Offenbarung, Das Buch – Bibel-Lexikon

Das Buch der Offenbarung folgt passenderweise auf die so genannten katholischen Briefe. In ihm wird die Endzeit betrachtet und auf Böses in der Kirche hingewiesen. Der erste Teil der enthaltenen Prophetie betrifft die Kirche, die als Lichtträger auf dieser Erde gesehen wird. Es erwartet sie Ablehnung, ebenso wie die Erde Gericht erwartet. Die Offenbarung wurde Jesus Christus von Gott als dem höchsten Herrscher gegeben (Off 1,1). Sie wurde Johannes kundgetan und er schrieb auf, was er sah und hörte. Das Buch wurde gegen Ende der Regierungszeit Domitians (81-95 n. Chr.) im Jahr 95 n. Chr., also nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr geschrieben.

Von der Offenbarung gibt es weniger alte Manuskripte als von anderen Teilen des N.T. und einige der bekannten wurden erst im 19. Jahrhundert entdeckt. Dies macht die verschiedenen eingeführten Lesarten sehr zahlreich, aber nur einige davon sind von Bedeutung.

Das Buch unterteilt sich offensichtlich in drei Teile (siehe Off 1,19):

  1. "Was du gesehen hast", findet sich in Kapitel 1.
  2. "Was ist", nämlich die sieben genannten Versammlungen, die zur Zeit der Abfassung des Buches in Kleinasien existierten, wird in Kapitel 2 und 3 beschrieben.
  3. "Was nach diesem geschehen wird", ist in Kapitel 4-22 enthalten. Es ist offenkundig, dass „nach diesem" sich auf die Zeit nach der Entrückung der gesamten Versammlung von der Erde bezieht und nicht nur auf das Verschwinden der sieben einzelnen genannten Versammlungen. Die ganze Offenbarung war an die sieben Versammlungen adressiert (welche die ganze Versammlung repräsentierten), wobei an jede Versammlung auch ein eigener kurzer Appell gerichtet wurde.

Kapitel 1

Nach der Einleitung wird Christus in der Mitte der sieben goldenen Leuchter gesehen, welche die sieben Versammlungen als Lichtträger darstellen. Er war wie der Sohn des Menschen angezogen, nicht um zu dienen sondern um priesterlich zu richten, mit Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer als glühten sie im Ofen. Sein Antlitz leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft und aus seinem Mund ging ein scharfes zweischneidiges Schwert hervor und niemand kann seinem Gericht entfliehen. Johannes, der, als Christus auf der Erde war, an seiner Brust gelegen hatte, sieht ihn nun von einer vollständig anderen Seite und fällt zu seinen Füßen wie tot. Der Herr beruhigt ihn, indem er ihm mitteilt, dass er die Schlüssel des Hades und des Todes hat. Christus hat sieben Sterne in seiner rechten Hand und die Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, als ob der Geist jeder Versammlung personifiziert wäre.

Kapitel 2 und 3

Die Kapitel 2 und 3 enthalten die Briefe an die sieben Versammlungen. Die Zahl sieben symbolisiert Vollständigkeit, und wir dürfen annehmen, dass diese Versammlungen alle Ausprägungen der Versammlung repräsentieren. Während sie zur Zeit der Niederschrift tatsächlich vorhanden waren, so sind sie zudem ausgewählt worden, die verschiedenen Merkmale zu zeigen, welche nacheinander in der Kirche bis zum Ende offenbar werden würden. Das Ende wird durch den Hinweis auf das Kommen des Herrn bei den letzten vier Versammlungen festgelegt. Die sieben Sendschreiben geben den Blick Gottes auf die Versammlung in den verschiedenen Phasen prophetisch wieder.

Im Hinblick auf die verschiedenen Umstände in den einzelnen Versammlungen werden die, welche ein Ohr haben, besonders angesprochen und die Überwinder ermutigt. Ein Überwinder ist jemand, der den Glauben besitzt, angesichts der besonderen, in seinen Tagen existierenden Gefahr standhaft zu bleiben. Jedes Sendschreiben besteht aus drei Teilen:

  1. Die Darstellung des Herrn, die bei jeder Versammlung unterschiedlich ist.
  2. Sein Urteil über den Zustand jeder Versammlung.
  3. Die Verheißung für die Überwinder.

