Ein Volk für seinen Namen (Apg. 1-2)

Die Himmelfahrt des Herrn

Ein Volk für seinen Namen (Apg. 1-2)

Ein ausserordentlich erhabenes Ereignis kommt im nächsten Abschnitt unseres Kapitels vor uns – die Himmelfahrt Christi. Unmittelbar zuvor fand jedoch noch eine bemerkenswerte Unterredung des Herrn mit Seinen Jüngern statt.

„Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her? Er sprach aber zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.
Und als er dies gesagt hatte, wurde er mporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg. Und wie sie unverwandt zum Himmel schauten, als er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,6–11).

Kirchengeschichte – von Gott geschrieben

Wir haben bereits gesehen, dass die Apostelgeschichte ein von Gott inspirierter Bericht über die Geschichte der frühen Kirche oder Versammlung ist. Es hat bis heute viele Kirchengeschichten gegeben, und viele Schreiber haben versucht, eine Darstellung der Geschichte der christlichen Kirche zu geben, aber diese hier ist absolut zuverlässig, sie hat Gott selbst zum Verfasser. Wir haben gesehen, dass es nicht so sehr eine Geschichte von Aposteln ist, sondern dass die Taten des Heiligen Geistes geschildert werden, der, am Tag der Pfingsten auf die Erde gekommen, in gläubigen Menschen, Menschen wie wir, wirkt zur Verherrlichung des Herrn Jesus im Himmel. Wir hatten uns auch daran erinnert, dass das Wort aus dem ersten Johannesbrief, das wir unseren Betrachtungen über die Apostelgeschichte voranstellten, ›von Anfang ‹, hohe Beachtung verdient. „Ihr“, – so haben wir aus dem Johannesbrief gelesen, „ihr“, die Kinder Gottes, „was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch“ (1. Joh 2,24).

Wenn wir die Gedanken Gottes über etwas erfahren wollen, dann dürfen, dann müssen wir zum Anfang der Sache zurückgehen. Wenn wir wissen wollen, was die Versammlung Gottes in Seinen Gedanken ist, dann müssen wir nicht das heutige Bild anschauen, wie es sich uns darbietet, sondern wir müssen zu ihrem Anfang zurückgehen, wie die Apostelgeschichte ihn zeigt. Darin liegt gerade der Wert dieses Buches.

In gewissem Sinn ist die Apostelgeschichte das Muster, das Gott uns von Seiner Versammlung zeigt, so wie einst Mose auf dem Berg bei Gott war und dort das Muster der Stiftshütte gezeigt bekam und Gott ihm dann sagt: „Siehe, ... dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“ (Heb 8,5). So ist auch die Versammlung nach einem ganz bestimmten „Muster“ gemacht, das hier niedergelegt ist, wenn auch nicht der Lehre nach. Die Lehre über die Kirche, die Versammlung Gottes, finden wir nicht in der Apostelgeschichte. Sie ist in den Briefen des Apostels Paulus niedergelegt. Hier aber finden wir die Geschichte der christlichen Kirche. Wir sehen die Sache selbst, und es ist voller Belehrung und Freude, darüber nachzudenken, wie Gott die Dinge ursprünglich geschaffen hat und wie sie ihren Fortgang nahmen, wie das christliche Zeugnis auf der Erde eingepflanzt wurde und wie Gott die Dinge leitete.

Wir können sicher sein, dass, wenn wir ein wenig weiter dieses Buch betrachten, wir sehr, sehr wichtige Hinweise für uns heute finden werden. Manches wird uns beschämen, denn wir haben viel von der Frische der ersten Christen verloren; daran gibt es keinen Zweifel. Wenn wir sehen wollen, wo wir stehen, müssen wir uns nicht miteinander oder mit uns selbst vergleichen. Das gerade aber macht der Mensch so gern. Er vergleicht sich mit anderen Menschen oder mit sich selbst. Und dabei schneidet er dann so schlecht nicht ab. Nein, wir müssen uns mit dem Zustand zu Anfang vergleichen. Deswegen: „Ihr, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch.“ Unsere Sicherheit ist darin begründet, dass wir das festhalten, was Gott zu Anfang gesagt hat.

Nun ist das erste Kapitel der Apostelgeschichte eigentlich noch nicht ein Bericht über die Kirche, die Versammlung Gottes, denn – ganz einfach – sie bestand noch nicht. Erst im zweiten Kapitel kam der Heilige Geist auf die Erde, und dadurch wurde die wahre Kirche, die Versammlung Gottes, gebildet.

Dennoch ist das Kapitel, das wir jetzt vor uns haben, sehr wichtig, und wir müssen es, da es in sich eine Einheit bildet und einen gewissen Übergang darstellt, kennen, um somit das Handeln Gottes in der Versammlung besser zu erfassen.

Der Heilige Geist – eine Person

Wir haben gesehen, was die Grundlage wahren Christentums ist: dass Christus gelitten hat, dass Er am Kreuz gestorben, dass Er auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Die Auferstehung des Herrn ist durch viele sichere Kennzeichen bezeugt und durch zuverlässige Zeugen bestätigt worden. Ehe Er von ihnen ging, sprach Er von der Verheißung des Vaters, was sich auf das Herniederkommen des Heiligen Geistes auf die Erde bezieht.

Es gäbe kein wahres Christentum, keine Versammlung Gottes, wenn der Heilige Geist nicht gekommen wäre. Wenn Er nicht auf die Erde gekommen wäre und die Gläubigen „zu einem Leib getauft“ hätte (1. Kor 12,13), wären die Gläubigen nur eine Ansammlung von Einzelpersonen, aber es gäbe nicht den Leib Christi, diesen wunderbaren Organismus.

Ich möchte zuerst jedoch noch auf einige Punkte eingehen, über die – selbst bei Kindern Gottes – viel Unklarheit besteht. Zuerst sei betont, dass der Heilige Geist eine Person der Gottheit ist. Er ist nicht nur ein Einfluss oder eine Einflussgröße oder Kraftquelle. Das ist der Heilige Geist auch, aber Er ist mehr als das: eine Persönlichkeit, eine Person der Gottheit. Das Christentum ist gekennzeichnet durch die volle Offenbarung der Gottheit. Sie ist im Alten Testament nicht vollkommen enthüllt, aber im Neuen Testament sehen wir nicht nur, ein einiger Gott ist – Gott ist einer (1. Tim 2,5), es gibt nur diesen einen Gott, nicht hundert und auch nicht drei Götter sondern dass Er Sich in drei Personen offenbart hat: als Gott, der Vater, als Gott, der Sohn, und als Gott, der Heilige Geist. Von dieser Person reden wir jetzt, von Gott, dem Heiligen Geist. Er ist, wie bereits bemerkt, nicht nur eine göttliche Kraft.

Der Geist war noch nicht da.

Noch etwas Wesentliches: Zu dem Zeitpunkt, an dem wir jetzt bei unserer Betrachtung stehen, war der Geist „noch nicht da“, wie es in Johannes 7, Vers 39, heißt: „Noch war der Geist nicht da.“ Wie ist das zu verstehen? Hatte Gott, der Heilige Geist, etwa damals noch nicht existiert, als der Herr Jesus von den „Strömen lebendigen Wassers“ sprach? Natürlich hat Er existiert. Gott ist immer Gott und war immer Gott und ist der Ursprung von allem. Nur Er selbst hat keinen Ursprung. Auch der Heilige Geist ist absolut Gott. Aber wenn die Heilige Schrift sagt, dass der Geist noch nicht da war, dann wird uns sogleich die Erklärung gegeben: „weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Das macht sofort klar, was gemeint ist. Der Heilige Geist war noch nicht als PERSON, in Menschen wohnend, auf der Erde. Bei allen Werken Gottes war stets der Geist Gottes beteiligt. Schon im ersten Buch der Bibel steht: „Der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ (1. Mo 1,2). Auch als es um die Schöpfung ging, hatte der Heilige Geist tätigen Anteil.

