Welche Auferweckung meint der Herr in Johannes 6,39?

In Johannes 6,39 sagt der Herr: „Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag.“ Offenbar gilt dieses Wort Gläubigen; aber diese werden doch nicht erst am letzten (jüngsten) Tag auferweckt werden, sondern bei Seiner Wiederkehr. Wovon spricht der Herr hier also? Redet Er von dem letzten Tag im Sinn von 2. Timotheus 3,1?
Weiterhin sagt Martha in Johannes 11,24, dass ihr Bruder Lazarus auferstehen werde, in der „Auferstehung am letzten Tag“. Denkt sie hierbei vielleicht an Daniel 12,2?

Bibelstelle(n): Johannes 6,39; 2. Timotheus 3,1; Johannes 11,24; Daniel 12,2

In der ersten Hälfte von Johannes 6 wird uns gezeigt, wie das Volk im Unglauben Jesus zum König machen wollte, nur um sich die daraus zu erwartenden irdischen Vorteile zu sichern. Sie suchten Jesus, weil sie von den Broten gegessen hatten und gesättigt worden waren (V. 26). An Gott und Seine Gnadenabsichten dachten sie nicht. Ob hoch oder niedrig, gelehrt oder ungelehrt, keiner hatte ein Gefühl über seine Sünden oder über das allgemeine Verderben. Einen Messias, der gekommen war, um sie von ihren Sünden zu erretten, wollten sie nicht. Dennoch wollte Gott Seine Gnadenratschlüsse ausführen, schenkte dem Volk in wunderbarer Gnade das „Brot des Lebens“ (V. 35) und zog die Einzelnen zu Jesus hin. Von allem, was der Vater dem Sohn gab, sollte dieser nichts verlieren, sondern es auferwecken am letzten Tag. Das will sagen: es handelte sich jetzt nicht mehr um Israel oder um den Messias, sondern um ewiges Leben und die Auferweckung in einer ganz neuen Ordnung der Dinge, in einer ganz anderen Welt des Segens.

Der Ausdruck „der letzte Tag“, den wir viermal in diesem Abschnitt finden, bezeichnet also nicht etwas den letzten oder jüngsten Tag überhaupt, sondern den letzten Tag des jüdischen Haushalts, in welchem der Messias kommen sollte und einmal kommen wird. Der Lauf der göttlichen Haushalte oder Verwaltungen ist durch die Verwerfung des Messias bei Seinem ersten Kommen unterbrochen worden und hat der Einführung himmlischer Dinge Raum gemacht. Alle nun, welche der Vater Jesus gibt, werden als Auferstandene die himmlische Segnung genießen, welche der Vater für sie bestimmt hat, und die das Werk des Sohnes ihnen zusichert. Wer den Sohn sah und an Ihn in Seiner Niedrigkeit glaubte, hatte ewiges Leben (V. 40). Es handelte sich also, wie gesagt, nicht länger um den Messias und die Erfüllung von Verheißungen, sondern um das ewige Leben und die Auferstehung.

Die „letzten Tage“ in 2. Timotheus 3,1 sind die letzten schweren Zeiten des Christentums kurz vor dem Abfall, in denen wir bereits leben.

Martha erwartete die Auferstehung ihres Bruders in der Weise, wie alle rechtgläubigen Juden die Auferstehung erwarteten. Sie kannte Jesus noch nicht als „die Auferstehung und das Leben“ und hätte das, was sie sagte, von dem schlimmsten Feind Christi sagen können. An Daniel 12,2 wird sie kaum gedacht haben. Diese Stelle redet wohl überhaupt nicht von den beiden Auferstehungen, wie manche meinen, sondern von dem Aufwachen Israels als Volk am Ende der Tage. Schon das Wort „Viele“ im Beginn des Verses spricht gegen jene Auffassung; denn bei der Auferstehung werden nicht nur viele aufwachen, sondern alle, die in den Gräbern sind, werden hervorkommen (vgl. Jes 26,19; Hes 37,12ff.).


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