Dieser Psalm 22 stellt uns das gerechte Fundament vor, auf dem alle Segnungen, die in den anderen Psalmen beschrieben sind, dem Erlösten zugänglich gemacht werden können.

Die beiden ersten Verse zeigen sein großes Thema auf: die sühnenden Leiden Jesu. Im Verlauf des Psalms ziehen andere Leiden unseres Herrn an uns vorüber, aber nur, um zu den tiefsten aller Leiden hinzuführen: dem Verlassensein von Gott.

In den Evangelien finden wir die äußere Geschichte dieses großen Werkes. Hier wird uns erlaubt, die Empfindungen und Gedanken des Herrn Jesus kennenzulernen, als Er das Werk vollbrachte.

Daher steht hier Einer vor uns, der vollständig von Gott verlassen ist. Dennoch ist der Eine, der so verlassen ist, der einzige vollkommen Gerechte auf dieser Erde. Weiter hält dieser Gerechte, obwohl Er so verlassen ist, an seinem unerschütterlichen Vertrauen auf Gott fest. Er kann immer noch sagen: „Mein Gott!“ Und im Bewusstsein seiner eigenen Vollkommenheit kann Er fragen: „Warum hast du mich verlassen, bist fern von meiner Rettung, den Worten meines Gestöhns?“

Dass Gott einen absolut gerechten Menschen in seiner Verzweiflung verlassen sollte, ist seinem Handeln völlig entgegengesetzt. Dennoch erfahren wir vom Herrn Jesus selbst, dass es bei dieser feierlich ernsten, einmaligen Gelegenheit absolut gerecht von Gott war, den vollkommen Gerechten zu verlassen, indem Er sagt: „Doch du bist heilig.“ Damit rechtfertigt Er Gott völlig. Diese Worte bestätigen uns jedoch nicht nur die Heiligkeit Gottes, die Ihn dazu bewegte, den Herrn Jesus am Kreuz zu verlassen. Sie zeugen auch von der Notwendigkeit, dass Christus, als Er die Sünden trug, verlassen werden musste, wenn der Heiligkeit Gottes Genüge getan und der Mensch gesegnet werden sollte.

Somit steht in diesem einzigartigen Psalm das Kreuz vor uns, aber nicht, um uns die Verderbtheit des Menschen, die das Gericht Gottes erfordert, vorzustellen, sondern um das Sühnungswerk Christi, das die Ehre Gottes aufrechterhält, die Segnung für den Glaubenden sicherstellt und den Grund zur Erfüllung aller Ratschlüsse Gottes legt, hervorzuheben.

In seinem vollkommenen Leben des Gehorsams verherrlichte der Herr Jesus Gott, indem Er vollkommene Güte ausstrahlte. In seinem Tod verherrlichte Er Gott, indem Er zur Sünde gemacht wurde und das Gericht ertrug, das die Sünde verdiente. Dies machte für immer klar, dass Gott ein heiliger Gott ist, der die Sünde verabscheut und nicht über sie hinweggehen kann.

Darüber hinaus stellte der Herr Jesus, indem Er die Sünden und ihr Gericht trug und indem Er zur Sünde gemacht wurde und die Strafe dafür erlitt, den ewigen Segen für den Glaubenden sicher.

Weiter ist durch das Sühnungswerk das gerechte Fundament zur Erfüllung aller Ratschlüsse Gottes gelegt worden. Gott hat sich vorgesetzt, in der Mitte eines Ihn lobenden Volkes zu wohnen. Das umfasst sowohl Israel als auch die Versammlung, obwohl hier mehr an das Lob Israels gedacht wird.