Wenn gesagt wird, dass Er „noch nicht da“ war, dann bedeutet das nicht, dass Er noch nicht wirksam war. Er war immer wirksam. Er war wirksam in den alttestamentlichen Gläubigen, und Er ist heute in den Gläubigen wirksam. Auch wirkt Er an den Ungläubigen und will sie zur Buße führen. Der Ausdruck bedeutet, dass Er noch nicht als eine Person auf der Erde wohnte. Diese Erklärung ist kostbar und einfach zugleich: Ehe das Werk der Erlösung vollbracht war, konnte der Heilige Geist nicht auf der Erde wohnen. Als Christus kam, wohnte Er hier – Er „zeltete“, was der griechische Ausdruck in Johannes 1, Vers 14, bedeutet, unter uns. Etwa dreiunddreißig Jahre lang war der Sohn Gottes hier und wohnte, „zeltete“, unter uns. Wunderbare Gnade!

Als Er dann nach vollbrachtem Werk in den Himmel gegangen war, sandte Er von dorther die Verheißung des Vaters auf die Gläubigen, wodurch die Versammlung, der Leib Christi, gebildet wurde. Seit jenem Augenblick wohnt der Heilige Geist in Menschen – in der Versammlung korporativ (1. Kor 3,17) und in den einzelnen Gläubigen individuell (Kap. 6,19).

Du sagst: „Ich fühle das nicht.“ Nun, ich auch nicht. Hast du je gefühlt, dass dir deine Sünden vergeben sind? Es ist eben nicht eine Sache des Gefühls, sondern des Glaubens, der sich nach den göttlichen, unsichtbaren Dingen ausstreckt und sie erfasst. Kinder Gottes glauben das, weil Gottes Wort es sagt. Wir fühlen nicht, dass der Geist Gottes in uns wohnt, doch wir wissen es, weil Gott uns in Seinem Wort versichert, dass diejenigen, die das Wort der Wahrheit, das Evangelium ihres Heils, nicht allein gehört, sondern auch geglaubt haben, mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden sind (Eph 1,13). Darauf stützt sich der Glaube, nicht auf augenblickliche Empfindungen, wenngleich gern zugegeben wird, dass der Heilige Geist in unserem Innern auch Gefühle, heilige, glückliche Empfindungen hervorruft; aber das ist etwas anderes, als sich darauf zu stützen.

Halten wir also fest: Der Geist Gottes ist eine Person der Gottheit, ist Gott selbst. Er konnte noch nicht auf der Erde wohnen, solange Christus nicht die Erlösung und Sühnung bewirkt hatte und als Beweis davon in den Himmel aufgenommen wurde.

Was der Heilige Geist nicht ist

Aber auf noch etwas Wichtiges sei hingewiesen, weil man – auch unter Kindern Gottes – so viel Unklarheit über diesen wichtigen Gegenstand antrifft. Der Geist Gottes wird oft verwechselt mit Gaben des Geistes. Es gibt Geistesgaben, das heißt Gaben, die der Geist verleiht. Durch diese Gaben wird die Versammlung auferbaut. Der Ursprung dieser Gaben ist der Heilige Geist. Er bewirkt sie, aber sie sind nicht dasselbe wie der Heilige Geist selbst. Eine Gabe vom Geist zu haben ist nicht der Geist selbst. Der Geist ist Person, ist Gott wie der Vater und der Sohn.

Noch ein Unterschied: Das ›neue Leben‹, das wir in der Wiedergeburt empfangen haben, ist wohl ›Geist‹, ist aber nicht ›der Geist‹. Der Geist Gottes bewirkt die Wiedergeburt, so dass der Herr Jesus zu Nikodemus vom Geborenwerden aus „Wasser und Geist“ spricht (Joh 3,5). Und dann fügt Er hinzu: „Ihr müsst von neuem geboren werden“ (V. 7). Nun, das gilt auch uns allen heute. Wer noch nicht von neuem geboren ist, wer noch keinen geistlichen Geburtstag hatte, der geht, wenn er in diesem Zustand bleibt, ewig verloren. Deswegen sagt der Herr Jesus: „Ihr müsst“ - nicht: „ihr könnt euch überlegen, ob ihr es wollt oder nicht“; nein – „ihr müsst von neuem geboren werden.“ Und dann erklärt Er, was es bedeutet, „aus Wasser und Geist geboren“ zu werden: Der Geist Gottes wendet das Wort Gottes – von dem das Wasser ein Bild ist – an, um durch dieses die Bekehrung zu bewirken, so dass der Mensch vor Gott Buße tut, vor Ihm zerbricht und seine Sünden bekennt und zum Glauben an den Erlöser geführt wird.

Dieses Neue kommt niemals aus dem Menschen hervor, sondern der Heilige Geist bewirkt es. Er will es bei jedem bewirken. „Der Wind weht, wo er will“, sagt der Herr Jesus in Johannes 3, Vers 8. (Das griechische Wort bedeutet sowohl ›Wind‹ als auch ›Geist‹.) Er will die Menschen überall und zu jeder Zeit erreichen. Beachten wir: Niemand ist von seiner natürlichen Geburt her ein Kind Gottes. Du sagst vielleicht, dass deine Eltern sehr fromm waren, stets in die Kirche gingen. Es ist sehr viel wert, solche Eltern zu haben, aber dadurch hast du das Verhältnis als Kind Gottes nicht geerbt.

Man kann das neue Leben nicht erben. Du musst selbst eine neue Geburt erleben. So wie man durch die natürliche Geburt ein Kind der menschlichen Eltern wird, so wird man durch die neue Geburt ein Kind Gottes. Das wird man, man ist es nicht einfach.

Durch das eben Gesagte sollte klargemacht werden, dass die neue Geburt durch den Geist bewirkt wird, selbst aber nicht der Geist ist. Wir müssen das unterscheiden.

Noch ein dritter Punkt zu der Frage, was der Geist nicht ist: Er ist auch nicht das Auferstehungsleben. Hier in Apostelgeschichte 1 waren nur wenige Tage vergangen, seitdem der Herr Jesus im Obersaal den Jüngern Seinen Odem eingehaucht hatte. Dort heißt es: „Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22). Viele haben gemeint, dass die Jünger dort den Geist Gottes bekommen hätten. Nein, vor Apostelgeschichte 2 gab es den Geist Gottes als Person noch nicht auf der Erde. Der Herr Jesus hauchte damals den Jüngern Sein Leben in Auferstehung ein und stellte sie damit jenseits des Todes und aller Macht des Todes. Er gibt ihnen Sein eigenes Leben, das Leben in Auferstehung, und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Warum aber nennt Er es ›Heiliger Geist‹, wenn es doch nicht die Person selbst war? Nun, in dem neuen Leben, dem Auferstehungsleben des Herrn, das der wahre Christ besitzt, ist der Heilige Geist die Kraft, die alles bewirkt, so dass dieses Leben durch den Geist Gottes gekennzeichnet ist. Insofern gilt hier das Wort des Herrn: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh 3,6).

Es sollte damit vorgestellt werden, was der Heilige Geist nicht ist, um desto deutlicher zu sehen, was Er ist. Er ist nicht nur ein Einfluss – den übt Er natürlich aus –, sondern Er ist eine Person. Gerade in der Apostelgeschichte finden wir dann, dass der Heilige Geist zu Menschen, zu Seinen Knechten spricht. Bei Ananias und Sapphira sehen wir, dass sie den Heiligen Geist belogen haben (Apg 5,3). Man kann einen Einfluss nicht belügen, sondern nur eine Persönlichkeit. Wir werden diese eben angedeuteten Dinge bei der Betrachtung der Apostelgeschichte wiederfinden – nicht lehrmäßig, sondern geschichtlich, praktisch und anschaulich.

