Der Prophet Maleachi

Mit Maleachi, dem letzten der zwölf kleinen Propheten, geht auch die Reihe der Propheten zu Ende, die Gott dazu berufen hatte, um seinem Volk, den widerspenstigen Juden, Zeugnis von seiner souveränen Gnade zu geben und sie mit allen Mitteln – seien es Einladungen voller Erbarmen oder das Androhen schwerer Strafen –, wieder dahin zu bringen, Ihm zu vertrauen, damit seine Beziehung zu ihnen aufrechterhalten werden kann.

Israel und seine Beziehung zu Gott und seinem Messias

Die meisten unserer Leser wissen, dass dieses Volk die gnädigen Botschaften dessen, der sie segnen wollte, immer wieder ablehnte; dass sie nach den Propheten den Sohn Gottes, den Messias, ablehnten, indem sie Ihn töteten; dass Gott sie seinerseits eine Zeit lang ablehnen und aus allen Nationen ein Volk für seinen Namen auswählen musste. Es ist Ihnen nicht unbekannt, dass das gegenwärtige Volk Gottes die Kirche, der Leib Christi, ist, der aus all denen besteht, die an den Herrn Jesus glauben. Sobald die Kirche in ihre Fülle eingetreten ist, d. h., nachdem der Letzte der Auserwählten hinzugefügt wurde und sie somit vollzählig ist, wird sie in den Himmel eingeführt, an den Ort, der ihr bereits durch den Glauben gehört, zu ihrem Haupt, Jesus Christus. Das wird geschehen, wenn Er alle, die zu Ihm gehören, versammeln wird, die Er mit seiner Stimme der Macht von den Toten auferweckt oder lebendig von der Erde entrückt, um in das herrliche Ebenbild des Herrn verwandelt zu werden. Alle zusammen werden sich freuen, Ihm in den Wolken in der Luft zu begegnen, um für immer bei Ihm zu sein (1. Thes 4,13–18). Dann wird Gott seine Beziehung zu seinem alten Volk (Israel) wieder aufnehmen, wegen der Verheißungen, die Er den Vätern gegeben hat, denn „die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29). Diejenigen von euch, die das Wort ein wenig studiert haben und den Bibelstudien über die Prophetie folgen konnten, die uns der Herr in seiner Güte eingegeben hat, dass wir sie für euch aufschreiben, haben gesehen, wie diese göttlichen Beziehungen mit Israel, das derzeit in der ganzen Welt verstreut ist1, durch das Kommen des Herrn zum Gericht über diese Welt und die Erscheinung Christi in Herrlichkeit wieder aufgenommen werden. Er kommt in diese Welt zurück, die Ihn gekreuzigt hat, zusammen mit seinen Heiligen (Sach 14,5), um an den Feinden Gottes und an den Unterdrückern des jüdischen Überrests Rache zu nehmen und sie während der tausendjährigen Herrschaft ihres Messias, den sie in jenen Tagen als ihren König anerkennen werden, in ihr Land und ihre Stadt zurückzubringen.

Allgemeines

Wir wissen nichts über die Person Maleachi, seine Familie oder seinen Werdegang. Er ist nur durch das Buch bekannt, das seinen Namen trägt und das letzte Buch im Alten Testament ist, Gottes inspiriertes Wort, das etwa 420 Jahre vor der Geburt Jesu niedergeschrieben wurde.

Maleachi, dessen Name „mein Engel“ oder „mein Gesandter“ bedeutet, prophezeite – ebenso wie Haggai und Sacharja – in der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft. Genau wie diese kündigte auch er das Zeugnis und das Gericht der letzten Tage an, Zeugnis und Gericht, das den jüdischen Überrest von den bösen Menschen um ihn herum trennt. Der Stil unseres Propheten ist einfach und ernst zugleich, kurz und unmissverständlich; seine scharfen Ausdrücke durchdringen das schuldbeladene Gewissen. Sein Buch ist eine einzige lange Ansprache; es ist vor allem eine Reihe von Vorwürfen und Drohungen. Selbst von der wunderbaren Zeit des Messias wird nur vor dem Hintergrund der zuvor stattfindenden harten Prüfungen und schrecklichen Strafen berichtet.

Diese Prophezeiung lässt sich in zwei Teile gliedern: der erste Teil umfasst Kapitel 1 bis Kapitel 3,6; der zweite umfasst den Rest von Kapitel 3. Jeder dieser Teile endet mit einer messianischen Prophezeiung, d. h. einer Prophezeiung, die sich auf die Erscheinung des Herrn als Messias bezieht. Die zweite gibt die Hauptgedanken der ersten wieder, erklärt und entwickelt sie weiter und stellt insbesondere das öffentliche Kommen des Herrn vor und einige Merkmale, die sein Wiederkommen in Herrlichkeit charakterisieren werden.

Wenn wir diese letzten Androhungen lesen, diese letzte Anklage des Herrn gegen Israel (1,1), haben wir das Empfinden, dass sie den Messias zurückweisen werden, der zu seinem Volk kommt, um sich ihnen zum ersten Mal vorzustellen. Wir sehen, dass sie sich bereits dem Pharisäertum zuwenden und dass sie Sklaven des Formalismus und der eigenen Gerechtigkeit geworden sind; Dinge, die viel Macht auf die Menschen ausüben, die fern von Gott sind. Sie sind glücklich mit sich selbst und unzufrieden mit Gott; sie finden, dass Er ihnen Unrecht tut, wenn Er ihnen nicht sofort zu Hilfe kommt. Sie sind zornig über die Strafen, die Gott ihnen schickt, und sie scheuen sich nicht, Ihn der Ungerechtigkeit zu beschuldigen und sich der Gotteslästerung schuldig zu machen.