Im Gegensatz zu den Vätern wurde Er nicht wie ein Mann behandelt. Er war verlassen, um das ganze Ausmaß der Verachtung der Menschen, das in siebenfältiger Form zum Ausdruck kommt, zu erleiden:

  1. Er wird nicht einmal als ein Mann geachtet - nur als „ein Wurm“.
  2. In den Augen der Menschen besitzt Er keinerlei Wert - „kein Mann“.
  3. Er ist gering geachtet - „der Menschen Hohn“.
  4. Er ist von den Juden verachtet - „der vom Volk Verachtete“.
  5. Er ist die Zielscheibe des Spottes der Menschen - sie lachen über Ihn und „spotten seiner“.
  6. Er wird beleidigt - „sie reißen die Lippen auf“.
  7. Er ist der Mann, gegen den sich ihr Hohn richtet - „sie schütteln den Kopf und sagen: Er vertraut auf den Ewigen, der errette ihn, befreie ihn, weil er Lust an ihm hat“

Trotzdem war Er, den die Menschen verachteten und den Gott verließ, der einzige vollkommen gerechte Mensch. Von Anbeginn seines Kommens in diese Welt zeichnete Er sich durch vollkommenes Vertrauen auf Gott aus, denn Er konnte sagen: „Doch du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat, der mich vertrauen ließ an meiner Mutter Brüsten.“ Im weitern lebte Er in völliger Abhängigkeit von Gott, denn Er konnte hinzufügen: „Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoss an“, und Er war vollkommen in seiner Unterwerfung, denn Er sagt: „Du bist mein Gott.“ Dennoch sehen wir den Einzigen, dessen Vertrauen auf Gott, dessen Abhängigkeit von Gott und dessen Unterwerfung unter Gott absolut vollkommen war, in tiefster Not, „denn kein Helfer ist da“.

Am Schluss des Psalms finden wir die gesegneten Resultate des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz. Seine Leiden am Kreuz haben einen zweifachen Charakter. Er litt einerseits von den Händen der Menschen als der geduldige Märtyrer; andererseits litt Er als das fleckenlose Opfer unter der Hand Gottes. Diese letztgenannten Leiden öffnen den Weg für den Segen, der den Menschen zukommen soll. So finden wir in diesem Psalm einen Strom von Gnade, der vom Kreuz her fließt und sich während seines Laufs ständig verbreitert.

Der Segen, der uns in den Versen 22-24 beschrieben wird, ist verbunden mit der Verkündigung des Namens Gottes - des Namens des Vaters, in welchem uns sein Herz offenbart wird und all die Segnungen, die Er in seinem Herzen beschlossen hat. Der Herr Jesus verkündete nach seiner Auferstehung den Jüngern, die Er das erste Mal seine „Brüder“ nannte, diesen Namen (Joh 20,17).

Ein wenig später, als die Jünger versammelt waren, erschien der Herr in ihrer Mitte und füllte ihre Herzen mit Freude - Er stimmte das Lob an. So tut Er es heute noch, wenn die Seinen zu Ihm hin versammelt sind. Aber der Segen ist nicht auf die Versammlung beschränkt. Er wird auch für alle gläubigen Menschen in Israel sein, die den Herrn fürchten. Sie sollen wissen, dass Gott das große Opfer angenommen hat.

Schließlich wird der Segen durch die Tage des Tausendjährigen Reiches hindurch zu kommenden Generationen weiterfließen. Gottes Gerechtigkeit - offenbar geworden durch das Sühnopfer, die Erhöhung Jesu Christi und durch ein bereitgestelltes Festmahl von Segnungen - wird einem Volk verkündet werden, das geboren wird. Die ganze große Menge der Erlösten wird mit Freuden anerkennen, dass „Er es getan hat“. Dieser gewaltige Strom von Segen, der als ein kleines Flüsschen am Auferstehungstag unter den Jüngern gesehen wurde, der durch die Zeitalter hindurch weitergeflossen ist und der noch durch die Tage des Tausendjährigen Reiches hindurch fließen und seinen Lauf verbreitern wird, um alle Enden der Erde zu erreichen, dieser Strom hat seine reine Quelle in den sühnenden Leiden des Herrn Jesus.

Die Antwort auf den Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ wird aus der Mitte einer unzählbaren, Gott lobenden Schar kommen, die in die ewigen Segnungen eingeführt worden ist und nun zum Kreuz zurückblickt und sagt: „Er hat es getan.“