Ist mit dem "Bezeichnen" auch schon der Ausschluss gemeint?

Ist beim "Zurückziehen von jedem jedem Bruder, der unordentlich wandelt", und "keinen Umgang mit ihm zu haben" auch die Unterbrechung der Gemeinschaft am Tisch des Herrn gemeint oder nicht? Käme dies nicht einem Ausschluss gleich?

Bibelstelle(n): 2. Thessalonicher 3,6.11-15; 1. Korinther 5,9-13

Der "Botschafter" von 1884 (Seite 285) schreibt über diese Frage: "Ich möchte hier noch bemerken, dass im Wort Gottes von zwei Arten von Zucht die Rede ist, und wenn auch die Ausübung beider Arten schmerzlich ist, so ist doch die eine gelinder als die andere. Die erste Art wird in 2. Thessalonicher 3,11-15 erwähnt, die andere in 1. Korinther 5,9-13. Die letzten Worte in 2. Thessalonicher 3,15 beweisen, dass der, an welchem die Zucht ausgeübt wird, sich noch innerhalb der Versammlung befindet. Diese soll ihn nicht für einen Feind halten; er soll ihr nicht, wie in Matthäus 18,17 gesagt wird, wie der Heide und der Zöllner sein, wie einer, der sich draußen befindet und für sie ganz und gar ein Fremder geworden ist, sondern sie soll unermüdlich fortfahren, ihn als einen Bruder zurechtzuweisen. Aber obwohl der Betreffende noch innerhalb der Versammlung oder des Hauses Gottes steht, soll die Versammlung ihn dennoch als einen Unordentlichen bezeichnen oder bekanntmachen, damit niemand, der drinnen ist, Umgang mit ihm habe, damit er beschämt werde und seine Gesinnung und sein Verhalten ändere."

Diese mildere Form der Zucht zieht also kein Verbot der Gemeinschaft am Tische des Herrn nach sich, denn das wäre allerdings nichts anderes als ein Ausschluss. Übrigens, wenn wir den Fall von 1. Korinther 5 ins Auge fassen oder irgend eine Stelle, wo von Hinaustun oder Trennung (und das ist auch der Ausschluss) die Rede ist, da handelt es sich um offenbar Böses, sei es böse Lehre oder moralisch Böses. Aber es gibt auch manches, das nicht in Ordnung ist, dem man nicht den Lauf lassen kann und das eine gewisse Zucht nötig macht, das aber doch nicht eigentlich als offenbar Böses bezeichnet werden kann; in solchen Fällen ist dann die mildere Form von 2. Thessalonicher 3 anzuwenden.

Leider ist dies oft vergessen und der Ausschluss angewandt worden, wo die mildere Form am Platz gewesen wäre. Damit ist weit mehr Schaden angerichtet worden, als wir vielleicht ahnen. Anderseits aber wird auch oft der Abbruch des persönlichen Umgangs, der in beiden Fällen ein wichtiges und wirksames Erziehungsmittel darstellt, nur mangelhaft durchgeführt. Dadurch wird die Zucht unwirksam gemacht und das Hauptziel der Zucht, die innere Wiederherstellung der fehlenden Seele, gehindert oder gar vereitelt. Dieses vorgenannte Ziel muss bei einer Zuchtausübung immer im Vordergrund stehen, wenn sie zum Segen ausschlagen soll. Niemals aber sollten bei Ausübung der Zucht persönliche Beweggründe maßgebend sein. Aber gerade hier werden die meisten Fehler gemacht.


Online seit dem 29.03.2007.