Was ist unter dem großen Haus zu verstehen?

Was ist unter dem großen Haus (2. Tim 2,20) zu verstehen?
a) zur Zeit der Apostel
b) in der jetzigen Zeit?

Bibelstelle(n): 2. Timotheus 2,20

Das große Haus ist heute nichts anderes als das, was es zur Zeit der Apostel in seinen Anfängen bereits war. Der Unterschied besteht nur in den Maßen der Ausdehnung, ähnlich wie bei dem aus dem Senfkorn entstandenen Baum, der immer derselbe blieb, nur im Verlauf der Zeit größer wurde.

Zu verstehen ist unter dem „großen Haus“ dasselbe, was unter dem Baum zu verstehen ist: die Gesamtheit der sich zu Christus bekennenden Menschen. Als Hausherr ist, was besonders ins Gewicht fällt, der Herr gedacht, wenn auch freilich in Vers 21 nur von einem Hausherrn im Allgemeinen die Rede ist. Nach Hebräer 3,3-6 ist die die Lehre des Christus bekennende Körperschaft – vom Schreiber mir „wir“ betont – das Haus Gottes unter der Verwaltung des Christus als des Sohnes. Denn nicht um „Wohnen“, sondern um „Verwaltung“ handelt es sich sowohl im Hebräerbrief (vgl. „Mose als Diener“) als auch hier im 2. Timotheusbrief. Unter den Bekennern mögen Heuchler oder Gleichgültige sein. Sie sind auch tatsächlich da; ja, sie sind im Verhältnis zu den wahrhaftigen und entschiedenen Bekennern die große Mehrheit geworden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Gesamtheit in dem angegebenen Sinn das Haus Gottes ist. Deswegen heißt in Vers 19 der feste Grund der Grund Gottes. Das Siegel aber zeigt als Hausherrn Den an, welcher der „Herr“ ist. Er, der verwaltende Herr des Hauses Gottes, kennt, d.i. unterscheidet von den unechten Bekennern die, welche Sein sind. Und von ihnen erwartet Er, dass sie von der Ungerechtigkeit abstehen, die sich innerhalb des Hauses eingestellt hat.

Es gibt Ungerechtigkeit mancherlei Art. Die Kapitel 3 und 4 geben eine Aufstellung davon. Zu beachten ist, dass, sowohl hier wie in allen spät geschriebenen Briefen, die Ungerechtigkeit mit falschen Lehren und Lehrern in Verbindung steht. Diese öffnen nach und nach jeder Ungerechtigkeit Tür und Tor.

Was für ein Verhalten, dem Willen des verwaltenden Hausherrn entsprechend, wird nun von den treuen Bekennern erwartet? Kein anderes als das in Vers 21 vorgestellte. Alle Bekenner werden (nach Vers 20) mit den Gefäßen eines großen, sagen wir, eines einem vornehmen, reichen Mann gehörenden Hauses verglichen. Weil es sich hier nicht um leblose Gefäße, sondern um mit Unterscheidungsvermögen und Willen begabte Menschen handelt, so können und müssen die unter ihnen, welche Gefäße zur Ehre sein wollen, sich von den Gefäßen, die zur Unehre sind, trennen, obwohl sie im Haus verbleiben.

Das ist der kennzeichnende Unterschied zwischen dem „Lager“ und dem „großen Haus“. Dort ist das Stichwort: hinausgehen zu dem verworfenen Christus; hier: drinnen bleiben, dem Hausherrn zugetan, aber sich trennen von solchen, die dem Hausherrn nicht zugetan, ihm nicht Gefäße zur Ehre, mit anderen Worten, Menschen sind, die das Böse tun, sei es in Wandel oder Lehre. In diesem Licht erscheinen z.B. ein Timotheus und ein Onesiphorus (Kap. 1) als Gefäße zur Ehre; ein Hymenäus und ein Philetus als Gefäße zur Unehre (Kap. 2). Welcher Art Gefäße wollen wir sein?


Online seit dem 30.11.2006.