Vorträge über die Stiftshütte

Vortrag 18: Das Becken

„Und er machte das Becken aus Kupfer und sein Gestell aus Kupfer, aus den Spiegeln der sich scharenden Frauen, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft“ (2. Mose 38,8).

In der Reihenfolge der Herstellung wird „das Becken und sein Gestell“ nach dem Brandopferaltar und in einem einzigen Vers genannt. In den Anweisungen für seine Herstellung und seinen Gebrauch (2. Mo 30,17–21) gibt es nur wenig wirkliche Beschreibung, was zweifellos eine Aussagekraft hat, denn Schweigen ist in der Schrift nicht ohne Bedeutung.

Das Wort kiyor, übersetzt mit „Becken“, ist eigentlich ein „Topf“, der zum Kochen, bzw. als Gefäß für Wasser verwendet wird. Damit verbunden war das „Gestell“1 und von beiden wird gesagt, dass sie „zum Waschen“ waren. Dieses Gestell scheint direkt mit dem Reinigen verbunden gewesen zu sein. Das hat zu der Annahme geführt, dass es mehr war, als nur eine Halterung für das Becken, nämlich, dass es ein kleineres Gefäß am Fuß des größeren war, in das ein Teil des Wassers zur Reinigung gefüllt wurde.

Wir haben schon bemerkt, dass sowohl das „Gestell“ als auch das Becken „zum Waschen“ vorgesehen war (2. Mo 30,18). Der nächste Vers legt nahe, dass das Becken ein Vorratsbehälter und kein Waschbecken war: „Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände und ihre Füße daraus waschen.“ Dies deutet an, dass Wasser aus dem Becken für das Waschen entnommen wurde. „Das Becken und sein Gestell“ wurden gesalbt (3. Mo 8,11), was eigenartig wäre, hätte das „Gestell“ selbst keine eigene Verwendung.

Auf der anderen Seite bestand der Zweck der „Gestelle“ (ein Wort vom gleichen Stamm wie dem Ausdruck hier2) im Tempel Salomos offensichtlich darin, die Becken zu tragen (1. Kön 7,27–39). In Verbindung mit dem kupfernen „Meer“, das ebenfalls vollständig beschrieben wird, werden keine kleineren Gefäße erwähnt, in die Wasser zur eigentlichen Benutzung gegossen wurde (1. Kön 7,23–26).

Es wird auch nicht unserer Vermutung überlassen, ob die zehn Becken zu diesem Zweck verwendet wurden, denn uns wird gesagt, „er machte zehn Becken, und er setzte fünf auf die rechte und fünf auf die linke Seite, um darin zu waschen. Was zum Brandopfer gehört, spülte man darin ab. Und das Meer war für die Priester, um sich darin zu waschen“ (2. Chr 4,6).

Wir sollten daher in Bezug auf die Verwendung des „Gestells“ nicht zu dogmatisch sein, sondern uns auf das beschränken, was offensichtlich ist. Das Wort legt einen festen Sockel für das Becken nahe. Das muss unser vorrangiger Gedanke sein. Daraus, dass es separat erwähnt wird, können wir zumindest erkennen, dass unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird. Wir können mit Sicherheit sagen, dass es die Halterung oder das Fundament des Beckens war; Darüber hinaus können wir festhalten, dass es entweder selbst oder ein anderes Gefäß verwendet wurde, um Wasser aus dem Becken für die verschiedenen Waschungen zu entnehmen. Die Abmessungen oder die Form des Beckens und seines Gestells werden nicht genannt. Nur das Material und die Stelle, wo es im Vorhof stehen sollte, werden erwähnt: zwischen dem Heiligtum und dem Altar. Für seine Verwendung werden hingegen explizite Anweisungen gegeben. Aaron und seine Söhne sollten ihre Hände und Füße daraus waschen, wenn sie in das Heiligtum gingen, um zu dienen, oder wenn sie in Verbindung mit einem Opfer an den Brandopferaltar kamen. Sie durften dies unter Todesstrafe nicht versäumen.

Eine weitere auffällige Auslassung bezüglich des Beckens ist, dass es nicht speziell einer der Leviten-Familien zugeordnet wurde, noch wurden Vorkehrungen getroffen, um es durch die Wüste zu tragen. Tatsächlich wird es nach seiner Herstellung und Aufstellung nur noch einmal erwähnt, als Mose es salbte (3. Mo 8,11). Das Becken wird nie wieder erwähnt, und Salomos „Meer“ ist das erste, von dem wir hören, das seinen Platz einnimmt. Diese Abwesenheit von Detailbeschreibungen steht in deutlichem Kontrast zu der ausführlichen Darstellung des „kupfernen Meeres“ und seiner Becken in Verbindung mit dem Tempel. Wird unsere Aufmerksamkeit nicht desto mehr auf das gelenkt, was erwähnt wird, und können wir nicht dadurch auch die Bedeutung des Auslassens weiterer Einzelheiten erkennen?

Die Tatsache, dass die in Bezug auf das Becken und seine Verwendung in 2. Mose 30 gegebenen Anweisungen, nach dem Räucheraltar und in dem gleichen grundsätzlichen Zusammenhang wie dieser erwähnt werden, legt nahe, dass sowohl der Räucheraltar als auch das Becken eng mit der priesterlichen Tätigkeit verbunden waren.

Das einzige Material des Beckens war Kupfer. Es wurde aus den Spiegeln der Frauen gemacht, die an der Herstellung der Teppiche des Heiligtums beteiligt waren. Sie gaben bereitwillig ihre Spiegel für die Herstellung des Beckens – gaben bereitwillig das, was die Eitelkeit befriedigen mag, um jenes Gefäß zur Reinigung zu ermöglichen, damit der Gottesdienst und die Anbetung ungehindert ausgeübt werden konnten.