Kein ›Licht-Leib‹

Wir haben uns schon damit beschäftigt, wie ungemein groß es ist, dass der Herr Jesus in Auferstehung Derselbe geblieben ist. Er hat sich nicht verändert. Er hatte zwar einen neuen, oder besser, einen verwandelten Körper, aber Er selbst war und ist Derselbe. Manche behaupten nun, Er habe in Auferstehung einen ›Astral-Leib‹ angenommen. Doch was soll das? Es sind Erfindungen des menschlichen Geistes. Es taugt nie etwas, wenn wir mit unserem Verstand gewisse Ableitungen von Gott und den göttlichen Dingen machen. Das ist stets gefährlich und führt leicht zum Irrtum. Der Herr Jesus hatte als der Auferstandene keinen ›Astral-‹ oder ›Licht-Leib‹, sondern einen Körper von Fleisch und Bein.

Lukas schreibt in seinem Evangelium (Kap. 24,39.41–43), dass der Herr Jesus am Tag Seiner Auferstehung gesagt habe: „Seht meine Hände und meine Füße, dass ich es selbst bin; betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein (oder: Bein), wie ihr seht, dass ich habe.“ Als sie immer noch nicht glauben wollten, heißt es weiter: „Habt ihr hier etwas zu essen? Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einer Honigscheibe; und er nahm und aß vor ihnen.“ Er musste nicht essen; wenn Er wollte, konnte Er jedoch essen. Warum sollte Er das nicht tun, wenn Er ihnen zeigen wollte, dass ER es selbst war, der mit ihnen redete? ›Bein‹ ist ein alter Ausdruck der deutschen Sprache und bedeutet ›Knochen‹. Der Herr Jesus besaß den Auferstehungsleib, und mit diesem Körper konnte Er durch die Türen gehen, als sie aus Furcht vor den Juden verschlossen waren (Joh 20,19). Über diesen Auferstehungsleib können wir nicht viel sagen, denn was verstehen wir schon davon? Gott hat uns einige Hinweise gegeben. Dabei wollen wir es bewenden lassen und nicht darüber hinausgehen. Aber wir können bewundernd feststellen: Er hatte einen Körper, den man betasten konnte, mit dem Er aber auch durch geschlossene Türen zu gehen vermochte. Johannes, dieser geliebte Jünger des Herrn, schrieb zu Beginn seines ersten Briefes: „... was unsere Hände betastet haben.“

Man konnte Ihn auch in Seinem Auferstehungsleib anrühren, so wie vorher. Er war und blieb ein Mensch und ist zugleich immer Gott. Kannst du das verstehen? Wir werden es nie verstehen. Es ist ganz ein Gegenstand des Glaubens. In einem Lied singen wir so zutreffend:

Kein Mensch dies Wunder fassen kann,
kein Engel kann’s verstehen,
der Glaube schaut’s und betet an,
bewundert, was geschehen.

Drum sei Dir unser Lob geweiht,
denn Dir, dem Herrn der Herrlichkeit,
Lob, Ehr' und Ruhm gebühren.

Die letzten Worte des auferstandenen Herrn

Fragende Jünger

Es war eine Übergangsperiode, und das Kostbare daran ist, dass der Herr Jesus, ehe der Geist auf die Erde kam, noch vierzig Tage auf der Erde weilte und bei verschiedenen Gelegenheiten mit Seinen Jüngern zusammentraf und mit ihnen redete.

„Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn .. Wie lieblich ist das! Zeigt es uns doch, dass die Beziehungen zwischen dem Herrn Jesus und Seinen Jüngern unverändert waren. Er redete mit ihnen, und sie durften Ihn fragen. Hier sei eine kleine praktische Bemerkung gestattet. Es ist immer zum Segen, wenn wir wirkliche Fragen haben, wenn der Geist Gottes in uns Fragen hervorrufen kann. Es gibt Christen, die kaum eine Frage haben. Das zeigt, dass sie sich nicht viel mit der Schrift beschäftigen. Wer sich mit Gottes Wort beschäftigt, muss zwangsläufig Fragen haben. Wir verstehen alle sehr wenig von Gottes Wort, und je mehr man in Gottes Wort forscht, desto mehr sieht man, wie groß alles ist und wie wenig man davon erfasst hat; und so müssen Fragen kommen.

Die Jünger hatten Fragen, und sie hatten die Freimütigkeit, sie zu stellen. Der Herr war in Seinem Auferstehungsleib nicht fortwährend bei ihnen, sondern gab sich ihnen nur hin und wieder zu erkennen. Bei einer solchen Gelegenheit fragten sie Ihn. Wir Brüder, wir Christen, sind leicht geneigt, über eine etwas einfältig klingende Frage zu lächeln. Das ist nicht gut. Hüten wir uns davor, einen Fragesteller mitleidig mit einem Lächeln zu bedenken! Wenn jemand eine ehrliche Frage hat, dann ist es das Ergebnis der Wirksamkeit des Geistes. Wenn wir ehrlich genug sind und sagen, dass wir etwas nicht verstehen, haben wir schon viel gewonnen. Wir dürfen nicht auf dem Standpunkt stehen: Ich weiß alles, ich brauche nicht zu fragen. Dann werden wir so unbelehrt, so unverständig bleiben, wie wir es sind, und wir werden nie viel dazu lernen. Lasst uns besser zugeben, dass wir hier und da Lücken, vielleicht sogar große Lücken haben. Wenn wir darüber nachdenken, dann werden wir Lücken genug bei uns entdecken. Doch selbst das Wenige, das wir verstehen, macht uns schon über die Maßen glücklich.

„Herr, stellst du in dieser Zeit dem Israel das Reich wieder her?“ Diese Frage zeugt nicht von tiefem Verständnis über das, was der Meister ihnen bisher gesagt hatte. Er hatte doch zu ihnen von dem Reich Gottes gesprochen, das nun auf der Erde aufgerichtet werden würde, zwar noch nicht in Macht und Herrlichkeit, aber in einer verborgenen, geistlichen Gestalt. Dennoch fragen sie. Und das war gut so. Wenn uns jemand etwas fragt oder wenn wir zusammen das Wort betrachten und jemand eine Frage hat, dann lasst uns nie, auch wenn die Frage noch so einfältig klingt, über sie hinweggehen. Das tut der Herr Jesus auch nicht. Ein sehr geschätzter Ausleger der Schrift hat einmal gesagt: „Der Wert liegt nicht so sehr in der Frage, die jemand stellt, sondern in der Antwort, die der Herr Jesus gibt.“ Auch in der Antwort des Herrn vor uns liegt viel Belehrung – auch für uns heute.

Wenn wir ein wenig das Leben unseres Herrn Jesus kennen, wie es uns die Evangelien schildern, wissen wir auch, dass die Jünger Ihn praktisch nie verstanden haben. Und wenn Er sie fragte: „Habt ihr dies alles verstanden?“, sagten sie kühn zu Ihm: „Ja“ (Mt 13,51). Sie waren von ihrem Verständnis ziemlich überzeugt, und Er lässt sie in Seiner Gnade bei dieser Überzeugung. Er sagt nicht: „Ihr habt überhaupt nichts verstanden.“ Das hätte Er durchaus sagen können, es wäre die Wahrheit gewesen. Einmal hat Ihn jemand auf der Erde wirklich verstanden. Das aber war kein hervorragender Apostel, sondern eine schlichte Frau, Maria von Bethanien. Sie war in Seine Gedanken eingetreten, als Er von Seinem Tod sprach, und dann salbte sie Ihn zum Begräbnis zur passenden Zeit. Sonst aber hören wir kaum von jemand, der in die Gedanken Seines Herzens eingetreten ist.

