Werden der Antichrist und der römische Herrscher gemeinsame Sache bei der Verfolgung Israels machen?

Werden der Antichrist und der römische Herrscher gemeinsame Sache bei der Verfolgung Israels machen? Wird ihre Freundschaft auch nach dem Vertragsbruch (Daniel 9,27) fortbestehen?

Bibelstelle(n): Daniel 9,27

Die Freundschaft der beiden wird eine mehr politische sein, bei welcher ausschließlich Nützlichkeitsgründe ausschlaggebend sind. Wir wollen folgende wichtige Dinge beachten:

  1. Der Antichrist übt nach Offenbarung 13, 12 „die ganze Gewalt des ersten Tieres vor ihm aus“. Er ist also in enger Verbindung mit dem Kaiser, sowohl dessen Vasall und „Spiritus rector“ (inspirierender Geist), als dessen Vertreter und Parteigänger. Beweise davon sind das Standbild des Kaisers, das der Antichrist im Tempel errichtet und dessen Ehrung als dem „Gott der Festungen“, d.h. des Mars, der Staatsmacht des Kaisers (Dan 11,38–39).
  2. Nach Daniel 9,27 schließt der Kaiser den Bund „mit den Vielen“, also mit der Masse des abtrünnigen Israels. Der Antichrist wird dabei ohne Frage der rührige Mittelsmann sein. Dieser Bund wird für alle Beteiligten höchste politische Bedeutung haben. Denn Palästina wird in der Endzeit Brennpunkt und Schlüsselstellung der Weltpolitik überhaupt sein; dessen Besitz muss also dem Kaiser hochwichtig sein. Der Antichrist und die Juden wiederum haben den Schutz des Kaisers gegenüber dem König des Nordens nötig. Dies wird ohne Zweifel auch in Jesaja 28,15–18 mit dem „Bund mit dem Tod“ angedeutet.
  3. Der Vertragsbruch in Daniel 9,27 bezieht sich nach dem Wortlauf wohl nur auf religiöse Belange, auf die Unterdrückung des bisherigen jüdischen Gottesdienstes (vgl auch Off 11,1–13). Dieser Vertragsbruch wird daher erst recht die schonungslose Durchführung der kaiserlichen Machtentfaltung gerade durch den Antichristen bedeuten und die große Drangsalszeit hervorrufen. Nach Offenbarung 13,5 beziehen sich die in diesem Kapitel geschilderten Dinge ausdrücklich auf die Zeit nach dem Vertragsbruch, d.h. auf die letzen 3 ½ Jahre.
  4. An ein Auseinandergehen des Kaisers und des Antichristen ist also nicht zu denken. In Offenbarung 19,20 lesen wir außerdem, dass beide miteinander in den Feuersee geworfen werden; sie sind also in jener Endschlacht unzweifelhaft beieinander.1

Online seit dem 07.09.2006. Zuletzt bearbeitet am 24.11.2019.

Fußnoten

  • 1 Unter Berücksichtigung dieses Punktes muss man vielleicht gar nicht von einem Vertragsbruch zwischen den beiden Mächten denken. Die Tatsache, dass der römische Herrscher die Opfer aufhören ließ wird in Daniel 9,27 ja auch nur so dahin gestellt, von einer Ausseinandersetzung oder Trennung der beiden wird nicht gesprochen. [Anm. der Redaktion.]