Das Buch Maleachi ist voll von Fragen und Antworten: der Prophet spricht ihnen gegenüber eine Wahrheit in Form von Vorwürfen aus, und die Juden, die so stolz auf ihre gesetzliche Gerechtigkeit sind, antworten mit Erstaunen und Verleugnung, indem sie ihre Unschuld beteuern. Der Prophet spricht erneut, um sie von ihrer Sünde zu überzeugen und die Urteile Gottes zu verkünden, aber sie werden von dem schlechten und gefährlichen Einfluss ihrer untreuen Priester so beherrscht, dass sie gar nicht empfinden, was der Herr für sie war, und wie untreu sie Ihm gegenüber waren und sind. Ihre mangelnde Gottesfurcht, ihre Verachtung für Ihn, ihre Gefühllosigkeit hatten ein Ausmaß erreicht, dass sie, als ihre Untaten ihrem Gewissen vorgestellt wurden, nichts Schlechtes darin sahen.

Wir werden, mit Gottes Hilfe, bei unserem Studium die beiden Teile des Buches, von denen wir heute einen allgemeinen Überblick gegeben haben, ausführlicher untersuchen. Bevor man auf die Einzelheiten eines Teils der Bibel eingeht, ist es wichtig, den allgemeinen Zusammenhang der Bibel zu verstehen. Eine klare Vorstellung von dem Ganzen wird es immer leichter machen, die besondere Absicht der Einzelheiten zu verstehen, die sich in dem untersuchten Thema ergeben. Vor allem aber besteht der Zweck der Schrift darin, Sie zu lehren, zu überzeugen, zu korrigieren und in der Gerechtigkeit zu unterweisen, sofern Sie bereits ein glückliches Gotteskind sind. Wenn das Wort diese Wirkungen in der Seele und im Gewissen hervorruft, folgt daraus, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt. – Und euch, liebe Leserinnen und Leser, die ihr noch nicht das Zeugnis des Heiligen Geistes in euch habt, dass ihr Kinder Gottes seid, mögen die Heiligen Schriften euch weise machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist (2. Tim 3,15–17).

Erster Teil – Kapitel 1 bis 3,6

Man kann den ersten Teil in vier Abschnitte mit den folgenden Themen untergliedern:

  1. Der Prophet wirft dem Bundesvolk/Volk des Bundes dessen Undankbarkeit vor (1,2–5)
  2. Er wirft den Priestern vor, dass ihr Gottesdienst nicht angemessen sei (1,6–14; 2,1–9).
  3. Er wirft Juda seine häusliche Unordnung vor (2,10–16).
  4. Er wirft Levi und Juda Gotteslästerung vor und kündigt Ihnen das Kommen des Herrn als Messias an, der sie im Schmelztiegel prüfen wird und nur eine kleine Anzahl von ihnen wird verschont werden (2,17–3,6)

Die Undankbarkeit Israels – Kapitel 1,2–5

„Ich habe euch geliebt, spricht der HERR; aber ihr sprecht: ‚Worin hast du uns geliebt?‘ – War nicht Esau der Bruder Jakobs?, spricht der HERR. Und ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst“ (Mal 1,2–3).

Sicherlich war der Vorzug, den der Herr Jakob und seinem Samen gab, ganz und gar kostenlos; auf dieser Gnade und nicht auf den Verdiensten des Volkes beruhte dieser Bund. Sie hätten für die geringsten Segnungen dankbar sein sollen, die ihnen aufgrund dieser Gunst zuteilwurden. Der Herr war für sie immer derselbe, wie Er es für ihre Väter gewesen war. Als Beweis dafür, neben vielen anderen Beweisen für seine fortwährende Güte, Geduld, Fürsorge und Treue zu ihnen, hätten sie Judäa nur mit Idumäa (dem Land Edom, d. h. den Nachkommen Esaus) vergleichen müssen. Das Land Edom war verwüstet worden, „seine Berge“ waren „zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale“ (1,3). Der Herr sagt zu dessen Bewohnern: „Sie werden bauen, ich aber werde niederreißen; und man wird sie nennen ‚Gebiet der Gottlosigkeit‘ und ‚das Volk, dem der HERR in Ewigkeiten zürnt‘“ (1,4). So erhob sich Edom nie aus seinen Trümmern, während die Kinder Juda in ihr Land zurückgebracht wurden, ihre Stadt wieder aufgebaut, ihr zerstörter Tempel wieder errichtet und ihre Anbetung wiederhergestellt wurde: das ist es, was die Augen Israels hätten sehen müssen, das ist es, was ihre Herzen hätten verstehen müssen. Dafür hätten sie Gott loben und mit einer Ihm würdigen Lebensweise danken müssen. Aber leider wurden ihre Augen schnell blind dafür; ihr von Stolz erfülltes Herz führte sie bald zu jener Unabhängigkeit, die für Menschen, die die Güte Gottes missachten, so natürlich ist. So wurde der Ungehorsam, der nur die Folge der Unabhängigkeit ist, zum Kennzeichen all ihrer Taten, selbst bei denen, die behaupteten, den Herrn anzubeten.

Die Gottlosigkeit der Priester – Kapitel 1,6 bis 2,9

„Ein Sohn soll den Vater ehren und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich denn Vater bin, wo ist meine Ehre? Und wenn ich Herr bin, wo ist meine Furcht?, spricht der HERR der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet und doch sprecht: ‚Womit haben wir deinen Namen verachtet?‘“ (1,6).

