Sollte das Brot, das beim Abendmahl verwendet wird, ohne Sauerteig gebacken werden?

Bibelstelle(n): 1. Korinther 5,8

Diese Frage ist schon wiederholt gestellt worden und beweist, wie mir scheint, die unausrottbare Neigung des Menschen, Geistliches in Fleischliches zu bringen, in rein äußerlichen Dingen Wichtiges zu suchen und darüber die wahre Bedeutung, das Wesen der Sache, aus dem Auge zu verlieren.

Die Schrift redet nie davon, wie das Brot beim Abendmahl beschaffen sein sollte. Sie sage nur: „ein Brot, ein Leib, sind wir, die Vielen“, und redet von dem „Brechen“ und dem „Essen“ dieses Brotes und der tiefen, sinnbildlichen Bedeutung dieser Handlungen. Über alle drei Punkte ist an anderer Stelle wiederholt ausführliche gesprochen worden. Wenn ferner der Apostel in 1. Korinther 5,8 sagt: „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“, so sind auch diese Worte selbstverständlich nicht in buchstäblichem Sinn aufzufassen, sondern wollen uns ermahnen, dem Vorbild, d.i. das Fest der ungesäuerten Brote, entsprechend unser ganzes Leben in heiliger Absonderung von allem Bösen zu verbringen. Auf die Handlung des Brotbrechens an und für sich oder gar auf die Beschaffenheit des dabei benutzten Brotes haben sie gar keinen Bezug.

Weiterhin könnte man einwenden: Der Herr selbst sagt aber doch im Blick auf das Brot: „Dies ist mein Leib“, also sollte das Sinnbild dem Vorbild möglichst gleichgestaltet sein: Sein Leib war ohne Sünde, darum sollte auch das Brot ohne Sauerteig sein, ja, nur ganz feines weißes Mehl (Speisopfer) sollte zu seiner Herstellung verwendet werden. Demgegenüber möchten wieder andere fragen: Aber wurde der Leib des Herrn nicht am Kreuz zur Sünde gemacht, mit unserer Schuld beladen, und hat Ihm nicht gerade so das Feuer des Gerichts gegen die Sünde hart getroffen? Man würde so vor lauter Überlegungen über Äußerlichkeiten unendlichen Schaden leiden und die innere, geistliche Bedeutung der Sache gänzlich verlieren. Lasst und deshalb weniger über solche Fragen reden und lieber dem Wort in 1. Korinther 11,28 gewissenhaftere Aufmerksamkeit schenken!

Dass der Herr bei der Einsetzung des Abendmahls ungesäuertes Brot benutzt hat, steht außer Frage (beim Passahmahl durfte ja kein anderes Brot gegessen werden), aber wir finden an keiner Stelle der Schrift eine Andeutung darüber, dass dieser Umstand für uns bedeutungsvoll wäre. Passt hier nicht auch wohl das Wort: „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“ (2. Kor 3,5b)?


Online seit dem 28.01.2008.