Bei der Einweihung der Priester wurden Aaron und seine Söhne als erstes vollständig gewaschen, d.h. ganz gebadet. Diese Waschung geschah ein für alle Mal. Es regelte die grundsätzliche Frage ihrer Eignung für den Dienst Gottes. In ihrem täglichen Dienst mussten die Priester ihre Hände und Füße am kupfernen Becken waschen. Wann immer sie das Heiligtum betraten sei es, um das Schaubrot zuzubereiten, die Lampen zuzurichten oder wohlriechendes Räucherwerk darzubringen, als erstes wuschen sie sich am kupfernen Becken. Wenn sie herauskamen und am Brandopferaltar dienten, wurde dieselbe Handlung wiederholt, sodass sich die Priester ständig wuschen.

Bei der Betrachtung der geistlichen Bedeutung des Beckens wollen wir in der schon vorgeschlagenen Reihenfolge vorgehen: Als Erstes sein Material, das Kupfer. Es steht, wie wir bereits gesehen haben, symbolisch für die Eigenschaft Gottes, die seinen unnachgiebigen Charakter im Gericht und im Prüfen aller Dinge durch seine Heiligkeit darstellt. Es ist außerordentlich passend, dass im Vorhof, vor der Wohnung, Kupfer das hauptsächliche Metall ist, während es innerhalb der Wohnung Gold ist. Wie wir bereits gesehen haben, stellt Gold die göttliche Gerechtigkeit, offenbart in Herrlichkeit dar, weshalb sich seine völlige Darstellung im Heiligtum findet, wo sich Gott offenbart. Der Himmel ist der Bereich, in dem die Herrlichkeit der göttlichen Gerechtigkeit vollkommen dargestellt werden wird. Aber hier in der Welt ist es nur allzu passend, dass Kupfer das Metall sein sollte, das den Charakter Gottes in Bezug auf seine Geschöpfe zeigt. Es ist Gottes unnachgiebige Heiligkeit und Gerechtigkeit im Gericht, offenbart in seinem Handeln mit seinen Geschöpfen. Es bedeutet, dass Er mit ihnen im Gericht handeln muss, wenn sie sündige Geschöpfe sind, bzw. wenn nicht mit ihnen, dann doch mit Einem, den das Gericht an ihrer Stelle trifft. Und dorthin hat seine Gnade unseren gelobten Herrn gestellt, der sich unter die Ausführung von Gottes gerechtem Handeln mit dem Menschen aufgrund der Sünde beugte.

In dem Becken werden wir an diese unnachgiebige Gerechtigkeit und Rechtsprechung erinnert, in Ihm, der Gott in seinem wahren Charakter offenbart hat: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Ich zitiere diesen Abschnitt in Verbindung mit dem Becken, weil es absolut angemessen ist, dass das lebendige, persönliche Wort die Verkörperung genau der Eigenschaften Gottes sein sollte, die sich in dem geschriebenen Wort zeigen, das das Becken darstellt. Das Becken, gefüllt mit Wasser, ist also, wie wir später noch sehen werden, ein Bild vom Wort Gottes. Christus selbst ist das lebendige Wort, und durch Ihn ist uns das Wort Gottes gegeben. Die Tätigkeit des Geistes ist natürlich nicht ausgeschlossen, aber wenn Gott es nicht für gut befunden hätte, zu uns über das persönliche Wort zu sprechen, hätte Er uns nicht das geschriebene Wort gegeben. In Verbindung mit Joh 1,1, das uns Christus als das Wort zeigt, haben wir in Joh 5,22–27 das Gericht, das dem Sohn gegeben wird. Alle sollen den Sohn, das lebendige Wort, ehren, wie sie den Vater ehren. So werden die göttlichen Eigenschaften der Gerechtigkeit und des Gerichts mit dem Sohn verbunden, dem für die Ausführung des Gerichts entsprechend dem unveränderlichen Charakter Gottes, alle Autorität verliehen wird.

Wenn wir zu 2. Kor 5,10–11 gehen, sehen wir, dass die Zeit kommen wird, wo dieses Gericht, das dem Sohn gegeben ist, von Ihm ausgeführt wird. Das „wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden“ spricht in erster Linie von der Zeit, wenn die Werke des Gläubigen beurteilt werden und der Herr offenbar macht, was die Gnade für uns getan hat. Er wird zeigen, was wir von Natur und in der Praxis waren. Er wird zeigen, wie seine Gnade uns führte, wie Er uns ertragen hat, wie Er uns aus manchem Fallstrick errettet hat. Er wird auch zeigen, wo der Eigenwille tätig geworden ist und die damit verbundenen bitteren Früchte. Alles am Richterstuhl des Christus für die Seinen wird dazu dienen, die Herrlichkeit Seiner Gnade in Verbindung mit den Wegen der Seinen vorzustellen.

Später muss, wie wir wissen, auch der Ungläubige vor diesem Richterstuhl stehen (Off 20,11–15), jedoch zu einer anderen Zeit und in einem völlig anderen Charakter.

Wenn wir an den Richterstuhl des Christus denken, an den Ernst und die Heiligkeit der Szene, an die Majestät dessen, der dort sitzt, füllen sicher feierliche Ehrfurcht und Ehrerbietung das Herz – aber keine sklavische Angst, oder der Ruf zu den Bergen und Hügeln, uns zu bedecken (Off 6,16). Nein, Gott sei Dank, auch nicht der Wunsch, aus dieser Gegenwart zu fliehen. Aber wenn der Richterstuhl des Christus für den Gläubigen ein ernster Ort ist, was wird er für Ungläubige sein? „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen“ sagt der Apostel (2. Kor 5,11). Der bloße Gedanke an den Richterstuhl sollte unsere Ernsthaftigkeit verdoppeln, Sünder zu ermahnen, „dem kommenden Zorn zu entfliehen“ (Mt 3,7), von dem die Schrift als „dem Zorn des Lammes“ spricht (Off 6,16).