Das ganze Volk befand sich in einem derart schlechten moralischen Zustand, dass die Leviten selbst blind dafür waren, wie es wirklich zu dieser Zeit um sie stand und dass der Fluch des Herrn auf ihnen lastete, weil sie falsche Opfergaben brachten. Sie waren für den Opferdienst zuständig, sie waren die Mittler zwischen dem Volk und Gott, sie hatten eine enorme Verantwortung und sie hätten, wenn sie es denn verstanden hätten, zeigen müssen, dass der Herr würdig ist, geachtet und gefürchtet zu werden. Ihre Herzen und ihr Mund hätten wahrhaftig und rechtschaffen sein müssen, sie hätten als Gesandte des Herrn der Heerscharen Erkenntnis und Gesetz bewahren müssen, um das Volk auf dem Weg des Friedens und der Rechtschaffenheit zu leiten und diejenigen, die sich der Ungerechtigkeit zuwandten, auf den rechten Weg zurückzubringen. Aber nichts dergleichen geschah. Die Gottlosigkeit, die für das Volk so charakteristisch war, wurde von seinen Anführern vorgelebt. Sie waren vom Weg der Gerechtigkeit abgewichen und hatten das ihnen anvertraute Volk ins Straucheln gebracht; sie hatten den Bund, den der Herr mit Levi geschlossen hatte, verletzt.

Doch damit nicht genug, die Priester waren noch so dreist und klagten Gott an, anstatt sich selbst anzuklagen: „,Womit haben wir deinen Namen verachtet?‘, die ihr unreines Brot auf meinem Altar darbringt und doch sprecht: ‚Womit haben wir dich verunreinigt?‘ Damit, dass ihr sagt: ‚Der Tisch des Herrn ist verächtlich‘“ (1,6–7). „Eure Worte sind trotzig gegen mich gewesen, spricht der HERR. Und ihr sprecht: ‚Was haben wir miteinander gegen dich beredet?‘“ (3,13). Gott hatte bezüglich der Opfer, die Ihm dargebracht werden sollten, angeordnet: „Wenn aber ein Gebrechen an ihm ist, dass es lahm oder blind ist, irgendein schlimmes Gebrechen, so sollst du des dem HERRN, deinem Gott, nicht opfern“ (5. Mo 15,21). Sie dagegen scheuten sich nicht, auf dem Altar blinde, lahme, kranke oder sogar gestohlene Tiere zu opfern (1,8, 13) und rechtfertigten ihre unwürdigen Handlungen noch damit, dass Gott ihren Eifer und ihre Gottesfurcht nicht ausreichend belohnen würde: Gott gibt ihnen wenig, so denken sie, also geben auch sie Ihm wenig; selbst die gebrechlichsten Opfer sind noch zu gut für Ihn. Die priesterlichen Pflichten, der Dienst im Tempel sind für sie zu einer langweiligen Arbeit geworden, und sie gehen schnauben voll Anmaßung und Verachtung über diesen Dienst (1,13; 3,14).

Aber der Herr, der die Rechte seiner Herrlichkeit und Heiligkeit niemals aufgibt, urteilt über ihr Verhalten anders und spricht diese schrecklichen Worte über sie aus: „So habe auch ich euch beim ganzen Volk verächtlich und niedrig gemacht“ (2,9). Er zeigt ihnen auch, dass er aus dem Bösen Gutes zu ziehen weiß und kündigt ihnen an, dass Er, wenn sie untreu in dem Gottesdienst für Ihn sind, seine Herrlichkeit, die durch Gnadenerweisungen nur noch größer wird, anderen Schafen außerhalb des Schafstalls Israels offenbaren wird. Mit einem Wort: Israels Undankbarkeit schafft die Gelegenheit zu einem neuen Ausdruck der Gnade, nämlich die Offenbarung des Namens des Herrn unter den Nationen. „Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Nationen; und an jedem Ort wird geräuchert, dargebracht werden meinem Namen, und zwar reine Opfergaben. Denn mein Name wird groß sein unter den Nationen“ (1,11). Hier ist der Name des Herrn der Name Jesus, der Erretter, und heute ist die Zeit, wo der Herr zu der samaritischen Frau am Brunnen von Sichar sagt: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh 4,23).

Lieber Leser, sind Sie ein Anbeter Gottes in Geist und in der Wahrheit? Können Sie Ihn Vater nennen? Haben Sie in Jesus einen vollkommenen Erlöser gefunden? Wenn dem so ist, seien Sie eifrig in guten Werken, die der Herr für die vorbereitet hat, die Er von aller Gesetzlosigkeit erlöst und die Er gereinigt hat als ein Eigentumsvolk (Titus 2,14). Aber wenn dies noch nicht Ihr Teil ist, möge der Herr die Abschnitte seines Wortes, die wir zusammen betrachtet haben, kraft seines Geistes Ihnen wirken lassen – Ihnen zum ewigen Segen und für Ihn zu seiner Ehre. Sein Wort ist Wahrheit (Johannes 17,17).

Die Treulosigkeit Judas – Kapitel 2,10–16

„Juda hat treulos gehandelt, und ein Gräuel ist verübt worden in Israel und in Jerusalem; denn Juda hat das Heiligtum des HERRN entweiht, das er liebte, und ist mit der Tochter eines fremden Gottes vermählt“ (Mal 2,11).