Die Sendschreiben im Einzelnen:

  1. Ephesus. Aus den verschiedenen Nennungen der Versammlung in der Apostelgeschichte und in den Briefen, ist es offenkundig das ihr Niedergang allmählich geschah (vgl. Apg 20,29.30; 1. Kor 15,32; 1. Tim 1,3; 2. Tim 1,15). Christus weist sie darauf hin, dass sie ihre erste Liebe verlassen hat. Der Verlust der wahren Quelle und Energie der Hingabe und des Dienstes charakterisiert den ersten Verfall in der Versammlung. Keiner außer dem Herrn scheint dies erkannt zu haben. Dennoch wird davon gesprochen, dass die Versammlung gefallen ist. Sie wird zur Buße aufgerufen, sonst würde der Herr ihren Leuchter von seinem Platz wegnehmen. Historisch gesehen repräsentiert sie die Versammlung nach dem Heimgang des weisen Baumeisters (1. Kor 3,10).
  2. Smyrna. Es wird nichts Missfälliges über sie gesagt; die Versammlung befindet sich in einer Zeit der Verfolgung und wird durch Christus in ihrer Mitte ermutigt. Die Verfolgung scheint benutzt zu werden, um die Wahrheit zum Vorschein und die Seele des Einzelnen dem Herrn näher zu bringen. Die Heiligen werden ermahnt, treu bis in den Tod zu sein. Dann würde Christus ihnen die Krone des Lebens geben. Historisch gesehen stellt diese Versammlung die Periode der Verfolgung, die unter Nero einsetzte, dar. Die zehn Tage in Vers 10 scheinen zehn unterschiedliche Verfolgungen zu zeigen oder sie beziehen sich auf die zehnjährige Dauer der Verfolgung unter Diokletian. In jedem Fall liegt der Gedanke der Begrenzung der Zeit der Verfolgung zugrunde.
  3. Pergamus. Wir haben sehr ausgeprägte Hinweise auf die Duldung des ersten Bösen, durch die Zulassung von solchen, die an der Lehre Bileams festhielten, welche zu einem verdorbenen Umgang mit der Welt führte. Dann gab es solche, die an der Lehre der Nikolaiten festhielten, die Christus verhasst waren. Historisch gesehen steht diese Versammlung für die Periode, als das Christentum von der weltliche Macht übernommen wurde ("wo der Satan wohnt", Off 2,13), was dazu führte, dass Tausende nominell Christen wurden und heidnischen Elemente und Einrichtungen in die bekennende Kirche eingeführt wurden. Satan hatte seine Taktik verändert, die Gefahren lagen nun im Inneren der Kirche, aber der Herr suchte Überwinder.
  4. Thyatira. Das zugelassene Böse in dieser Versammlung war planmäßig und beherrschend, was durch den Namen der Frau Jesabel deutlich wird, welche sich selbst eine Prophetin nannte. Das Ergebnis war moralische Unzucht und Götzendienst, außerdem gingen aus diesem System Kinder hervor. Die Haltung des Herrn ist streng: „Seine Augen […] wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer" (Off 2,18). Ein Überrest in dieser Versammlung wird anerkannt und angesprochen. Die Formel „wer ein Ohr hat zu hören" erscheint fortan nach der Zusage an die Überwinder, was darauf hinweist, dass von diesem Zeitpunkt an nur von den Überwindern erwartet wird, dass sie ein Ohr haben, um zu hören, was der Geist den Versammlungen sagt. Das 1000jährige Reich wird als Verheißung vor die Blicke der Überwinder gestellt. Historisch gesehen repräsentiert Thyatira die Phase in der Geschichte der Kirche, in welcher der Einfluss Roms beherrschend wurde und sich seine Tyrannei, Weltlichkeit und Verdorbenheit zeigte. Es ist nicht schwierig zu erkennen, dass Jesabel mit der großen Hure in den Kapiteln 17 und 18 identisch ist.
  5. Sardes. Ein sehr nachdrücklicher Satz zeigt den Charakter dieser Kirche: „Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und du bist tot" (Off 3,1). Es ist ein Name, der das Leben tragen sollte, aber er wird in Sardes mit geistlichem Tod gleichgesetzt. Der Ausbruch aus der Verdorbenheit Roms hat stattgefunden, aber die Wahrheit in ihrer reinigenden Wirkung ist verloren gegangen. Dennoch gibt es einige wenige, die ihre Kleider nicht beschmutzt haben. Das Kommen des Herrn als ein Dieb erinnert uns an den Charakter seines Kommens für diese Welt (vgl. 1. Thes 5,2). Historisch gesehen stellt Sardes den Protestantismus dar, nachdem dieser die geistige Kraft verloren hatte und weltlich und politisch geworden war.
  6. Philadelphia. Dieser Versammlung wird nichts Böses angelastet. Christus stellt sich selbst als „der Heilige, der Wahrhaftige" vor und als der, welcher den Schlüssel des David hat. Er sagt: „Du hast eine kleine Kraft, und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet [...] und das Wort meines Ausharrens bewahrt" (Off 3,8.10). Der Herr nimmt bei ihnen einen herausragenden Platz ein, und die Versammlung wird vor der Drangsal bewahrt, die über die ganze Erde kommen wird. Die historische Entwicklung der Kirche mag mit Thyatira als beendet betrachtet werden. Philadelphia stellt in der späteren Zeit der Geschichte der Versammlung auf der Erde die Treue zum Herrn selbst auf Seiten derer dar, welche bestrebt sind, moralisch in der Wahrheit der Versammlung zu stehen.
  7. Laodizea. Diese Versammlung wird nicht durch etwas bestimmtes Böses noch eine Lehre oder Praktik, sondern durch Stolz auf ihre Errungenschaft und Selbstgenügsamkeit, begleitet von Desinteresse an Christus, charakterisiert. Während sie mit ihrem Reichtum und damit, dass sie nichts braucht, prahlt, ist sie doch elend, jämmerlich, arm, blind und nackt. Der Mensch in seiner Selbstzufriedenheit ist die Hauptfigur und Christus wird nicht wertgeschätzt. Diese Versammlung repräsentiert den Hochmut des Rationalismus und der höheren Kritik in den späten Tagen der Kirche auf der Erde. Christus steht außerhalb, aber er versucht, den Einzelnen zu gewinnen und klopft an dessen Herzen um Einlass.

