Haus – Bibel-Lexikon

1. Es werden nur wenige Dinge in der Schrift erwähnt, die Licht auf die Konstruktion der Häuser im Orient werfen. Von modernen orientalischen Häusern kann gesagt werden, dass ihre Rückseite an der Straße liegt. Dort ist eine Tür, vielleicht mit einem (Gitter-) Fenster über ihr, und ein oder zwei Fenster hoch oben; der Rest ist eine einfache, glatte Wand. Ein Haus kann den ganzen Tag beobachtet werden, ohne dass man innen jemanden sehen könnte, es sei denn, dass jemand an die Tür kommt. Andererseits kann alles, was sich auf der Straße abspielt, von innen durch die Fenster gesehen werden. Die Tür führt in einen Flur oder eine Diele, die in einen Innenhof mündet, aber so angeordnet ist, dass niemand in den Hof schauen kann, wenn die Tür geöffnet ist. Dieser Hof ist groß, manchmal nach oben hin geöffnet; hier werden Gäste empfangen und Geschäfte abgeschlossen. Manche Häuser haben zwei Innenhöfe, oder sogar drei. Oft findet man hier einen Brunnen und Bäume. Umgeben wird der Hof von Eingängen zu weiteren privaten Räumen, in denen Speisen serviert werden, und Kammern, wo die Bewohner ruhen. Der „Saal", in dem Samuel Saul unterhielt, könnte einer dieser Räume sein.

Eine Treppe in der Ecke des Hofes führt nach oben zu weiteren Privaträumen; und oft befindet sich draußen eine Treppe, die aufs Dach führt. Dies ermöglichte dem Gelähmten in Markus 2,4, auf das Dach getragen zu werden, weil der Zugang durch die Tür nicht möglich war. Das Dach besteht oft nur aus Ästen, Dornbüschen, Mörtel und Lehm und musste nach Regenfällen oft neu befestigt werden. Es war also relativ einfach, ein Loch in solch ein Dach zu brechen, um den Gelähmten durch das Dach hinunterzulassen. Andere Dächer waren stabiler und zur Sicherung von einer Brüstung umgeben. Auf diese Dächer zog man sich zurück, um sich privat zu unterhalten oder um zu beten (1. Sam 9,25; Apg 10,9), und abends, um sich abzukühlen (2. Sam 11,2).

Der Herr redet von den Jüngern, dass sie von den Dächern ausriefen, was er ihnen kundgetan hatte (Mt 10,27, Lk 12,3). Diese Art der Verkündigung kann oft im Orient beobachtet werden, wenn der Sprecher Informationen vom Häuserdach aus bekannt gibt.

Häuser wurden meistens aus Steinen (Lehmziegeln) gebaut, diese gab es reichlich, Holz dagegen vergleichsweise wenig. In dem Gebiet der antiken Landschaft Basan stehen noch zahlreiche altertümliche Häuser, die solide aus Stein gebaut sind. Einige haben immer noch die alten Steintüren in ihren Angeln, viele der Häuser sind ohne Bewohner. Nur vorübergehend bewohnte Häuser oder Häuser für ärmere Leute wurden oft aus Erde und getrocknetem Schlamm gebaut. Ein Dieb konnte sich dann leicht durch die Wände graben. Wenn man sie sich selbst überließ, wurden sie bald zu einen Haufen Abfall (Hiob 4,19; 15,28; 24,16; Mt 24,43). Das Vieh wurde zum Schutz oft in einem Teil des Hauses untergebracht (1. Sam 28,24).

2. Abgesehen von der unter 1. beschriebenen geläufigen Wortbedeutung bezeichnet der Begriff „Haus" auch die, welche in einem Gebäude unter einem gemeinsamen Haupt lebten. Dazu zählten neben der Ehefrau und den Kindern auch die Diener, die gewöhnlich Sklaven waren (1. Mo 15,2.3; Lk 12,42; Apg 10,7; Phil 4,22). Wir lesen davon, dass in diesem Sinne ganze Häuser getauft wurden (Apg 16,15; 1. Kor 1,16). Der Herr spricht von seinen Jüngern als von seinen Hausgenossen (Mt 10,25). Die Gläubigen werden „Hausgenossen des Glaubens" und „Hausgenossen Gottes" bezeichnet (Gal 6,10; Eph 2,19).


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