Die Untreue der Priester hatte auf jeden Fall einen bedauernswert schädlichen Einfluss auf das Volk. Mangelnde Gottesfurcht im Herzen hat immer verheerende Folgen, deren Auswirkungen nicht nur äußerlich und allgemein zu spüren sind, sondern die sich auch auf die Familien selbst auswirken, indem sie die überaus heiligen und rechtmäßigen familiären Bindungen kaputt machen und auflösen. Und das geschah in Israel. Diejenigen, die für das Volk verantwortlich waren, die über sie wachen und dem Herrn das Opfer darbringen sollten, lebten ihnen sittliche Verderbtheit vor, und das übrige Volk tat es ihnen gleich: Sie nahmen sich fremde Frauen zur Frau und trennten sich von ihren rechtmäßigen jüdischen Frauen. Wir sehen an diesen Eheschließungen und Scheidungen, dass Juda keine wahre Frömmigkeit hatte. In Vers 10 zeigt der Prophet, wie treulos es gegenüber einem Bruder war, Frauen, die aus dem gleichen Volk wie sie selbst waren, wegzuschicken; denn sie alle hatten den einen Vater, Abraham, und sie waren alle von dem einen mächtigen Gott geschaffen worden, der mit ihren Vätern einen Bund geschlossen hatte und sie dadurch von den Heiden trennen wollte. Heidnische Frauen zu heiraten bedeutete daher, den Bund zu verletzen, die Rechte Gottes an seinem Volk zu verachten und die Gräueltat der Israeliten zu wiederholen, die, indem sie sich mit den Kanaaniter einließen und vermischten, durch deren Götzendienst verunreinigt wurden.

Der Herr kündigt ihnen durch den Mund Maleachis die Bestrafung ihrer Untreue an: „Der HERR wird den Mann, der das tut, aus den Zelten Jakobs ausrotten“ (2,12).

Außerdem konnte Gott keine Freude an den Gaben haben, die sie Ihm auf dem Altar darbrachten. Ihre Hände waren besudelt, und der Herr konnte das Opfer nicht mehr anschauen und sich nicht mehr an dem erfreuen, was ihre Hände vor Ihn brachten, denn der Altar wurde nicht nur durch die abscheulichen Opfer entweiht, die dorthin gebracht wurden, sondern war auch von den Tränen, dem Wehklagen und dem Seufzen der Frauen bedeckt, die so schändlich behandelt wurden (2,13).

All dies ist von großer moralischer Bedeutung für die heutige Zeit und enthält ernsthafte Belehrungen für jeden, der von sich sagt, er sei Christ. Es gibt leider eine große Analogie zwischen der Situation damals, wie sie von Maleachi beschrieben wurde, und dem, was heute im Christentum geschieht. Wir finden heute in vielen religiösen Organisationen, die jedoch den Namen Christi für sich in Anspruch nehmen, dieselbe Distanzierung vom Herrn, dieselbe Vorliebe für sichtbare Handlungen, für Gottesdienstformen, die nur Augen und Ohren ansprechen und das Herz absolut leer und kalt für Gott lassen. Mit einem Wort, dies ist der Formalismus, in dem die Menschen leben. Von diesen berichtet der Apostel Paulus Timotheus und drängt ihn, sich von ihnen abzuwenden, denn sie hatten „eine Form der Gottseligkeit, deren Kraft [sie] aber verleugnen“ (2. Tim 3,5). Diese Ermahnung richtet sich an jedes gehorsame Kind Gottes, an jeden Christen, der inmitten des gegenwärtigen Verfalls der Kirche in Treue gegenüber Gott wandeln möchte. Derselbe Apostel schreibt auch in seinem Brief: „Die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, ... strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden, mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2. Tim 2,19–22).

Gott will, dass wir uns freimütig und ehrlich zum Namen Jesu bekennen, Er liebt aufrichtige Herzen und Lippen, und Er will wahre Anbeter, die dem entsprechen, was Jesus zu der Samariterin sagte: „Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und in Wahrheit anbeten“ (Joh 4,24).

Gepriesen sei der Herr! Obwohl die Christen in ihrer Verantwortung versagt haben, das ihnen durch das Wort Gottes anvertraute zu erhalten, so ist dieses wahr „doch der feste Grund Gottes steht“, und „der Herr kennt, die sein sind“. Liebe Leserinnen und Leser, die Sie diese Zeilen lesen, ist Christus der Fels Ihres Heils? Stützt sich Ihr Glaube auf ein festes Fundament, das ewig Bestand hat? Sind Sie vor dem kommenden Zorn sicher? Haben Sie nichts zu befürchten von dem großen und schrecklichen Gericht, in dem kein Mensch bestehen wird, der nicht an die Wirksamkeit des Werkes Christi geglaubt hat? Oh, glauben Sie an dieses Werk der Gnade und Liebe, das Er, der Sohn Gottes selbst, vollbracht hat, indem Er an unserer Stelle die Strafe ertrug, die wir verdient haben! Dann werden Sie zu denen gehören, die der Herr „die Seinen“ nennt. Welch eine Gnade, mit der Gewissheit des Glaubens sagen zu können, der Christus ganz für sich ergriffen hat: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein“ (Hld 2,16). „Der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben“ (Gal 2,20).

Der Messias – Kapitel 2,17 bis 3,6

„Ihr habt den HERRN mit euren Worten ermüdet; und ihr sprecht: Womit haben wir ihn ermüdet? Damit dass ihr sagt: Jeder Übeltäter ist gut in den Augen des HERRN, und an ihnen hat er Gefallen; oder: Wo ist der Gott des Gerichts?“ (2,17).

Dies ist der Vorwurf des Propheten an die undankbaren, gottlosen, unmoralischen Juden, die ihre Sünden durch ihre Klagen und ihre Gotteslästerung noch verschlimmern. Aber, welch ein Wunder der Gnade, Barmherzigkeit und Geduld Gottes: Diese schlimme Undankbarkeit der Menschen ändert nichts an der Liebe des Herrn zu ihnen. Wir wissen, dass Er sich wegen ihrer Bosheit eine Zeitlang von ihnen abwenden musste, dennoch sind sie weiterhin in seinen Gedanken. Er wird Israel segnen und Edom richten. Das Böse kann Gottes Absichten und Ratschläge nicht ändern (3,6). Am Ende wird Gott die moralische und äußere Ordnung wiederherstellen, das Gericht über die Bösen bringen und Reue im Herzen des geretteten Überrestes hervorrufen, dem Ohren gegeben werden zum Hören.