Kapitel 4

Mit Kapitel 4 beginnt ein andersgearteter Teil des Buches, welcher das beschreibt, „was nach diesen geschehen muss". Es handelt sich um Ereignisse, die eintreten, nachdem die Versammlung aufgehört hat einen Platz auf der Erde einzunehmen wie in Kapitel 2 und 3. Die Entrückung der Gläubigen hat offensichtlich zwischen Kapitel 3 und 4 stattgefunden, weil sie fortan im Himmel zu sehen sind. Der Apostel ist „im Geist", und der Schauplatz ist jetzt der Himmel. Johannes sieht einen Thron, der in Verbindung mit der Erde steht, und einen, der auf dem Thron sitzt und dessen Aussehen einem Jaspisstein und einem Sardis gleicht. Es ist Gott, der aber so dargestellt wird, dass er gesehen werden kann. Vierundzwanzig Älteste sitzen als königliche Priester mit Kronen auf ihren Köpfen auf Thronen und repräsentieren so die vollkommene Zahl aller Erlösten. In der Mitte des Thrones sind vier lebendige Wesen, die Kraft, Beständigkeit, Einsicht und Schnelligkeit in der Ausführung der göttlichen Regierung symbolisieren, wenn der Thron einmal eingenommen sein wird (vgl. Hes 1). Diese verehren den dreimal heiligen Herrn, Gott, den Allmächtigen und die Ältesten verehren ihren Herrn und Gott als den Schöpfer aller Dinge.