Die Wiederherstellung des Reiches für Israel

Die Frage der Jünger zeugt davon, dass sie noch immer in ihrem Geist mit dem sichtbaren Reich Gottes in Israel beschäftigt waren. Ihre Herzen waren noch jüdisch. Es ist offenbar, dass an dieser Stelle nicht von der christlichen Form des Reiches die Rede ist, in das die Gläubigen durch die Macht des Geistes versetzt sind. Die Jünger wünschten vielmehr, das sichtbare Reich bald aufgerichtet zu sehen.

Hier möchte ich eine kleine Parallele zur Gegenwart ziehen. Wir kennen viele Kinder Gottes, die viel, die vorzugsweise mit dem heutigen Israel beschäftigt sind. Sie haben einfach noch nicht verstanden, dass Israel als Volk Gottes augenblicklich beiseite gesetzt und ›Lo-Ammi‹, ›Nicht-mein-Volk‹ (Hos 1,9) auf sie geschrieben ist. Manche meinen, dass Israel heute eine Vorrangstellung in der Verkündigung des Evangeliums habe; andere, dass man ihnen keinen gekreuzigten Christus, sondern das Alte Testament predigen solle. Alle diese Ansichten kann man heute hören, doch sie sind falsch; denn es gibt nur einen Weg zu Gott, und das ist Christus.

Viele erwarten immer noch das Heil aus den Juden, doch in Wahrheit ist das Heil aus den Juden längst gekommen: der Herr Jesus. Er ist das Heil Gottes, und Er kam, dem Fleisch nach, aus den Juden. Israel jedoch hat Ihn verworfen und wird Ihn erst im Gericht sehen, nicht eher. Manche Kinder Gottes sehen in dieser Sache nicht klar und schwärmen von Israel in seiner heutigen Form. Es werden große Reisen nach Israel organisiert mit Kibbuz-Besuch, große Sammlungen werden veranstaltet und so weiter. Das alles ist sehr ungesund; denn man vergisst, dass dieses Volk im Unglauben verharrt und nach wie vor den Herrn Jesus als Herrn und Christus ablehnt.

Israel wird noch durch sehr ernste Zeiten gehen müssen, durch die Zeit der Drangsal Jakobs. Wenn also Israel als Volk aufrechterhalten wird, dann deswegen, weil Gott sie in ihrem eigenen Land ins Gericht bringen wird, dort, wo sie den Herrn der Herrlichkeit ans Kreuz geschlagen haben. Sie hatten gesagt: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Mt 27,25), und gerade das ist geschehen und wird noch geschehen. Wir, die wir aus den heidnischen Völkern kommen, sind ebenfalls mitschuldig, denn auch die Römer hatten ihren Anteil bei der Kreuzigung. Wir brechen über niemand den Stab, aber wir wollen die Dinge dort lassen, wo Gott sie hingestellt hat.

Nun, „stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“ Die Jünger hatten verfrühte Erwartungen über das Reich in Herrlichkeit, und der Herr muss das korrigieren. Wir finden das auch in Lukas 19, Vers 11: „Als sie aber dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.“ Dann folgt unmittelbar das Gleichnis von dem hochgeborenen Mann, der in ein fernes Land zog, um dort ein Reich zu empfangen. Auch damals hatten die Jünger gemeint: Jetzt kommt bald das Reich. Sie hatten nicht verstanden, dass der Herr gesagt hatte: „Sie werden mich töten und ans Kreuz heften. Mein Reich kommt wohl, aber es kommt nicht jetzt.“ Auch zu Pilatus hatte Er gesagt: „Jetzt aber ist mein Reich nicht von hier ... Du sagst es, dass ich ein König bin“ (Joh 18,36.37). Der Herr Jesus sagte nicht, dass es kein sichtbares Reich auf Erden geben oder dass Er keins hier haben werde, aber es war jetztnicht von dieser Welt.

In Apostelgeschichte 3 verkündet Petrus den Juden, dass die ›Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge‹ kommen würden. Es wird eine Zeit geben, wann Er alle Dinge im Himmel und auf Erden wieder in Ordnung bringen wird, aber sie ist noch zukünftig. Das Reich wird dem Israel wiederhergestellt werden, es ist jedoch nicht offenbart, wann. Zuvor jedoch wollte Er etwas Neues schaffen. Er wollte die Versammlung gründen, die Kirche Gottes, die weit höhere Bestimmungen und Segnungen hat als Israel.

Zeiten und Zeitpunkte

Es gibt noch eine weitere Schriftstelle, aus dem Propheten Jesaja, Kapitel 27, Vers 6, die in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben sollte: „In Zukunft wird Jakob Wurzel schlagen, Israel blühen und knospen; und sie werden mit Früchten füllen die Fläche des Erdkreises.“

Das ist kein Wort auf die gegenwärtige Zeit, wenn wir auch heute schon köstliche Früchte aus Israel in den Geschäften kaufen können. Der Herr spricht hier vielmehr von dem Reich späterer Tage. So sagt Er auch in unserem Abschnitt: „Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat.“ Beachten wir noch einmal: Der Herr sagt nicht, dass Er dem Israel das Reich überhaupt nicht wiederherstellen werde. Israel hat eine Hoffnung, aber nur, weil Christus auch für dieses Volk gestorben und die Wurzel Davids‹ ist (Off 22,16). Aber es war jetzt nicht ihre Sache, Zeiten – das bedeutet Epochen – oder Zeitpunkte – das sind fixierte Punkte – in der Geschichte der Wege Gottes mit den Menschen festzustellen. Der Vater hat sie in Seine eigene Gewalt gesetzt.

Einen ähnlichen Gedanken äußert der Herr in Markus 13, Vers 32 – eine Stelle, die manchmal etwas falsch gedeutet wird: „Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater.“ Aus dieser Stelle hat man den Schluss gezogen, dass der Herr Jesus nicht gewusst habe, wie die Dinge sich entwickeln würden und wann die bestimmten Zeitpunkte für das erneute Handeln Gottes mit Israel kommen würden.

Das ist gewiss nicht der Sinn Seiner Worte. Der Herr Jesus ist Gott, der Sohn, und Er weiß absolut alle Dinge, wie Gott eben allwissend ist. Aber gerade im Markus-Evangelium stellt sich der Herr Jesus als Diener vor, und als abhängiger Mensch sagt Er: „Nur mein Vater weiß von diesen Zeitpunkten; weder die Engel noch der Sohn wissen davon.“ Es geht hier überhaupt nicht darum, ob Er es als Gott weiß oder nicht weiß. Aber als der vollkommen abhängige Mensch überlässt Er das alles Seinem Vater, der zu Ihm durch den Mund des Propheten gesagt hat: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“ (Ps 110,1). So vollständig nahm der Sohn Gottes in Seiner Gnade den Platz des Dieners ein, dass Er in Bezug auf zukünftige Ereignisse nicht über das hinausging, was Sein Vater mitgeteilt hatte. Wenn Sein Vater nichts über den Tag oder die Stunde gesagt hatte, so ließ auch Er es dabei und wartete, bis Sein Vater alles ausführen würde, was Er über den Sohn geredet hatte.

Der Vers in unserem Abschnitt und Markus 13, Vers 32, machen uns klar, dass wir keine Zeitberechnungen anstellen sollen und können bezüglich des Kommens des Herrn Jesus. Wir können sicher sein: Diese Berechnungen sind alle falsch. Um das Jahr 1000 n. Chr. hatte man auch gemeint, dass Christus käme. Wer die Geschichte kennt, weiß, dass die ganze christliche Welt damals zu arbeiten aufhörte und es ein großes Durcheinander gab.

Wir können nicht Zeiten berechnen, die der Vater in Seine eigene Gewalt gesetzt hat. Wir sollten uns auch vor dem Gedanken hüten, dass der Herr unbedingt im Jahr 2000 kommen muss. Der Mensch rechnet gern mit runden Zahlen. Nein, der Herr kann in diesem Augenblick noch kommen; es müssen vorher keine geschichtlichen Ereignisse mehr erfüllt werden. Er hat gesagt: „Ich komme bald“ (Off 22,20). Die Entrückung ist nicht mit Zeitpunkten verbunden.

