Aufseher – Bibel-Lexikon

Dieser Ausdruck wird in der Schrift für solche benutzt, welche die Aufsicht oder die Führung über andere hatten (z. B. 2. Chr 2,17). Das griechische Wort επισκοπος wird in Apostelgeschichte 20,28 mit „Aufseher" übersetzt, was zeigt, dass die „Ältesten" und die „Aufseher" dieselben waren. Paulus wandte sich an die Ältesten der Versammlung in Ephesus (Apg 20,17) und nannte sie „Aufseher". Dasselbe findet man auch im Brief an Titus: Paulus ließ Titus auf Kreta zurück, damit er "in jeder Stadt Älteste anstellen möchte (...), denn der Aufseher muss untadelig sein" (Tit 1,5-7). Diese zwei Abschnitte zeigen, dass ein Aufseher nicht über einen großen Bezirk mit niederem Klerus (wie einfache Geistliche genannt werden) unter ihm gesetzt wurde, wie es jetzt in der Christenheit Sitte ist. Vielmehr hatte jede Stadt mehr als einen Ältesten oder Aufseher, und es gab zu dieser Zeit nur eine Versammlung in einer Stadt. Titus sollte Älteste in jeder Stadt ernennen.

In Titus 1 und in 1. Timotheus 3,1-7 werden die für einen Aufseher notwendigen Eigenschaften genannt. Besondere Gaben werden nicht erwähnt, sondern moralische Qualitäten waren entscheidend. Ein Aufseher muss untadelig sein, Mann einer Frau sein, seinen Kindern vorstehen (Gehorsam); er muss in der Lage sein, sich um die Versammlung Gottes „zu kümmern", und „die Gabe haben zu lehren".

Die Ältesten von Ephesus wurden ermahnt auf die ganze Herde Acht zu haben und die Versammlung Gottes zu nähren. Obwohl ein Apostel oder sein Diener das Instrument bei einer Berufung der Ältesten war und die Einheit der Kirche auf diese Art erhalten wurde, konnte Paulus sagen, „der heilige Geist hat euch zu Aufsehern gemacht" (Apg 20,28).

Älteste wurden eingeführt, um göttliche Sorge in der ungeteilten lokalen Versammlung zu üben – die Herde „zu hüten". Bei jedem Versuch sie heute zu ernennen, würde nicht nur die notwendige apostolische Autorität fehlen, sondern auch die geteilte Situation der Versammlung ignoriert. Solche Ältesten könnten nur Autorität über ein Fragment der Kirche in einem Ort ausüben und das ohne Zustimmung von Aposteln. Dass keine Sicherheit für die Kirche in ihnen gefunden werden konnte, zeigt die Warnung des Apostels, dass unter ihnen Männer aufstehen und uneinsichtige Dinge sprechen werden. In Anbetracht dessen vertraut er sie nicht irgendeiner kirchlichen Autorität oder einem Kirchenrat, sondern „Gott und dem Wort seiner Gnade" an, einer Quelle, die alle Christen heute noch besitzen. Glücklicherweise gibt es heute Diener Gottes, die sich um die Heiligen kümmern, solche, welche „die Gabe haben zu lehren" und die Fähigkeit, die Herde Gottes zu nähren. Sie haben sich ohne jegliche apostolische Berufung dem Dienst (am Wort) verschrieben, wie das Haus Stephanas' in den ersten Zeit der Christenheit (1. Kor 16,15). Alle diese sollten anerkannt und um ihrer Arbeit willen hoch geachtet werden. An einer Stelle wird der Herr selbst der Hirte und Aufseher der Seelen genannt; und wer kann sich wie er um seine Heiligen kümmern und sie nähren (1. Pet 2,25)?