Kapitel 5

Kapitel 5 bringt ein anderes Element, nämlich das versiegelte Buch in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron sitzt. Als Johannes weint, wird ihm geantwortet, dass der Löwe aus dem Stamm Juda überwunden hat, um das Buch der Ratschlüsse Gottes für diese Erde zu öffnen. Und als er schaut, sieht er ein Lamm wie geschlachtet, das die sieben Geister Gottes hat und das Buch nimmt. Die vier lebendigen Wesen und die Ältesten fallen nieder und ein neues Lied der Erlösung wird gesungen. Die Engel würdigen das Lamm mit lautem Ruf, ohne die Erlösung zu erwähnen. Dann würdigt anbetend jede Kreatur auf der ganzen Welt den, der auf dem Thron sitzt und das Lamm von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Kapitel 6

Das Buch von dem in Kapitel 5 gesprochen wurde, hat sieben Siegel, welche nacheinander geöffnet werden. Es ist ein Buch der Gerichte Gottes, die in Symbolen offenbart werden. Sechs der Siegel werden geöffnet, aber vor dem Öffnen des siebenten Siegels wird ein Kapitel (7) als Einschaltung eingeschoben. Es ist bemerkenswert, dass es bei den ersten sechs Siegeln keinen Hinweis auf Engel gibt. Vielmehr treten Pferde und ihre Reiter auf, welche nacheinander auf den Ruf der vier lebendigen Wesen hin hervorkommen. Die Pferde scheinen Mächte oder Gewalten auf der Erde zu repräsentieren und die Reiter solche, die sie kontrollieren oder beherrschen.

Erstes Siegel: Ein weißes Pferd und sein Reiter, der einen Bogen hat und dem eine Krone gegeben wird - er steht für weltweite Eroberung.

Zweites Siegel: Ein rotes Pferd und sein Reiter, welcher den Frieden von der Erde wegnimmt, sodass sie einander töten werden - er steht für die Geisel des Bürgerkrieges.

Drittes Siegel: Ein schwarzes Pferd und sein Reiter mit einer Waage - er steht für Hungersnot im Hinblick auf die Bedürfnisse des Lebens mit seinen Verwüstungen, aber es gibt ein beschränkendes Element in Form einer Stimme in ihrer Mitte.

Viertes Siegel: Ein fahles Pferd und sein Reiter, der mit schlimmen Plagen von Gott auf dem vierten Teil der Erde töten darf, dies kann die Zerstörung eines Kontinents sein.

Fünftes Siegel: Unter dem Altar sind die Seelen der Märtyrer zu sehen (besonders derjenigen, die während der ersten Hälfte von Daniels 70. Jahrwoche getötet wurden; vgl. Mt 24,9).

Sechstes Siegel: In den ersten vier Siegeln haben wir gewaltige, aber kontrollierte, Kräfte am Werk gesehen. Jetzt gibt es ein großes Erdbeben, wobei die Sonne, der Mond, und die Sterne betroffen sind. Dies weist wahrscheinlich auf den Abfall und die Auflösung der zivilen Ordnung hin, die von Gott eingesetzt worden ist. Es herrscht allgemeine Bestürzung und man wünscht sich den Tod, geängstigt durch das Wissen, dass der große Tag des Zornes des Lammes gekommen ist. Aber dies sind nur einleitende Gerichte.

Kapitel 7

Dieses Kapitel ist eingeschoben und beschreibt die Versiegelung einer vollkommenen Zahl aus den zwölf Stämmen - des Überrests Israels. Sie sind versiegelt für die Errettung (vgl. Rö 11,26). Eine große Menge aus allen Nationen steht ebenfalls vor dem Thron und bekundet Gott und dem Lamm ihre Erlösung. Johannes berichtet, dass sie aus der großen Drangsal kommen (womit aber nicht die Trübsal Jakobs gemeint ist, siehe Jer 30,7). Es gibt offensichtlich Seelen, die nach der gegenwärtigen Haushaltung der Versammlung errettet werden und das Christentum niemals gekannt haben mögen.

Kapitel 8

Durch das siebente Siegel werden die sieben Trompeten angekündigt, welche in ihrer Natur wie eine endgültige Aufforderung wirken. Die Gebete der Heiligen, die durch einen Engel werden, stehen im absoluten Kontrast zu den sieben Trompeten. Während diese wohlriechend vor Gott sind, bringen jene als Folge Gerichte über die Erde.

