Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)

Kapitel 15

Betrachtung über das zweite Buch Mose (Synopsis)

Daraufhin betreten wir die Wüste. Sie singen das Siegeslied (Kap. 15). Gott hat sie durch Seine Macht zu Seiner heiligen Wohnung gebracht. Sie sind aber auf dieser Reise, noch nicht in Kanaan. Er wird sie bringen an den Ort, den Er gemacht hat, welchen Seine Hände bereitet haben. Ihre Feinde werden unfähig sein, sich dem zu widersetzen. So geht es auch uns. In diesem schönen Lied wird noch eine dritte Sache gefunden - der Wunsch, für Jehova eine Wohnung zu bauen. Dies ist eines der großen Vorrechte, die sich aus der Erlösung ergeben. Gott wohnte nicht bei Adam in seiner Unschuld, noch bei Abraham, dem Gefäß der Verheißung und der Wurzel ihres Genusses. Als aber die Erlösung vollbracht war, war Gott einerseits völlig geoffenbart, andererseits aber war der Mensch vollkommen erlöst. Dann kommt Gott natürlich, sozusagen, um bei den Menschen in ihrer Mitte zu wohnen (2.Mo 29, 46). Hier ist es eine äußere Befreiung; für uns ist sie ewig, der Grundsatz aber, ein gesegneter und wichtiger, wird deutlich ans Licht gebracht. Und man beachte, daß es nicht unser Begehren ist, bei Gott zu wohnen, obwohl diese beiden Gedanken miteinander verbunden sind, sondern daß Er bei uns wohnen möchte, und das Herz begehrt, daß Er es hienieden tun möchte. Es wird sich nie wirklich so auswirken, bis Vers 17 vollendet ist; das Begehren ist aber gut, wie bei David, und wir werden jetzt zu einer Behausung Gottes im Geiste mitauferbaut. Da ist dreierlei: Wir werden zu Gottes heiliger Wohnung gebracht; es besteht das Begehren, Ihm eine Wohnung zu bereiten; und dann ist das da, was Er bereitet hat. Die Stiftshütte gehörte der Wüste an. Das, was sie besingen, ist die schon durch die Macht Gottes bewirkte Befreiung und die Hoffnung, in das Heiligtum zu kommen, das die Hände Jehovas gemacht haben 1.

So wird die Befreiung des Volkes von einer vollen und vollständigen Freude begleitet, und indem es sich dieser vollständigen Befreiung durch die Macht Gottes bewußt ist, erfaßt es das ganze Ausmaß Seiner Absichten seinetwegen, und es versteht, dieselbe Macht auf die Vertilgung der Macht des Feindes anzuwenden 2. Man beachte, daß sie die Befreiung Gottes besingen, bevor auch nur ein Schritt in die Wüste getan wurde. In Verbindung mit Ägypten (d. h. im Fleische auf dem Boden eines Kindes Adams) ist die Seele nicht nur verantwortlich, sondern ist in ihrer Stellung vor Gott, die davon abhängt, daß sie der Verantwortung entspricht, immer noch unsicher und in Furcht. Die Wüste mag noch so bitter und prüfend sein; wir sind aber dort frei und mit Gott, sind durch die Erlösung und Befreiung Gottes zu Seiner heiligen Wohnung gebracht. Der Erlöste wird aber immer noch als auf dem Wege zur Herrlichkeit betrachtet, noch nicht im Besitz der verheißenen Behausung Gottes. Wir sind zur Wohnung Gottes gekommen, zu Gott Selbst, die bereitete Stätte liegt aber in der Zukunft. Edom und Moab werden sich noch wie ein Stein auswirken, doch muß das Volk noch hinüberziehen. Es ist richtig, diesen Unterschied zu beachten. Immerhin wird die erlöste Seele von beiden Standpunkten aus betrachtet: als in Christo, wo alles betreffs der Annahme erledigt ist - „gleichwie er ist, so sind wir in dieser Welt“, was Freimütigkeit am Tage des Gerichts gibt (1.Joh 4, 17); und als in der Wüste, wo der Glaube auf die Probe gestellt wird. Denn die Wüste ist das, was die Welt für den neuen Menschen ist.

Auch hier beachte man einige wichtige Elemente der Stellung des Volkes. Erstens ist es ein Volk. Bis dahin war das nie gewesen; es waren einfach durch Gnade Menschen gewesen, Gläubige, Berufene; jetzt aber, obwohl nach dem Fleische, ist dies ein Volk Gottes auf Erden. Dies war auf die von Gott gewirkte Erlösung gegründet. Weiterhin, wie wir gesehen haben, wohnt Gott inmitten Seines Volkes auf Erden, nachdem die Erlösung vollbracht war. Das ist die deutliche Frucht der Erlösung (siehe oben); Er hatte nicht bei dem unschuldigen Adam gewohnt; Er tut es aber bei dem erlösten Israel (2.Mo 29, 46). Drittens aber bringt diese Wohnung Gottes, Seine Gegenwart, den entschiedenen Anspruch auf Heiligkeit mit sich. Heiligkeit gebührt Seinem Hause ewiglich. Im ersten Buch Mose finden wir nicht, daß Heiligkeit erwähnt wird, wenn es nicht das Heiligen des Sabbats ist. In dem Augenblick, wo die Erlösung vollbracht ist, ist Er herrlich in Heiligkeit, und da ist eine heilige Wohnung. Das sind alles wichtige Grundsätze.

Fußnoten

  • 1 Es ist praktisch und wichtig zu sehen, daß die Wüste keinen Teil des Vorsatzes Gottes darstellt; sie ist aber ein sehr wichtiger Teil Seiner Wege. Sie wurden durch die Erlösung - den Tod und die Auferstehung Christi - zu Gott gebracht, aber nicht in Kanaan. Der Schächer ging geradenwegs mit Christo in das Paradies. Er hat uns fähig gemacht zu dem Anteil am Erbe der Heiligen im Lichte. Siehe 2. Mo 3,6.15, wo von der Wüste keine Rede ist; andererseits siehe 5. Mo 8, wo ein Überblick über die Wüste gegeben wird, nachdem man sie durchzogen hatte. Wegen des Unterschiedes zwischen unserem geistlichen Urteil über uns selbst und dem Urteil Gottes über uns, siehe 5. Mo 9 und 4. Mo 23,21.
  • 2 Wie wir gesehen haben, bildete die Wüste keinen Teil des Ratschlusses Gottes, und das Lied erwähnt sie nicht, noch ihre Leiden oder ihre Freuden, noch die in ihr notwendige Fürsorge. Insofern dies hier geoffenbart wird, gehört es zum vierten Buch Mose.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel