Betrachtung über das fünfte Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 26

Betrachtung über das fünfte Buch Mose (Synopsis)

Um diese Reihenfolge von Satzungen abzuschließen (Kap. 26), haben wir ein wunderschönes Bild der Anbetung, die sich daraus ergibt, daß das fremde Land nach den Verheißungen Gottes genossen wird, ein Bild, das auch für uns sehr lehrreich ist.

Erstens sehen wir, daß der Hauptgegenstand dieses Buches wie sonst überall erscheint: Israel befindet sich in dem Lande, das Gott ihm zum Erbteil gegeben hat.

Was aber die Anbetung betrifft, wird sie hier nicht im Lichte des Herzunahens zu Gott im Heiligtum betrachtet, und zwar durch Opfer, die, indem Sünde vorausgesetzt wird, dem Volke den Weg in die Gegenwart Jehovas bahnten. Das kennzeichnet das ganze Buch. Dann ging es aber um die Frage, ob oder wie weit oder wie nahe sie oder die Priester Jehova in der Wohnung Seiner Heiligkeit nahen konnten. Während ihr vorheriger Zustand zugegeben wird, stellt das fünfte Buch Mose den festlichen Genuß der Auswirkung aller Verheißungen dar, aber nur, wie sie von Jehova kommen, und indem sie selbst mit Jehova einsgemacht sind (so in Kap. 5.Mo 12; 14) 1. Sie genießen die Verheißung und stellen sich als Anbeter dar, indem sie dafür danken, daß sie dies genießen. Wenn sie die Erstlinge des Landes darbrachten, mußten sie an den Ort gehen, den Jehova erwählen würde, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Welcherart war dann der Geist dieser Anbetung?

Zuerst gründete sie sich auf das offene Bekenntnis, daß sie in den vollen Genuß der Auswirkung der Verheißung Gottes gelangt waren. „Ich tue heute Jehova, deinem Gott, kund, daß ich in das Land gekommen bin, welches Jehova unseren Vätern geschworen hat, uns zu geben.“ Das ist der erste Wesenszug dieser Anbetung - das volle Bekenntnis, daß man in den Genuß der Auswirkung der Verheißung gelangt ist. Es war die Anerkennung der Treue Gottes in der gegenwärtigen Gemeinschaft Seiner Güte. Daraufhin wurde die Opfergabe dargebracht.

Dann aber bekannte der Anbeter in der Gegenwart Jehovas die Erlösung und Befreiung des Volkes. Ein dem Umkommen naher Aramäer war sein Vater; nachher aber, als seine von den Ägyptern bedrängten Kinder zu Jehova schrien, hörte und errettete Jehova sie mit ausgestrecktem Arm, und durch eine Entfaltung Seiner Macht brachte Er sie in das Land, das sie jetzt genossen.

Der zweite Wesenszug ist dann das Bekenntnis ihres Elends und ihrer Schwachheit in vergangenen Zeiten, und daß ihre Erlösung allein durch Jehova vollbracht wurde, dem sie alle diese Segnungen verdankten. Daraufhin redet der Anbeter direkt zu Jehova, indem er Ihm die Erstlinge dieser Segnungen darbringt. Es war die Anerkennung Gottes in den Segnungen (in der unfehlbaren Wirkung des Werkes Gottes im Herzen) und das einzige Mittel, sie wahrhaftig zu genießen; denn die Segnungen Gottes wenden das Herz von Ihm weg, wenn es ihre erste Wirkung nicht Ihm zuwendet. Das ist die Geschichte Israels, und leider ist das tausendfach die Geschichte unserer Herzen in den Einzelheiten des täglichen Lebens. Ein frommes Herz erkennt Gott in der Segnung an, bevor es dieselbe genießt. Seht ein schönes Beispiel in der Haltung Eliesers, des Knechtes Abrahams, der gesandt wurde, ein Weib für Isaak zu holen.

Dann wird da hinzugefügt: „Und du sollst dich freuen all des Guten, das Jehova, dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat.“ Sie sollten diese Dinge mit Gott genießen; und man beachte hier, daß infolgedessen der Geist der Gnade darin sofort zum Ausdruck kommt: „Du und der Levit und der Fremdling, der in deinem Tore ist.“ Es ist unmöglich, sich der Segnung Gottes in Seiner Gegenwart wahrhaftig zu erfreuen, ohne daß der Geist der Gnade zur Geltung kommt - ohne Fluch mit Segen zu erwidern, indem wir wissen, daß wir berufen sind, Seine Segnung zu erben. Dieselbe Wahrheit wird auch in den Zehnten des dritten Jahres gefunden, die dem Bedürftigen, dem Leviten usw. der Gesinnung gemäß gegeben werden, über die wir soeben geredet haben.

Ein anderer Wesenszug des Herzenszustandes des wahren Anbeters war Heiligkeit, indem er aufrichtigen Herzens Jehova das weihte, was Ihm der Gnade gemäß geziemte. Er sollte in keiner Weise dadurch beraubt werden, daß sie es sich selbst aneigneten; nichts sollte dadurch entweiht werden, daß es für sich - für unreine oder eigennützige Zwecke - verwendet wurde.

