Was ist Weissagung, und inwiefern können Frauen weissagen?

Was bedeutet Weissagung, und wie ist der Dienst der Frauen in Apostelgeschichte 18,26; 21,9 und 1. Korinther 11,5 zu verstehen?

Bibelstelle(n): Apostelgeschichte 18,26; 21,9; 1. Korinther 11,5; 14,3

Zunächst zur Frage: Was bedeutet „Weissagen“ in der Heiligen Schrift?

1. Prophet und Weissagung

Das Wort „Prophet“ bedeutet im AT wie im NT ursprünglich wohl „Verkünder“ (s. 2. Mo 7,1-2). Weissagen, Weissagung oder Prophezeiung ist in der Bibel daher das Reden aus Gottes Gegenwart, wodurch die Herzen und Gewissen der Zuhörer in Sein Licht gestellt werden. Der Prophet Elia sagte von sich: „So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe“ (1. Kön 17,1). Elia lag vor Gott, er stand vor Gott und konnte daher aus Gottes Gegenwart heraus sprechen (1. Kön 18,42; 17,1; 18,15). Wenn Petrus von Aussprüchen Gottes schreibt, dann deutet er auf diesen prophetischen Dienst hin (1. Pet 4,11).

2. Propheten im AT

Meistens wird mit den Worten „Prophet“ und „Weissagung“ die Vorhersage zukünftiger Ereignisse verbunden. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Elia sprach zwar auch einige Voraussagen aus, wie die meisten Propheten des AT. Trotzdem ist nicht dieses das hauptsächliche Kennzeichen eines Propheten, sondern die Tatsache, dass er Aussprüche Gottes redet. Wenn die Propheten des AT auch viele Voraussagen gemacht haben, so haben sie doch gleichwohl zahlreiche Ermahnungen und Warnungen an das Volk ausgesprochen (2. Chr 36,15; Jer 25,4-7). Auch die Führer des Volkes Israel wie Mose und Samuel werden Propheten genannt (5. Mo 18,15; 1. Sam 3,20).

3. Propheten im NT

Auch im NT gibt es die Gabe und den Dienst der Propheten. Die christliche Heilswahrheit wurde zuerst durch die vom Herrn Jesus berufenen Apostel und Propheten des NT verkündet, die dadurch den Grund zur Versammlung ( / Kirche / Gemeinde) Gottes gelegt haben (vgl. Röm 16,25.26; 1. Kor 3,10.11; 14,29; Eph 2,20; 3,5; 4,11). Dinge, die bislang unbekannt waren, wurden ihnen durch den Heiligen Geist offenbart und dann von ihnen verkündigt: die Herrlichkeit des Herrn Jesus zur Rechten Gottes, die Existenz der Versammlung Gottes und ihre Aufhaben usw. Solange das NT noch nicht vollendet war, offenbarte Gott außerdem auch andere Tatsachen durch Propheten (Apg 11,28; 21.10.11). Mit dem Abschluss des NT kam die prophetische Gabe zum Erliegen; es gibt jetzt keine neuen Heilsoffenbarungen mehr (Kol 1,25).

4. Prophetischer Dienst

Aber den prophetischen Dienst, den wir im NT finden, kann es wohl auch heute noch geben. Er kann jedoch auf keinen Fall neue Offenbarungen enthalten. Er ist auch nicht zu verwechseln mit einer Gabe, denn er kann nur aus einer innigen Gemeinschaft mit Gott, dem Vater erfolgen, was wohl bei keinem Kind Gottes beständig der Fall ist. Ein solcher Dienst hat Auferbauung, Ermahnung und Trost zur Folge (1. Kor 14,3; vgl. 2. Kor 12,19). Dieser prophetische Dienst ist oft die höchste Form des Dienstes genannt worden, weil er nur möglich ist, wenn der Dienende in vollkommener Abhängigkeit von Gott und unter der Leitung Seines Heiligen Geistes steht.

 

Wenden wir uns nun der Stellen über das Weissagen von Frauen in Apostelgeschichte 21,9 und 1. Korinther 11,4 zu.

5. Weissagen von Frauen

Zunächst müssen wir feststellen, dass wir weder wissen, was diese gläubigen Frauen geweissagt habe, noch wo oder wie sie dies getan haben. In Apostelgeschichte 21 wird einfach mitgeteilt, dass die vier Töchter des Philippus weissagten, und in 1. Korinther 11 wird bestimmt, dass eine Frau sich beim Weissagen oder Beten zu bedecken hat.

Wenn nun heute Beispiele vom Dienst der Schwestern aus dem NT angeführt werden – wie in Apostelgeschichte 18,26; 21,9 -, dann dürfte es klar sein, dass diese Frauen entsprechend den Belehrungen des NT gehandelt haben, denn die Schrift widerspricht sich nicht. Man kann aus diesen Beispielen also nichts ableiten, was im Gegensatz zu den Unterweisungen an anderen Stellen steht. Alle Belehrungen des NT über den Dienst und das Verhalten der Frauen legten ihnen nun Zurückhaltung und Unterordnung auf:

  • 1. Kor 11,1-16: Der Mann ist das Haupt der Frau; Bedeckung der Frau beim Beten oder Weissagen;
  • 1. Kor 14,34.35: Unterwürfigkeit und Schweigen in den Versammlungen;
  • Eph 5,22-33: Unterwürfigkeit (dreimal: V.22.24.33);
  • Kol 3,18: Unterwürfigkeit;
  • 1. Tim 2,9-15: Unterwürfigkeit, Bescheidenheit, kein Lehren und kein Herrschen über den Mann;
  • Tit 2,5: Unterwürfigkeit, häuslicher Arbeitsbereich;
  • 1. Pet 3,1-6: Unterwürfigkeit, Sanftmut, Stille.