Erste Trompete: Der menschliche Wohlstand im dritten Teil des römischen Weltreiches wird zerstört.

Zweite Trompete: Ein großer brennender Berg fällt in das Meer - eine große irdische Kraft beeinflusst die Massen mit furchtbaren Auswirkungen, und der Handelsverkehr wird beeinträchtigt (Jer 51,25). Dies scheint mit dem Fall Babylons in Offenbarung 17 und 18 zusammenzuhängen.

Dritte Trompete: Ein großer Stern fällt vom Himmel - eine große Kraft von oben verdirbt die moralischen Hilfsquellen.

Vierte Trompete: Die regierenden Kräfte sind durcheinander und in Dunkelheit. Ein großer Adler sagt mit lauter Stimme: „Wehe, Wehe, Wehe" über die Menschen, welche die Erde zu Ihrer Heimat gemacht haben. Die Bühne der Gerichte in diesem Kapitel ist die westliche Welt.

Kapitel 9

Fünfte Trompete: Ein Stern - eine mächtige Person - fällt vom Himmel, worauf moralische Finsternis und satanischer Einfluss folgen. Scheinbar herrscht Gerechtigkeit, aber die Handelnden sind grausam, arglistig und hart. Dieses Gericht ist gegen die Israeliten gerichtet, die nicht das Siegel Gottes besitzen.

Sechste Trompete: Formen des Bosheit, werden unter der Führung Satans, der bisher im Nahen Osten in Schach gehalten wurde, losgelassen. Der dritte Teil der Menschen wird durch Plagen getötet. Hier ist wahrscheinlich ein moralischer Tod gemeint. Und die, welche nicht getötet werden, bereuen ihre Taten nicht. Die Erwähnung des Euphrat zeigt, dass die Gerichte in diesem Kapitel aus dem Nahen Osten hervorkommen.

Kapitel 10,1 bis 11,13

Kapitel 10 bis Kapitel 11 Vers 13 bildet eine Einschaltung vor der siebenten Trompete. Ein mächtiger Engel, der Beschreibung nach vermutlich Christus, setzt seine Füße auf das Meer und die Erde und ruft mit lauter Stimme, auf welche die Donner antworten. Er hat ein geöffnetes Buch in der Hand, welches auf das bekannte Gebiet der alttestamentlichen Prophetie hinweist. Der Engel erklärt, dass es keine Verzögerungsfrist mehr geben wird. Johannes isst wie befohlen das Buch; während er es süß findet, zu wissen, was Gott offenbart hat, ist es bitter, über seine Gerichte nachzudenken.

In Kapitel 11 wird Johannes gesagt, dass er den Tempel, den Altar und die, welche darin anbeten, messen soll. Dies alles steht nun im Mittelpunkt, der äußere Hof hingegen wird nicht berücksichtigt. Er steht für das jüdische Bekenntnis, das äußere System. Die heilige Stadt wird durch die Nationen 42 Monate lang mit Füßen getreten, was der zweiten Hälfte von Daniels 70. Jahrwoche entspricht. Die zwei Zeugen Gottes weissagen 1260 Tage lang, also in derselben halben Woche. Es geht jetzt um die Rechte Christi in Bezug auf diese Erde. Die Zeugen machen ihre Macht offenbar und schlagen die Erde mit Plagen. Das Tier (die römische Macht von Off 17,8) tötet die Zeugen und lässt sie unbegraben liegen, aber sie werden in den Himmel gerufen. Zur selben Zeit wird ein großer Umsturz auf der Erde geschehen.

Kapitel 11,14-18

Kapitel 11,14-18: Das zweite Wehe ist vergangen und das dritte Wehe kommt.

Die siebte Trompete: Das Weltreich des HERRN und seines Christus kommt. Die himmlischen Heerscharen danken dem Herrn, Gott, dem Allmächtigen, der seine große Macht demonstriert hat und nun regiert. Sein Zorn ist gekommen und damit die Zeit der Vergeltung. Die allgemeine Geschichte des Buches endet mit Vers 18. Es folgen einige Details, welche die volle Grundlage für das endgültige Ausgießen des Zornes Gottes, das Gericht der großen Hure und das Kommen Christi, um in Gerechtigkeit Krieg zu führen, zeigen. Die Zeit des Gerichts der Toten wird hier angekündigt.