Der Herr inmitten der Leuchter, die seine Versammlungen auf der Erde darstellen (Off 2–3), blickt mit Augen wie eine Feuerflamme und mit herzerforschenden Worten unter denen umher, die in der Stellung eines verantwortlichen Zeugnisses für Ihn sind. Das ist eine ernste und erforschende Szene! Während Er alles hervorhebt, was Er anerkennen kann, hebt Er genauso alles hervor, was Er verurteilen und verdammen muss. Er führt das Gericht inmitten der Versammlungen aus. Diese Schriftstellen werden genügen, um zu zeigen, wie angemessen das Kupfer in Verbindung mit dem Becken ist. Es ist nicht die Ausführung des Gerichts an unserem Stellvertreter, noch ist es die Verhängung des Gerichts über uns, sondern das Prüfen und Erproben unserer Wege durch den Sohn Gottes gemäß der Autorität, die Ihm gegeben ist, um unter seinem Volk zu richten, bevor Er an einem späteren Tag die ganze Welt richtet.

Das Material des Beckens war Kupfer, aber von den Spiegeln, die die Frauen brachten. Es ist ein wunderbarer Hinweis auf das, was das Empfinden der Güte Gottes im Herzen hervorbringen wird. Hingezogensein zu Ihm bringt immer Heiligkeit hervor. Es ist der einzige Weg, auf dem Heiligkeit hervorgebracht wird. Der Spiegel mag von der Eitelkeit und Beschäftigung mit uns selbst sprechen, die Stolz zur Folge haben. In Jesaja 3,23 finden wir, dass in einer Aufzählung von Gegenständen, durch die die Töchter Israels ihren Stolz nährten, „Handspiegel“ erwähnt werden. Was für eine Frucht göttlicher Gnade ist es, bereitwillig das zu opfern, was natürlicherweise dem Stolz dient, um zu erhalten, was uns passend für die Gemeinschaft mit Gott macht. Nur Gottes Gnade kann dies tun – den Spiegel in ein Becken verwandeln.

Eine bemerkenswerte Illustration der natürlichen Verwendung des Spiegels finden wir in dem Mann aus Lukas 18. Den Handspiegel vor sich haltend, betrachtet er seine Vorzüge und Schönheiten: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen.“ (Vers 11) Er schaut noch einmal hinein und sagt: „Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe.“ (Vers 12) Wie zufrieden war er mit sich selbst! Und das ist es, was wir von Natur aus tun.

Schaut euch den Kontrast dazu an. Seht nun eine, der der Herr den göttlichen Spiegel vorhält – die samaritische Frau in Johannes 4. Der Herr selbst wird sich ihr zeigen, wird ihr die Erkenntnis des Heils geben und durch sie der Stadt, in der sie lebt. Er hält ihr den Spiegel vor. Sie sieht ihren wahren Zustand, aber sie sieht auch Ihn selbst, den Gesandten, den Messias. Was ist die Wirkung? Sie lässt ihren Wasserkrug stehen, geht in die Stadt und sagt „Kommt und seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ Der Spiegel des menschlichen Stolzes wird gegen den Spiegel göttlicher Betrachtung getauscht – es ist das Wort Gottes, das uns zeigt, was wir sind und wer Christus ist. Wo immer man Christus erlaubt, so den Spiegel vor unsere Augen zu halten, schließt sich der Pharisäer dem Zöllner an, indem er sagt: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ (Lk 18,13)

Schaut euch noch eine andere Illustration des Spiegels an. In Philipper 3,4–7 teilt uns Paulus mit, wie er früher in den Spiegel geschaut hatte: „Beschnitten am achten Tag, vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern; was das Gesetz betrifft, ein Pharisäer,“ usw. Wie es ihn gefreut hatte, jedes Merkmal zu betrachten und sich seiner Vorzüglichkeit zu rühmen! Aber ein Anblick Christi in Herrlichkeit brach ihn in Stücke, und die Dinge, die ihm Gewinn waren, achtete er dann als Verlust um Christi willen. So verwarf er den Spiegel der Selbstgefälligkeit.

Doch in Römer 7 hebt er ihn sozusagen wieder auf, aber jetzt nicht, um seine Gerechtigkeit zu beweisen, sondern im Streben nach Heiligkeit. Er nimmt das Gesetz Gottes und sagt „Wenn ich den Gedanken Gottes über die Heiligkeit entsprechen soll, muss ich sicher dieses Gesetz halten.“ So wendet er sich dem Gesetz zu, das ihn früher als Sünder verdammt hatte. Doch jetzt wendet er sich ihm als Gläubiger zu, um Heiligkeit zu erlangen. Er fängt wieder an, bei sich selbst nach Früchten der Heiligkeit zu suchen. Beachtet, wie der Geist Gottes das Gesetz benutzt. Er erhält einen Blick in sein eigenes Herz, und 40 Mal sagt er in jenem Kapitel „ich“, „mir“, „mein“ – alles dreht sich um ihn selbst; und was ist das Ergebnis des Ganzen? „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ (Vers 24)

Der Apostel Jakobus benutzt ebenfalls dieses Bild des Spiegels, wie wir es getan haben – jedoch in einer etwas anderen Beziehung. Ein Mensch, der das Wort hört, ohne dass es in seine Seele dringt, ist wie einer, der zwar in einen Spiegel schaut, sich aber nicht daran erinnert, was ihm dort gezeigt wird (Jak 1,23–24). Auf der anderen Seite schaut derjenige, der hört und sich unter das Wort beugt und ihm erlaubt, zu wirken, in das Gesetz der Freiheit – nicht in das Gesetz zur Errettung, auch nicht, um Heiligkeit hervorzubringen, sondern in „das Gesetz der Freiheit“, das Wort Gottes, das uns frei gemacht hat. Er schaut dort hinein und bleibt darin und ist glückselig in seinem Tun (Jak 1,25). Der Gebrauch des Spiegels ist dabei sehr eng verbunden mit dem, was wir als Anwendung des Beckens herausarbeiten werden.

Lasst uns aus dem Alten und Neuen Testament Stellen sammeln, die uns die geistliche Bedeutung dieser Waschungen zeigen werden.

Es gibt vier Worte im Alten Testament, die mit „waschen“ übersetzt werden; zwei davon werden nur einige wenige Male verwendet.

Quah (wegtun), wird zweimal im Bezug auf die Reinigung des Opfers verwendet (2. Chr 4,6; Hes 40,38). Seine einzige weitere Verwendung für Reinigung ist in Jesaja 4,4.