6. Allgemeine und spezielle Hinweise

Diese Stellen enthalten einmal allgemeine Richtlinien für das Verhalten der gläubigen Frau, die ohne jede Ausnahme auf Zurückhaltung gegenüber dem Mann und in der Öffentlichkeit hindeuten. Zum anderen enthalten sie auch spezielle Anweisungen für den geistlichen Dienst:

  • Die Frau soll schweigen in den Versammlungen (1. Kor 14,34).
  • Die Frau soll nicht lehren oder über den Mann herrschen, sondern still sein (1. Tim 2,12).
  • Die Frau soll sich beim Beten und Weissagen bedecken (1. Kor 11,5.6).

Als Begründungen für dies Verhalten der Frau werden die Schöpfungsordnung und der Sündenfall angegeben (1. Kor 11,9; 1. Tim 2,1-14).

7. Aufgabengebiete der Schwestern

Andererseits gibt es ein weites Betätigungsfeld für die geistliche Schwester:

  • Sie kann ohne Worte ein Zeugnis für den Herrn sein durch ihr sittsames Äußeres, durch gute Werke (1. Tim 2,9.10; 1. Tim 5,10; 1. Pet 3,1).
  • Sie kann ihren Mann durch ihr Verhalten in seinem Dienst unterstützen (1. Tim 3,11).
  • Sie kann jüngere Frauen unterweisen (im Griech. ein anderes Wort als „lehren“), gute Ehefrauen, Mütter und Hausfrauen zu sein und ihren Haushalt recht zu führen (Tit 2,3-5).

Die Gaben und Aufgaben der Frau liegen also auf dem Gebiet des praktischen christlichen Lebens, nicht in der Verkündigung, obwohl auch für sie im persönlichen Gespräch viele Gelegenheiten zum Zeugnis für den Herrn bestehen.

8. Neutestamentliche Beispiele

Apostelgeschichte 18,26: Priscilla hat sicher nichts getan, was im Gegensatz zu den obigen Schriftstellen steht, sondern ihren Mann Aquila bei den Belehrungen des Apollos in der rechten Weise unterstützt. Dabei konnte Apollos die christliche Wahrheit von Aquila, die christliche Praxis von beiden lernen.

Apostelgeschichte 21,9: Die Töchter des Philippus konnten ihre Gabe in dem Bereich ausüben, der unter Punkt 6 erläutert ist. Hier ist besonders 1. Timotheus 2,12 wichtig, wo es heißt: „nicht über den Mann zu herrschen“. Herrschen bedeutet: Autorität besitzen und ausüben. Die Frau ist nach Gottes Wort nicht zur Autorität in Glaubensfragen berufen.

1. Korinther 11,4ff.: Hier wird den Schwestern geboten, sich beim Beten oder Weissagen zu bedecken (ebenso wie dem Mann, dass er sich nicht bedecken soll). Über die Gelegenheiten wird jedoch nichts ausgesagt. Da den Schwestern in Kapitel 14,34 in den Versammlungen Schweigen auferlegt wird, kann es sich hier also zunächst nicht um Zusammenkünfte handeln1. Auch hier gilt der Grundsatz, dass man aus solchen Stellen nichts ableiten kann, was im Widerspruch zu den übrigen Belehrungen des Wortes Gottes steht oder auch nur als Erweiterung dazu anzusehen ist. Das wird jede geistlich eingestellte Schwester einsehen.

Durch die Emanzipations- und Gleichstellungsbewegung in der Welt kommen solche Fragen in letzter Zeit mehr und mehr auf. Zum Teil werden sie auch von wahren Gläubigen im Sinn der Welt gesehen und behandelt. Darin zeigt sich der Einfluss Satans, der von Anfang an Zweifel an der Wahrheit des Wortes Gottes in die Herzen gesät hat. Aber wenn wir und unsere Frauen uns an das Wort Gottes halten, werden wir einen reichen Segen haben. Auch wenn die Schwestern es vielleicht noch nicht verstehen, ehren sie den Herrn allein schon dadurch, dass sie Unterordnung zeigen und nicht wie Eva ohne oder gegen ihren Mann handeln (2. Kor 11,3).


Online seit dem 15.09.2006.

Fußnoten

  • 1 In den Zusammenkünften bedecken sich die Schwestern jedoch auch, obwohl sie schweigen, weil wir an diesem Ort in der Gegenwart Gottes als Seine Versammlung zusammenkommen, um unter der Leitung des Heiligen Geistes gemeinsam zu beten und durch Weissagung erbaut, ermahnt und getröstet zu werden.