Kapitel 11,19 bis 12,18

Mit dem Abschnitt von Kapitel 11,19 bis Kapitel 12 beginnt ein anderer Teil des Buches, der uns zurückführt bis zur Geburt Christi, bei der diese Entwicklung begann. Der Tempel Gottes im Himmel wird geöffnet, die Lade seines Bundes ist dort zu sehen, und auf der Erde toben Gerichte. Eine Frau (Israel) ist als Zeichen im Himmel zu sehen, und gebiert ein männliches Kind (Christus), den Satan sofort versucht zu verschlingen, aber das Kind wird zu Gott und seinem Thron geholt. Die Frau flieht in die Wüste und wird dort von Gott 1260 Tage - die zweite Hälfte der 70. Jahrwoche Daniels - versorgt. Im Himmel findet ein großer Kampf statt, der Teufel wird hinausgestoßen, was großen Jubel im Himmel hervorruft. Der Teufel gießt eine Flut (Menschen) nach der Frau aus, die aber durch irdische Organisationen des Menschen verschluckt wird. Er wird zornig über die Frau und versucht, mit dem frommen Überrest ihres Samens Krieg zu führen.

Kapitel 13

Das römische Imperium ist jetzt als ein Tier zu sehen, das aus dem Meer aufsteigt, welches die unorganisierten Massen der heidnischen Völker darstellt. Es bildet das zweite Element in der Dreifaltigkeit des Bösen und umfasst zehn Königreiche. Einer seiner Köpfe ist tödlich verwundet, was bedeutet, dass es in einer Epoche seiner Geschichte getötet worden ist, aber weiter lebte. Der Drache gibt dem Untier seine Macht und seinen Thron und große Autorität und es besteht 42 Monate, was abermals der zweiten Hälfte von Daniels 70. Jahrwoche entspricht. Das Tier lästert Gott, und die Bewohner der Erde verehren es. In Vers 11 sieht man, wie ein anderes Tier aus der Erde heraufsteigt. Dieses sieht aus wie ein Lamm, aber es spricht wie ein Drache. Es betrügt die ganze Erde und unterstützt die römische Macht, es wirkt Wunder, sodass das Bild des neu belebten Tieres verehrt wird (vgl. 2. Thes 2,3-10). Dies ist der Mensch der Sünde, der Antichrist. Die Nummer des römischen Tieres ist 666, deren Bedeutung in jenen Tagen klar werden wird. Wir haben somit die Dreifaltigkeit des Bösen, die sich gegen Gott und seinem Christus aufgestellt hat.

Kapitel 14

Kapitel 14 gibt einen Überblick über das, was Gott während der oben genannten bösen Handlungen tut. Das Lamm ist auf dem Berg Zion zu sehen und mit ihm die 144000, die das himmlische Lied lernen. Es folgt eine Reihe von Engeln: Einer von ihnen fliegt in der Mitte des Himmels, er hat das ewige Evangelium für alle Nationen und ruft „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre", weil die Stunde des Gerichts gekommen ist. Ein anderer kündigt den Fall Babylons an. Ein dritter warnt vor der Verehrung des Tieres oder dem Annehmen seines Zeichens. Eine Stimme vom Himmel kündigt Segen für die Toten dieser Zeit an, was durch den Geist bestätigt wird. Einer, gleich dem Sohn des Menschen, kommt auf einer Wolke, erntet die Erde, deren Ernte überreif ist. Die Weinlese der Erde wird durch einen anderen Engel durchgeführt, und die Weinkelter wird getreten, Blut kommt heraus und reicht 1600 Stadien weit, was der Größe Palästinas entspricht.

Kapitel 15 und 16

Die Kapitel 15 und 16 bilden einen weiteren Teil des Buches. Kapitel 15 zeigt die Glückseligkeit derer, die das Tier, sein Bild und seine Zahl überwunden haben und berichtet von ihrem Lied. Es zeigt ebenso das Herauskommen der sieben Engel aus dem Tempel der Hütte des Zeugnisses, welche die sieben Schalen des Zornes Gottes tragen.