Shataph bedeutet in erster Linie „ergießen“, „überfließen“ und „spülen“, indem man das Wasser über die Sache fließen lässt, wie etwa über die Hände. In diesem Sinn wird es in 3. Mose 15,11.12; 6,21 verwendet. Es kommt auch in Hesekiel 16,9 vor. Alle diese Stellen weisen auf das gründliche Entfernen oder Wegfegen von Verunreinigung hin, wie durch einen fließenden Strom. Der Wagen Ahabs wurde gewaschen – abgespült – am Teich von Samaria, wo die Hunde sein Blut leckten.

Rahatz (eins der beiden verbleibenden Worte für „waschen“) kommt in demselben Vers vor, „sie wuschen seine Waffen“ (1. Kön 22,38)3. Es bedeutet in erster Linie „baden“ und ist das am häufigsten verwendete Wort. Mit dieser einen Ausnahme4 wird das Wort für das Baden der Person oder des Opfers verwendet. Wir wollen uns einige typische Abschnitte ansehen.

„Und Aaron und seine Söhne sollst du herzutreten lassen an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft und sie mit Wasser waschen“ (2. Mo 29,4; 40,12). Da diese Anweisung direkt auf die Salbung des Beckens folgt, kann man entnehmen, dass sie aus eben diesem Gefäß gewaschen wurden. „Und Mose und Aaron und seine Söhne wuschen daraus ihre Hände und ihre Füße“ (2. Mo 40,31).

Der gereinigte Aussätzige badete sich, bevor er seinen Platz im Lager einnehmen konnte (3. Mo 14,8–9).

Wer aus verschiedenen Gründen unrein war, musste sich baden (3. Mo 15,5–6 u.a.)

Am Sühnungstag war Aaron verpflichtet, sich zweimal zu baden: Bevor und nachdem er Sühnung tat (3. Mo 16,4.24). Ebenso mussten sich auch die Person, die den Bock für Asasel wegführte, und derjenige, der das Sündopfer außerhalb des Lagers verbrannte, baden (3. Mo 16,26.28). Dasselbe galt beim Zubereiten der Asche der roten jungen Kuh (4. Mo 19,7). Naaman sollte sich sieben mal im Jordan baden (2. Kön 5,10). Es wurde auch in Verbindung mit einzelnen Körperteilen verwendet, wie etwa das Waschen der Füße (1. Mo 43,24), des Gesichts (1. Mo 43,31), der Hände und Füße (2. Mo 40,31–32).

Beim Opfer wurde dasselbe Wort verwendet. Die Teile wurden gebadet, sodass sie völlig rein waren (3. Mo 1,9 u.a.).

Wir können also die offensichtliche Einheitlichkeit der Verwendung dieses Wortes erkennen. Es wurde verwendet, um die Reinigung einer Person im Ganzen oder in Teilen auszudrücken. Das Opfer fällt hier in dieselbe Kategorie, da es ein Stellvertreter für die Person ist und auch ein Bild von dem Einen, der keine Reinigung nötig hatte, der sich aber jeder Prüfung unterwarf, und dessen Heiligkeit dadurch vollkommen offenbart wurde.

Kabas“ ist das letzte Wort für „waschen“, dessen Verwendung ebenso markant ist wie die des gerade untersuchten. Das Wort bedeutet „treten“ und so durch Treten zu waschen. Es wird ausschließlich auf das Waschen von Kleidung und anderen Gegenständen angewendet, oder bei der Beschreibung des geistlichen Effekts der Reinigung wie in Psalm 51,4.9; Jer 2,22; Jer 4,14. Wir finden diese beiden Worte einige Male unmittelbar nebeneinander im selben Vers; das eine immer auf die Person bezogen, das andere auf die Kleidung (3. Mo 15,7 u.a.). In einem Abschnitt finden wir drei Worte jeweils in ihrer typischen Weise verwendet: die Hände abspülen, die Kleider waschen und die Person baden (3. Mo 15,11).

Diese drei Worte stellen uns drei Sichtweisen der Reinigung vor:

  1. Die Reinigung der Person oder ihrer Glieder.
  2. Die durch das Waschen erreichte Wirkung, wie bei den Kleidern – den Gewohnheiten.
  3. Die Unreinheit wird abgewaschen, entfernt.

Lasst uns nun über die Abschnitte im Neuen Testament nachdenken und mit ihrem Licht bezüglich der geistlichen Bedeutung zum Alten Testament zurückkehren, um ihre Tragweite dort zu verstehen.

Es ist bezeichnend, dass in dem Buch, in dem die Sache selbst den Platz des Schattens einnimmt, die Häufigkeit der Worte für „waschen“ stark reduziert ist. So kommt das Wort rahatz in 3. Mose fast genauso häufig vor wie alle Worte für „waschen“ im Neuen Testament zusammengenommen, während nun die Worte, die von dem göttlichen Werk der Gnade sprechen, wie „Heiligkeit“, „Frieden“, „Liebe“, usw. reichlich vorhanden sind.

Die verschiedenen Worte für „waschen“ im Neuen Testament sind:

  • Luo:
    - „Als sie sie aber gewaschen hatten“ (Apg 9,37)
    - „den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Heb 10,22)
    - „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat“ (Off 1,5)
    - „Wusch ihnen die Striemen ab“ (Apg 16,33)
    - „die gewaschene Sau“ (2. Pet 2,22)
  • Apoluo:
    - „Steh auf, lass ... deine Sünden abwaschen“ (Apg 22,16)
    - „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt“ (1. Kor 6,11)
  • Brecho: „Fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen5“ (Lk 7,38.44)
  • Nipto:
    - „Wasche dir das Gesicht“ (Mt 6,17)
    - „Sie waschen ihre Hände nicht“ (Mt 15,2)
    - „Wenn sie sich nicht ... die Hände gewaschen haben“ (Mk 7,3)
    - „Geh hin, wasche dich im Teich Siloam“ (Joh 9,7; auch V.11 u. 15)
    - „Fing an, den Jüngern die Füße zu waschen“ (Joh 13,5; auch V.6.8.10.12.14)
    - „Wenn sie der Heiligen Füße gewaschen ... hat“ (1. Tim 5,10)
  • Aponipto: „Wusch sich die Hände“ (Mt 27,24)
  • Pluno: „Sie haben ihre Gewänder gewaschen“ (Off 7,14; auch Off 22,14)
  • Apopluno: „Wuschen die Netze“ (Lk 5,2)

Das Wort brecho hat in der einzigen Stelle, wo es mit „waschen“ übersetzt wird6 eine besondere und zarte Bedeutung. Wörtlich bedeutet es „regnen“. Die Tränen der Bußfertigen sind mehr als ein übliches Waschen; sie waren wie ein erfrischender Regenguss, wahre Tropfen vom Himmel.

