Kann ein Gläubiger sündlos werden?

Bitte erklären Sie mir die Worte "Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht." und "Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel" (1. Joh 3,6.8)

Bibelstelle(n): 1. Johannes 3,6.8

Manche Gläubige lehren, wie Sie wissen, dass man auch im praktischen Leben ganz sündlos werden könne. Gewiss, es soll unser heiliges Bestreben sein, die Sünde in jeder Gestalt zu überwinden; wir können auch Sieger darüber werden, niemals aber absolut sündlos sein, wie unser geliebter Herr es war. Dies sagt uns Johannes in dem gleichen Briefe, dem Sie obige Stellen entnommen haben. In Kapitel 1,8-10 sagt er: "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns", ja, er geht noch weiter und nennt es Gott zum Lügner machen, weil Er in Seinem Wort doch deutlich unsere sündige Natur aufzeigt, und so lange wir in diesem Leib sind, dieselbe in uns tragen. 1. Johannes 1,8 nennt also die Behauptung, sündlos zu sein, mit Recht Selbstbetrug, denn sie wird deutlich von einem überheblichen Dünkel getragen, der schon in sich selber Sünde und Widerspruch gegen Gott ist.

Es geht auch nicht an, zu sagen, wie man etwa hört, wenn man in eine Sünde gefallen ist: "Ja, das hat der Teufel getan!", denn wie konnte er uns zur Sünde verleiten, ohne unser eigenes helfendes Mittun? Dagegen zeugt doch schon die Tatsache des Geschehenen und unser Gewissen, wenn man ihm Gehör schenken wollte.

Ferner ist das Wort: "Wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten" (1. Joh 2,1) eine ernste Warnung für alle Gotteskinder. Wozu aber einen Sachwalter, wenn Kinder Gottes nicht mehr sündigen können? Hat Gott sich geirrt? Warum dieses Wort, wenn wir es nicht nötig haben? Ist es nicht so, dass Gott weiß, dass wir sündigen – es soll nicht sein, aber es kommt vor – und uns ein Hilfsmittel zur Wiederherstellung gibt? "Wenn wir (er redet zu Gläubigen) unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt" (1. Joh 1,9). Wenn Sie nun in diesem Lichte die erwähnten Verse betrachten, dürften sie Ihnen keine Schwierigkeiten mehr bereiten.


Online seit dem 06.04.2007.