Mit einem Wort - das Gewissen war gut, was die Weihe der Dinge für Jehova betrifft, durch die der Anbeter Ihn als den wahrhaftigen und alleinigen Urheber aller Segnungen anerkannte. Wenn nun Jehova ihr Urheber war, so wurde die Gemeinschaft mit Ihm, indem Er anerkannt wurde, im Geiste der Heiligkeit und Weihe genossen, und im Geiste der Güte und Gnade, der in bezug auf Seine Armen und Verlassenen in Ihm war. Der Charakter Gottes wird immer wieder eingeführt, und auch Sein Name wird hereingebracht in dem, was in der Gemeinschaft Seines Volkes beachtet wird; wenn das übersehen wurde, war das Volk schuldig und verunreinigt, denn sie hatten den Namen des Herrn verunehrt. Dieses Weihen für Gott in Reinheit und dieser Ausdruck Seiner Güte sind von einer eigentümlichen Schönheit. Dann wurde der Segen Gottes, der für Sein ganzes Volk sorgte, nicht nur für sich von Gott erfleht, sondern für ganz Israel, für das ganze Land, weiches der Beweis der Treue Gottes und auch des Reichtums Seiner Güte war.

Dieses Kapitel ist von großer Wichtigkeit, es ist auch eine Art Zusammenfassung der von Gott in dem ganzen Buche beabsichtigten Gesinnung: dies ist das letzte Kapitel des Hauptteils seines Inhalts. Es bezieht sich auf keine Verheißungen an Abraham, Isaak usw., sondern es behandelt die Geschichte Israels von der Zeit an, wo Jakob - ein umkommender Aramäer - nach Ägypten hinabging. In Ägypten bedrängt, schrien sie zu dem Gott ihrer Väter, der geschichtlich als solcher bekannt war (nicht die Verheißungen), und sie wurden mit großen Zeichen befreit, und Jehova hatte sie in das gute Land gebracht, wo sie sich befanden, und sie brachten die Erstlinge des Landes, das Jehova ihnen gegeben hatte. Es war die Anerkennung des Besitzes der Segnung in dem von Jehova durch Gnade gegebenen Land. Dies war ihre Anbetung, und sie und die Leviten und die Fremdlinge freuten sich dort zusammen in all dem Guten, das Jehova gegeben hatte. Das taten sie auch, wenn sie die Zehnten des dritten Jahres, die in ihren Toren gegessen wurden, den Waisen, den Witwen, den Leviten und den Fremdlingen gaben; sie erklären sich für rein und aufrichtig: es war keine Verunehrung da, sondern Gehorsam in allem den Satzungen gemäß, und daraufhin erflehten sie von Gott Segen auf das Volk und auf das Land. Sie besaßen das Land, seine Erstlinge wurden Jehova dargebracht, dann kam die Freude an all dem Guten, das Jehova gab, dann hatten sie jedes dritte Jahr in Gnade Gemeinschaft mit allen Bedürftigen, und damit kam das Bekenntnis der Reinheit ihrer Wege, der Vollständigkeit ihres Tuns und ihres Gehorsams, und so wird nach Segen ausgeschaut. Es ist ein Bild des wahren Zustandes des Volkes in Verbindung mit Jehova im Lande, wie es aufrichtig wandelt, die Bedürftigen berücksichtigt, damit ein Segen auf ihnen ruhen möchte; auf diesem Boden gehen sie jetzt den Bund mit Jehova ein, das Land in Gehorsam zu besitzen und zu genießen und völlig gesegnet und erhöht zu werden.

Diese Anbetung war somit ein Band zwischen dem Volke und Gott in der Gemeinschaft dessen, was Er war, d. h. ein Band in Anbetung und in der Anerkennung dessen, was Er war, und das dem Zeugnis gegeben wurde. Den Geboten Jehovas gemäß, die als die Bedingungen jenes Bundes betrachtet wurden, hatte Gott das Volk also an jenem Tage anerkannt, und das Volk hatte Jehova als ihren Gott anerkannt. Das schließt die Belehrung dieses Buches ab.

Fußnoten

  • 1 Diese zwei Wesenszüge der Anbetung - das Hinzunahen des Anbeters zu Jehova in der Wüste und der Genuß der Verheißungen im Lande - sind für Christen nicht getrennt, wie sie in diesen Büchern getrennt sind, denn wir sind in das Heiligtum, in die himmlischen Örter eingegangen, und wir befinden uns dort, und die Dinge, die wir genießen, sind dort. Es ist alles eins, obwohl wir über ein unterwürfiges Erbteil herrschen werden; unser unbeflecktes Erbe ist aber dort, wohin wir eingegangen sind. Dies ist eine glückselige Wahrheit. Es heißt mit, nicht von. Wir haben von, wir freuen uns aber in Gott.
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