Anders verhält es sich, wenn es um das Kommen des Herrn Jesus zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Reiches auf der Erde geht. Dann sind sehr deutliche Punkte festgelegt. Zum Beispiel muss der Feigenbaum – Israel – zuerst ausschlagen. Und dann sagt die Schrift auch, dass der Tag des Herrn für die Welt wie ein Dieb in der Nacht kommt (1. Thes 5,2). Ein Dieb aber kommt überraschend und unerwartet. Der Sohn des Menschen wird in einer Stunde kommen, in der Er nicht erwartet wird.

Zuerst Verständnis, dann Kraft

„Aber ihr werdet Kraft empfangen.“ Mit diesem ›aber‹ stellt der Herr nun einen Gegensatz her. Die Jünger waren sehr mit Israel, mit dem irdischen Reich beschäftigt, doch Er skizziert nun meisterhaft, mit wenigen Worten, die Stellung wahrer Christen in der Zwischenzeit bis zu Seinem Kommen. „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Das also ist die Kennzeichnung dessen, was unsere Stellung als Christen heute auf der Erde ist. Der Heilige Geist würde kommen – das finden wir dann in Apostelgeschichte 2 – und eine Kraftquelle in ihnen sein.

Hier sei noch auf etwas Wichtiges hingewiesen. Ehe der Herr Jesus den Jüngern durch die Sendung des Geistes vom Vater Kraft gab, hatte Er ihnen inneres Verständnis gegeben. Ich habe schon bemerkt, dass sie das Auferstehungsleben des Herrn Jesus erhalten hatten. Der bildliche Ausdruck davon war gewesen, dass Er „in sie gehaucht“ hatte, Er, der lebendig machende Geist‹ (siehe 1. Kor 15,45), und ihnen ein Leben in Ewigkeit geschenkt hatte, obwohl sie schon vorher göttliches Leben besaßen. Das sind Feinheiten, die wir jetzt nicht weiter verfolgen wollen. Aber sie besaßen noch keine Kraft. Das ist typisch für die Wege Gottes. Sein Wirken geht immer in diese Richtung: Er will zuerst Verständnis verleihen für uns selbst, ehe Er uns Kraft gibt für andere. Das ist ein Grundsatz Gottes. Er gibt uns zuerst Licht und das neue Leben, das immer mit Einsicht in die Gedanken Gottes verbunden ist. Man kann sagen, dass mit dem neuen Leben ein gewisses Verständnis, eine geistliche Intelligenz verbunden ist, wenn ich das einmal so formulieren darf.

Seine Zeugen

Seine Jünger würden Seine Zeugen sein. Diese Worte erklären auch unsere Stellung mit göttlicher Präzision und unaussprechlicher Gnade. Wir wollen uns alle einmal die Frage vorlegen, ob wir der Berufung des Herrn, Seine Zeugen zu sein, gerecht werden. Christus ist nicht mehr auf dieser Erde. Er ist verworfen worden und in den Himmel gegangen, aber wir sind hier, und Er möchte, dass wir in der Zeit Seiner Verwerfung Seine Zeugen sind in Wort und Tat. Ohne den Heiligen Geist zu besitzen, wären wir jedoch nicht dazu in der Lage.

Wir sehen dann, dass die Jünger die zehn Tage, die noch bis zum Kommen des Heiligen Geistes vergingen, im Obersaal warteten. Sie hatten noch keine Kraft, um nach außen hin zu handeln. So war es gut, dass sie warteten. Wir aber dürfen wissen, dass wir den Heiligen Geist empfangen haben, wenn wir an Christus und Sein vollbrachtes Werk glauben. Das Empfangen des Heiligen Geistes nennt Gottes Wort die Versiegelung mit dem Heiligen Geist‹ (Eph 1,13) oder ›die Salbung von dem Heiligem (1. Joh 2,20). Wer sich im Glauben auf das Werk von Golgatha stützt, empfängt den Geist Gottes als Siegel und Unterpfand.

Mannigfaltig sind die Ergebnisse davon, dass der Geist Gottes in uns wohnt. Er gibt uns die Fähigkeit, einander zu lieben. Er verleiht die Kraft, die uns befähigt, den Weg des Zeugnisses zu gehen. Der Geist Gottes macht uns bewusst, dass wir Kinder Gottes sind (Röm 8,16). Wir hätten kein Bewusstsein der Gotteskindschaft und keinen Frieden mit Gott ohne den Geist Gottes. Wir könnten ohne Ihn auch nicht „beten im Heiligen Geist“ (Jud 20) und auch nicht „anbeten in Geist und Wahrheit“ (Joh 4,23). Das alles finden wir in der Apostelgeschichte, wohl nicht der Lehre, aber der Praxis nach. Das macht uns das Buch so wertvoll.

Noch einmal die Frage: Sind wir Zeugen für unseren verworfenen Herrn oder schämen wir uns des Herrn Jesus? Bist du vielleicht auch ein Jünger, eine Jüngerin des Herrn, aber aus Furcht vor den Menschen ein verborgener (Joh 19,38)? Der Herr Jesus möchte, dass wir Ihn in der Kraft des Geistes bekennen. Das wird Feindschaft bringen, aber es macht glücklich. „Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum Heil“ (Röm 10,10).

Meine lieben jungen Freunde, die ihr noch in der Schule oder in der Ausbildung seid: Bekennt den Herrn Jesus da, wo ihr seid! Das wird euch Mut, Kraft und auch Freudigkeit geben und euch vor unzähligen Gefahren bewahren. Man ist übrigens nie glücklicher als dann, wenn man den Herrn Jesus bekannt hat und gewürdigt wird, ein wenig für Ihn zu leiden. Wollen wir uns dieses Vorrecht entgehen lassen?

Anfangend von Jerusalem

Wo sollten die Jünger mit dem Zeugnis beginnen? „... sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ In Lukas 24, Vers 47, sagt der Herr Jesus sehr ähnliche Worte wie hier: „... allen Nationen, angefangen von Jerusalem“ In den Augen Gottes war Jerusalem die schuldigste Stadt auf der ganzen Erde. Dort war Sein Sohn gekreuzigt worden. Ist es nicht ein Ausdruck der göttlichen Gnade, dass gerade in dieser Stadt mit der Verkündigung des Evangeliums von der Vergebung der Sünden begonnen werden sollte? Sie sollten in Jerusalem und nicht am Nordpol anfangen. Aber dann sollten sie nach Judäa, der Umgebung von Jerusalem, gehen. Dann nach Samaria. Samaria war ein Mischvolk, das jüdische und heidnische Elemente enthielt. Die Juden hielten sich von Samaria fern, weil es für sie ein unreiner Ort war. Aber auch dort sollten sie das Evangelium verkünden und Seine Zeugen sein. Schließlich sollten sie bis an das Ende der Welt gehen. Der christliche Auftrag ist nicht auf Israel beschränkt, sondern er richtet sich an alle Menschen.

Das ist die kostbare Weite des Evangeliums nach den Gedanken Gottes.

Vielleicht ist es an dieser Stelle nützlich, in einigen knappen Gedanken dieses wunderbare Evangelium Gottes zu charakterisieren, und zwar was seine Quelle, Kraft, Grundlage, seinen Inhalt und sein Endergebnis angeht:

Die Quelle des Evangeliums ist die Gnade Gottes.

Die Kraft des Evangeliums ist der Heilige Geist. Die Grundlage des Evangeliums ist das Kreuz Christi. Der Inhalt des Evangeliums ist Christus, das ewige Lehen. Das Ziel des Evangeliums ist Christus in Herrlichkeit.

