Mutter, Sohn oder Tochter (Mt 10,37). 


Online seit dem 07.01.2008.