In Kapitel 16 werden sie gebeten, hervorzutreten und die Schalen auszugießen. Dies unterscheidet sich offensichtlich von all dem, was vorher passiert ist.

  1. Die erste Schale bringt große Trübsal.
  2. Die zweite Schale bringt moralischen Tod auf das Meer - die Völker.
  3. Die dritte Schale wird auf die Flüsse und die Quellen ausgeschüttet - Wege und Quellen des Einflusses und der Handlungen.
  4. Die vierte Schale wird auf die Sonne, ein Bild von höchster Autorität, ausgegossen.
  5. Die fünfte Schale wird auf den Thron des Tieres ausgegossen, sein Königtum versinkt im Chaos.
  6. Die sechste Schale wird auf den großen Fluss Euphrat ausgegossen, wodurch der Weg für die östlichen Horden geöffnet wird. Eine Dreieinheit der bösen Geister geht aus, um die Könige der Erde zur Schlacht am großen Tag des allmächtigen Gottes in Harmagedon, ein Berg bei Megiddo, zu rufen (vgl. Ri 5).
  7. Die siebte Schale wird in die Luft ausgegossen. Es gibt ein beispiellose Zerschlagung von Gemeinschaften und ein Zerfall von imperialen Zentren. Gott erinnert sich an das große Babylon im Zorn. Unmittelbare Endgerichte fallen von Gott aus dem Himmel, haben aber nur Gotteslästerung bei den Menschen zur Folge.

Kapitel 17

Ein Gesicht über die große Hure, welche mit Jesabel (im Sendschreiben an Thyatira) gleichgesetzt werden kann. Der Beschreibung nach scheint sie das römisch-päpstliche System darzustellen. Einer der Engel der sieben letzten Plagen zeigt Johannes diese Frau. Sie ist zu sehen, wie sie auf dem Tier (dem wiedererstandenen römischen Reich) reitet, aber sie ist trunken von dem Blut der Heiligen und Märtyrer Jesu. In Vers 8 wird das Tier beschrieben, dass nach einer Periode der Nichtexistenz mit satanischer Macht wieder erscheint. Es wird von sieben Königen - Köpfe oder Regierungsformen - gesprochen, von denen fünf gefallen sind, eins existiert und eines noch kommen und nur eine kleine Zeit bleiben wird. Das Tier, die Endform, ist der achte, aber moralisch gesehen von den sieben; es wird vernichtet. Siehe Römisches Reich. Die Könige führen mit dem Lamm Krieg, aber er als der Herr der Herren und König der Könige überwältigt sie. Der Nutzen, den Gott aus der Macht der letzten Form des römischen Reiches zieht, ist die Zerstörung der Hure.

Kapitel 18

Kapitel 18 gibt die Klagen der verschiedenen menschlichen Klassen und Ordnungen über den Fall der großen und glänzenden Stadt, einer Darstellungsform der Hure, wieder.

Kapitel 19

Es ist Freude im Himmel darüber, dass das Gericht an der Hure vollzogen worden ist. Ihre Zeit ist vorbei und die Hochzeit des Lammes kommt und seine Braut ist bereit. Von Vers 11 bis Kapitel 20 Vers 3 wird in einem Gesicht gezeigt, wie der Herr seine Kriegsgerichte vollführt. Er sitzt auf einem weißen Pferd und seine Heiligen folgen ihm. Er kommt, um die Nationen zu schlagen. Er wird als der König der Könige und Herr der Herren offenbart. Das römische Tier und der Antichrist werden lebendig in den Feuersee geworfen.

