Warum befindet sich die Christenheit im Niedergang?

Wollen Sie mir bitte im Hinblick auf den allgemeinen Zustand der Christenheit den Grund des Niedergangs angeben?

Ihre Frage ist ein ernstes Signal, ein gellender Mahnruf, aufzuhorchen. Ihn überhören wäre Vermessenheit, Taubheit, Blindheit. Keine Frage, wir stehen am Rand eines Abgrundes, in den hineinzuschauen jedes einsichtige Herz nachdenklich machen muss. Man verstehe uns aber nicht falsch. Wir verkennen nicht all das Gute, was Gott in Seiner Gnade auch heute noch wirkt – ist doch die Schar der erlösten Seelen heute um ein vielfaches größer als zur Zeit der Apostel; die Werke der Mission und anderer Liebestätigkeit haben ein Ausmaß erreicht, wie es noch in keinem Jahrhundert der Fall war. Der Eifer vieler, das kostbare Evangelium der Gnade Gottes verlorenen Seelen nahe zu bringen, hat uns oft gerührt, dennoch - Niedergang allerorten! Mit Recht und Besorgnis fragen wir, was sind die Gründe, die tiefliegenden Ursachen des Niederganges und des Verfalls? Ohne Frage ist der Niedergang zeitbedingt.

An verschiedenen Stellen redet Gottes Wort in dem Sinn, dass die Endzeit eine böse Zeit sein und der Verfall fortschreiten würde (vgl. 1. Tim 4,1; 2. Tim 3,1.13; 1. Pet 4,17; Jud 17.18). In den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Offenbarung 2 und 3 kommt dies besonders zum Ausdruck. In Ephesus haben wir das Verlassen der ersten Liebe und in Laodicäa ist der Herr genötigt, die lau gewordene Christenheit auszuspeien aus Seinem heiligen Munde.

Das zeigt uns deutlich, wo der Niedergang seine tiefste Ursache hat: Das Christentum ist kein persönliches Verhältnis mehr zu Christus, man begnügt sich mit der äußeren Form, darum ist die Herzenszuneigung zum Herrn erkaltet und erstarrt. Das bedingt nicht nur einen sittlichen Verfall, man löst sich auch gleichzeitig von der Lehre des Christus (2. Joh 9), verbreitert den Weg und verwässert das Zeugnis. Dass auf solchem Boden nichts Ersprießliches wachsen kann, ist offenbar.

Geistlich gesinnte Herzen erkennen, dass wir uns gleichsam in einem brennenden Haus befinden. Es gilt also, nicht nur selbst hinauszugehen, sondern die Mitbewohner zu warnen und herauszureißen, selbst auf die Gefahr des eigenen Lebens hin. Retten wir mit Furcht, was noch zu retten ist! Unsere Hilfsquelle ist der Herr selbst. Er kann und will uns bewahren und je mehr das Gesamtzeugnis verfällt, gilt es, persönlich treu zu sein; denn aus dem Zeugnis des Einzelnen ergibt sich das Zeugnis der Gesamtheit. Lasst uns Vertrauen haben zu Dem, der "ohne Straucheln zu bewahren und uns vor Seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken" (Judas 24).


Online seit dem 26.09.2007.