Die regelmäßig verwendeten Worte luo und apoluo beziehen sich auf das allgemeine Waschen der Person.

Nipto und aponipto beziehen sich auf das Waschen eines Körperteils, wie Hände, Gesicht, Füße.

Pluno und apopluno beziehen sich auf das Waschen von Gegenständen, wie Kleidung.

Die Verwendung von luo und nipto werden im selben Vers illustriert: „Wer gebadet (von luo) ist, hat nicht nötig, sich zu waschen (von nipto), ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ (Joh 13,10). Diese beiden Ausdrücke deuten offensichtlich auf zwei unterschiedliche geistliche Reinigungen hin.

Lasst uns nun die Bedeutung von „Wasser“ als das für diese Reinigung verwendete Mittel betrachten: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). Der Ausdruck „aus Wasser geboren“ in Verbindung mit der Neugeburt wird von Ritualisten als Beleg für die Wiedergeburt durch die Taufe verwendet, sodass nach der Taufe eines Kindes dafür gedankt wird, dass es wiedergeboren worden ist und dadurch „zu einem Glied Christi und einem Erben des Reiches der Himmel gemacht“. Wasser kann das aber nicht tun. Der Täufer sagt: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße“, aber der Größere als Johannes kam, „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Das ist die Realität. „Aus Wasser geboren“ in Johannes 3 meint genauso wenig die Wiedergeburt durch Taufe wie das Essen des Fleisches Christi und Trinken Seines Blutes in Kapitel 6 die Transsubtantiation7 beim Mahl des Herrn bedeutet.

Was heißt „Wasser“? In Titus 3,4–5 lesen wir: „Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errette er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung (Becken ist das Wort) der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes.“ Es steht im Gegensatz zu der alten Natur, von der der Herr in Johannes 3 spricht: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch.“ Der Abschnitt in Johannes spricht von der Neugeburt und genauso der in Titus. In 1. Petrus 1,22–23 wird das bei der Neugeburt verwendete Mittel erwähnt: „Die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverveslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“ Das Wort Gottes ist also das Mittel, das bei der Neugeburt verwendet wird. Es überführt den Sünder und weist ihn auf Christus hin. „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Gottes“ (Röm 10,17).

In Jakobus 1,18 finden wir dieselbe Wahrheit wiederholt: „Nach seinem eigenen Willen hat Er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“ Der souveräne Wille Gottes hat bei unserer Neugeburt gewirkt. Aber wie? Durch „das Wort der Wahrheit.“

Reinigung mit Wasser finden in 1. Korinther 6,9–11, wo eine schreckliche Aufzählung von Sünden genannt wird – ein schreckliches Bild davon, was der Mensch ist. Nach dieser Aufzählung fährt er mit den Worten fort: „Und solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Diese ehemals schmutzigen Korinther waren von neuem geboren worden. Es hatte eine zweifache Handlung stattgefunden, deren beide Seiten in diesem Vers erwähnt werden: „Ihr seid abgewaschen ... ihr seid geheiligt ... durch den Geist unseres Gottes.“ Diese werden bei der Wiedergeburt, bei der eine reine Natur gegeben wird, durch den Heiligen Geist hervorgebracht, indem er das Wort Gottes benutzt. Um zu zeigen, dass diese beiden Dinge nicht voneinander getrennt sind, heißt es dann „aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Heiligung, bzw. Reinigung wird so untrennbar mit der Rechtfertigung verbunden, die in dem Namen unseres Herrn Jesus ist.

Diese Stellen bereiten uns darauf vor, uns das anzusehen, was keinen Zweifel darüber lassen sollte, was das Wasser in dem Becken bedeutet. Wir finden es in Epheser 5,25–27. Große Wahrheiten werden oft in scheinbar gewöhnlichen und dennoch wichtigen Verbindungen gezeigt. In Verbindung mit der Liebe der Männer zu ihren Frauen wird ein wunderbares Geheimnis beschrieben: Christus gibt sich selbst für die Versammlung, damit Er sie reinigte. Beachtet, wie Er es tut. Es geht hier nicht um die Reinigung durch das Blut, die dazu befähigt, vor Gott zu stehen, indem sie alle Schuld zwischen dem Gewissen und Gott wegnimmt – sondern die Reinigung, von der hier gesprochen wird, ist die innere Reinigung; „damit Er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.“ Er liebte die Versammlung; Er gab sich selbst für sie hin, um sie nun zu heiligen und zu reinigen durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Wasser ist also das Wort, das der Herr als Mittel benutzt.

Wenn wir diese einzelnen Stellen zusammen nehmen, finden wir:

  1. in Johannes 3, dass die Neugeburt eine Notwendigkeit ist
  2. in Titus 3, dass diese Neugeburt durch „die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes“ geschieht
  3. in 1. Petrus 1, geschieht die Neugeburt durch das Wort Gottes als das Mittel
  4. wird dieselbe Wahrheit in Jakobus 1 in Verbindung mit dem souveränen Willen Gottes wiederholt
  5. lernen wir in 1. Korinther 6, dass diejenigen, die einst beschmutzt und verdorben waren, abgewaschen und geheiligt wurden durch den Geist Gottes in Verbindung mit der Rechtfertigung in dem Namen Jesu
  6. und letztens, dass unser wunderbarer Heiland gerade zu diesem Zweck gestorben ist, seine Versammlung zu heiligen und zu reinigen „durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.“

Deshalb spricht das Becken ohne Frage von Christus als dem, der sein Volk durch sein Wort reinigt, das (wiederum) von seinem Geist benutzt wird.