Das ist eine gesegnete Botschaft, die wir heute verkünden können und dürfen. Das Evangelium geht auch heute zu jedem Menschen aus, kommt auch zu dir und ladet dich in Liebe ein. Komm doch zum Heiland! Sei doch ehrlich genug zuzugeben, dass du dir den Himmel selbst nicht erwerben kannst. Der Herr Jesus schenkt Leben umsonst. Er schenkt die ewige Glückseligkeit dem, der mit seinen Sünden zu Ihm kommt, der bekennt, dass er ein verlorener Sünder ist, und der Ihm vertraut. Du kannst nie in den Himmel kommen, ohne den Herrn Jesus zu kennen und Ihn im Glauben aufzunehmen. Viele Menschen sprechen von dem „lieben“ Gott, aber es gibt keinen „lieben“ Gott, auch keinen „lieben“ Heiland. Solche Ausdrücke finden wir nicht in der Heiligen Schrift. Gott ist Liebe, und Gott ist Licht. Aber der Ausdruck „lieber Gott“ ist eine Erfindung des Menschen.

Gott ist gerecht, und Er hat Sich alles durch Seinen Sohn am Kreuz bezahlen lassen, der dort auch für dich war. Du darfst zu dem Gott der Liebe kommen. Er möchte dich unendlich glücklich machen, wie jedes Kind Gottes es jetzt schon ist. Willst du nicht gern kommen? Du kannst aber nicht anders als über Christus, den Gekreuzigten, zu Ihm kommen.

In den Himmel aufgenommen

„Und als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg“ (Apg 1,9).

Wunderbarer Vorgang, bei dem wir nicht genug verweilen können! Er hatte eben noch mit ihnen gesprochen, und auf einmal wurde Er emporgehoben, immer höher, bis Ihn eine Wolke vor ihren Blicken verbarg. Es heißt hier sehr bedeutungsvoll: „indem sie es sahen“, oder: „indem sie zusahen“. Ich glaube, dass diese Ausdrucksweise zu der Annahme berechtigt, dass der Herr Jesus nicht blitzartig vor ihren Augen verschwand. Es scheint, dass Er langsam emporgehoben wurde, denn sie konnten zusehen.

Wir haben im Alten Testament ähnliche Vorgänge. Elia fuhr im Sturmwind zum Himmel (2. Kön 2,11), und Elisa, sein Nachfolger als Prophet, sah es und rief: „Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und seine Reiter!“ (V. 12). Elisa hat den Vorgang also gesehen. Elia hatte ja gesagt: „Wenn du mich sehen wirst, wann ich von dir genommen werde, so soll dir also geschehen.“ Elia fuhr im feurigen Wagen in den Himmel, wobei das Feuer ein Bild von Gericht ist. Dieser Prophet trug tatsächlich einen richterlichen Charakter.

Bei Henoch war es anders. Von ihm lesen wir: „... und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1. Mo 5,24). Er wandelte dreihundert Jahre mit Gott, der ihn dann zu Sich nahm, ohne dass er durch die Demütigung des Todes hatte gehen müssen. Erst im Neuen Testament wird dann gesagt, dass Henoch ›entrückt‹ wurde (Heb 11,5). Im Alten Testament lesen wir das nicht.

Hier bei dem Herrn war das alles anders. Er war gestorben und mit einem Auferstehungsleib aus dem Grab hervorgekommen, und die Jünger sehen jetzt, nachdem sie Ihn betastet und mit Ihm gesprochen hatten, dass Er emporgehoben wird in den Himmel. Wir können davon ausgehen, dass die Augen des Heilands in Liebe auf den Jüngern geruht haben, die Er dort zurückließ. In Lukas 24 lesen wir auch, dass Er die Hände aufgehoben und sie gesegnet hatte. Sie haben die Hände, die durchbohrt waren von den Nägeln, mit denen Er ans Kreuz geheftet war, noch einmal gesehen, als Er segnend von ihnen schied.

Im Alten Testament hat Aaron das Volk Israel segnen sollen und müssen (vgl. 4. Mo 6,22–27). Er sollte auch die Hände über sie ausstrecken (vgl. 3. Mo 9,22). Bei Aaron waren es jedoch keine durchbohrten Hände, denn er ist nicht für das Volk Gottes gestorben wie der Herr Jesus.

„Und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg.“ Ich glaube ganz sicher, dass diese Wolke keine Dunstwolke war, keine meteorologische Wolke also, sondern die Wolke der Herrlichkeit Gottes. Es war dieselbe Wolke, die damals den Berg der Verklärung überschattet hatte – jene lichte Wolke, von der wir lesen, dass Er und die beiden Männer in sie eintraten (Lk 9,34). Es war die Wolke der Gegenwart Gottes, die einst auch den Tempel Salomos erfüllt hatte (1. Kön 8,10). Diese Wolke, die von der Gegenwart Gottes spricht, nahm Ihn von ihren Augen hinweg. Dieser Gedanke beglückt uns. In Hebräer 2 lesen wir, dass Er jetzt mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist (V. 9). Gott begrüßte Den, der nach vollbrachtem Werk jetzt in die Herrlichkeit zu Seinem Vater zurückkehrte. Das lesen wir in Hebräer 5, Vers 10: „... von Gott begrüßt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.“ Er sagte zu Ihm: „Setze dich zu meiner Rechten“ (Kap. 1,13). Wo ist Christus jetzt? – Er sitzt zur Rechten Gottes als verherrlichter Mensch, und Er ist von dorther der Ausgangspunkt jeder Segnung für uns auf der Erde. Gerade das zeigt uns die Apostelgeschichte.

„Und wie sie unverwandt zum Himmel schauten, als er auffuhr ...“ (Apg 1,10). Wir können uns das lebhaft vorstellen: unverwandt schauten sie zum Himmel. Wie überwältigend muss das für sie gewesen sein, ihren Herrn in den Himmel auffahren zu sehen! Aber auch wie ernst! Sie hatten den Meister aus dem Tod wiederbekommen, hatten noch vierzig Tage mit Ihm hier und dort verbringen können, und jetzt geht Er wieder von ihnen weg und entschwindet in den Himmel. Waren sie nun traurig? O nein, „sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und lobten und priesen Gott“ (Lk 24,52.53).

Ein wahrer Mensch fuhr auf in den Himmel. Du fragst, ob ich das wirklich glaube? Selbstverständlich glaube ich das. Weißt du, wenn ich das nicht glauben würde, dann könnte ich die ganze Bibel beiseitelegen. Dann möchte ich wissen, woran du dann noch glaubst. Wenn Christus nämlich nicht in den Himmel gegangen ist, dann wirst auch du dort nie hinkommen; dessen kannst du gewiss sein. Der Himmel war noch nie ein Platz für Menschen, und es war noch nie ein Mensch im Himmel. Erst seitdem Christus da ist, ist ein Mensch dort.

Der Mensch hat es vor einigen Jahren geschafft, den Mond zu erobern, und das ist eine menschliche Leistung ohnegleichen. Um auf dem Mond aussteigen zu können, benötigte er dick gepanzerte Raumanzüge mit Druckausgleich, Atemgerät, Strahlenschutz usw. Es war ein außerordentliches Problem, das der Mensch zu bewältigen hatte. Aber wenn der natürliche Mensch einen solchen schützenden Panzer braucht, um auf dem Mond einige Schritte gehen zu können, so lass mich dich, der du noch nicht errettet bist, fragen, was du im Himmel, in der heiligen Gegenwart Gottes anstellen möchtest, ohne Christus angezogen zu haben!

Dass Christus im Himmel ist, ist der Beweis dafür, dass auch die Kinder Gottes dorthin kommen werden. Wir brauchen keinen Raumanzug, sondern wir müssen Christus angezogen haben – und das geschah bei unserer Bekehrung.

