Esra, Das Buch – Bibel-Lexikon

Kapitel 1 und 2

Dieses Buch ist ein geschichtliches Buch, das dem zweiten Buch der Chronika folgt. Die letzten zwei Verse von Chronika stimmen nahezu wortwörtlich mit den Anfangsversen von Esra überein. Gott hatte Kores auferlegt, ihm ein Haus in Jerusalem zu bauen. Durch den König erging ein Aufruf, und der Geist Gottes bewirkt, dass das Volk sich aufmacht, was zu einer Rückkehr nach Jerusalem von ungefähr 50.000 Israeliten führt. Der König gab die heiligen Gefäße heraus, wovon 5.400 vorhanden waren. Serubbabel ist der Anführer dieser Unternehmung, sein persischer oder chaldäischer Name ist Sesbazar.

Kapitel 3

Der Altar wird aufgerichtet, und man bringt wieder Opfer dar. Aber das Fundament des Tempels wird erst im nächsten Jahr gelegt. Bei dieser Gelegenheit weinen einige der Alten, welche die Pracht des früheren Hauses gesehen hatten; andere jubeln vor Freude, weil der Tempel nun gebaut wird.

Kapitel 4

Einige bitten darum, gemeinsam mit den Israeliten bauen zu dürfen; sie bezeichnen sich selbst als „Anbeter", aber Gott nennt sie „Feinde" (Esra 4,1-2). Dass die Führer ihr Angebot zu helfen ausschlagen, stachelt ihren Hass und ihre Feindschaft an. Offenbar unterließen die Juden, weil sie das Vertrauen in Gott verloren hatten und von den Feinden belästigt wurden, das Weiterbauen des Tempels schon bevor sie von der Obrigkeit gestoppt werden. Der Widerstand erstreckt sich von den Tagen Kores‘ bis zur Regierung Darius‘ (Esra 4,5). Zwischen Kores und Darius herrschten zwei Könige: Zunächst folgte Ahasveros (Cambyses) auf Kores. Ihm wird ein Brief geschrieben (Esra 4,6), aber eine Antwort ist nicht mitgeteilt. Ein weiterer Brief wird an Artasasta (Pseudo-Smerdis) geschickt, und hier sind sowohl der Brief als auch die Antwort mitgeteilt. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass nur die Stadt erwähnt wird und von dem Tempel keine Rede ist. Augenscheinlich war dies eine List des Feindes (obwohl Haggai zeigt, dass die Juden ihre eigenen Häuser bauten), denn sofort erhielt man eine Antwort, und das Bauen des Tempels wird gestoppt - jetzt von der Obrigkeit (Esra 4,23-24). Die Verse Esra 4,6-23 sind eine Einschaltung.

Kapitel 5 und 6

Hier begegnen uns die Weissagungen von Haggai und Sacharja. Die Juden werden angeklagt, weil sie sagten, „die Zeit, um das Haus Gottes zu bauen, ist noch nicht gekommen", während sie ihre eigenen Häuser bauten. Ihr Glaube war verloren gegangen, aber jetzt lebt er wieder auf. Sie fangen wieder an zu bauen - ohne Erlaubnis. Als sie gefragt werden, wer ihnen befohlen hat, das Haus Gottes zu bauen, so antworteten sie mutig: „Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels" (Esra 5,11). Sie setzen ihr Vertrauen nun auf Gott, und er segnet sie. Als Darius angerufen wird, sucht man die Berichte und findet den Erlass von Kores. Darius befiehlt seinen Vorstehern in Palästina, nicht nur die Arbeit am Haus in Ruhe zu lassen, sondern diese sogar zu unterstützen, indem sie zu den Unkosten aus dem Einkommen des Königs beisteuern sollen. Darius erbittet sogar Gebete für sich selbst und seine Söhne (Esra 6,10). Somit wird das Haus durch die Propheten Haggai und Sacharja unter der Leitung Gottes gebaut und eingeweiht. Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote werden mit großer Freude gefeiert, „denn der HERR hatte ihnen Freude gegeben" (Esra 6,22).

Kapitel 7 und 8

Zwischen Kapitel sechs und sieben ist historisch gesehen eine große Lücke von ungefähr 60 Jahren. In diese Zeitdauer gehört das Buch Esther, wenn die allgemein verbreitete Meinung richtig ist, dass in König Ahasveros aus dem Buch Esther der König Xerxes zu sehen ist. Kapitel sieben berichtet über die Geschehnisse in der Regierung Artasastas (das ist Artaxerxes I Langhand), und hier tritt zum ersten Mal Esra, „ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz Moses" (Esra 7,6), auf. Er ist Gottes Mittel zum Segen; von ihm wird an anderen Stellen gesagt, dass er Priester und Schriftgelehrter war (u.a. Esra 7,11.21). Esra bewirkt ein Gesuch beim König, und Gott bereitet dessen Herz so zu, dass ihm jede Bitte gewährt wurde. Der König selbst gibt sogar großzügig Gold und Silber für den Tempeldienst. Er schreibt auch einen Brief, in dem er festlegt, was sein Wille ist, und dass seine Schatzmeister im Land Esra helfen sollen. Danach folgt eine Liste der Stammeshäupter, die mit Esra von Babylon ausziehen; ebenso werden die Gewichte von Gold und Silber aufgeführt, die sie mitnahmen. Sie müssen die Wüste durchqueren, und weil sie dem König gegenüber von der Macht und Güte Gottes gesprochen haben, wollen sie nicht von ihm eine Eskorte erbitten (Esra 8,22). Die gute Hand Gottes ist über ihnen, und alle kommen wohlbehalten an.

Kapitel 9 und 10

Esra leidet tief darunter, dass er feststellen muss, dass sogar viele von den Priestern und Obersten „fremde" Frauen geheiratet hatten. Es wird eine Liste von vielen Männern angegeben, die in diesem Punkt gesündigt haben. Sie willigen ein, ihre Sünde zu bekennen und sich selbst von ihren heidnischen Frauen und von den Kindern, die diese Frauen geboren hatten, zu trennen.

Das Buch Esra beschäftigt sich mit dem Haus Gottes, während Nehemia die Stadt Gottes, Jerusalem, behandelt. Beide Bücher können als eins angesehen werden, so wie es auch von den Juden betrachtet wird. Sie stehen als letzte der historischen Bücher. Sie deuten außerdem an, wie Gott in der Zukunft die Könige der Nationen dazu bewegen wird, Israel Gunst zu erweisen und ihnen ihren Besitz zu übergeben.

Eine übersichtliche Aufstellung der oben erwähnten Könige findet man unter dem Begriff Persien.