Es gab eine zweifache Verwendung des Beckens. Erstens in Verbindung mit der Waschung bei der Heiligung der Priester – ein vollständiges Waschen, ein für alle Mal (2. Mo 29,4), das der Neugeburt entspricht, über die wir gesprochen haben. Zweitens in Verbindung mit der täglichen Reinigung der Priester bei ihrem Dienst im Heiligtum und am Altar.

Hebräer 10,19–22 verknüpft deutlich die Reinigung durch das Blut und das Waschen mit Wasser. Zuerst wird das Gewissen durch das Blut gereinigt. Dann fügt er hinzu „den Leib gewaschen mit reinem Wasser“, das heißt ganz gewaschen, wie die Priester (bildlich: wiedergeboren durch das Wort Gottes). Nachdem der ganze Mensch gereinigt und ihm eine neue Natur gegeben wurde, können wir Gott mit der Freimütigkeit von Kindern nahen.

Wir haben das Becken in Verbindung mit der Neugeburt betrachtet. Lasst uns nun die tägliche Reinigung ansehen, die für die Gemeinschaft nötig ist. Es ist das Vorrecht des Gläubigen, nicht zu sündigen, wie 1. Johannes 2,1 lehrt. Welche Widerherstellung gibt es jedoch für den Gläubigen, wenn er durch Unachtsamkeit oder Selbstüberschätzung in Sünde gefallen ist? Er hat nicht nötig, von neuem geboren zu werden. Neugeburt geschieht nur einmal und wird nie wiederholt. Aber „wenn jemand sündigt“ – beachtet den Anlass – „wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ In Ihm ist keine Sünde, Er ist gerecht. Außerdem ist Er „bei dem Vater,“ wo Er diese gesegnete Beziehung zu unseren Gunsten aufrecht erhält. Wir mögen seine Korrektur nötig haben, doch Gott sei Dank erhält Er unseren Platz als Kinder beim Vater.

Eine wunderschöne Darstellung dieser Tätigkeit des Waschens – Waschen durch das Wort – haben wir in Johannes 13, wo unser Herr die Füße seiner Jünger wäscht. Wenn Er in Johannes 15 zu seinen Jüngern spricht, sagt Er: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ – sie waren gereinigt worden, indem sie sein Wort aufgenommen hatten. Dann betet Er in Johannes 17: „Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit.“ Dieses Heiligen von dem Bösen, das in dieser Welt ist, geschieht durch den Geist Gottes, indem er das Wort auf uns anwendet und uns tagtäglich bewahrt.

Beim letzten Abendessen mit seinen Jüngern, legt unser Herr sein Obergewand ab, genau so, wie Er seine Herrlichkeit ablegte, um seinem Volk zu dienen, um sie mit sich selbst in Gemeinschaft zu erhalten, die uns in dem Tisch vorgestellt wird. Dann gürtet Er sich mit dem leinenen Tuch, nimmt das Waschbecken mit Wasser und geht zu jedem der Jünger, um dessen Füße zu waschen. Was für eine demütige Handlung der Gnade!

Dieses Waschen der Füße dient der Reinigung von jeder Verunreinigung, die wir auf dem Weg durch diese Welt aufgenommen haben. Es mag kein äußerlich sichtbares Versagen geben, es mag nur innerlich sein, oder auch nur der Mangel an geistlicher Kraft, welche uns im Geist von der Welt unbefleckt erhält. Dem Priester wurde nicht unterstellt, versagt zu haben, wenn er seine Hände und Füße wusch, bevor er die Opfer darbrachte oder ins Heiligtum hineinging. Aber es erinnerte ihn daran, dass er sich in einer Umgebung befand, in der Staub und Schmutz unbemerkt aufgenommen wurde und deshalb musste er das Wasser ständig anwenden. So bedeutet die Szene in Johannes 13 kein eklatantes Versagen – Schlamm, wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf – sondern das, was sich einschleicht, um die volle Gemeinschaft mit unserem Herrn zu verhindern. So wie die Sorgen dieser Welt, der Betrug des Reichtums oder die Begierde nach den übrigen Dingen das Wort ersticken können (Mk 4,19), können in dem Gläubigen Haushaltssorgen, tägliche Pflichten, geschäftliche Angelegenheiten, ja, sogar christlicher Dienst praktischerweise die Gemeinschaft mit dem Herrn behindern. Mögen wir uns hüten, zu erwarten, dass die Gemeinschaft ungestört bleibt, ohne dass wir uns dieser Handlung unseres Herrn unterwerfen, d.h. ständig unsere Füße zu waschen. Jemand mag das Evangelium verkündigt oder seinen Geschwistern gedient haben, aber wenn er nicht zum Herrn gegangen ist für die praktische Reinigung – etwa von Stolz, Selbstvertrauen, Selbstgefälligkeit usw. – wird er irgendeine Ungerechtigkeit mit seinen heiligen Dingen verbunden finden (vgl. 2. Mo 28,38), ja, dass er sich sogar im christlichen Dienst Verunreinigung zugezogen hat.

Was für eine Welt ist das, in der wir uns sogar im Dienst Verunreinigung zuziehen können. Oder sollten wir es nicht vielmehr so sagen: Was für Herzen haben wir, dass sie diese Anwendung des heiligen Wortes sogar in Verbindung mit dem Dienst des Herrn nötig haben! Petrus kannte diese Notwendigkeit nicht. Er hielt sich seinem Herrn für besonders hingegeben, obwohl er im Begriff stand, Ihn zu verleugnen. „Herr,“ sagt er (und er denkt an die Würde des Herrn, den er liebte), „du wäschst mir die Füße?“ – jemand wie Du sollte den Platz eines Dieners einnehmen und meine Füße waschen? Der Herr sagt „Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen.“ Wie wahr, in vielerlei Hinsicht, sind die Worte „du wirst es nachher verstehen.“ Auf Petrus' Einwand antwortet der Herr: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du kein Teil mit mir“ – nicht, kein Teil an der Errettung, sondern an der Gemeinschaft.