„Und wie sie unverwandt zum Himmel schauten, als er auffuhr ...“ (Apg 1,10). Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass der Heilige Geist eine ganze Anzahl von kostbaren Ausdrücken verwendet, um die Himmelfahrt des Herrn Jesus zu schildern. Hier heißt es: „als er auffuhr“.

Aber dann nahm Ihn die Wolke von ihren Augen weg: Die Wolke verhinderte, dass die Jünger den verherrlichten Christus sahen. Stephanus sah später „die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen“ (Kap. 7,55). Auch Saulus von Tarsus sah den verherrlichten Herrn (Kap. 9). Aber hier wird so etwas nicht gesagt.

Nach oben schauen

„Und wie sie unverwandt zum Himmel schauten, als er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen“ (V. 10).

Dieser Blick, einem in den Himmel aufgefahrenen Christus nach, sollte eigentlich auch uns stets kennzeichnen. Wir Christen schauen leider viel zu viel auf die Erde. Unsere Häuser, unser Beruf, unsere irdischen Interessen sind Dinge, die zum Teil notwendig sind. Aber manchmal möchten wir es zu etwas bringen, möchten vorwärts kommen und eine möglichst hohe Stellung bekleiden, möchten viel Geld verdienen! Die Gefahr für uns Christen ist, dass wir bei alledem nur noch auf die Erde schauen. Aber Gott wollte, dass wir den Blick nach oben richten, so wie die Jünger unverwandt zum Himmel schauten. Das ist die Blickrichtung für uns Christen, die wir leider nicht immer haben. Ich bin überzeugt, dass wir sie deswegen oft nicht haben, weil so viel irdisches Sinnen bei uns ist; daher leider auch viel Zank, Streit und Unfriede. Das kann und wird es überhaupt nicht geben, wenn wir zum Himmel emporschauen in der Hoffnung, dass Er bald wiederkommt, und wenn wir Ihn wirklich erwarten. In der Tat, es ist zu unserer tiefen Beschämung, wenn unser Glaubensblick nicht zu Dem emporgeht, der uns so unaussprechlich liebt!

Der Dienst der Engel

Die Jünger schauen unverwandt zum Himmel, und der Herr Jesus kann gleichsam gar nicht anders, als ihnen sogleich eine Antwort zu geben; und die ist sehr kostbar.

„Siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,10.11).

Zunächst jedoch einige kurze Bemerkungen zu den Engeln und deren Dienst. Denn es scheint, dass wir mitunter über diesen Gegenstand nicht ganz gesunde Vorstellungen haben.

Im Alten Testament hatte Gott zuweilen Engel zu den Menschen gesandt, zwei Engel führten zum Beispiel Lot aus Sodom heraus. In der Geschichte Israels spielten Engel eine nicht unbedeutende Rolle, sie waren Diener der Vorsehung Gottes (vgl. 1. Kön 19,5). Auch wurde das Gesetz durch Anordnung von Engeln gegeben (Apg 7,53; Gal 3,19). Im Neuen Testament sehen wir sie in Verbindung mit der Geburt, dem Leben, dem Leiden und der Auferstehung des Herrn.

Als Christus auf der Erde war, hat Gott nie Engel benutzt, um Mitteilungen zu machen. Engel waren die Sprachrohre Gottes bei Seiner Geburt und bei Seiner Auferstehung. „Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“, sagte der Engel dort am Grab des Herrn (Lk 24,5.6). Aber wenn Christus auf der Erde Seinen Dienst vollführt, müssen die Engel zwangsläufig zurücktreten. Der Dienst der Engel hat mit der Vorsehung Gottes und nicht mit der Mitteilung von Wahrheiten zu tun. Christus selbst war hier, der die Wahrheit ist. Gott redete durch den Sohn und nicht durch Engel. Aber bei der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn treten Engel mit einer guten Botschaft in Erscheinung, die sie natürlich nur von Gott gehört und nicht etwa durch eigenes Forschen erlangt haben. Gott hatte ihnen gesagt, was sie verkünden sollten.

In Psalm 103 lesen wir von den Engeln, dass sie „Täter seines Wortes, gehorsam der Stimme seines Wortes“ (V. 20) und „Diener, Täter seines Wohlgefallens“ (V. 21) sind. Diese Verse zeigen, was Engel auszeichnet und was sie tun. Sie sind gehorsame Wesen, im Gegensatz – leider! – zu uns Menschen. Auch Engel sind erschaffen, sind Geschöpfe; sie können jedoch keine Erlösung erlangen, wenn sie gefallen sind. Für sie ist Christus nicht gestorben.

Über die Engel erfahren wir in Hebräer 1, Vers 14: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Errettung erben sollen?“ Engel sind auch heute noch die Diener der Gläubigen, doch sie dienen ihnen nicht in inneren, sondern nur in äußeren Belangen. Wenn du einmal niedergeschlagen bist, dann kommt Gott nicht durch einen Engel zu dir, um dich zu trösten, sondern der Heilige Geist, Gott selbst, wohnt in dir. Er ist unser Tröster, richtet uns auf und bringt uns in Gemeinschaft mit dem Herrn. Er bringt uns Christus vor das Herz, nicht ein Engel tut das.

In neutestamentlichen Zeiten, wo der Heilige Geist auf der Erde und das Wort Gottes vollendet ist, haben wir im Allgemeinen nicht mehr solche Botschaften von Engeln zu erwarten wie bei der Himmelfahrt des Herrn Jesus. Wie gesagt, sind sie auch heute Diener der Vorsehung Gottes. Um einmal den Dienst der Engel zu Beginn der christlichen Epoche zu charakterisieren, seien kurz einige Beispiele aus der Apostelgeschichte angeführt: Johannes und Petrus sind im Gefängnis, und ein Engel kommt, öffnet ihnen die Tür und sagt, sie sollten gehen und das Evangelium verkündigen (Kap. 5,19 ff) – eine Botschaft von Gott und nicht mehr.

In Kapitel 10 haben wir einen sehr wichtigen Punkt: Ein Engel Gottes gibt dem Hauptmann Kornelius die Anweisung, er solle nach Joppe senden und Petrus holen lassen, der Worte der Errettung zu ihm reden würde. Der Engel spricht nicht selbst die Worte, sondern gibt nur den Auftrag, Simon holen zu lassen. Von ihm würde er Worte hören, durch die er errettet werden würde.

Als Petrus im Gefängnis verwahrt wird, kommt in der Nacht ein Engel des Herrn, schlägt ihn an die Seite, weckt ihn auf und führt ihn hinaus (Kap. 12,1 ff). Die Türen öffnen sich, und Petrus geht zu dem Haus, wo viele versammelt waren und für ihn beteten.

Auf der Überfahrt nach Rom teilt Paulus den Matrosen mit, dass ein Engel Gottes in der Nacht bei ihm gewesen sei und zu ihm gesprochen habe. Gott würde ihn ans Ufer bringen und hätte ihm alle Seelen, die auf dem Schiff waren, geschenkt. Sie würden also nicht umkommen (Kap. 27,23ff).

Diese Beispiele machen uns klar, dass in neutestamentlicher Zeit, während der der Geist Gottes auf der Erde ist und in den Gläubigen und in der Versammlung wohnt, Gott nicht Engel benutzt, um uns irgendwelche Mitteilungen göttlicher Wahrheit zu geben. Er benutzt sie in Seiner Vorsehung in Verbindung mit unseren äußeren Umständen. Ich persönlich habe manchmal gedacht: Da hat eben ein Engel seine Hand zwischen mein Auto und das des anderen gehalten. Das haben wir sicherlich auch schon alle erlebt.