Es ist die herrliche Ankunft des Herrn als Messias, die das Volk in den Segen führen wird: Dann werden ihre Augen geöffnet sein und sie werden sagen können: „Groß ist der Herr über das Gebiet Israels hinaus“ (1,5). Sein Kommen, wie auch der Bote, der den Weg für Ihn bereiten soll, wird in dem vor uns stehenden Abschnitt angekündigt: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt: Siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen“ (3:1).

Wie Sie wissen, kam Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elias (s. Lukas 2,17). Er war ein Bote Gottes, um ein aufmerksames Volk auf den Herrn vorzubereiten. Gott benutzte seinen Dienst, um viele der Söhne Israels zu sich zu bekehren; aber wenn Johannes der Täufer von allen empfangen worden wäre, dann wäre er jener Elia gewesen, der kommen sollte und der am Ende kommen wird, wie wir in Kapitel 3 des Buches, das wir studieren, sehen werden.

Ebenso erschien auch der Engel des Bundes, den Johannes unter seinem Volk angekündigt hatte. Aber der Herr ist, genau wie sein Vorläufer, von dem Volk verworfen worden, so dass die Erfüllung der Prophezeiung aus Kapitel 3,1 „und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr“, bis zu dem Zeitpunkt ausgesetzt wird, an dem Er, dem der wahre Elia vorausgeht, in Gericht und Herrlichkeit zurückkehren wird. Dann wird Er „wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber, so dass sie Opfergaben dem HERRN darbringen werden in Gerechtigkeit. Dann wird die Opfergabe Judas und Jerusalems dem HERRN angenehm sein wie in den Tagen von früher und wie in den Jahren der Vorzeit“ (Mal 3,2–4). Wenn aber die Erfüllung der Verheißungen, die Israel betreffen, eine Zeitlang ausgesetzt ist, dann sind Gottes Liebe und Gnade jetzt am Werk. Gott wendet sich der Welt zu und verkündet ihr diese gute Nachricht: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16)

„HÖRT, UND EURE SEELE WIRD LEBEN“ (Jes 55,3).

Zweiter Teil – Kapitel 3,7–18

Wie wir bereits bei der Unterteilung des Buches Maleachi in zwei Teile erwähnten, ist der zweite Teil eine Art Bestätigung der ersten. Die darin behandelten Themen lassen sich in drei Abschnitte gliedern:

  1. Der Prophet tadelt das Volk für seine Untreue bei der Zahlung des Zehnten; er fordert sie auf, den Zehnten zu zahlen, damit sich die Kanäle des Segens Gottes wieder für sie öffnen (3,7–12).
  2. Er macht der trotzigen Menge ihre Herzenshärte gegenüber Gott zum Vorwurf und lobt den treuen Überrest, der fest für den Herrn einsteht (3,13–18).
  3. Er verkündet, dass der Tag des Herrn kommen wird; ein großer und schrecklicher Tag, an dem die Gottlosen ihre gerechte Strafe empfangen werden, für diejenigen aber, die den Herrn fürchten, wird er Segen und Ehre bringen (3,19–24).

Die Untreue des Volkes – Kapitel 3,7–12

„Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht bewahrt. Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren, spricht der HERR der Heerscharen. Und ihr sprecht: Worin sollen wir umkehren? Darf ein Mensch Gott berauben, dass ihr mich beraubt? Und ihr sprecht: Worin haben wir dich beraubt? In dem Zehnten und in dem Hebopfer. Mit dem Fluch seid ihr verflucht, und doch beraubt ihr mich, ihr, die ganze Nation!“ (3,7–9)

Die Juden täuschten den Herrn nicht nur darin, dass sie, wie wir bereits gesehen haben, mangelhafte und unreine Opfergaben zu seinem Altar brachten, sondern sie fügten dieser Schandtat noch eine weitere hinzu, indem sie sich weigerten, den Zehnten zu zahlen, der dem Haus Gottes zustand. Aber bei Gott gibt es immer noch Vergebung und Barmherzigkeit und Er bittet sie durch den Mund Maleachis, den ganzen Zehnten zu zahlen. Es ist ein letzter Appell an ihre verhärteten Gewissen, und wenn sie darauf gehört hätten, hätten sie erlebt, wie sich diese göttlichen Verheißungen für sie erfüllen: „Prüft mich doch dadurch, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß. Und ich werde um euretwillen den Fresser schelten, dass er euch die Frucht des Bodens nicht verderbe; und der Weinstock auf dem Feld wird euch nicht mehr fehltragen .... Und alle Nationen werden euch glücklich preisen, denn ihr werdet ein Land des Wohlgefallens sein, spricht der HERR der Heerscharen“ (3,10–12).

Der treue Überrest inmitten eines widerspenstigen Volkes – Kapitel 3,13–18

„Da unterredeten sich miteinander die den HERRN fürchten, und der HERR merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten und die seinen Namen achten. Und sie werden mir, spricht der HERR der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tag, den ich machen werde und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seinen Sohn verschont, der ihm dient“ (3,16–17).