In das andere Extrem verfallend, antwortet Petrus: „Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt“ – als wenn er eine vollständige Reinigung nötig hätte. Die Antwort unseres Herrn ist äußerst bedeutsam: „Wer gebadet ist (so wie der Priester am Tag seiner Weihe ganz gewaschen wurde, was der Neugeburt entspricht), hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein“ – ganz rein durch die Neugeburt, und passend für die Gegenwart Gottes. Aber die Füße, die mit der Erde in Berührung kommen, brauchen eine tägliche Reinigung. Und diese Reinigung wird nach der Auferstehung fortgesetzt, wie wir im letzten Kapitel des Johannesevangeliums sehen, als der Herr dreimal die Erinnerung an Petrus' Verleugnung anspricht, um ihn gründlich von seinem leeren Rühmen zu befreien: „Wenn alle Anstoß nehmen, ich nicht.“ Der Herr reinigt ihn von all dem Stolz und der Selbstsicherheit und Petrus, nun ein gereinigter Mann, wirft sich auf den Herrn mit diesen Worten: „Herr, Du weißt alles, Du erkennst, dass ich Dich lieb habe“ und Jesus sagt zu ihm: „Weide meine Schafe.“

Wer kann den Heiligen dienen, wer kann die Füße seines Bruders waschen, dienen, wie Christus gedient hat? Es ist derjenige, der die Wirkung des Wortes in der praktischen Reinigung seiner selbst kennt, wie der Herr zu Petrus sagt: „Und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder.“

Es gibt einen Unterschied zwischen der Reinigung am Waschbecken und der Handlung in Johannes 13. Die Priester mussten am Waschbecken sowohl ihre Hände als auch ihre Füße waschen, aber unser Herr wusch nur die Füße der Jünger. Die Hände sind ein Hinweis auf Werke, wie sie die Forderung des Gesetzes waren. Aber unsere Stellung als Christen ist „nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten.“ Es sind die Füße, unsere Wege, die ständig durch das Wort Gottes gereinigt werden müssen durch die Fürsprache Christi, unseres Herrn und den Dienst des Heiligen Geistes. Aber der Wandel schließt das gesamte irdische Leben des Gläubigen ein. Wir dürfen keine Unterscheidung machen zwischen unserem Dienst und unserem Weg. Das ist vollkommen klar. Der einzige Gedanke ist, vor jeder Idee des gesetzlichen Gehorsams zu bewahren, der durch die Waschung der Hände angedeutet würde. Das ganze Leben, sogar die Gedanken und Wünsche, muss unter die Reinigung des Wortes kommen.

In 1. Korinther 11,28 lesen wir: „Ein jeder prüfe (oder richte) sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch.“ Und später sagt er (V.31–32): „Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.“ Das heißt, wenn wir in der rechten Weise am Mahl des Herrn teilnehmen wollen, muss es im Selbstgericht geschehen. Wir müssen das Licht seines Wortes unsere Wege prüfen und reinigen lassen. Wie beständig sollten wir vor dem Herrn sein, damit Er uns prüfen möge, damit nichts Verunreinigendes an uns haftet, wenn wir zu seinem Tisch kommen, noch etwas dergleichen sein Gefallen an unserem täglichen Leben und seinen Segen hindert.

In Galater 6,1 wird das auf unsere gegenseitigen Beziehungen angewendet: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest.“ Hier geht es um unser Miteinander in brüderlicher Liebe und Fürsorge. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, mit anderen über den Fehltritt des Bruders zu sprechen, oder in Selbstzufriedenheit Gott zu danken, dass wir nicht darin gefallen sind. Vielmehr geht es darum, dass wir im Geist der Demut, wobei wir uns bewusst sind, dass auch wir versucht werden könnten, und an seiner Stelle vielleicht dasselbe getan hätten, zu gehen und zu versuchen, ihn in seiner Beziehung zu seinem Herrn wiederherzustellen – damit alles zwischen seiner Seele und dem Herrn ausgeräumt ist. Dann können wir sicher sein, dass die Gemeinschaft wiederhergestellt ist. Das ist wahre, gegenseitige Fußwaschung.

Im Jakobusbrief gibt es ein schönes Beispiel für dieses Waschen der Füße der Heiligen. In Kapitel 5 sagt er: „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Es geht nicht darum, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen oder sich um Dinge zu kümmern, die uns nichts angehen, sondern um ein göttliches Interesse, die Gemeinschaft mit dem Herrn für sein Volk sicherzustellen. Es geht nicht darum, wie der Priester ein Bekenntnis zu fordern, das andere ihm bringen müssen, sondern in brüderlichem und gegenseitigem Vertrauen, einander die Fehltritte zu bekennen und füreinander zu beten, „damit ihr geheilt werdet“.

Wenn das Waschbecken als Ganzes auf Christus hinweist und das Wasser darin auf das ganze Wort Gottes, was ist dann die Bedeutung des kleineren Gefäßes am Fuß des Beckens? Ich glaube, dass uns Epheser 6,17 einen Hinweis gibt: „Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das Gottes Wort (wörtlich Gottes Reden) ist“: Nicht das Wort Gottes allgemein, sondern „Gottes Reden;“ das heißt, es geht um das Wort, das gerade zutreffend ist, das Wort, gesprochen zur rechten Zeit (Spr 15,23). Wir sollen dem Bruder nicht die ganze Bibel bringen, sondern das benötigte Wort, das auf seinen aktuellen Zustand zutrifft. Das erfordert Weisheit und die Leitung des Geistes, um das richtige Wort zu bringen, damit es reinigt und hilft.

