Die Auferstehung des Herrn

Das Muster für die Gläubigen

Die Auferstehung des Herrn

Wenn wir daran denken, dass die Auferstehung des Herrn Jesus der große Präzedenzfall war, in dem alles, was uns betrifft, geklärt wurde, dann wird uns sofort klar, dass sein Platz und seine Stellung vor Gott auch unser Platz und unsere Stellung sind. Er ist unser Muster oder Repräsentant, sowohl was unsere Auferstehung angeht, als auch was unsere Seelen heute, in der Zeit des Glaubens, betrifft.

Diese Tatsache findet sich ausdrücklich in der Schrift. Wenn wir in Kolosser 2,12 davon lesen, dass wir „mitauferweckt“ sind, dann beschreibt das mit einem Wort den neuen Platz oder den neuen Stand des Gläubigen auf der Erde, während er darauf wartet, entweder lebend entrückt oder aus den Toten auferweckt und dann mit entrückt zu werden. Auch Römer 8,11 macht deutlich, dass die Auferstehung unseres Herrn das Vorbild für uns ist: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“

Wir wollen versuchen, dieses Muster etwas besser zu verstehen, indem wir die unterschiedlichen Aspekte seines Vorbilds betrachten, was die Auferstehung angeht.

  1. Die gleiche Kraft: Es ist der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt (s. Röm 8,11).
  2. Die gleiche Weise: Er stand als die Erstlingsfrucht aus den Toten auf. Auch wir werden auferstehen, zwar nicht als die Erstlingsfrucht, aber auch aus den Toten wie Er. Bei der ersten Auferstehung werden nur die Gläubigen auferweckt werden, während die Ungläubigen, die in ihren Sünden starben, noch in ihren Gräbern bleiben (s. Off 20,5).
  3. Die gleiche Art: Es gab einen auffallenden Unterschied zwischen der Auferweckung des Lazarus und der Auferweckung des Herrn Jesus. Lazarus wurde auferweckt, um danach noch eine Zeit lang in dieser Welt zu leben. Er bewegte sich danach unter den Menschen genauso wie vorher (Joh 12,2). Aus diesem Grund ordnete der Herr Jesus an, dass der Stein weggewälzt werden sollte, bevor Er das Wort sprach, das dem Toten das Leben wiedergab (s. Joh 11,39-41). Lazarus kam mit einem natürlichen Körper heraus und war damit weiterhin an die Erde gebunden. Er war passend für die Erde, nicht aber für den Himmel.

Die Auferstehung des Herrn Jesus brachte Ihn als Mensch in einen neuen Bereich und in eine neue Ordnung des Lebens. Ein Engel kam vom Himmel und rollte den Stein von der Gruft weg. Doch das geschah nur, damit bei seinen Jüngern keine Zweifel in Bezug auf seine Auferstehung aufkämen, sondern damit sie sahen und glaubten (Joh 20,8). Die ersten Worte des Engels waren: „Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“ (Lk 24,6). Aber es war nicht nötig, damit Jesus aus dem Grab herauskommen konnte. Denn am selben Abend, an dem Tag seiner Auferstehung, konnten Ihn die verschlossenen Türen nicht daran hindern, zu seinen Jüngern zu kommen (s. Joh 20,19). Er war mit einem geistigen Leib aus dem Grab gekommen, der passend für die himmlische Auferstehungswelt war, in die Er nun eingetreten war. Der große Stein am Morgen war für Ihn kein größeres Hindernis als die verschlossene Tür der Jünger am Abend.

Die Auferstehung der Gläubigen wird dem Charakter nach der Auferstehung ihres Herrn entsprechen. Lazarus ist offensichtlich wieder gestorben, sonst wäre er heute noch auf der Erde. Doch „wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn“ (Röm 6,9). Und von den Gläubigen wird gesagt: „Die aber für würdig erachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht noch werden sie verheiratet; denn sie können auch nicht mehr sterben“ (Lk 20,35.36).

Es ist also wichtig, dass wir Folgendes erfassen: Die Auferstehung beinhaltet auch unseren Eintritt in eine völlig neue Lebensordnung, unter neuen Bedingungen und mit verwandelten Körpern. Wir haben alle das Bild des Irdischen (Adam) getragen; dann werden wir das Bild des Himmlischen (Christus) tragen. Und weil weder Fleisch und Blut das Reich Gottes erben können, noch Verweslichkeit Unverweslichkeit anziehen kann, werden die Toten auferweckt und wir, die Lebenden, werden verwandelt werden. Das wird der herrliche Tag sein, an dem der Sieg Gottes über die Macht des Feindes völlig erfüllt sein wird (s. 1. Kor 15,48-54).

Wenn der Herr Jesus wiederkommt, werden die lebenden Gläubigen verwandelt. Das Gegenstück zur Verwandlung der Lebenden ist die Auferweckung der Toten. Beide Gruppen werden aber das gleiche herrliche Ziel erreichen – einen Leib der Herrlichkeit, der umgestaltet wird „zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,21). Das Ergebnis ist also dasselbe, wenn auch der Weg dorthin verschieden ist.

Es ist allerdings unmöglich, die Auferstehung Christi von seiner Himmelfahrt und seiner Verherrlichung im Himmel zu trennen. In Ihm, dem Auferstandenen und Verherrlichten, finden wir den vollen Ausdruck der Gedanken Gottes in Bezug auf die Gläubigen dieser Heilsepoche. Natürlich müssen wir eine Einschränkung machen, nämlich dass Er – wie überall – den Vorrang hat. Er ist verherrlicht zur Rechten Gottes. Wir werden die Fülle von Freuden kennen, die in der Gegenwart Gottes ist, aber zu seiner Rechten wird es „Lieblichkeiten immerdar“ geben, die das alleinige Vorrecht unseres Erlösers sein werden (s. Psalm 16,11; Heb 1,9). Mit Freude sehen wir Ihn an diesem besonderen Platz und weihen unser ewiges Lob seiner herrlichen Person!

Das wollen wir demnach nicht unbeachtet lassen, und doch dürfen wir, wenn wir im Glauben den auferstandenen und verherrlichten Jesus anschauen, aufrichtig sagen: „Sein Platz ist das Muster für unseren Platz.“ Der Apostel Johannes schreibt: „Wie er ist, sind auch wir in dieser Welt“ (1. Joh 4,17), und nimmt dabei die Liebe, in die wir gebracht sind, sowie unsere Stellung vor Gott in den Blick. Wie Er ist, so werden wir einmal sein, was unseren Körper am Tag der Auferstehung angeht: „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2).

Diese zukünftige Herrlichkeit wird jeder, der Christus aufrichtig liebt, eines Tages erleben und genießen. Gleichzeitig wollen wir jedoch nicht übersehen, dass seine Auferstehung auch wichtig für unseren heutigen Stand hat. Doch das erfordert ein eigenes Kapitel.

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