Die jüdische Nation zeigte durch ihr Verhalten immer wieder, dass es immer noch dasselbe Volk war, zu dem Mose mehr als tausend Jahre zuvor sagen musste: „Widerspenstige seid ihr gegen den HERRN gewesen von dem Tag an, da ich euch gekannt habe“ (5. Mo 9,24). Und Gott selbst sagt über sie: „Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt“ (Ps 95,10). Dennoch gab es unter ihnen immer noch eine kleine Gruppe gottesfürchtiger Menschen, die sich nicht vom Verfall mitreißen ließen. Diese trösteten sich gegenseitig mit den Verheißungen für die Gläubigen; der Herr hat Acht auf die Seinen und trägt Sorge für sie bis zu dem Moment, wo die endgültigen Befreiung kommt. In Anbetracht dieser Befreiung, die der Messias selbst bringen wird, wenn Er kommt, um seine kostbarsten Edelsteine zu sich zu nehmen, wird klar, dass es sich gelohnt hat, sich zu bekehren, d. h., sich Gott zuzuwenden. Denn dann werden wir „den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (3,18). Dieser Unterschied ist in der Tat immens und wird in Kapitel 3 ab Vers 19 sehr feierlich und eindrucksvoll dargestellt: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gottlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen gleich Mastkälbern“ (V. 19–20).

Der Ausdruck „Überrest“ findet sich häufig in der Heiligen Schrift. Dieser Begriff, der „Verbliebenes“ oder „Übriggebliebenes“ bedeutet, wird in der biblischen Sprache häufig verwendet, um den treuen und gottesfürchtigen Teil eines Volkes zu bezeichnen. Manchmal wird er auch auf andere Nationen als Israel angewandt, zum Beispiel auf den Überrest Syriens oder Asdods, den Überrest der Philister, den Überrest Idumäas, den Überrest aus den Nationen. Dieser Ausdruck bezeichnet jedoch in den meisten Fällen den reumütigen und gottesfürchtigen Teil Israels, während sich der Großteil des Volkes vollständig von Gott entfernt hat. Im Besonderen ist damit auch der Teil des Volkes Israel gemeint, der in den kommenden Tagen abgesondert werden wird und zum lebendigen Mittelpunkt des wiederhergestellten, glücklichen und blühenden Volkes während des Tausendjährigen Reiches werden wird.

Solange das Volk das Zeugnis und den Gottesdienst des Herrn aufrechterhielt, konnte Gott sie als Ganzes anerkennen und es gab keinen Grund, von einem Überrest zu sprechen. Als aber die zehn Stämme den Gottesdienst des Herrn völlig aufgegeben und den Götzendienst Baals eingeführt hatten, nahm der Herr sich 7000 Männer von Israel, die übrig geblieben waren, indem sie ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten. Dies war der Überrest jener Tage (1. Kön 19,18).

Das Gleiche geschieht in Juda: Als Ussija und Ahab den Herrn auf schlimmste Weise verleugnen, beginnt die Prophezeiung Jesajas, einen Überrest anzuerkennen. Nachdem er erfahren hat, dass das Volk zur Strafe blind werden wird, ein Gericht, das sich über den ganzen langen Zeitraum ihrer Zerstreuung erfüllen sollte, empfängt der Prophet diese Offenbarung: „Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden, gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt; ein heiliger Same ist sein Wurzelstock“ (Jes 6,13).

Jeremia prophezeite kurz vor der babylonischen Gefangenschaft und lebte lange genug, um Zeuge dieses Ereignisses zu werden und davon zu berichten. Die Sünden Manasses hatten Jerusalem mit unschuldigem Blut besudelt, deshalb erhielt Jeremia den Auftrag, den Juden zu erklären, dass das für sie bestimmte und von Gott lange aufgeschobene Gericht bald vollstreckt werden würde. Es war ein unumgängliches Gericht, und keine Fürbitte, nicht einmal von Moses oder Samuel, konnte es abwenden. Der Prophet beklagt sein Schicksal, mit einer solchen Botschaft belastet zu sein; doch er findet Trost in der Zusicherung, dass dem Überrest Barmherzigkeit widerfahren wird: „Wenn ich dich nicht zum Guten stärken, wenn ich nicht machen werde, dass zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Bedrängnis der Feind dich bittend angeht!“ (Jer 15,11). Jeremia und der Überrest, von dem er ein Teil war, unterschieden sich von dem bösen und abtrünnigen Volk. Es stimmt, er sollte von Fremden gefangen genommen und gebunden werden, genau wie die anderen, aber der Herr würde dafür sorgen, dass die Feinde „sie gut behandelten“.

Hesekiel, dessen Prophezeiungen etwas später als die Jeremias stattfanden, bestätigt, dass ein Überrest mitten im sündigen Juda verschont werden wird. Er sieht in einer Vision sechs Männer, die Werkzeuge zur Zerstörung mit sich tragen und mitten unter ihnen einen weiteren Mann, der in Leinen gekleidet ist und Schreibzeug an seiner Hüfte trägt. Gott ruft Letzterem zu: „Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, die seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen“ (Hes 9,4). Die sechs bewaffneten Männer sollten hinter ihm hergehen und töten, ohne jemanden zu verschonen; aber ihnen wird ausdrücklich gesagt, dass sie sich niemandem nähern sollten, der das Zeichen trug. Der Überrest sollte verschont werden.

Während der siebzig Jahre der Gefangenschaft bildeten Hesekiel, Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego sowie alle anderen Gleichgesinnten den wahren Überrest jener Tage. Es ist interessant zu beobachten, wie diese Männer, obwohl sie das allgemeine Schicksal des Volkes teilten, was die Unterwerfung unter das Joch der Heiden betrifft, dennoch von Gott als Hüter seiner Geheimnisse und Bekenner seines Namens geehrt wurden.

Am Ende der 70 Jahre ihres Exils in Babylon kehrten eine Reihe von Juden nach Jerusalem zurück, darunter der Überrest von Männern Gottes wie Esra, Nehemia, Serubbabel, Josua, Haggai und Sacharja. „Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick Gnade vonseiten des HERRN, unseres Gottes, zuteil geworden, indem er uns Entkommene übriggelassen“ (Esra 9,8).

„Nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel“, sagt der Apostel Paulus in Römer 9,6. Tatsächlich fanden sich der Geist und der wahre Charakter des Überrests nur bei sehr wenigen, und bevor die Stimme der Prophezeiung nicht mehr zu hören ist, unterscheidet Maleachi, wie wir oben gezeigt haben, in ernster Weise zwischen dem wahren Überrest und der Menge des Volkes, egal ob diese zum Volk oder zu den Priestern gehörten.

Der Überrest hat immer den gleichen Charakter. Es gibt einen inmitten der bekennenden und weltlichen Christenheit. Dieser Überrest besteht aus all denen, die mit ihren Lippen den Herrn Jesus bekennen und in ihrem Herzen glauben, dass Gott Ihn von den Toten auferweckt hat (Röm 10,9).Von ihnen wird gesagt, dass sie errettet sind: Sie haben nichts zu tun mit den schrecklichen Gerichten der Endzeit, denn „wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“. Der jüdische Überrest der Endzeit wird, bevor er in den Segen eingeht, jene Gerichte erleben müssen, die der wunderbaren Herrschaft ihres Messias vorausgehen werden. Wer aber darauf wartet, dass der Herr Jesus vom Himmel kommt, um die Seinen zu sich zu holen, der wird nach entrückt werden, um Ihm in den Wolken in der Luft zu begegnen, bevor der Tag des Zorns kommt, an dem die Heiligen gleich dem sein werden, der das Gericht vollstrecken wird und die Ihn in als Gefolge seiner Herrlichkeit begleiten werden.

Lieber Leser, der Sie diese Zeilen lesen, gehören Sie zu denen, die Jesus angenommen haben und für die nun diese tröstliche und herrliche Verheißung gilt: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32)?

Der Tag des Herrn – Kapitel 3,19

„Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gottlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird ... Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare“ (3,19 und 23).

Dieser „Tag des Herrn“, der in den Propheten des Alten Testaments oft erwähnt wird, ist derselbe Tag, der in Lukas 17 als „Tage des Sohnes des Menschen“ bezeichnet wird. Der „Tag des Herrn, des Sohnes des Menschen“ bezeichnet im Wort Gottes immer einen Tag der Vergeltung, der Rache und des Gerichts.

„Die Sonne wird in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt“ (Apg 2,20; vgl. Joel 3,4)

„Denn ich ... habe schon als gegenwärtig geurteilt, ... einen solchen dem Satan zu überliefern zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (1. Kor 5,3–5).

„Wie ihr auch uns zum Teil anerkannt habt, dass wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsrige seid an dem Tag des Herrn Jesus“ (2. Kor 1,14).

„Der Tag des Herrn ... kommt wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thes 5,2).

„Wir bitten euch aber, Brüder ..., dass ihr nicht schnell erschüttert werdet ... noch erschreckt, ..., als ob der Tag des Herrn da wäre“ (2. Thes 2,1–2).

„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb“ (2. Pet 2,10).

Aus diesen Stellen ergibt sich ganz offensichtlich, dass Gläubige „den Tag“ nicht zu fürchten brauchen; er betrifft sie nicht direkt; sie sind „Söhne des Tages“ (1. Thes 5,5). Tatsächlich wissen wir aus vielen Zeugnissen der Schrift, dass die Heiligen, d. h. all jene, die die Gnade zur Errettung ausgesondert hat, vor diesem „Tag“ von der Erde entrückt werden (1. Thes 4,14, 16–17; 1. Kor 15,20.23; 51–52; Kol 3,4 usw.). Darüber hinaus muss der Mensch der Sünde der Welt offenbart werden in dem Zeitraum zwischen der Entrückung der Heiligen und dem erneuten Kommen des Herrn mit ihnen. Bei der Wiederkunft des Herrn an seinem Tag wird Er den Gesetzlosen durch den Hauch seines Mundes verzehren und ihn durch die Erscheinung seiner Ankunft vernichten (2. Thes 2,6–8). Gleichzeitig wird Er alle seine Feinde vernichten, die Er auf Erden lebend findet, nämlich die, welche die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden, und die, da sie der Wahrheit nicht geglaubt haben, an der Ungerechtigkeit Gefallen gefunden haben (2. Thes 2,10–12).

Was aber wird das Teil der Gläubigen an diesem Tag sein? Die meisten von ihnen wissen, dass die Heiligen dann in die Herrlichkeit und in die Ruhe des Herrn eingegangen sein werden (Röm 8,17; 2. Thess. 1,7.10.12; usw.), und dass sie mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen werden, wenn Er in die Welt kommt, um zu richten und zu herrschen. Bei seinem Kommen wird der Herr zuerst die Seinen zu sich holen, sei es durch die Auferstehung der in Christus Entschlafenen oder durch die Verwandlung der lebenden Gläubigen (1. Thess. 4,16–17).

Wenn der Herr kommen wird, um die Seinen zu sich zu holen, wird diese Begegnung in den Wolken in der Luft stattfinden, ohne dass die Welt Kenntnis davon nimmt (1. Thes 4,17). Wenn Er der Welt an seinem „Tag“ erscheint, wird Er „mit den Wolken“ kommen, „und jedes Auge wird Ihn sehen“ (Off 1,7; vgl. Dan 7,13; Mt 24,30; 26,64; Mk 13,26; 14,62; Lk 21,27; Off 14,14.16); und alle Heiligen werden mit Ihm kommen (Sach 14,5), sie werden Ihm gleich sein (1. Joh 3,2), sicher vor dem Gericht (Joh 3,18; 5,24; 1. Thes 1,10); sie werden mit Ihm kommen, um zu richten und zu herrschen (1. Kor 6,2; 2. Tim 2,12; Jud 14–15; Off 5,10; 19,14; 20,4.6; 22,5).