Und wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, dass wir das Wort lesen und uns davon ernähren. Wie kann der Geist Gottes es zu unserer Reinigung und Auferbauung benutzen oder wie können wir es zur Hilfe und zum Segen anderer benutzen, wenn wir nicht wirklich damit vertraut sind? Wenn wir das Wort Gottes kennen wollen, muss unsere Lektüre einem gewissen System folgen, wie wir es auch bei unserer natürlichen Ernährung tun. Planloses Lesen von Lieblingsstellen und ein Springen von einem Punkt zum nächsten, so hilfreich es in gewisser Weise sein mag, wird uns nicht gründlich zurüsten. Möge kein Tag vergehen, an dem wir nicht unseren regelmäßigen Abschnitt aufmerksam und unter Gebet lesen. Der kann lang oder kurz sein, je nachdem wie die Zeit es erlaubt, aber es sollte fortlaufend sein. Wir sollten auch nicht die Abschnitte vernachlässigen, die uns eher unklar vorkommen – wie beispielsweise die Propheten. Machen wir uns mit dem gesamten Inhalt der Schrift gründlich vertraut.

Erscheint das wie eine unmögliche Aufgabe? Dann wollen wir uns an die Ermunterung erinnern: „Wer hat, dem wird mehr gegeben werden.“ (Mt 13,12) Die feste Gewohnheit, die Zeit zu nutzen, und seien es nur einige Momente am Morgen und Abend, wird uns im Verlauf eines Jahres ein recht gutes Grundwissen über Gottes Wort geben. Mehr als das, wird es in uns den Appetit nach mehr wecken. Wir werden merken, wie wir in die Lage versetzt werden immer mehr in die großen und gesegneten Felder vorzudringen, die sich vor uns auftun. Was wir in der Morgenstunde gesammelt haben, wird unsere Gedanken und unser Herz während des Tages nähren. Wie viel wird darüber hinaus nach und nach von dem aufgedeckt, was an Fleischlichem noch in unseren Wegen verborgen ist, wobei es so geschehen wird, wie wir es ertragen können. Auf diese Weise stellen wir dem Herrn eine Fülle von „Wasser“ zur Verfügung, um unsere Wege zu reinigen.

Wir haben von praktischer Heiligung gesprochen – von Reinigung. Lasst uns nun eine weitere Stelle ansehen, die uns auf einen Blick die wunderbare Wahrheit der Heiligung in einer etwas anderen Art vorstellt, und doch eng verbunden mit allem, womit wir uns bisher ausführlich beschäftigt haben. Es ist 2. Korinther 3,18: „Die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden [wir] verwandelt nach demselben Bild.“ Das Wort „anschauend“ ist ein ausgiebiges Betrachten, nicht unseres eigenen Spiegelbildes, sondern die Herrlichkeit des Herrn anschauend. Der Schleier ist weggenommen, die Herrlichkeit Gottes erstrahlt aus dem Angesicht Christi im Himmel als unserem Vorläufer dort. Betrachte das, wirf einen ausgiebigen Blick auf Christus in der Herrlichkeit. Und was wird das Ergebnis sein, wenn du so mit Ihm dort beschäftigt bist? Oh, was für ein gesegnetes Ergebnis: Menschlicher Stolz macht den Herrlichkeiten Christi Platz. Während wir Ihn betrachten, werden wir „verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.“

Schließlich lesen wir in Offenbarung 15,2–3: „Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und sah die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes. Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes.“ Hier wird uns ein Blick in die Herrlichkeit gestattet. Dort, im himmlischen Heiligtum, steht der Thron Gottes und des Lammes, so wie damals im Heiligtum die Lade der Thron war. Das verborgene Manna ist dort, das dem Tisch der Schaubrote entspricht. Die sieben Geister Gottes sind vor dem Thron, die dem Leuchter entsprechen. Dann das gläserne Meer, das dem im Tempel Salomos entspricht. Beachte, dass das Becken hier nicht mit Wasser gefüllt ist – es gibt dort keine Notwendigkeit, Verunreinigung zu entfernen. Es ist ein Meer von durchsichtigem Glas, was uns an das Becken erinnert, das seine Aufgabe hier erfüllt hat. Wenn alle Erlösten Gottes dort versammelt sind, ist der Tag der Reinigung von Beschmutzung vorüber: Niemand muss mehr dem anderen die Füße waschen. Auch der Herr braucht unsere Füße nicht mehr zu waschen. Stattdessen stehen wir dort mit Harfen Gottes in unseren Händen und nichts hindert Lob und Anbetung. Aber das gläserne Meer, das Zeugnis und die ständige Erinnerung an unsere Reinigung, wird uns ewig an den gnädigen und demütigen Dienst unseres Herrn während unserer Reise hier erinnern.

Fußnoten

  • 1 In der CSV-Edition direkt mit „Gestell“ wiedergegeben, im Englischen wird auch die Möglichkeit „foot“ angegeben. (Anm. d. Übers.)
  • 2 Die englische Übersetzung verwendet in 1. Kön 7 ein anderes Wort für Gestell als in 2. Mo 30. (Anm. d. Übers.)
  • 3 Die CSV-Edition liest hier „wo die Huren badeten“. In einigen englischen Übersetzungen wird dies mit „sie wuschen seine Waffen“ übersetzt. Siehe auch die Anmerkung zu der Ausnahme. (Anm. d. Übers.)
  • 4 Dies ist eigentlich keine Ausnahme, denn das Wort, das hier mit „Waffen“ wiedergegeben wird, wird sonst immer mit „Hure“ übersetzt. Die Stelle müsste also wohl eigentlich lauten „wo die Huren badeten“ – was die Verwendung des Worte bestätigt. Die zweifache Verachtung von „Hunden“ und „Huren“ wurde in seinem Tod über Ahab gebracht.
  • 5 In der CSV-Edition wird das Wort in Lk 7,38 mit „benetzen“ wiedergegeben, während im Englischen „waschen“ verwendet wird. (Anm.d.Übers.)
  • 6 In der CSV-Edition wird das Wort in Lk 7,38 mit „benetzen“ wiedergegeben, während im Englischen „waschen“ verwendet wird. (Anm.d.Übers.)
  • 7 Eine falsche Lehre, bei der behauptet wird, dass Brot und Wein buchstäblich zu Körper und Blut des Herrn Jesus werden. (Anm. d. Übers.)
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