Übrigens, Kinder haben keine ›Schutzengel‹. Solch eine Vorstellung entbehrt jeder Grundlage in der Heiligen Schrift. „Ihre Engel“ (Mt 18,10) weist nicht auf etwaige ›Schutzengel‹ hin, die die Kinder hätten; sondern mit diesem Ausdruck werden die Seelen solcher Kinder bezeichnet, die im frühen Alter sterben, bevor sie Verantwortung haben. ›EngeI‹ bedeutet sehr oft Stellvertretung. Der stellvertretende, unsichtbare Teil der Kinder, ihre Seele nämlich, würde allezeit das Angesicht Seines Vaters sehen, wenn sie in unmündigem Alter sterben sollten. Auch für sie ist der Herr Jesus gestorben, denn auch sie sind von Natur aus verloren.

Es sei hier, diesen Punkt abschließend, noch bemerkt, dass im Buch der Offenbarung, nach der Entrückung der Versammlung, der Dienst der Engel wieder mehr in den Vordergrund tritt. Sie werden die Ausführer Seiner Gerichte sein.

Himmlischer Trost

Hier nun bringen diese beiden Männer in weißen Kleidern eine wunderbare Botschaft. Es ist eine überaus gesegnete Wahrheit, dass in dem Moment, wo Christus weggeht und den leiblichen Blicken der Gläubigen entschwindet, Er sofort durch die Engel die Botschaft vermitteln lässt, dass Er wiederkommt. Ich möchte das mit Johannes 14 vergleichen, wo Er den Jüngern nach dem Abendmahl gesagt hatte, dass Er zu Seinem Vater gehen würde. Aber dann fügt Er sogleich hinzu: „Euer Herz werde nicht bestürzt ... Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen“ (Joh 14,1.3). Das ist derselbe Vorgang wie hier. Der Herr spricht wohl von Seinem Weggehen, aber Er tröstet sie sogleich mit dem glückseligen Gedanken, dass Er wiederkommt.

Doch nicht genug damit. Er sagt ihnen gleichsam: „Ich möchte euch bei mir haben, und deswegen komme ich und hole euch zu mir. Ich habe euch lieb, und ich möchte die Ewigkeit nicht allein im Himmel verbringen. Ich möchte euch bei mir haben.“ Kann es einen größeren Trost geben in der Zeit Seiner Abwesenheit, in der wir Ihn mit unseren körperlichen Augen nicht sehen, als die Tatsache, dass Er wiederkommt?

Die Wiederkunft Christi

Mir scheint, dass die Engel hier nicht über dieselbe Seite Seiner Wiederkunft sprechen, über die der Herr in Johannes 14 redet. Das Wiederkommen des Herrn läuft in zwei verschiedenen Phasen ab oder ist in der Schrift in doppeltem Charakter dargestellt. Zuerst wird Er kommen und Seine Braut, die gläubige Schar der Christen von Pfingsten an, und alle, die des Christus sind bei Seiner Ankunft, in den Himmel entrücken. 1. Thessalonicher 4, Johannes 14 und einige wenige andere Stellen reden davon. Wenige Jahre später wird Er mit den Gläubigen aus dem Himmel auf die Erde kommen und hier Sein Reich errichten (Off 19). Dieses Ereignis nennt die Bibel nicht ›Entrückung‹, was ein Ausdruck der Gnade Gottes ist, sondern bezeichnet es als ›Erscheinung‹, ›Offenbarwerdung‹, Tag des Herrn‹ oder die ›Ankunft des Tages Gottes‹.

Wir können wohl davon ausgehen, dass die Engel, die hier diese himmlische Botschaft ausrichten, von der Entrückung überhaupt nichts wussten und auch nicht davon sprachen. Ich weiß wohl, dass C. H. Mackintosh es so auslegt. Aber ich kann in diesem Punkt nicht diesem sehr gesegneten Ausleger und Diener des Herrn folgen. Hier hat der Heilige Geist gewiss nur den allgemeinen Aspekt Seines Kommens vor Sich.

„Dieser Jesus“ wird wiederkommen, unser Herr, den wir kennen. Er wird selbst wiederkommen. Wunderbare Gnade! Ein Kind Gottes freut sich darüber. „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten.“ Halten wir auch im Gedächtnis, dass Er wiederkommt! Darauf dürfen wir jeden Augenblick warten.

Es handelt sich hier um den äußeren Aspekt Seines Kommens in Macht und Herrlichkeit. Das geht unter anderem daraus hervor, dass erstens Engel nicht die Geheimnisse Gottes wissen und dass zweitens die Engel sagen, dass die Jünger Ihn so wiederkommen sehen würden, wie sie Ihn haben auffahren sehen. Die Jünger haben Ihn leiblich in den Himmel fahren sehen, und geradeso wird das Volk Israel Ihn auch sehen, wenn Er wiederkommt. „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben“ (Off 1,7). Prophetisch gesehen, stehen hier die Jünger für den jüdischen Überrest späterer Tage.

Die Tatsache, dass Er von dem Ölberg auffuhr und dass Er gerade auf den Ölberg wiederkommen und dieser sich spalten wird (Sach 14,4), ist sehr bedeutsam. Das macht eigentlich völlig klar, dass die Engel hier nicht von Seinem Kommen zur Entrückung der Brautgemeinde reden, sondern von Seinem offiziellen Kommen, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Der wesentliche Punkt ist jedoch die Tatsache als solche, dass Er wiederkommt. So liegt in dem Ausdruck ›dieser Jesus‹ und in der Tatsache, dass Er wiederkommen wird, etwas Wunderbares. Nicht jeder mag fähig sein, die verschiedenen Seiten der Wahrheit über Sein Kommen zu unterscheiden. Aber der Jüngste und Schwächste kann es fassen, dass dieser Jesus, der für ihn gestorben ist, wiederkommen wird.

Nachdem der Herr Jesus einmal gestorben ist, ist für Gott nun nichts mehr zu groß, als dass Er es denen nicht schenkte, die an Seinen Sohn glauben. Der Herr Jesus wird einmal die „Frucht der Mühsal seiner Seele“ sehen (Jes 53,11), und „er wird schweigen“ – J. N. Darby übersetzt hier „ruhen“, was dem Hebräischen nach durchaus richtig ist – „in seiner Liebe“ (Zeph 3,17). Gott wird in Seiner Liebe schweigen, wenn Er Seinen Ratschluss in der Person Seines Sohnes vollendet sieht. Der Herr Jesus wird ruhen und schweigen in Seiner Liebe, wenn Er Seine mit Seinem eigenen Blut erkaufte Gemeinde verherrlicht um Sich, wenn Er die Gedanken Gottes vollendet sieht. Seit Christus für uns gestorben ist, gibt Gott uns alles, was Er überhaupt geben kann. Der Herr wird uns in das Haus Seines Vaters führen, wo ewige Glückseligkeit ist.

Ob es also um die Offenbarung der Engel oder um die Erklärung des Heilandes selbst in Liebe geht – das erste, was in des Herrn Herz für uns ist, ist, dass Er wiederkommen wird. So unermesslich die Gabe des Heiligen Geistes während der Zeit Seiner Abwesenheit und auch in Ewigkeit ist, die Hoffnung der Versammlung ist, den Heiland zu sehen – Ihn zu sehen, wie Er ist.

„Maran atha“ -das war das Wort der ersten Christen, wenn sie einander begegneten (vgl. 1. Kor 16,22). „Der Herr kommt.“ Ist das auch unsere Rede, wenn wir einander begegnen? Überaus tröstliches Bewusstsein:

„Dieser Jesus wird wiederkommen“

Wenn Er heute käme, würdest du mitgehen mit der Schar der Erlösten?

„Welch Glück ists, erlöst zu sein,
Herr, durch Dein Blut!“

Ist das die Sprache auch deines Herzens? Wenn nicht, dann eile und nimm Zuflucht zum Herrn Jesus, der auch dein Erlöser sein will! Er wird dich nicht hinausstoßen; denn dies sind Seine Worte: „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37).

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