An anderen Stellen des Wortes ist die Rede von dem „Tag Christi“, dem „Tag Jesu Christi“, dem „Tag unseres Herrn Jesus Christus“ (siehe 1. Kor 1,8; Phil 1,6.10; 2,16). Auch hier handelt es sich wieder um den Tag des Herrn, aber unter einem allgemeineren Aspekt betrachtet. Hier geht es insbesondere darum, zu zeigen, dass die Heiligen, die sich zu Christus bekannt haben, Segen empfangen werden und nicht unter das Gericht kommen werden.

Kommen wir nun zu unserem Kapitel 3 in Maleachi zurück. Vers 20 zeigt uns, dass es am Ende einen frommen Überrest der Juden geben wird, wie es ihn zur Zeit Maleachis sowie in der gesamten Geschichte des Volkes gegeben hat, wie wir bereits gesehen haben. Der Herr erklärt denen, die zu diesem Überrest gehören, dass Er sie in sein Gedenkbuch geschrieben hat und dass Er sie am kommenden Tag, wenn die Sonne der Gerechtigkeit erscheint, wie kostbare Edelsteine in Besitz nehmen wird. Diese Sonne, die der Herr selbst ist, wird für diese Heilung in ihren Flügeln tragen und gleichzeitig wird der Tag der Rache wie ein brennender Ofen andere verschlingen, die wie Asche unter den Füßen zertreten werden. Dies ist der überaus ernste Unterschied zwischen den Gerechten und den Bösen (V. 21).

Alle Dinge werden durch die herrliche Gegenwart des Einen, dem sie gehören, wiederhergestellt werden. Man wird sich an das Gesetz Moses erinnern, das von einem Volk, das nicht in der Lage war, es zu halten, so lange verachtet wurde. Das Volk, durch die Gnade wiederhergestellt, wird nun durch seinen Erretter befähigt werden, dem Bundesgott in allen Punkten treu zu dienen (V. 22). Wir werden dann die Auswirkungen der Aussendung des verheißenen Elias sehen, die vor der Erscheinung des Messias selbst stattfinden wird. Diese bewirkt, dass sich die Herzen der Väter zu den Kindern und die Herzen der Kinder zu ihren Vätern wenden, so dass es einen für Gott abgesonderten Überrest gibt, der von Ihm gesegnet werden wird und der bereit ist, den Herrn zu empfangen, wenn Er in seiner königlichen Herrlichkeit erscheint. Außerdem wird der Bann vom Land der Wonne abgewendet werden (V. 24).

Wir haben in Kapitel 3 unseres Propheten Maleachi gesehen, dass Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elias kam (Lk 1,17). In den Evangelien wird er in Bezug auf seinen Auftrag mit dem Elias aus Maleachi identifiziert (nicht persönlich); und mit diesem Auftrag „bekleidet“, kam er, um den Weg des Herrn vorzubereiten. Israel wurde zur Zeit Johannesʼ auf die Probe gestellt, und die Mission Johannesʼ zeigte, dass das Volk bis auf einen kleinen Überrest, der die Botschaft annahm, abtrünnig war. Leider glaubten sie nicht, sie hatten keine Ohren zum Hören; sie lehnten den Gesandten des Herrn ab, sie lehnten den Herrn selbst ab; so dass alle Prophetie, die sie betraf, ausgesetzt wurde. So blieben und bleiben sie ohne Segen, bis dieses andere herrliche Werk, das Gott jetzt für die Versammlung tut, vollkommen vollendet ist.

Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar: das ist ein unveränderliches wahres Prinzip, worauf wir schon oft hingewiesen haben. Gott wird Israel also treu sein, auch wenn Israel immer untreu war, wie seine ganze Geschichte beweist – eine Geschichte, die nichts anderes ist als ein Abbild des menschlichen Herzens und seiner natürlichen Veranlagungen. Am Ende „wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden“ (Röm 11,26). Wie eindrucksvoll und wunderbar sind Gottes Treue und Gnade! Seine Gerechtigkeit und Gnade währen ewig.

Liebe Leser, haben Sie die Botschaft der Gnade Gottes aufgenommen, die Er Ihnen hier mitteilt? Bald wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen; ein Grund mehr, warum der Morgenstern, der vor dem Tageslicht erscheint, am Horizont zu dämmern droht. Können Sie voll Glück auf den Moment warten, an dem er am Himmel erscheinen wird? Auch Jesus ist der „glänzende Morgenstern“, und Er wird denen aufgehen, die Ihn in der Nacht erwarten. Wir, die wir glauben, warten nicht auf den „Tag“ vor dem „Morgenstern“, denn wir werden dann bereits beim Herrn sein und an diesem „Tag“ mit Ihm zurückkehren. Dieser Tag bricht nicht für die Kirche an, sondern für Israel und für die Welt. Für uns gilt der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam!“ Der Morgenstern, der bereits in unseren Herzen aufgegangen ist, wird dann am Horizont erscheinen. Was für ein Glück für den, der Ihn sieht!

Lieber Leser! Erwarten Sie den Sohn des lebendigen Gottes vom Himmel? Ist Er für Sie der einzige Gegenstand Ihrer Hoffnung, dessen Kommen Sie bald erwarten? Oder gehören Sie zu denen, die „keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt sind“, „die auf der Erde wohnen“, und über die ein plötzliches Verderben kommt, wenn der „Tag des Herrn“ über sie kommen wird wie ein Dieb?

Fußnoten

  • 1 Anm. der Redaktion: Seit der Staatsgründung 1948, also Jahrzehnte nach dem Erscheinen dieser Betrachtung, wird das Volk Israel wieder im Land gesammelt.