Kapitel 20

Satan wird im Abgrund (was nicht dem Feuersee entspricht) für tausend Jahre gebunden. Throne werden aufgestellt und Gerichte werden von denen ausgeführt, die auf ihnen sitzen. Das sind die Seelen, die gepeinigt wurden (vgl. Off 6,9-11) und die während der Zeit des Tieres getötet wurden (vgl. Off 13,7.15-17). Solche werden erhöht zum Leben und werden mit dem Christus herrschen tausend Jahre (siehe Tausendjähriges Reich). Das ist die erste Auferstehung, aber der Rest der Toten, die Bösen, wird nicht auferweckt, bis die tausend Jahre abgelaufen sind. Nach diesem wird Satan für eine Zeit gelöst und verführt die Nationen. Sie kommen herauf mit dem Ziel, das Lager der Heiligen zu vernichten, aber Feuer kommt herab und verschlingt sie. Satan wird in den Feuersee geworfen. Die Toten stehen vor dem großen weißen Thron, um nach ihren Werken gerichtet zu werden (siehe Gericht). Der Tod und der Hades werden in den Feuersee geworfen. „Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde im Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen" (Off 20,15).

Kapitel 21

Die Verse 1-8 sprechen vom ewigen Zustand, wenn es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird. Die heilige Stadt, das neue Jerusalem, kommt aus dem Himmel herab als eine für ihren Mann geschmückte Braut. Der Titel „das Lamm" und alle ähnlichen Namen sind verschwunden: Gott ist alles in allem. In Vers 9 kehrt die Schilderung zurück, um einige Details in Bezug auf das 1000jährige Reich zu berichten. Einer der Engel, welcher die letzten sieben Plagen hervorrief, zeigt Johannes die Braut in der Herrlichkeit, welche als der Sitz des himmlischen Lichtes und der Herrschaft dargestellt wird. Die heilige Stadt kommt von Gott aus dem Himmel herab. Ihre Sicherheit ist hinter ihren hohen Mauern und Toren. Und die Tore tragen die Namen der zwölf Stämme Israels (vgl. Mt 19,28). Das Werk der zwölf Apostel wird anerkannt durch ihre Namen auf den Grundlagen der Stadt (vgl. Eph 2,20). Die Stadt glänzt mit göttlicher Herrlichkeit und beantwortet jedes Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Seine Herrlichkeit wird widergespiegelt, dargestellt durch den Bezug auf die kostbaren Steine. Der allmächtige Herr, Gott, der Allmächtige und das Lamm sind sein Tempel. Die Herrlichkeit Gottes beleuchtet die Stadt und das Lamm ist der Lichtträger. Nichts Böses kann hier hereinkommen - nur die, welche im Buch des Lebens des Lammes geschrieben stehen. Der Thron Gottes und des Lammes ist dort, von dem aus ein Fluss des Lebens entspringt.

Kapitel 22

In den Versen 1-5 ist der Baum des Lebens in der Stadt zu sehen. Er gibt seine Früchte und seine Blätter sind zur Heilung der Nationen. Die Diener des Lammes genießen seine Gegenwart und regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Verse 6-21 stellen eine Zusammenfassung des Buches dar. Der Engel erklärt die Wahrheit der Prophezeiungen. Jesus fügt hinzu, „Und siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!" (Off 22,7). Diese Worte werden nicht versiegelt, weil die Zeit nahe ist (vgl. Dan 12,4.9). Wenn das Zeugnis beendet ist, ist der Zustand des Menschen unabänderlich. Christus kommt mit seinen Belohnungen, um einem jeden entsprechend seiner Werke zu geben. Er ist das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende - der HERR. Die ihre Kleider gewaschen haben, essen von dem Baum des Lebens und haben das Recht, durch die Tore in die Stadt einzugehen. Die Besudelten und die Götzendiener befinden sich außerhalb.

Der Herr beendet das Buch und sagt einfach „Ich, Jesus" und spricht so eher persönlich als offiziell. Der Geist und die Braut ihrerseits sagen: „Komm!" und der, welcher es hört, ist ebenso eingeladen zu sagen: „Komm!". Es folgt ein Aufruf an die, welche durstig sind. Wer da will, soll das Wasser des Lebens umsonst nehmen. Eine ernste Warnung wird im Hinblick darauf ausgesprochen, dass die Weissagung unversehrt und vollständig erhalten bleiben soll. Die letzten Worte des Herrn selbst sind: „Ja, ich komme bald." Johannes antwortet darauf: „Amen, komm, Herr Jesus." Der abschließende Gruß lautet: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen."