Wie sind die Worte des Herrn in Johannes 8,56 zu verstehen?

Wie sind die Worte des Herrn in Johannes 8,56 zu verstehen: „Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich“? Abraham hat doch nie von dem Herrn Jesus geredet?

Bibelstelle(n): Johannes 8,56

Abraham war ein Mann des Glaubens, er wird sogar der Vater der Gläubigen genannt. Gott hatte ihm Verheißungen gegeben, und Abraham wartete im Glauben auf die Erfüllung derselben. Er hatte kein Kind. Endlich empfing er Isaak, den Sohn der Verheißung (auf welchem zugleich alle Verheißungen ruhten), das Vorbild von Christus, in welchem, als gestorben und auferweckt, alle Nationen der Erde gesegnet werden sollen (1. Mo 22,18; Gal 3,8.16). Abraham erfasste den Gedanken Gottes im Glauben, gerade so wie er, weit über die wörtliche Bedeutung der Verheißung hinausgehend, die „Stadt erwartete, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,10). Er selbst war sein Leben lang ein Fremder und Beisasse in Kanaan, aber er wusste, belehrt durch den Geist, nicht nur dass sein Volk einmal das Land der Verheißung besitzen, sondern auch dass Christus, der wahre Isaak, als König der Könige herrschen, und dass er (Abraham) an der Herrlichkeit dieses Tages des Herrn, des Tages des Messias, als Auferstandener teilhaben würde (vgl. Röm 4,13). Deshalb wollte er auch ein Erbbegräbnis in diesem Land haben für sich und seine Familie. Indem nun Abraham diese Dinge, die er glaubte und erhoffte, durch Glauben verwirklichte, „frohlockte“ er.

Doch mehr noch: Gott schenkte ihm auch ein deutliches Bild von dieser kommenden Herrlichkeit in dem König Melchisedek (bekanntes Vorbild von Christus als König des Friedens und der Gerechtigkeit), der dem von der Niederwerfung der feindlichen Könige zurückkehrenden Patriarchen mit Brot und Wein entgegenkam und ihn im Namen Gottes, des Höchsten (Name Gottes im tausendjährigen Reich), segnete (1. Mo 14). So wird Christus, der wahre Melchisedek am Ende der Tage, nachdem alle die gegen Israel versammelten Könige endgültig zu Boden geworfen sind, dem Überrest mit Erquickungen entgegenkommen und ihn segnen im Namen des höchsten Gottes.

Ohne eine Behauptung aufstellen zu wollen, liegt die Annahme doch nahe, dass der Herr an diese Begegnung im Königstal (V. 17-20) gedacht hat, als Er den Juden sagte: „Abraham sah meinen Tag und freute sich“.


Online seit dem 27.08.2008.